Kritik an Feuerbachs Religionskritik?

3 Antworten

Die Projektionstheorie im Allgemeinen, ist nichts anderes als ein Strohmann-Argument (a) ; zudem ist sie wie sie vereinzelt insbesondere von Laien-Atheisten bemüht wird, ein logischer Fehlschluss. (b).

a) Feuerbach "argumentiert", dass eine "Gottheit" lediglich eine Entität sei auf die innige Sehnsüchte von Menschen nach Vollkommenheit, Unsterblichkeit und dergleichen projiziert werde. Daraus folge, so Feuerbach, dass der Mensch als etwas gänzlich Unvollkommenes, Ohnmächtiges, Endliches - paraphrasiert: Negatives - gedacht werde.

Nun konstatiert Feuerbach, dass durch die Anerkennung einer übergeordneten Autorität, die allgemein-gültige Gesetze zu erlassen imstande ist, zwar dem Individuum Sicherheit vor seinen Mitmenschen gewähre, der Mensch aber dadurch ein Teil seiner Wünsche, die ja wiederum seinem Selbst entspringen solle, verliere, was seines Erachtens die Negativität von Religionen unterstreiche.

Die Argumentation Feuerbachs hat mehrere gravierende Fehler:

Dass der Mensch ohnmächtig, endlich, im relativen Sinne auch unvollkommen sei, ist eine empirisch leicht verifizierbare Faktizität: Wären wir mächtig, könnten wir Krankheiten, Leid, den Tod und dergleichen von uns abwenden, wären wir endlos, würden wir nicht sterben, wäre wir vollkommen, in dem Sinne, dass wir als Individuen perfekt und makellos wären, gäbe es keinerlei Ungerechtigkeiten auf der Welt.

Ausgerechnet aus der Anerkennung unserer Ohnmacht, Endlichkeit und dergleichen, folgen ethisch unzweifelhaft positive Eigenschaften wie Bescheidenheit und Demut. Hingegen assoziieren wir mit machtbesessenen Menschen Hybris, also eine ethisch unzweifelhaft negative Eigenschaft.

Der Glaube an eine vollkommen makellose, allmächtige Entität begünstigt also alle ethisch positiven Eigenschaften und wirkt ethisch negativen Auswüchsen entgegen: Der Glaube an Gott ist also etwas Positives.

Im Grunde demontiert Feuerbach seine eigene Argumentation, indem er zugesteht, dass der Glaube an Gott einen jeden Menschen vor den Übergriffen anderer Menschen auf sein Naturrecht schützt: Der Glaube an Gott hält also die Menschen davon ab, unmoralisch zu agieren.

b) Nebstdem widerlegt Feuerbachs Religionskritik weder Religion, noch die Existenz Gottes: Wenn Gott "nur" ein Wesen sei, auf das positive Eigenschaften projiziert werde, folgt nicht, dass es keinen Gott mit allen positiven Eigenschaften gibt.

Analogie: Die Abwesenheit von Beweisen, ist kein Beweis für die Abwesenheit.

Mögliche Fehler sind meine eigene Schuld.

Und Gott alleine weiß es am allerbesten und besser.

666Phoenix  07.05.2019, 18:30

Selten so gelacht!

  • Und Gott alleine weiß es am allerbesten und besser.

Keine "Sau" kann erklären, wer oder was "Gott" ist, jeder der Gottesknechte kennt nur einen individuell erlebbaren Gott (nämlich seinen), es gehört zu einem göttlichen Dogma zu erklären, dass "Gott" mit unseren Sinnen nicht erfass- und erlebbar sei...

Aber hier labert eine/r in einer primitiven Art und Weise über eine der interessantesten und schlüssigsten Theorien und behauptet danach

"Gott alleine weiß es"!

:-) :-) :-)

Ich habe von hardcore-Theologen schon bedeutend intelligentere Reaktionen auf Feuerbach gelesen, nämlich dass diese Projektion Mensch-Gott zur "Rückprojektion" Gott-Mensch führte und damit für diesen Theologen der "himmlische" Kreis wieder geschlossen war!

Aber mach weiter, mimöschen, ich amüsiere mich gern!

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DieMimose  07.05.2019, 19:11
@666Phoenix
Keine "Sau" kann erklären, wer oder was "Gott" ist

Strohmann. Der Knecht Gottes weiß sehr wohl, wer oder was Gott ist: Gott ist einer, der Absolute, der Ewige, hat nicht gezeugt, und Ihn gezeugt hat keiner, hat nicht geboren, und Ihn geboren hat keiner, und gleich, oder ähnlich Ihm ist nicht einer.

Aus dem Gottesbegriff folgen nämlich a priori Implikationen wie Autarkie, Allmacht, Erhabenheit und dergleichen: Ausnahmslos jedes Volk kennt den Gottesbegriff, und ausnahmslos jedes Volk assoziiert mit dem Gottesbegriff absolut positive Eigenschaften.

Aber hier labert eine/r in einer primitiven Art und Weise über eine der interessantesten und schlüssigsten Theorien und behauptet danach

Da scheint jemand übelst getriggert wurden zu sein.

