Lichtgeschwindigkeit mit der Formel E=0,5mv^2?

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Vom Fragesteller als hilfreich ausgezeichnet

Hallo Luis1Luis,

was Du meinst, ist nicht die potentielle, sondern die kinetische Energie Eₖ. Die aus der NEWTONschen Mechanik (NM) bekannte Formel ist allerdings nur als Näherung für den NEWTONschen Grenzfall v << c (sprich: das Tempo*) ist klein im Vergleich zu c) gültig, denn

  • jede Energie (einschließlich kinetischer Energie) "wiegt was" und
  • Masse ist nichts anderes als "kondensierte" Energie; die Masse eines Körpers oder Teilchens ist bis auf einen konstanten Faktor (nämlich c²) identisch mit seiner Ruheenergie E₀ = mc², die

Die Gesamtenergie eines kräftefelreien, mit v = β∙c bewegten Körpers der Masse m, ist

(1) E₀ + Eₖ = E₀∙γ := mc²/√{1 − β²};

Im NEWTONschen Grenzfall β << 1 lassen sich zwei Näherungen ins Feld führen:

  • √{1 ± x} ≈ 1 ± ½x für x << 1
  • 1/(1 ± x) ≈ 1∓ x für x << 1

Damit wird (1) zu

(2) E₀ + Eₖ ≈ mc²(1 + ½β²) = mc² + ½mv².

Man kann allerdings (1) auch nach β bzw. v umstellen und erhält

(3.1) β = √{1 − E₀²/(E₀ + Eₖ)²}.

oder auch

(3.2) v = c√{1 − E₀²/(E₀ + Eₖ)²}.

Dies bedeutet zweierlei:

  • (Erst) wenn ein Körper oder Teilchen mit Ruheenergie eine kinetische Energie Eₖ >> E₀ hat, ist sein Tempo von c kaum mehr unterscheidbar.
  • Ein Teilchen ohne Ruheenergie (z.B. ein Photon) kann sich überhaupt nur mit c bewegen.

Eine weitere allgemeingültige Gleichung setzt die Energie eines Körpers oder Teilchens mit seinem Impuls p› in Beziehung:

(4) E₀²⁄c² = (E₀² + Eₖ)²⁄c² − ‹p∙p›.

Tatsächlich ist das so eine Art abgewandelter Satz des PYTHAGORAS für den raumzeitlichen Impuls oder Viererimpuls

(5) ((E₀ + Eₖ)⁄c | p›) = (E⁄c | px | py | pz),

wobei E = E₀ + Eₖ ist. E₀⁄c = m∙c ist quasi der "Betrag" dieses Viererimpulses.

Bild zum Beitrag

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*) Im Englischen unterscheidet man zwischen velocity und speed; Ersteres ist eine Vektorgröße, eine Größe v›= (vx | vy | vz) mit Richtung, letzteres ist deren Betrag ⎜v›⎟ = √{‹v∙v›} = √{vx² + vy² + vz²}; im Deutschen lässt sich das Wort mit Tempo wiedergeben. Dabei ist ‹v∙v› = vx² + vy² + vz² das Skalarprodukt von v› mit sich selbst.

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung – + Auseinandersetzung mit Gegnern der RT
 - (Energie, Formel, Licht)
Luis1Luis 
Fragesteller
 07.05.2023, 12:05

Danke für diese Ausführliche Antwort 😅 Das muss ich jetzt erstmal alles verstehen.

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Luis1Luis 
Fragesteller
 07.05.2023, 13:08
@SlowPhil

Ich verstehe nicht ganz für was y und ß steht.

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SlowPhil  07.05.2023, 13:31
@Luis1Luis

Das sind einfach Abkürzungen. β ("beta", 2. griechischer Buchstabe) steht für das Verhältnis zwischen dem Tempo v und dem Lichttempo c. γ ("gamma", 3. gr. Buchstabe) heißt auch der LORENTZ- Faktor, der das Verhältnis zwischen Gesamtenergie und Ruheenergie, aber die sogenannte Zeitdilatation (das Wort ist irreführend) beschreibt.

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Luis1Luis 
Fragesteller
 07.05.2023, 19:49
@SlowPhil

Ja ich glaube jetzt hab ich das ganze Verstanden. Danke für die Ausführliche Erklärung.

