Kennt das jemand? Realitätsverlust? Identitätsverlust? Sinnlosigkeit?

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Du bist in keiner Weise allein. Die meisten Menschen, die über diese Themen ernsthaft nachdenken, kommen zu solchen oder ähnlichen Schlüssen. Sie reden nur sehr ungern darüber, schon gar nicht im realen Leben - in der Familie, mit Freunden oder gar Kollegen und Bekannten.

Ich hatte das Glück, in einer Umgebung aufzuwachsen, in der die Indokrination mit den üblichen Versprechungen nicht gar so heftig war. Daher fiel mir der Übergang etwas leichter, doch auch ich hab mich mit diesen Dingen auseinandergesetzt.

Um das vorweg zu sagen: "Sinn" in einem abstrakten Sinne halte ich für eine schlaue Arbeitsbeschaffungsmaßnahme für Philosophen. Sinn kannst du dir nur selbst geben - du musst es aber nicht. Wenn man sich sein Leben anschaut und sich klarmacht, was einem glücklich bzw. zufrieden macht und das dann verfolgt, reicht das in meinen Augen völlig. Dabei ist das kein Ego-Programm. Glücklich / zufrieden leben kannst du nur, wenn es auch in deiner Umgebung stimmt. An andere dabei zu denken ist somit ebenfalls wichtig. Auf eine einfache Formel gebracht, sag ich mir "wenn ich schon mal da bin und lebe, kann ich auch das Beste daraus machen".

Das bewusste Ich ist eine sehr komplexe Vorstellung. Es ist normal, dass sie bei genauer Betrachtung in viele, viele Einzelteile zerfällt und diese sich dabei auch noch verändern können, also nichts Festes, Stabiles sind. Doch die Mischung machts. Ein Cocktail schmeckt ja auch toll, obwohl die Bestandteile banal sind.

Was nun das "Leben nach dem Tod" betrifft - da gibt es jede Menge unbewiesener Vorstellungen, aus denen wir aber eines lernen können: Wo ein Himmel möglich ist, kann es auch eine Hölle geben (unabhängig von den Gründen, dort zu landen). Das ist - bei Licht betrachtet - ein Lotteriespiel. Die Realität sieht glücklicherweise anders aus. Wir alle sind Bestandteil von etwas sehr Großem, dem Universum. Und das ist wörtlich zu verstehen: Jedes Teilchen, aus dem wir bestehen, existiert schon seit Milliarden Jahren und wird auch in Zukunft da sein. Die Materie, aus der wir bestehen, war vor Milliarden Jahren schon mal Teil von ein bis zwei Sonnensystemen - statistisch gesehen. Und so wird es wieder sein. Ich finde das tröstlich.

Ich überlege mich in psychologische Behandlung zu geben, in der Hoffnung, dass ich da "repariert" werde. Aber das einzige was dort gemacht wird ist womöglich "mich" wieder arbeitsfähig zu machen und in die Gesellschaft einzugliedern.

"Womöglich"? Du musst es eben ausprobieren, um es zu wissen. Ich kann dir aber versichern, dass der Psychotherapeut nicht vom Arbeitsamt gesponsert ist und daher überhaupt kein persönliches Interesse daran hat, ob du arbeitest oder gesellschaftsfähig bist oder nicht. Sein Job ist es, mit dir an deinen Baustellen zu arbeiten, damit du wieder glücklicher bist. Wenn glücklich für dich bedeutet, einer Arbeit nachzugehen, wird das eines der Therapieziele sein, aber wenn nicht, dann nicht.

Generell bin ich immer dafür, sich psychologische Unterstützung zu suchen, wenn man sich in eine Sackgasse gedacht hat. Mir hat es viel gebracht.

Ich denke dir einen Psychologen bzw. Psychotherapeuten zu suchen ist keine schlechte Idee.

Ein guter Therapeut geht auch auf dich ein und versucht nicht nur, dich schnellst möglich wieder los zu werden. Gerade bei Langzeit Gesprächstherapien kann man sehr gut die eigenen Sorgen etc. klären.

Ich verstehe das sehr gut. Meine erste Frage wäre, ob du momentan viel Kiffst o. Ä.? Bei mir war das nämlich der Fall und hat mit sinkende Konsum auch aufgehört. Ich hatte exakt die gleichen Gedanken und hab alles pessimistisch Nigilistisch gesehen.

Natürlich sind wir "nur" eine Zusammensetzung aus Atomen und Zellen, aber alleine das ist ein so extrem komplexes System. Das as "nur" zu betiteln ist eigentlich schon fast eine Schande.

Das positive and der Erkenntnis, dass es nach dem Tod kein weiteres Leben gibt: keiner wird sich an dich erinnern und du kannst tun und lassen was du willst. Du kannst die Sinnlosigkeit für dich nutzen. Ich bin der Überzeugung, dass irgendwann eine Person in mein Leben treten wird, die mir etwas mehr Sinn geben wird. Bis dahin schwimme ich im Leben hin und her und erfülle mir selbstgesteckte Ziele

das einzige was dort gemacht wird ist womöglich "mich" wieder arbeitsfähig zu machen und in die Gesellschaft einzugliedern.

Da ist üblich für verantwortungsbewusste Menschen. Sie wollen geben zum Gelingen. Und bekommen dann von anderen auch zum Gelingen.

Ein gegenseitiges Geben u Nehmen, wobei jeder zum Freuen u glücklich sein können bekommt.

Dafür spielt es keine Rolle, ob diese Realität hier Illusion oder Wirklichkeit ist.

Dein Problem ist nicht die Illusion, sondern dein Ego, das die Komfortzone liebt.

Wenn du verstehen willst, lies dir Wissen an.

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 - (Gesundheit und Medizin, Psychologie, Philosophie und Gesellschaft)