Leibniz Zitat?

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Ja, Leibniz vertritt den Standpunkt einer Existenz angeborener/eingeborener Ideen (lateinisch: ideae innatae; französisch: idées innées). Er meint an der Textstelle, es könne nicht gut bestritten/geleugnet werden, dass es im menschlichen Geist angeborene Ideen gebe.

Gottfried Wilhelm Leibniz, Nouveaux Essais sur L’entendement humain (1704; Neue Abhandlungen über den menschlichen Verstand), liefert in dem anschließenden Satz der Vorrede eine ergänzende Begründung dafür, zu sagen, dass diese Ideen und alles, was von ihnen abhängt, den Menschen eingeboren sind.

Leibniz hat gegen die Auffassung Stellung bezogen, der menschliche Verstand sei ursprünglich wie eine tabua rasa (eine abgeschabte Tafel, ein leeres und zur Aufnahme bereites unbeschriebenes Blatt). Ein erkenntnistheoretischer bloßer Empirismus (z. B. John Locke) hatte behauptet, im menschlichen Verstand sei urprünglich nichts enthalten und erst durch Erfahrung mittels der Sinne komme etwas hinein. Leibniz erklärt dazu entgegengesetzt, es gebe im menschlichen Verstand etwas Angeborenes, das der Erfahrung vorausliegt.

John Locke, An essay concerning humane understanding (1689/1690; „Ein Versuch über den menschlichen Verstand“) vertritt in der Erkenntnistheorie einen Empirismus.

Bei der Entstehung von Erkenntnissen sind nach seiner Auffassung grundlegend beteiligt:

  • Sinneseindrücke
  • Verarbeitung der bloßen Eindrücke durch eine aktive, Sinneseindrücke ordnende und bestimmte Vorstellungen erzeugende Fähigkeit, deren Wirksamkeit beobachtet werden kann

John Locke führt das Entstehen von Erkenntnissen auf Erfahrung zurück, nämlich auf Sinneswahrnehmung (äußere Erfahrung) und Wahrnehmung der Tätigkeiten/Operationen des Geistes/des Verstandes bei deren Verarbeitung (innere Erfahrung): Äußere Erfahrung beruht auf Sinnesempfindung (englisch: sensation) und innere Erfahrung auf Selbstbeobachtung (englisch: reflection). Als Selbstbeobachtung englisch: (reflection) bezeichnet Locke nicht nur das Nachdenken über geistige Tätigkeiten/Tätigkeiten des Verstandes, sondern schon das bloße Bewußtsein von ihnen, und nicht nur die Wahrnehmung von Tätigkeiten, sondern auch die Wahrnehmung von Zuständen, die solche Tätigkeiten begleiten.

Gottfried Wilhelm Leibniz erläutert seine Auffassung über angeborene Ideen. Sie sind nicht immer bewusst und fertig ausgebildet. Er nennt einen Vergleich mit einem Stück Marmor mit Adern im Gestein, durch die der Möglichkeit nach die Gestalt des Herkules angelegt ist, zur Schaffung einer Herkules-Figur diese aber noch aus dem Marmor auszuarbeiten ist. Leibniz, versteht also die angeborenen Ideen nicht als von Anfang an fertig ausgebildete Erkenntnisse, sondern potentielle (mögliche) Erkenntnisse.  

Gottfried Wilhelm Leibniz, Philosophische Werke : in vier Bänden. In der Zusammenstellung von Ernst Cassirer. Band 3: Neue Abhandlungen über den menschlichen Verstand. Übersetzt, mit Einleitung und Anmerrkungen versehen von Ernst Cassirer. Neuausgabe. Hamburg : Meiner, 1996 (Philosophische Bibliothek ; Band 498), S. 7 – 8:

„Nun ist aber die Reflexion nichts anderes als die Aufmerksamkeit auf das, was in uns ist; und die Sinne geben uns das nicht, was wir schon in uns tragen. Ist dies so, kann man dann leugnen, daß es in unserem Geiste viel Angeborenes gebe, weil wir sozusagen uns selbst angeboren sind, und daß es in uns Sein, Einheit, Substanz, Dauer, Veränderung, Tätigkeit, Vorstellung, Lust und tausend andere Gegenstände unserer intellektuellen Ideen gibt? Da diese Gegenstände unmittelbar zu unserem Verstande gehören und ihm stets gegenwärtig sind (obgleich wir uns infolge mannigfacher Bedürfnisse, die uns ablenken, ihrer nicht immer bewußt sind), so kann man sich nicht wundern, wenn wir sagen, daß diese Ideen und alles, was von ihnen abhängt, uns eingeboren ist. Daher habe ich lieber den Vergleich mit einem Stück Marmor gebraucht, das Adern hat, als den mit einem ganz einartigen Marmorstücke oder einer leeren Tafel, wie sie die Philosophen unter ihrer tabula rasa verstehen. Denn wenn die Seele dieser leeren Tafel gliche, so würden die Wahrheiten in uns enthalten sein, wie die Figur des Herkules im Marmor, vorausgesetzt, daß dieses Stück Marmor vollständig gleichgültig dagegen ist, ob es diese oder irgendeine andere Gestalt erhält. Gäbe es aber in dem Stein Adern, welche die Gestalt des Herkules eher als irgendeine andere Gestalt anzeigten, so würde dieser Stein dazu mehr angelegt sein, und Herkules wäre ihm in gewissem Sinne wie eingeboren, wenn auch Arbeit nötig wäre, um diese Adern zu entdecken und sie durch Politur zu säubern, indem man alles entfernen würde, was sie daran hinderte, deutlich hervorzutreten. In dieser Weise sind uns die Ideen und Wahrheiten eingeboren als Neigungen, Anlagen, Fertigkeiten oder natürliche Kräfte, nicht aber als Tätigkeiten, obgleich diese Kräfte immer von gewissen, oft unmerklichen Tätigkeiten, welche ihnen entsprechen, begleitet sind. –“

Ich halte eine Idee für einen plötzlichen gedanklichen Einfall, wenn wir um eine Antwort bemüht sind oder die Lösung eines Problems anstreben. Glaube daher nicht dass so etwas angeboren sein kann. Muss daher eher Locke beipflichten.

Bin jetzt bei Leibniz nicht so bewandert. Die Idee von diesen angeborenen Ideen ist jedenfalls kennzeichnend für Leibniz.