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SlowPhil  07.05.2023, 21:52
@Luis1Luis

Auch das mit dem Viererimpuls? Ich habe vielfach das Gefühl, dass viele Menschen Schwierigkeiten mit dem Konzept der Raumzeit haben.

Dabei könnte man problemlos auch schon von der Raumzeit reden, ehe man überhaupt zur SRT übergeht.

Nein, mehr noch: Schon durch GALILEIs Relativitätsprinzip gibt es Raum nicht als eigenständige Struktur.

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SlowPhil  08.05.2023, 10:09

Vielen Dank für den Stern!

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Ab ca. 20% c musst du relativistisch rechnen, d.h. dass 1/2 m v^2 dort nicht mehr gilt.

Google hilft, die richtigen Formeln zu finden und mit diesen kommt dann auch unendlich raus.

Luis1Luis 
Fragesteller
 07.05.2023, 08:17

Danke

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Weil diese Formel nur für Geschwindigkeiten gilt, die klein gegen die Lichtgeschwindigkeit sind.

Die sogenannte Lichtgeschwindigkeit ist die Geschwindigkeit, mit der Realität sich ausbreitet. Nichts was Ruhemasse* hat kann diese Geschwindigkeit erreichen, und nur weil Photonen keine Ruhemasse haben, haben sie diese Geschwindigkeit, daher der Name.

Der Name kommt auch daher, dass man früher glaubte, das Licht brauche ein Medium, in dem sich elektromagnetische Wellen ausbreiten (so wie Schallwellen in Luft), den sog. Äther. Die Frage, woran dieser Äther räumlich festgemacht sei, führte zum Michelson-Morley Experiment, bei dem eigentlich erwartet wurde, dass mit der Geschwindigkeit der Erde durch den Äther unterschiedliche Geschwindigkeiten des Lichts in unterschiedliche Richtungen gemessen würden. Überraschung: kein Unterschied, also kein Äther (es sei denn er würde zufällig ausgerechnet an der Erde festgemacht sein). Daraus geht nicht nur hervor, dass es keinen Äther gibt, sondern dass diese Geschwindigkeit eine in allen Inertialsystemen gleiche Naturkonstante und damit nicht überholbar ist, denn wenn man versucht den Strahl einer Taschenlampe mit dem Auto zu überholen, ist er relativ zum Auto genauso schnell wie relativ zur Taschenlampe.

Erst hier setzt die spezielle Relativitätstheorie an, die mit recht einfacher Mathematik (Lorentz-Transformationen) darlegt, was das für Auswirkungen auf Zeiten und Längen (und auch die kinetische Energie*) in bewegten Systemen hat.

*) Kinetische Energie von Objekten mit Ruhemasse enthält einen Term der Lorentz-Transformation wie Zeiten und Längen. Wenn man ein Fahrzeug in die Nähe der Lichtgeschwindigkeit beschleunigt, geht mit wachsender Geschwindigkeit ein immer größerer Anteil der zugeführten Energie in immer weniger Geschwindigkeitszuwachs und lässt für den äußeren Beobachter das Fahrzeug immer träger erscheinen - die Lichtgeschwindigkeit wird nie erreicht.

Luis1Luis 
Fragesteller
 07.05.2023, 08:17

Vielen Dank für die Antwort

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...wenn es sich so theoretisch berechnen lässt?

lässt es sich aber nicht.

Es gibt ja eine Formel zur Berechnung der Potenziellen Energie (E=0,5mv^2).

das ist die formel der kinetischen energie in der Newtonschen mechanik. wir wissen aber dass die nicht korrekt ist, sondern nur eine näherung, gültig für geschwindigkeiten viel kleiner als die lichtgeschwindigkeit.

die korrekte formel für die kinetische energie eines objekts mit masse m>0 und geschwindigkeit v lautet:



Woher ich das weiß:Berufserfahrung – Physiker (Teilchenphysik)

Diese Formel von dir gilt nur für Ruhemassen. Photonen aber haben keine Ruhemasse (weil sie quasi nie in Ruhe sein können), nur eine relativistische Masse (bewegte Masse), die aber letztlich nur eine Energieform darstellt.

SlowPhil  07.05.2023, 12:03

Sie gilt für Teilchen mit Ruheenergie auch nur, wenn die kinetische Energie klein im Vergleich zur Ruheenergie ist.

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