Feuerbachs "Argumentation" ist ridikül, und wird nur noch von Laien beachtet. Er demontiert seine eigene Argumentationsgrundlage, indem er als primäres Ziel des Glaubens den Selbstschutz, respektive Erhaltung des Naturrechts jedes einzelnen Menschen postuliert.

Damit gibt er zu, dass der Glaube an Gott, die Menschen dazu animiert, moralisch zu handeln, und das (Natur-)Recht anderer nicht zu verletzen: Das macht den Glaube, sogar auf Grundlage seiner eigenen Annahmen, ethisch absolut positiv.

Desweiteren folgt aus der Projektionstheorie nicht, dass Gott nicht existiert.

Noch Fragen?

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666Phoenix  07.05.2019, 22:10
@DieMimose
  • Noch Fragen?

Nur eine einzige:

Bist du ernsthaft der Meinung, mit das eine Gottesbeschreibung ist:

Der Knecht Gottes weiß sehr wohl, wer oder was Gott ist: Gott ist einer, der Absolute, der Ewige, hat nicht gezeugt, und Ihn gezeugt hat keiner, hat nicht geboren, und Ihn geboren hat keiner, und gleich, oder ähnlich Ihm ist nicht einer.

Das kann A) über jeden der ca. 30000 Götter behauptet werden.

Das kann B) über jede transzendente, fiktive Figur, für die jeglicher Beweis ihrer Existenz fehlt, gesagt werden.

  • Ausnahmslos jedes Volk kennt den Gottesbegriff,

Ebenson falsch!

Richtig ist: Es gibt in allen Völkern einzelne Leute, die jeweils ihre Vorstellung von irgendeinem Gott haben. Diese hatten sie auch nicht per Geburt, sondern diese wurden ihnen eingetrichtert, indoktriniert. Und zwar nicht von "Göttern", sondern von lebenden Menschen, welche den von dir erwähnten Strohmann brauchten, um Wissenslücken zu füllen (der positive Aspekt) und um Macht auszuüben (der nicht so sehr positive).

Beide Aspekte finden sich in der Feuerbach'schen Projektion.

Aus diesem Grund ist deine obige Behauptung

  • Der Glaube an Gott ist also etwas Positives.

eine Farce sondersgleichen, egal, ob die Feuerbach'sche Projektion angeblich nur von Laien beachtet wird oder nicht!

  • Wären wir mächtig, könnten wir Krankheiten, Leid, den Tod und dergleichen von uns abwenden, wären wir endlos, würden wir nicht sterben, wäre wir vollkommen, in dem Sinne, dass wir als Individuen perfekt und makellos wären, gäbe es keinerlei Ungerechtigkeiten auf der Welt.

Stimmt. Der Umkehrschluss ist: wäre irgendein Gott dazu in der Lage (deine Behauptung: er besitze Allmacht, Erhabenheit,) könnte er das ja erledigen!

Also schlicht eine weitere Farce!

Die größte Lüge, die du hier verbreitest und für mich der letzte Beweis ist, dass du außer quasi-rhetorischem Schnickschnack nichts weiter drauf hast, ist folgende Behauptung von dir:

  • ausnahmslos jedes Volk assoziiert mit dem Gottesbegriff absolut positive Eigenschaften.

Selbst wenn man bloß seinen eigenen Gott kennt und akzeptiert, wie ganz offensichtlich du, muss man nicht zwingend zu solchen wirren und absolut falschen Ansichten kommen!

Noch irgendwelche Fragen?

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DieMimose  07.05.2019, 23:38
@666Phoenix
Nur eine einzige

Das war nicht eine, sondern zwei Fragen.. die zudem inhaltlich mit dem Thema rein gar nichts mehr zu tun haben.

Das kann A) über jeden der ca. 30000 Götter behauptet werden.

Die Zahl ist nur eine polemische Relativierung und erfasst die Fragestellung nicht adäquat: So wie "Gottheit" bei dir verwendet wird, ist es nichts anderes als eine Worthülse.

Aus dem Gottesbegriff folgen apriorisch Implikationen wie Allmacht, Erhabenheit, absolute Freiheit, und andere positive Eigenschaften: Dass dies auch wirklich so ist, kann sogar empirisch nachvollzogen werden: Wähle irgendeine Person aus und frag ihn, wie sie denn ein Wesen bezeichnen würde, dass angebetet wird, und allmächtig ist. Sie wird mit einer hohen Wahrscheinlichkeit, wenn nicht gar mit absoluter Sicherheit die Begriffe "Gott", oder "göttlich" nennen, um ein solches Wesen zu präzisieren.

Zu behaupten, dies sei das Resultat einer quasi globalen religiösen Indoktrination ist absurd, widerspricht sowohl Ockhams Prinzip, als auch empirischen Tatsachen, und impliziert einen logischen Fehler: a) wer war der erste Mensch der indoktriniert wurde, und vor allem: Von wem? b) warum existieren im Gehirn gläubiger Menschen messbare Regungen in bestimmten Hirnarealen und c) wie konnte eine solche globale Indoktrination vonstatten gehen? Selbst die primitivsten Völker, denen jeglicher Kontakt zur "modernen" Welt verwehrt blieb, kennen einen Schöpfergott, mit denen sie positive Eigenschaften assoziieren.

