Karthagos zerstoerung!

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Zu den Gründen bei den Römern für den Dritten punischen Krieg gibt es verschiedene Hypothesen.

Ich halte es für am einleuchtendsten, eine äußerst niedrige Reizschwelle in der damaligen römischen Politik anzunehmen. Karthago wurde wegen seiner Eigenmächtigkeit (die formal von Vertragsbestimmungen abwich) eines Kampfes ohne römische Genehmigung gegen den Numiderfürsten Massinissa (Verbündeter Roms) als unbotmäßiger Störenfried beurteilt und Krieg zur Durchsetzung der unbedingten Autorität Roms auf rücksichtslose Weise geführt. Möglicherweise hat mitgespielt, nichts hinzunehmen, was allgemein ein Zeichen gegen den Anspruch Roms, in seinem Einflußgebiet nach eigenem Belieben eingreifen zu können, setzen konnte. Die römischen Senatoren wollten offenbar jede (selbst bescheidene) zukünftige Wirkungsmächtigkeit einer gegen Rom tätigen Stadt Karthago endgültig beenden.

Im Jahr 150 v. Chr. beschlossen die römischen Senatoren, gegen Karthago Krieg zu führen und die Stadt zu zerstören. Dies wurde zunächst geheimgehalten. Im Jahr 149 v. Chr. begründeten sie die Entscheidung zum Krieg öffentlich mit Sicherheitsinteressen Roms.

Eine angebliche Furcht der Römer vor Karthago, die nach Aussagen einer Quellen (insbesondere Polybios 36, 9, 4) ein Grund war, gilt als verschwommene, schiefe und verkehrte Auskunft. Die Macht Karthagos stellte keine tatsächliche Gefahr für Rom mehr da. Karthago hatte schon den Krieg gegen den Numiderkönig Massinissa 150 v. Chr. verloren.

Marcus Porcius Cato (234 – 149 v. Chr.) hatte schon längere Zeit eine radikale Lösung verfochten. Ein ihm zugeschriebener Ausspruch, mit dem er angeblich in dieser Zeit jede Rede beendete, lautet: Ceterum censeo Carthaginem esse delendam („Im Übrigen bin ich der Meinung, daß Karthago zerstört werden muß.“). Er und eine Gruppe um ihn hat anscheinend eine Stimmungsmache betrieben, um irrationale Ängste zu schüren und eine Abneigung wiederzubeleben. Die Karthager wurden als hinterlistig und wenig vertrauenswürdig dargestellt. Karthagos Macht sei unerwartete gewachsen und eine nur 3 Tage Seefahrt entfernte Bedrohung. Die Handlungen und Einschätzungen des römischen Senats zeigen aber keine Furcht.

Eine Hypothese über Handelsinteressen (Ausschalten eines wirtschaftlichen Konkurrenten z. B. aufgrund eines Wunsches, landwirtschaftliche Produkte wie Weins und Öls vom Markt zu verdrängen) findet in antiken Zeugnissen keinen Rückhalt. Karthago war außerdem auch ein Absatzmarkt und keine Bedrohung der römischen Wirtschaft.

Die Hypothese, Rom habe Karthago nicht wegen Karthagos, sondern wegen Numidiens zerstört (Unterbrechung des Prozesses der numidischen Großmachtbildung), ist nicht überzeugend. Für eine solche Absicht wäre eine Zerstörung nicht nötig gewesen. Rom hätte Numidien mit vielfältigen anderen Mitteln in die Schranken weisen können (Schiedssprüche hätten z. B. zugunsten Karthagos ausfallen können, wenn dies Roms Ziel gewesen wäre). Außerdem erwähnt kein antiker Autor einen solchen Gedanken.

Der Gegenspieler Catos in der Behandlung Karthagos war damals nach antiker Überlieferung Publius Cornelius Scipio Nasica Corculum (Konsul 162 und 155 v. Chr., Zensor 155 v. Chr.), der aus der gleichen Familie wie der im zweiten Punischen Krieg erfolgreiche Publius Cornelius Scipio Africanus (235 - 183 v. Chr.). 152 v. Chr. gehörten Cato und Scipio zu 10 römischen Gesandten, die nach Afrika fuhren.

antike Quellen: Livius periochae 48 – 49; Plutarch, Cato maior 27, 1- 5; Diodor 34, 33, 3 – 6; Appian, Libyke 69; Ampelius 19, 11; Florus 1, 31, 4 - 5; Orosius 4, 23, 9 - 10; Augustinus, De civitate Dei 1, 30; Zonaras 9, 30

In der antiken Überlieferung ist das Hauptargument Scipios, die Existenz Karthagos halte die Römer auf einem hohen politischen und sittlichen Stand. Karthago sei ein Wetzstein, dessen Rom aus innen- und außenpolitischen Gründen bedürfe. Die Angst vor einen Rivalin sorge für Einigkeit und verhindere einen Verfall der Moral und der Disziplin. Sie sei ein zügelndes Zaumzeug, durch das unterbunden wird, über die Stränge zu schlagen. Sonst drohe zu großer Mutwille und Ausgelassenheit/Zügellosigkeit und der Senat könne die Kontrolle verlieren.

