Kind 3.5 Jahre spricht sehr schlecht?

17 Antworten

Es gibt Kinder, die erst spät bis sehr spätrichtig zu sprechen anfangen. Es gibt welche, die von einem Tag auf den anderen nahezu perfekt zu sprechen anfangen. Diese Kinder sind meist sehr intelligent. Sie überraschen ihre Eltern, die sich natürlich langsam Sorgen machen, plötzlich mit ganzen Sätzen.

Da Du Dich aber nicht darauf verlassen kannst, dass es sich bei Deinem Kind um einen solchen Fall handelt, würde ich auf jeden Fall die Logopädie weiterführen. Sie schadet ja nicht.

Es kann auch sein, dass Dein Kind im Kleinstkindalter schwer gehört hat. Das muss im späteren Alter nicht immer nachweisbar sein. Die Ursachen können z. B. enge Gehörgänge sein, mit zunehmendem Kopfwachstum weiten sich auch die Gehörgänge, können aber auch Polypen sein, die sich ständig verändern, auch wieder kleiner werden können. Der Arzt kennt evtl. auch weitere mögliche Ursachen, die jetzt aber - ich wiederhole mich - nicht unbedingt nachweisbar sein müssen.

Bei meinem Kind war das der Fall. Bei ihm waren noch "Reste" nachweisbar. Wahrscheinlich gab es bei ihm eine Kombi von beidem: als Baby schwer gehört + spätes Sprechen (liegt in der Familie). Sprechen war wegen des schlechten Hörens auch später noch problematisch. Aber das erste "Wort" außer Papa und Mama war ein ganzer Satz.

Ich bin dir da vielleicht keine große Hilfe, denn unsere Tochter ist erst 1,5 Jahre aber ich kann ähnliche Dinge beobachten.

Unsere Tochter läuft schon komplett und sicher alleine. Sie macht alles, was man ihr sagt. So weiß sie zB schon, wenn sie etwas in den Müll werfen soll oder das nur im Sitzen an einer bestimmten Stelle gegessen wird. Zudem wäscht sie sich in der Dusche selbst (wir müssen nur etwas helfen...) und zieht sich vorher auch selbst aus. Wenn wir sagen "jetzt geht es ins Bett", dann steht sie auf und läuft zielstrebig ins Bad zum Zähneputzen, was sie auch schon teilweise selbst machen will und kann.

Sie weiß schon genau was sie will und zieht dich irgendwo mit hin, zeigt mit dem Finger drauf und und und... ABER: Sie sagt nur "Mama" und seid kurzem auch mal "Papa". Das war es.

Jetzt ist unsere Tochter ja noch viel jünger als deine, aber ich sehe parallelen. Keine Ahnung wie das bei euch in dem Alter war.

Ich würde in deinem Fall vielleicht mal einen anderen Logo aufsuchen und mir nicht so viele Gedanken machen, wenn sie sich ja ansonsten prächtig entwickelt...

Was macht ihr denn zu Hause, also wie ist euer Alltag, wie kommuniziert ihr?

Mir fällt auf, dass du sagst, sie kommuniziert mit Nachahmen, Vormachen, Gesten etc. Also hat sie damit ja Erfolg. Das ist erst mal schön, sie kann sich verständigen! Aber wie wird Sprache in eurem Alltag gefördert, gibt es Kinderreime, Lieder, Sprachspiele, Begeisterung/ Unterstützung, wenn sie etwas sagt etc.? Also lernt sie, dass sie sprechen kann und damit auch kommunizieren kann, oder lernt sie evtl., dass es reicht, zu gestikulieren?

Es gab Fälle, in denen Kinder erst Zeichensprache lernten und danach zu sprechen begannen.