Wenn der Gottesbegriff nun absolute Allmacht, Freiheit und Autarkie impliziert - was es auch tun muss, denn ein Wesen das abhängig und/oder nicht frei ist, wäre nicht allmächtig, und damit kein Gott - dann folgt konsequenterweise, dass jegliche polytheistische Anschauung völlig kontradiktorisch und logisch inkonsistent ist.

Begründung: Eine Gottheit ist, was absolut frei, unabhängig und allmächtig ist. Zwei allmächtige Wesen, die grenzenlose Freiheiten besäßen, hätten die Macht sich gegenseitig einzugrenzen: Widerspruch. Wenn also die Möglichkeit der Existenz einer Gottheit nicht auszuschließen ist, dann gibt es nur einen einzigen Gott, und das ist derjenige, der absolut allmächtig, einzig, autark, frei .... ist.

Es ist demzufolge keine Frage der Dogma: Auf abstrakten Überlegungen und auf Grundlage des Gottesbegriffs und seiner Implikationen basierend, ist die logische Konsistenz des Monotheismus belegbar: Deshalb dominiert der Monotheismus auch.

Richtig ist: Es gibt in allen Völkern einzelne Leute, die jeweils ihre Vorstellung von irgendeinem Gott haben.

Nein, völlig falsch: Volk und Kultur korrespondieren unmittelbar miteinander. Und in jeder Kultur existiert der Glaube an eine höhere Entität. Das ist historisch belegbar.

Diese hatten sie auch nicht per Geburt, sondern diese wurden ihnen eingetrichtert, indoktriniert. Und zwar nicht von "Göttern", sondern von lebenden Menschen[...]

Das ist keine Faktizität, sondern eine These, die du zu belegen verpflichtet bist: Wer war der erste gottgläubige Mensch, wie schloss dieser auf ein absolut makelloses Wesen? Damit gibst du doch implizit zu, dass die Suche nach Gott tief im Menschen verankert ist: Warum ist das so, meinst du?

welche den von dir erwähnten Strohmann brauchten, um Wissenslücken zu füllen

DAS ist ein Strohmann-Argument: Wer mit dem Gottesbegriff einen "Lückenbüßer" assoziiert, hat nicht einmal im Ansatz Ahnung worum es hier geht.

eine Farce sondersgleichen

Nein, ist es nicht. Wenn der Gottglaube die Menschen animiert, das Recht anderer zu beachten, moralisch zu agieren, so ist der Glaube - sogar auf Grundlage der Projektionstheorie - ethisch wertvoll.

Der Umkehrschluss ist: wäre irgendein Gott dazu in der Lage (deine Behauptung: er besitze  Allmacht, Erhabenheit,) könnte er das ja erledigen!

Die Theodizee lässt sich beantworten, wenn alle bekannten Gotteseigenschaften zusammen und nicht isoliert betrachtet werden.

Zu meinen, die Allmacht und Gnade Gottes - erhaben ist Er - verpflichte Ihn, etwas Bestimmtes tun, ist absolut falsch, weil Gott die absolute Freiheit hat zu tun was Er will. Wenn Er will gewährt Er wem Er will Gnade, wenn Er nicht will tut Er das nicht. Niemand kann Gott zu etwas zwingen.

Ohnehin bewegt sich insbesondere der Atheist auf sehr dünnem Eis: Indem er einen absolut gerechten, bestrafenden und belohnenden Gott leugnet, leugnet er auch die Möglichkeit der Wiedervergeltung am Jüngsten Tag.

Es ist also in Wahrheit der Atheist, der absolut ungerecht ist, geht er doch davon aus, dass exemplarisch ein Kind das von einem Päderasten missbraucht und getötet wurde sein Recht im Jenseits nicht wiedererlangen wird: Mit dem Tod endet nämlich für den Atheisten jegliche Möglichkeit der Bestrafung und Belohnung. Er leugnet ja das Jenseits und damit die absolute Gerechtigkeit.

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DieMimose  07.05.2019, 23:39
@666Phoenix
Selbst wenn man bloß seinen eigenen Gott kennt und akzeptiert, wie ganz offensichtlich du, muss man nicht zwingend zu solchen wirren und absolut falschen Ansichten kommen!

Lies die 112. Sure des ehrwürdigen Koran: Mehr als eine Milliarde Geschöpfe bezeugen das. In dieser Sure wird thematisiert wer oder was Gott ist.

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Dass der Mensch seine Vorstellungen, Gefühle, Sehnsüchte, Hoffnungen projiziert, ist richtig. Das kannst du nicht widerlegen.

Die Projektionswand Gott kannst du nicht beweisen und nicht widerlegen. Es sei denn, du wärest gestorben, hättest erlebt, dass Gott ist, und wärest wieder ins Leben zurückgekommen. Dann kannst du es zwar immer noch nicht beweisen, aber weil du es erlebt hast, weißt du, dass es so ist, brauchst nicht mehr glauben.