Löschschaum bei Waldbrand?

5 Antworten

Die Anwendung von Schaum beim Waldbrand ist nicht wirklich zielführend.

Über dem Feuer abgeworfen hat der keine Wirkung sondern würde durch Thermik und Hitze zerstört. Vor dem Feuer angewandt macht auch nicht wirklich Sinn.

Warum? Nun schauen wir und Schaum mal an. Der besteht aus Wasser, ca. 1-3% Schaummittel (kannst du dir wie Spülmittel vorstellen und ist auch nicht wirklich anderes) und dem ca. 100 fachen an Luft.

Wenn du den vor dem Feuer aufbringst hat das Wasser genug Zeit zu verdunsten. Was übrig bleibt löscht nicht mehr.

Über dem Feuer abgeworfen ist das Problem noch größer. Selbst beim Abwurf von Wasser hast du das Problem das am Boden teilweise nichts mehr ankommt weil bereits verdunstet.

Das ganze Thema ist ziemlich komplex und hier nicht mal ansatzweise zu beantworten. Die Schaummittel sind auch nicht umsonst. Da kannst du mit Preisen von 1 bis 20 Euro pro Liter rechnen. Wenn du das auf den Bedarf rechnest kommt man auf eine stolze Summe. Grad bei der riesigen Brandfläche. Normales Wasser bekommst man in der Regel gratis.

"biologisch Abbaubar" ist auch so ein Thema. Zunächst bringst du erstmal eine Chemikalie in die Umwelt aus. Diese schädigt viele Lebewesen. Ob die Chemikalie dann mal irgendwann abgebaut wird ist für die Lebewesen erstmal völlig irrrelevant. Das kannst vergleichen mit einem Milchlaster der seine Ladung in einer Bach verliert, für die Fische ist das alles andere als lustig. Da kann die Milch noch so Bio sein.

Das Problem ist das der Mensch selbst an 95% der Waldbrände schuld ist. Hier muss angesetzt werden. Waldbrände müssen möglichst verhindert werden und wenn sie ausbrechen muss es möglich sein schnell und hart zuzuschlagen. Da liegen die Probleme aber auch die Potentiale. Das haben viele Verantwortliche aber nicht begriffen und basteln lieber an Lösungen, was wir machen wenn das Kind eh schon im Brunnen ist. Übrigens auch in Deutschland.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung

Viele Menschen, dass Schaum ein Löschmittel für besonders große Feuer ist. Das ist allerdings eine falsche Vermutung; Schaum ist primär ein Löschmittel für Feuer, die sich nicht so einfach mit Wasser löschen lassen.

Wasser löscht das Feuer, indem es ihm die Energie nimmt. Also ein einfacher Kühleffekt. Schaum hingegen löscht ein Feuer vor allem durch ersticken. Dabei verträgt der Schaum keine besonders hohen Temperaturen, weil die Schaumbläschen sonst vom Feuer einfach schneller zerstört werden, als dieses erstickt werden kann.

Um einen brennenden Busch mit Schaum richtig zu löschen, müsstest du ihn so mit Schaum überfluten, dass der Busch eine Weile komplett bedeckt ist. Das ist dann doch eher schwierig. Also eignet sich Schaum eher nicht als Löschmittel für stehende Vegetation. Was zu DDR-Zeiten manchmal gemacht wurde, war vor einem Lauffeuer den Boden mit Schaum zu bedecken, um das Bodenfeuer zu stoppen. Der Schaum bleibt ja eine Weile auf dem Boden liegen.

Aber dort, wo Waldbrände richtig gelöscht werden (was normalerweise eher nicht passiert, sondern das Feuer soll sich an Brandschneisen totlaufen), kommt als Löschmittel eigentlich nur Wasser zum Einsatz.

Diesem Wasser werden aber gerne kleine Mengen Schaummittel beigemischt - nicht um Schaum zu erzeugen (dafür bräuchte man die 10fache Menge), sondern um die Oberflächenspannung des Wassers zu senken. Das perlt nämlich gerne mal an porösen Oberflächen (z.B. angekokeltem Holz) ab und hat dann nur wenig Wirkung. Mit etwas Schaummittel und geringerer Oberflächenspannung zieht es besser in die Poren ein und kann dort besser kühlen.

Ist ein solcher Schaum biologisch abbaubar?

Es gibt biologisch abbaubare Schaummittel. Bis es abgebaut ist, hat das Schaummittel allerdings die gleiche schädliche Wirkung auf die Umwelt. Auch deshalb sollte man mit Schaummitteln in der Natur möglichst sparsam umgehen.