Meine Mutter hatte vor ein paar Jahren eine Freundin meines Bruders zu Besuch über ca. 10 Tage. Mein Bruder hatte Downsyndrom, die Freundin hatte auch eine geistige Behinderung. Sie kam dort an mit fast komplett unverständlicher Brabbelsprache (wenn sie mit meinem Bruder am Telefon sprach, hörte man minutenlang immer nur "wullewulle", obwohl er einen großen und überwiegend verständlichen Wortschatz hatte). Meine Mutter hatte vor Jahrzehnten mit behinderten Kindern gearbeitet und setzte ihren Ehrgeiz daran, die Kleine zu fördern (die schon über 20 war). Wörter nachsprechen, Sprachwitze, Singen - alles ganz spielerisch. Trotz der vermutlich sehr geringen intellektuellen Kapazität des Mädchens sagte meine Mutter "ich verstehe ich leider nicht" (was stimmte) und übte daher Sätze, die während des Besuches wichtig waren (auf Toilette gehen wollen, was möchte man essen, ins Bett gehen wollen, was möchte man unternehmen etc.). Nach diesen 10 Tagen konnte sie einige dieser Sätze/ Wörter für alle deutlich verständlich sagen! Wenn man bedenkt, dass vermittelt worden war "mehr kann sie nicht", war das schon eine Menge und wäre bei weiterer Förderung sicher ausbaufähig gewesen (ihre Mutter war leider nicht sehr an Förderung interessiert).

Daher würde ich immer weiter versuchen, kleinste Verbesserungen zu erzielen, natürlich spielerisch, als Herausforderung, mit viel Lachen/ Spaß/ Begeisterung, nicht als "du musst jetzt deutlicher sprechen!"

Dafür gibt es ja oft Kinderreime, Kinderlieder, mit denen man bestimmte Wörter oder Laute üben kann, auch einige Kinderbücher. Unsinnssätze, Lautübungen

Man kann im Alltag ja sehr viel Sprache einbauen, "Reime" vor dem Essen, vor dem/ beim Baden, beim ins Bettbringen usw.

Hier würde ich mal zwanglos ansetzen und nach Material (Lieder, Kinderreime, Bücher) suchen, in dem mit Lauten gespielt wird, so dass man diese Übungen spielerisch einbauen kann.

Als ersten Schritt würde ich JEDE Geste von ihr in einen Satz übersetzen und den einmal wiederholen. Also "du möchtest etwas TRINKEN? Dann holen wir etwas zu TRINKEN! Was möchtest du denn TRINKEN?" Trinken dabei nicht schreien, sondern betonen, deutlich sprechen, vielleicht leicht in die Länge ziehen.

Manchmal tendiert man dazu, Gesten stumm entgegen zu nehmen. Ich hatte das mit einem älteren Verwandten von mir, der wollte immer, dass sein Mülleimer geleert wurde (sehr oft am Tag) und hielt einem dann stumm den Mülleimer entgegen. Anfangs habe ich den stumm genommen, dann habe ich jedes Mal gesagt "soll ich den Mülleimer ausleeren". Hin und wieder hat er mich dann auch mal verbal darum gebeten. Hätte ich das nicht getan, hätte er sich angewöhnt, einem einfach stumm den Eimer hinzuhalten, was bei jemandem, der fast keine Kontakte hatte, wieder ein Gespräch weniger am Tag gewesen wäre!


