Könnt ihr das Bild ,, Winternacht‘‘ von Evard Munch beschreiben ?

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Hier eine Beschreibung von Johanna Schwanberg (Dom Museum Wien):

Winternacht

Weiß, Grau und Blau – Kälte und Eis – das ist eigentlich so gar nicht meine Welt. Spätestens ab der zweiten Januarhälfte sehne ich als im Sommer Geborene den Frühling schon ungeduldig herbei, mit all den bunten Farben und der erblühenden Natur.

Wenn ich durch die Brille der bildenden Kunst blicke, dann entdecke ich immer wieder überrascht, welche ungemeine Schönheit und Faszination im Winter liegt. Wie fesselnd monochrome weiße Schneelandschaften in all der Schlichtheit und Reduktion sein können. Edvard Munch ist einer, der mich gelehrt hat, Winterlandschaften zu lieben. In vielen Bildern hat er den Winter festgehalten.

Eines dieser eindrucksvollen Gemälde hängt im Kunsthaus Zürich und trägt den Titel „Winternacht“. Es entstand um die Jahrhundertwende und zeigt einen Blick auf den Oslofjord mit einer Insel. Im Vordergrund eine Lichtung mit blaugrünen, nahezu schwarzen Bäumen, sie wirken unheimlich, heben sich von dem hellen Schneeboden ab. Dahinter ein blauer Meeresarm, auf dem sich das Mondlicht hellviolett spiegelt. Das Auffallende ist die Menschenleere und das Fehlen von menschlichen Spuren, etwa Häusern oder Schiffen.

Ich mag diese geheimnisvoll symbolistische Winterlandschaft von Edvard Munch, weil sie malerisch und farblich ungemein stimmig ist und jeder Strich mich in seiner Bewegtheit überzeugt. Auch, weil sie zeigt, wie eng Natur und Kunst miteinander verbunden sind. Allerdings bildet Munch die Natur nicht ab, sondern zeigt sie durch seine Gefühlswelt beseelt. Trotz des Fehlens von Menschen löst diese Winterlandschaft in mir intensive Emotionen aus. Denn jeder Baum wirkt durch die amorphen Formen und die nahezu vibrierenden Umrisse lebendig, so als hätte der Künstler seine hochsensible Empfindungswelt darin zum Ausdruck gebracht. Ein Moment, das Munch auch sprachlich formulierte, indem er meinte: „Wir wollen versuchen (…) den Grundstein zu einer Kunst zu legen, die den Menschen etwas gibt. Einer Kunst, die einen packt, ergreift. Die Kunst, die mit dem eigenen Herzblut geschaffen wird.“

[Ich teile nicht die Expertise der Kunstwissenschaftlerin. Obwohl ich ein Edvard- Munch-Verehrer bin, lässt mich dieses Winterbild kalt. Es spricht mich überhaupt nicht an. Die Leere ist zweifelsfrei zu erkennen, aber ich meine, das Bild selbst ist leer - dies ist jedoch meine subjektive Meinung; eventuell wirkt es im Kunsthaus Zürich, d.h. im Großformat, ganz anders, eindringlicher, ausdrucksstärker].

Woher ich das weiß:Recherche