Ist der Schaum vorher pulverähnlich und wird in Verbindung mit Wasser aufgeschäumt?

Es ist eine Flüssigkeit. Stelle dir ein "flüssigeres" Spülmittel vor. Das Aufschäumen mit Luft geschieht normalerweise erst vorne am Ende des Schlauchs durch ein spezielles Schaumstrahlrohr.

Wenn nur die Oberflächenspannung des Wassers reduziert werden soll, kommen aber auch Seifenkartuschen zum Einsatz, was dann so aussieht wie eine große Kernseife vom Händewaschen.

Welche Möglichkeiten gibt es den „Schaum“ mit Wasser vermengt zu verteilen?

Solange er noch nicht aufgeschäumt ist, ganz normal durch die Wasserschläuche.

Nach dem Aufschäumen im Fall von Leichtschaum mit so einem dicken Schlauch (z.B. um einen Keller zu fluten, 10-15 m weit) und ansonsten kommt man mit dem Schaum genau so weit, wie er eben aus dem Strahlrohr heraus fliegt.

Gibt es einen solchen Schaum auch in der Funktion eines Baumschaumes, der nach Aussprühen noch aufquellt?

Nein, das sind komplett andere chemische Vorgänge.

Diese und noch ein paar andere Fragen habe ich mir gestellt, da es ja jährlich zu allerhand Großbränden kommt aber die Menschen stets machtlos sind etwas dagegen zu tun.

Das Problem bei Waldbränden ist die große Fläche und die große Menge an Löschmittel, die nötig wäre um die Feuer zu löschen. Nehmen wir einfach mal an, man könnte 1 m² Waldbrand mit 5 Litern Wasser löschen. KLingt wenig, oder? Bei einem 10 km langen und 1 km breiten Waldbrand reden wir dann aber schon über 5 mio. m² oder 25 mio. Liter (25.000 m³) Wasser. Das sind 1000 solche Tankwagen voll! Keine Chance, schon gar nicht in halbwegs kurzer Zeit. Darfst bitte auch nicht vergessen, dass solche Tanklastzüge normalerweise nicht in den Wald reinfahren können. Von den vielen Einsatzkräften, die man bräuchte und die es in den typischen "Waldbrandregionen" normalerweise nicht gibt, einmal ganz abgesehen. Außerdem kann sich so ein Feuer im Wind sehr schnell vorwärts bewegen, durchaus schneller als 10 km/h!

Deshalb versucht man gar nicht erst, so einen Walsbrand zu löschen. Sondern man verwendet Brandschneisen (idealerweise schon vorhanden, ansonsten eben schnell herstellen), an denen das Feuer mangels brennbarem Material nicht mehr vorwärts kommt. So eine Brandschneise muss allerdings auch verteidigt werden, weil ständig brennende Äste oder kleine Büsche darüber hinweg fliegen und auf der anderen Seite schnell gelöscht werden müssen. Zu diesem Zweck werden übrigens auch die Löschflugzeuge eingesetzt; in einen komplett brennenden Wald hinein geworfen, wären die paar tausend Liter vollkommen nutzlos.

Dadurch sieht es allgemein aus, als könnte die Feuerwehr den Waldbrand nicht löschen. Sie versucht es gar nicht erst! Sondern man verhindert nur, dass sich das Feuer ausbreitet.

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Bedenke bitte auch, dass wir in Deutschland keine mediterrane Waldbrandregion sind. Bei uns gibt es in jedem Landkreis 10-20x so viele Löschfahrzeuge und Einsatzkräfte als in Frankreich, Italien, Spanien, Griechenland oder sonst wo. Und wir haben nicht diese bergigen, unwegsamen, ausgetrockneten Wälder wo zwischen zwei Waldwegen auch mal 10 km ohne Weg liegen. Deshalb weren bei uns in Deutschland keine solchen Taktiken angewandt wie im Mittelmeerraum. Bei uns wird ein kleines Buschfeuerchen mitten im Wald ja schier mit Löschfahrzeugen überfahren.

Nomex64  02.08.2021, 16:21
Bedenke bitte auch, dass wir in Deutschland keine mediterrane Waldbrandregion sind.

Allerdings haben wir auch in Deutschland Waldgebiete der Waldbrandgefahrenklasse A1, so wie in Portugal, Spanien oder Griechenland. Das ist z.B. der gesamte Süden Brandenburgs sowie Teile von Sachsen und Sachsen-Anhalt bis nach Niedersachen hinein. Zum Glück mit anderer Topographie und besserer Infrastruktur.

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Das man Schaum einsätzt, wäre mir neu.

