Lieben Kinder ihre Eltern immer zwangsweise?

15 Antworten

Erziehungswissenschaflich betrachtet ist das immer der Regelfall von der Bildung einer Mutter/Vater(Eltern)-Kind Bindung im Kleinkindalter, die schon während der Schwangerschaft beginnt und ca. bis zum ersten Lebensjahr anhält.. Der neudeutsche Begriff hierzu ist "Bonding" (engl. Verbindung). Dazu gibt es viele Studien, vor allem auch aus der Frühphase der Psychoanalyse oder auch Entwicklungspsychologie. Ein aktueller Artikel ist z.B. hier: https://www.mhh.de/presse-news/bonding-nach-der-geburt oder Bowlby https://www.erzieherkanal.de/bindungstheorie-john-bowlby.

Das andere Extrem der Vernachlässigung in frühen Jahren ist die sog. Hospitalismusforschung, die nicht nur auf Kliniken und Kinderheime beschränkt ist. https://www.planet-wissen.de/gesellschaft/psychologie/hospitalismus-100.html

Der Begriff "zwangsweise" wäre zu negativ. Bindung ist essentiell für das Wachsen und die Entwicklung des Kindes.

Woher ich das weiß:Berufserfahrung
marymarella 
Fragesteller
 17.02.2024, 16:39

Also lieben Kinder ihre Eltern jetzt bedingungslos? Zumindest bis zu einem gewissen Alter?

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marymarella 
Fragesteller
 17.02.2024, 16:48
@Stoffel977

Korrektur: lieben Kinder ihre Eltern trotz Misshandlung bis zu einem gewissen Alter immer?

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Stoffel977  17.02.2024, 16:52
@marymarella

Das kann man pauschal nicht so beantworten. Bis kindliche Liebe "zerbricht" muss schon viel passieren. Ich habe viele Kinder erlebt, die trotz Misshandlung zu ihren Eltern bis zuletzt standen. Das Verhältmis zu den Eltern wird allerdings mit zunehmenden Alter rationaler, je nachdem wie die Sozialisation in der Familie weitergeht.

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Stoffel977  17.02.2024, 16:56
@marymarella

Bitte schön. Es gibt ein schönes Buch von Horst Eberhard Richter: "Eltern Kind Neurose", da werden unterschiedliche Beziehungsmuster innerhalb der Familie aufgezeigt.

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twinax  28.03.2024, 08:55
@marymarella

Nein, ganz bestimmt nicht! - Ich wurde als Kind psychsich und physisch sehr schlimm mißhandelt ud habe deshalb meine Eltern gehaßt.

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An sich als Urvertrauen ja, immerhin muss sich ein Baby drauf verlassen dass sich jemand kümmert, sonst hat es keine Überlebenschance. Daher lächeln Babys in bestimmten Altern auch fast jeden Menschen an, um Beziehungen aufzubauen und die Überlebenchance zu erhöhen.

Dazu sind die Eltern meist die ersten und engsten Bezugspersonen.

Es gibt genug, denen schlimmes wiederfahren ist, die ihre Eltern dafür hassen aber trotzdem irgendwo auch lieben. Diese leiden meisten mehr, als die die es schaffen diese evoolutionäre Bindung irgendwie zu brechen und nur noch zu hassen oder z.B. Gleichgültigkeit zu spüren.

Selbst wenn Eltern das Kind schlecht behandeln, kümmern sie sich teils ja trotzdem z.B. durch Verpflegung um sie, das Gehirn findet also trotzdem diese "gehört zu mir und macht was gutes" Strukturen, nach denen es sucht. Oder manche die z.B. austrasten entschuldigen sich hinterher, was die Kinder in emotinale Bedrängung bringt zw. Wut und Nachsicht.

Aber nein, nicht alle Kinder lieben die Eltern bis zum Ende gerade, wenn sie älter werden. Manche schaffen es sich davon zu lösen, andere wünschten es tun zu können um final abzuschließen.

Unsere Biologie hat das schon so eingerichtet, dass wir unsere Kinder tendenziell lieben und beschützen wollen. Verantwortlich sind dabei grosse Ausschüttungen von Oxytocin (auch als "Bindungshormon" bezeichnet) bei der Geburt und beim Stillen, aber auch einfach vom Im-Arm-Halten.

Dazu kommt, dass Babys so aussehen, dass bei Erwachsenen ein Beschützerinstinkt ausgelöst wird. Das Aussehen wird als "Kindchenschema" bezeichnet.

Doch Eltern sein ist sehr, sehr stressig und kann auch zu Überforderung führen. Dazu kommen eigene leidvolle Erfahrungen oder auch falsche Vorstellungen darüber, wie man mit einem Kind umgehen soll.

Kinder sind zu einem gewissen Grad abhängig von ihren Eltern. Sie können nicht einfach weglaufen, wenn sie geschlagen werden. Trotz allem Leid ist ihr Zuhause ihr Zufluchtsort, auch wenn es nur ihr Zimmer ist, in dem sie sich verkriechen können.

Kinder werden in der Regel ja auch nicht gleich täglich geschlagen. Es passiert ab und zu, dazwischen kann das Familienleben ja soweit in Ordnung sein, dass es eben für das Kind trotzdem ein wichtiger Halt ist - und bevor es wegläuft, braucht es ja eine Alternative.

Aber eine solche Alternative steht meistens frühestens im Jugendalter zur Verfügung. Aber selbst im Erwachsenenalter kann es noch schwer sein, sich von den Eltern zu lösen, weil vielleicht das Kind auch grübelt, warum seine Eltern nicht besser zu ihm waren und immer noch hofft, dass die Beziehung sich verbessert.

Es kann lange dauern, bis sie diese Hoffnung aufgeben. Aber natürlich ist das auch individuell. Manche verabschieden sich auch schon als Kind innerlich von ihren Eltern.

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung

Ja, das ist genetisch so vorgesehen. Der Sozialstaat ist eine sehr neue und leider nur recht kurze Erscheinung. Das Kind tut gut daran, an seinen Eltern festzuhalten. Und leider hat es ein misshandeltes Kind zu Hause noch immer am besten. Ein Kind, dass im Familienumfeld nur Hass und Gewalt erfährt, wird dies ziemlich sicher auch überall sonst tun, jedoch in stärkerem Ausmaß.

Woher ich das weiß:Recherche
marymarella 
Fragesteller
 18.02.2024, 19:20

Und es hat es dort am besten, weil es seine Eltern trotz allem liebt, richtig?

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AndreasKandel  18.02.2024, 19:30
@marymarella

Auf evolutionärer Ebene würde ich nicht mit Liebe argumentieren. Sie haben einen gewichtigen Grund: die Weitergabe ihrer Gene. Andere haben das nicht, im Gegenteil. Die Kinder Anderer konkurrieren mit einem selbst oder mit dem eigenen Nachwuchs um knappe Ressourcen. Da wird jede Chance ergriffen, um den anderen zu schwächen.

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Ich liebe meine Eltern nicht. Ich hasse sie auch nicht, sie sind mir schlichtweg egal

Ich weiß gar nicht wann ich das letzte Mal Mama gesagt hab, das hat schon sehr früh bei mir aufgehört