Tatsächlich hatte Scipio wohl keine grundsätzliche Gründe gegen einen Krieg gegen Karthago, sondern nur religiös-rechtliche und (außen)politische Bedenken. Er lehnte 151 v. Chr. eine sofortige Kriegserklärung ab, weil ihm noch nicht ein gerechter/rechtmäßiger Grund für eine Krieg vorzuliegen schien (Livius periocha 48: Cornelius Nasica dicebat nondum sibi iustam causam belli videri) und er es vorzog, erst einmal den Karthagern Bedingungen zu stellen. Nach deren Ablehnung konnte dann ein „bellum iustum“ geltend gemacht werden. 150 v. Chr. stimmte Scipio einer Kriegserklärung zu.

Scipios Standpunkt scheint erst später im Rückblick zu einer strikten Ablehnung eines Krieges gegen Karthago aufgrund eines Konzeptes zur Bewahrung guter moralischer Verhaltensweisen der Römer umgestaltet worden zu sein.

Albrecht  30.05.2011, 00:55

Ein Beispiel für die Aufnahme dieser Deutung (Verhinderung von Sittenverfall) ist der römische Geschichtsschreiber Sallust (hat eine Zeit der Krise und des Niedergangs der Republik erlebt), nach dessen Auffassung vor der Zerstörung Karthagos Furcht vor Feinden (metus hostilis) die Römer in guten Eigenschaften festhielt, während danach Zügellosigkeit (lascivia) und Hochmut (superbia) aufkamen (Bellum Iugurthinum 41).

In Büchern stehen Darstellungen zum Thema, z. B.:

Klaus Zimmermann, Rom und Karthago. 2., durchgesehene Auflage. Darmstadt : Wissenschaftliche Buchgesellschaft, 2009 (Geschichte kompakt : Antike), 91 - 100

Werner Huß, Die Geschichte der Karthager. München : Beck, 1985 (Handbuch der Altertumswissenschaft : Abteilung 3 ; Teil 8), S. 436 – 439

Jochen Bleicken, Geschichte der römischen Republik. 6. Auflage. München : Oldenbourg, 2004 (Oldenbourg-Grundriss der Geschichte ; Band 2), S. 56 – 57 und S. 175 – 176

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Cato der Ältere fand vor allem den Friedensvertrag, der nach dem 2. Punischen Krieg mit Karthago geschlossen wurde als unzureichend. Dieser enthielt zwar Sicherheiten für Rom, wie die Begrenzung der Karthagischen Flotte und dem Verbot der Wiederbewaffnung ohne Roms Einverständnis, erlaubte aber zugleich Hannibal als politischer Führer weiter in Karthago zu wirken. Scipio hatte diese Bedingungen im Namen Roms ausgehandelt und hatte als Feldherr der römischen Legionen auch davon abgesehen Karthago nach der gewonnenen Schlacht von Zama zu zerstören. Cato sah darin nur einen Aufschub eines weiteren Konfliktes und plädierte dafür Karthago ein für alle Mal zu vernichten. Seine Argumente waren zwar in seinen Reden oft emotional geprägt mit Dingen wie " Denen kann man nicht trauen etc." aber es gab auch wirtshcaftliche Gründe dafür. Karthago hatte sich wirtschaftlich stark erholt und dominierte bald wieder den Handel im südlichen Mittelmeer. Nach dem Krieg hatte Rom viel urbares Land im südlichen Mittelmeer erobert und viele reiche Römer (vor allem Senatoren) hatten in den Handel der dort wachsenden Oliven und Getreides investiert. Da die Karthager aber besser waren im Handel mit diesen Waren machten vile von diesen Inverstoren Verluste auf Kosten von Karthago. In gewisser Weise hat er den 3. Punischen Krieg auch durch sein eigenes Handeln begünstigt und zwar nicht nur durch seine Reden im Senat. Karthago hatte nahc dem Friedensvertrag mit Rom keine Truppen um seine Grenzen zu schützen. Dies wurde von den Numidischen Nachbarn (einem römischen Vasallen) ausgenutz und Teile Karthagos wurden besetzt. Karthago beschwerte sich beim römischen Senat und eine Kommission, abgeführt von Cato wurde entsendet um in dem Konflikt zu entscheiden. Cato war der Kopf dieser Delegation und unterstütze die Numidier die darauf weitere Angriffe auf Karthagisches Territorium startetetn bis Karthago schliesslich begann sich zu verteitigen, was ein Bruch des Friedensvertrages war und Rom veranlasste erneut gegen Karthago zu ziehen.

Albrecht  30.05.2011, 01:06

Der Gegenspieler Catos beim Umgang mit Karthago 152 - 150 v. Chr. war Publius Cornelius Scipio Nasica Corculum (nicht der berühmte Feldherr Publius Cornelius Scipio Africanus, der am Ende des zweiten Punischen Krieges Verhandlungen über die Friedensbedindungen geführt hat) und um dessen Argumente geht es vor allem (vgl. meine Antwort).

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