Was es jedoch gibt, sind "Netzmittel" welche dem Wasser zugemischt werden, damit die Löschwirkung von Wasser verbessert wird, indem z. B. Die Oberflächenspannung zerstört wird und das Wasser somit leicht in das Material eindringen kann.

Ansonsten ist es viel Handarbeit, indem man das brennbare Material entfernt.

Ansonsten gibt es noch Löschflugzeuge und - Helikopter, welche halt das Wasser nutzen, was halt gerade zur Verfügung steht.

 jährlich zu allerhand Großbränden kommt aber die Menschen stets machtlos sind etwas dagegen zu tun

Nein, ist man nicht. Die Länder müssten nur mal anständig in den Brandschutz investieren und sich genügend Löschflugzeuge anschaffen. 50 Stück in ganz Europa würden gemütlich langen.

RedPanther  02.08.2021, 15:21
Das man Schaum einsätzt, wäre mir neu.
Was es jedoch gibt, sind "Netzmittel" welche dem Wasser zugemischt werden

Diese Netzmittel sind üblicherweise normale Schaummittel, nur in geringerer Zumischung und ohne es mit Luft zu vermischen.

Die Länder müssten nur mal anständig in den Brandschutz investieren und sich genügend Löschflugzeuge anschaffen. 50 Stück in ganz Europa würden gemütlich langen.

Hier verliert deine Antwort allerdings den Bezug zu den realen Begebenheiten.

Jawohl, der typische Deutsche kann nicht akzeptieren, dass die wetvolle Wirtschaftsfläche Wald auch mal abbrennt und dass es keine technischen Wundermittel gibt. Deshalb schreit er nach Löschflugzeugen und vergisst vollkommen, vorher bei den Feuerwehren, die seit Jahrzehnten Übung im Umgang mit großen Waldbränden haben, mal nachzufragen was so ein Löschflugzeug überhaupt kann.

Würde der typische Deutsche mal in Frankreich, Spanien, Griechenland o.ä. nachfragen, bekäme er die Antwort, dass mehr Manpower eine tolle Sache wäre und die Infrastruktur besser sein müsste... und dass Löschflugzeuge zwar ganz nett und im Bergland auch mal das einzige Mittel sind, um ein Überspringen einer Brandschneise zu verhindern. Aber niemand dort würde behaupten, dass die Probleme mit ein paar mehr Löschflugzeugen zu lösen wären.

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Nomex64  02.08.2021, 15:56
@RedPanther
Deshalb schreit er nach Löschflugzeugen und vergisst vollkommen, vorher bei den Feuerwehren, die seit Jahrzehnten Übung im Umgang mit großen Waldbränden haben, mal nachzufragen was so ein Löschflugzeug überhaupt kann.

Das sehe ich komplett anders. Warum? Weil ich aus Südbrandenburg komme und weil ich in den 80er und 90er Jahren noch erlebt habe was Löschflugzeuge können.

Natürlich löschen Flugzeuge keine Waldbrände. Sie sind aber eine gute Waffe um dem Feuer die Kraft zu nehmen, somit Löscharbeiten durch Bodenmannschaften überhaupt erst zu ermöglichen.

In Australien machen die Luftfahrzeuge genau das. Deren Vorgabe ist es in 15 min jeden Brand im Umkreis von 50 km zu erreichen. Somit wird ein schneller und harter Schlag gesetzt.

In Deutschland gibt es leider eine Vielzahl von selbsternannten Experten, von denen keiner je Löschflugzeuge erlebt hat, die genau das verhindern. Hier setzt man auf Helis die irgendwann, nach Stunden oder Tagen, eingesetzt werden. Dann wenn die Messen längst gesungen sind. In Amerika nennt man sowas bezeichnender Weise CNN-Drops.

Schweden hat es im Vorjahr mal mit 2 Maschinen (AT-802) versucht und dieses Jahr noch zwei dazu bestellt. Warum wohl? Ich wünschte mir wir würden es einfach auch mal probieren. Aber wir haben zu viele Bedenkenträger und zu wenig Macher.

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RedPanther  02.08.2021, 16:37
@Nomex64

Gut, ich gebe zu dass ich bei Löschflugzeugen vor allem an die Canadair denke ;)

Beim Agrarflugzeug sehe ich die Schwierigkeit, ein geeignetes Flugfeld zu finden und sie dort aufzutanken. Klar haben wir viele kleine Sonderlandeplätze, allerdings liegen auch die im Zweifel zu weit entfernt. Und klar kann man auch eine Wiese am Straßenrand nehmen, aber wo findest du bitte mal mehrere hundert Meter durchgehende Wiese an einer geeigneten Wasserqelle? Pendelverkehr mit TLF zum Flugfeld dürfte auch nicht zielführend sein.