Noerle82  15.11.2019, 10:27

Stimme ich voll und ganz zu! Es ist auch nichts gegen Gesten einzuwenden, wenn sie das einzige Mittel der Kommunikation zu sein scheinen. Vorrang vor allem hat natürlich, dass das Kind sich mitteilen kann, ob mit Gesten oder verbal ist zweitrangig. Zwischen den „Rängen“ ist allerdings wenig Platz! 😉 Gibt es etwas, das sie (nur) mit einer Geste ausdrücken möchte (und auch nur so kann), wäre es wie von Tasha beschrieben unabdingbar, die Geste dann zu verbalisieren. So lernt sie, dass das, was sie da hört zu ihrer Geste gehört und damit zu ihrem Wunsch. Ihre Verknüpfung ist Wunsch -> Geste (-> Bedeutung) und könnte so über Wunsch -> Geste -> Wort (-> Bedeutung) zu Wunsch -> Wort (-> Bedeutung) werden.
In der gebärdenunterstützten Kommunikation erreicht man so gute Erfolge, allerdings ist das (nicht immer erreichbare) Ziel, die Geste durch ein Wort abzulösen. Gesten sind viel aufwändiger, als Worte. Die Kinder fangen also meist von alleine an, die Worte zu benutzen, wenn sie sie kennen und zuordnen können und motorisch/artikulatorisch in der Lage sind, sie auszusprechen. Die Frage ist hier nur, ob das reicht oder ob nicht noch basaler an der Sprache (als System im Kopf! Weniger die Aussprache selbst) gearbeitet werden muss. Hier sollte die Logopädin mit entsprechender Diagnostik eine Aussage treffen können. Aber die Chancen auf Besserung steigen ungemein, wenn man sich verbal mit dem Kind auseinandersetzt und ihr System ins eigene Integriert um es dann Stück für Stück zu ersetzen.

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Hallihallo!

während der normalen Sprachentwicklung sollte ein Kind mit 2 Jahren mindestens 50 Worte sprechen. Mit 4 Jahren sollte es bereits ganze Sätze sprechen, einige Laute, wie das /s/ oder das /sch/ dürfen noch schwierig sein, ebenso dürfen komplizierte grammatikalische Formulierungen noch schwer sein, aber mit spätestens 5 Jahren gilt die Sprachentwicklung des Kindes eigentlich als abgeschlossen, Regeln und Grundwortschatz sollten sitzen und es kommen nur noch „neue Worte“ dazu, mit denen das Kind bis dahin noch nicht konfrontiert war.

Deine Tochter ist also das, was wir einen „Latetalker“ oder „Latebloomer“ nennen. Diese Diagnose ist bereits mit 3 Jahren stellbar. Wenn deine Tochter mit 4 also immer noch nur 50-60 Worte spricht, solltest du dringend mit der Logopädin sprechen und um Unterbrechung der Pause bitten. Da ist dringend Bedarf, weiter zu machen.
Es ist erfreulich, dass das Gehör in Ordnung ist. Um so wahrscheinlicher ist es aber auch, dass es damit eine therapiebedürftige Grundproblematik ist, die nicht innerhalb von 3 Monaten behoben ist.

Für zuhause und für die Pause kann ich dir nur empfehlen, alles, was du in ihrer Gegenwart machst, auch sprachlich zu begleiten. Gib deinem/Eurem Leben „Untertitel“. Die dürfen so simpel sein wie „so, jetzt räume ich mal die Teller in den Schrank. Oh, da stehen ja schon 5 Teller! Und in der Spülmaschine sind auch noch 3! Die Stelle ich mal dazu!“ ... damit sie so viel sprachlichen Input wie möglich bekommt und Sprache als Kommunikationsmittel für sich entdeckt. Wenn es bisher mit zeigen ging, weil Mama und Papa das ja verstanden haben, gib ihr Anlass, sich verbal auszudrücken. Vielleicht gibt es ja einzelne Worte, von denen du sicher weißt, dass sie sie kennt und auch benutzen kann. Animiere sie, diese auch zu verwenden, zb indem du nicht mehr so leicht „verstehst“, was sie „zeigt“. Außerdem könnt ihr Eltern bei Spielen: die Würfelzahlen benennen, beim setzen nochmal mit zählen, beim Memory spielen jede Karte nach dem Umdrehen benennen (du glaubst nicht, in wie vielen Familien gerade Memory mehr oder weniger stumm gespielt wird! 🙈), beim Puzzlen schauen, von welchem Gegenstand da ein Teil auf dem Puzzlestück ist („schau mal, das ist ein Stück vom Baum! Das tun wir mal an den Rest vom Baum. Der steht da neben dem Pferd. Siehst du noch ein Stück vom Pferd? Wo ist denn seine Nase?...“)

Ich wäre vorsichtig mit Aussagen anderer, die sagen, dass du dir keine Sorgen/Gedanken machen musst. Natürlich entwickeln sich Kinder unterschiedlich schnell, aber mit 4 Jahren sollte da definitiv mehr sein. Und wenn man bedenkt, dass ein sprachgesundes Kind für eine solche Entwicklung bereits 2 Jahre braucht, deine Tochter aktuell aber ganz offensichtlich Sprache nicht als „so leicht“ empfindet, wie andere, hieße das, dass sie trotz bereits festgestellter und offensichtlicher Schwierigkeiten nun Diese Entwicklung in weniger als 2 Jahren nachholen soll. Überlege dir, wie realistisch das ist, vor dem Hintergrund, dass sie mit Sprache ja offenkundig nicht so leicht umgeht, wie andere Kinder.
Wenn sie mit 2 noch keine 50 Worte hatte, kann es gut sein, dass sie diesen Meilenstein in der Entwicklung erst später erreicht (hat?). Üblicherweise findet dann ein sog. Wortschatz-Spurt statt, in dem die Kinder täglich mit neuen Wörtern nachhause kommen (bis zu 15 neue Wörter pro Woche!) Wenn du nicht das Gefühl hast, dass das bei deiner Tochter der Fall ist, bleib bei der Logopädin am Ball!
Deine Beschreibung klingt mir danach, als sei sie etwas überfordert mit dem Problem... 🤔 Vielleicht könnt ihr doch weiter machen?

Ich drücke dir die Daumen!

Woher ich das weiß:Berufserfahrung

Naja .... ich möchte und will dir keine Angst machen, aber vielleicht ist deine Tochter Autisten. Ich bin aber Laie und du solltest daher kein Wert auf diese Aussage legen.

Ansonsten: Lese deinem Kind jeden Tag was vor. Redet normal mit ihr. Die Sprache wird sich dann so weiter entwickeln.

Behaltet daher auch das Training beim Logopäden bei.

Bei mir war es so, dass ich recht früh sprach und dafür später laufen lernte (mit 3 etwa)


Revic  15.11.2019, 07:41

Autismus würde sich noch anders äußern als lediglich durch eine Sprachverzögerung.

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Noerle82  15.11.2019, 08:16
@Revic

Autismus ist eine Spektrumstörung. Sie kann sich in einem oder mehreren Symptomen äußern, ggf. also auch „nur“ sprachlich. Kann. Heißt wiederum natürlich nicht, dass sie das auch tut. Das ist ja das doofe am Autismus, dass er so schwer zu klassifizieren ist. 🙈

Aber wie ich sehe, bist du ja bestens vertraut mit dem Thema. 😊

Ich würde in diesem Fall auch eher nicht auf Autismus tippen. ☺️

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Rockige  15.11.2019, 08:18
@Revic

plus: rein durch die Kommunikation daheim und das Vorlesen ändert sich nichts.

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Revic  15.11.2019, 09:01
@Noerle82

Nein. Auch Autismus hat feststehende Diagnosekriterien, die erfüllt werden müssen. Ein einziges Symptom reicht für eine Autismusdiagnose bei weitem nicht aus.

Also ja, du hast recht. Ich bin bestens vertraut mit dem Thema.

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SirPeterGriffin  15.11.2019, 09:08
@Revic

Warum schrieb ich:

ich möchte und will dir keine Angst machen, aber vielleicht ist deine Tochter Autisten. Ich bin aber Laie und du solltest daher kein Wert auf diese Aussage legen.

?

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Revic  15.11.2019, 09:13
@SirPeterGriffin

Warum hast du dann überhaupt geantwortet? Das hat niemandem weitergeholfen und womöglich sogar noch mehr verunsichert.

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SirPeterGriffin  15.11.2019, 09:17
@Revic

Weil dies mein erster Gedanke war. Außerdem habe ich nicht nur das geschrieben .....

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Revic  15.11.2019, 09:21
@SirPeterGriffin

Dann überleg das nächste Mal besser, ob es für irgendwen sinnvoll ist, deinen "ersten Gedanken" in den Raum zu werfen und wenn nicht, lass ihn einfach weg.

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