Klar, ich lass mich gerne überzeugen dass es gut ist. Finde doch mal jemanden in D, der sowas beauftragt und auch bezahlt ;)

Dass das mit den Hubschraubern nichts nützt, so wie es bei uns gemacht wird, ist klar. Das sehe ich allerdings nicht als immanenten Fehler des Hubschraubereinsatzes, sondern an den Umständen in Deutschland - wo z.B. die Bundeswehr ja irgendwie auch bei sowas helfen soll, aber damit planen will man ja eig auch nicht weil's Geld kosten könnte, dann hat man's in 10 Jahren nach Auslieferung nicht geschafft, das neue Hubschraubermodell planmäßig zum Laufen zu bringen...

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Nomex64  02.08.2021, 17:24
@RedPanther
ich gebe zu dass ich bei Löschflugzeugen vor allem an die Canadair

Den Fehler machen leider Viele, zu Viele.

Wenn ich an Löschflugzeuge für Europa denke fallen mir eher AT-802 oder Thrush 510G ein. Australien z.B. hat nicht eine Canadair, dafür aber 44 AT-802 bzw. AT-802F Fireboss.

Das mit den Flugplätzen sehe ich nicht so problematisch. Wenn man sich die vielen Segelflugplätze anschaut ist Deutschland schon recht gut bestückt. Dazu ließen sich viele Agrarflugplätze sicher wieder reaktivieren. Ein Teil verfügt schon über Möglichkeiten Löschwasser zu bekommen. Für den Rest tut es eine Dorffeuerwehr mit der TS und ein paar Bauern mit Wasserfässern. Alles nur eine Frage der Organisation. Da könnte man ja auf die TGL 39 318-02 der DDR zurück greifen. ;)

Was das Geld betrifft. Brandenburg will sich mit 32 Mio. an zwei Helis der Bundespolizei beteiligen. Das eine AT-802 nur ca. 2 Mio. kostet hat dort vermutlich niemand mal durchgerechnet. Das man die Teile für die Saison auch leasen kann, wie es übrigens Schweden macht, darüber denke ich lieber nicht nach.

Und Helis von BPol oder BW. Da fällt mir immer wieder die Aussage der Pressesprecherin der Fliegerstaffel BPol in einem Telefonat ein: "Wenn wir angefordert werden, dann schauen wir mal was wir machen können. Ob wir kommen hängt von der konkreten Situation ab". Ähnliches hört man auch von der Bundeswehr.

Über das Thema könnte man stundenlang diskutieren. Aber so lange es in Deutschland "Experten" gibt die das verhindern wird sich eh nix ändern. Hier hat es Niemanden dermal den Eier in der Hose hat und sagt "wir probieren das jetzt mal aus".

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fubar1871  02.08.2021, 18:45
@Nomex64
ich gebe zu dass ich bei Löschflugzeugen vor allem an die Canadair
Den Fehler machen leider Viele, zu Viele.

Ich hänge jetzt einfach mal mein Kommentar hinten dran.

Mir ging es darum, dass man mit Löschflugzeugen relativ schnell in diese Gegenden kommt und den brand auch schon im "kleinen" bekämpfen kann, was mit genügend Löschflugzeugen, welche über Europa verteilt sind, funktionieren würde.

Auch kann man dann welche verlegen um bei größeren Bränden zu unterstützen.

Und zur Canadair, wenn ich mich nicht täusche, dann kann die sich auch auf dem Meer wieder auffüllen (bitte korrigiert mich, wenn ich da falsch liege) und wenn man nach Griechenland, Italien oder Spanien schaut, dann hat man da überall (im Großteil der gefährdeten Gebiete) verdammt viel Meer drum herum, wo man diese Flugzeug wieder auffüllen kann. Und fürs auftanken, kann man Tanker entwickeln/anschaffen, mit der man auch Treibstoff herbekommt. Und wenn es schnell gehen muss, dann geht da auch Salzwasser, bevor wieder hunderte von Menschen in den Flammen sterben.

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Dann sind wahrscheinlich extrem große Mengen an Löschschaum erforderlich. Dabei müsste jeder Baum einzeln mit Schaum bedeckt werden.

Es wäre mir neu das die Löschschaum ausgeben.

Normal benutzen die Wasser, der mit speziellen Chemikalien angereichert ist.

Ob der biologisch abbaubar ist, weiß ich jetzt aber nicht.