Was war der Text von Hannibals Schwur 237?

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Erzählungen über einen Eid, den Hannibal im Alter von 9 Jahren seinem Vater Hamilkar geleistet habe, niemals Freund der Römer zu sein bzw. immer Feind der Römer zu sein, sind in ihrer geschichtlichen Echtheit sehr zweifelhaft.

Offenbar ist dabei ein Ziel, bei Hamilkar und Hannibal betont ihre Handlungen mit Hass zu erklären und ihnen dabei die Verursachung des Krieges anzulasten.

Seltsam ist die Einführung der Erzählung in einer Lage ungefähr 193 v. Chr., als Hannibal sich beim Seleukidenkönig Antiochos III. aufhielt und angeblich nur mit einem Hinweis auf einen Eid in seiner Kindheit einen Verdacht, heimlich zugunsten der Römer gegen Antiochos tätig werden zu wollen, beseitigen konnte. Eine prorömische Einstellung war aufgrund  Hannibals bekanntem Lebensverlauf bei ihm nicht nachvollziehbar und es sehr unwahrscheinlich, dass statt dessen eine Erzählung über ein unbekanntes Kindheitsereignis, für das keine Zeugen greifbar waren, einen Argwohn entkräftet hätte.

zum Eid und Zwiefel an Echtheit:

Jakob Seibert, Hannibal. Darmstadt : Wissenschaftliche Buchgesellschaft, 1993, S. 26 - 28

Der Eid kommt bei mehreren antiken Autoren vor.

Polybios 3, 11, 5 – 9:

ἔφη γάρ, καθ' ὃν καιρὸν ὁ πατὴρ αὐτοῦ τὴν εἰς Ἰβηρίαν ἔξοδον μέλλοι στρατεύεσθαι μετὰ τῶν δυνάμεων, ἔτη μὲν ἔχειν ἐννέα, θύοντος δ' αὐτοῦ τῷ Διὶ παρεστάναι [6] παρὰ τὸν βωμόν. ἐπεὶ δὲ καλλιερήσας κατασπείσαι τοῖς θεοῖς καὶ ποιήσαι τὰ νομιζόμενα, τοὺς μὲν ἄλλους τοὺς περὶ τὴν θυσίαν ἀποστῆναι κελεῦσαι μικρόν, αὐτὸν δὲ προσκαλεσάμενον ἐρέσθαι φιλοφρόνως εἰ βούλεται συνεξορμᾶν ἐπὶ τὴν στρατείαν. [7] ἀσμένως δὲ κατανεύσαντος αὐτοῦ καί τι καὶ προσαξιώσαντος παιδικῶς, λαβόμενον τῆς δεξιᾶς προσαγαγεῖν αὐτὸν πρὸς τὸν βωμὸν καὶ κελεύειν ἁψάμενον τῶν ἱερῶν ὀμνύναι μηδέποτε Ῥωμαίοις εὐνοήσειν. [8] ταῦτ' οὖν εἰδότα σαφῶς ἠξίου τὸν Ἀντίοχον, ἕως μὲν ἄν τι δυσχερὲς βουλεύηται κατὰ Ῥωμαίων, θαρρεῖν καὶ πιστεύειν, αὐτὸν συνεργὸν [9] ἕξειν νομίζοντ' ἀληθινώτατον. ἐπὰν δὲ διαλύσεις ἢ φιλίαν συντίθηται πρὸς αὐτούς, τότε μὴ προσδεῖσθαι διαβολῆς, ἀλλ' ἀπιστεῖν καὶ φυλάττεσθαι·

Polybios, Geschichte. Gesamtausgabe in 2 Bänden. Eingeleitet und übertragen von Hans Drexler. Band 1. Zürich ; Stuttgart : Artemis-Verlag, 1961 (Die Bibliothek der Alten Welt : Griechische Reihe), S. 199:

„In der Zeit, als sein Vater die Ausfahrt mit seinem Heer nach Iberien habe antreten wollen, so sagte er, habe er, neun Jahre alt, während jener Zeus ein Opfer darbrachte, zu Seiten des Altars gestanden. Als sein Vater dann nach glücklichem Ausfall des Opfers den Göttern die Spende dargebracht und die übrigen Gebräuche verrichtet hatte, habe er die anderen bei der Opferhandlung Anwesenden ein wenig zurücktreten lassen, ihn selbst aber herangerufen und freundlich gefragt, ob er ihn auf seinem Zuge begleiten wolle. Als er freudig ja gesagt und nach Knabenart ihn sogar noch dringend darum gebeten habe, da habe jener seine Rechte ergriffen, ihn an den Altar geführt und ihn unter Berührung der Opfer den Schwur tun heißen, niemals ein Freund der Römer zu werden. Da Antiochos dies nun genau wisse – so bat er den König – möge er, solange er feindliche Absichten gegen die Römer hege, unbesorgt sein und das Vertrauen zu ihm haben, daß er in ihm den treuesten Helfer finden werde. Wenn er dagegen Frieden und Freundschaft mit ihnen schließe, dann möge er nicht auf die Verleumdung durch andere warten, sondern solle ihm mißtrauen und vor ihm auf der Hut sein. Denn er werde alles gegen sie tun, was in seinen Kräften stehe.“

Cornelius Nepos, Hannibal 2, 1 – 3, 1:

[2, 1] Nam ut omittam Philippum, quem absens hostem reddidit Romanis, omnium his temporibus potentissimus rex Antiochus fuit. Hunc tanta cupiditate incendit bellandi, ut usque a rubro mari arma conatus sit inferre Italiae. [2, 2] Ad quem cum legati venissent Romani, qui de eius voluntate explorarent darentque operam consiliis clandestinis ut Hannibalem in suspicionem regi adducerent, tamquam ab ipsis corruptus alia atque antea sentiret, neque id frustra fecissent idque Hannibal comperisset seque ab interioribus consiliis segregari vidisset, tempore dato adiit ad regem, [2, 3] eique cum multa de fide sua et odio in Romanos commemorasset, hoc adiunxit: 'Pater meus' inquit 'Hamilcar puerulo me, utpote non amplius VIIII annos nato, in Hispaniam imperator proficiscens Carthagine, Iovi optimo maximo hostias immolavit. [2, 4] Quae divina res dum conficiebatur, quaesivit a me, vellemne secum in castra proficisci. Id cum libenter accepissem atque ab eo petere coepissem, ne dubitaret ducere, tum ille 'Faciam', inquit 'si mihi fidem, quam postulo, dederis.' Simul me ad aram adduxit, apud quam sacrificare instituerat, eamque ceteris remotis tenentem iurare iussit numquam me in amicitia cum Romanis fore. [2, 5] Id ego ius iurandum patri datum usque ad hanc aetatem ita conservavi, ut nemini dubium esse debeat, quin reliquo tempore eadem mente sim futurus. [2, 6] Quare, si quid amice de Romanis cogitabis, non imprudenter feceris, si me celaris; cum quidem bellum parabis, te ipsum frustraberis, si non me in eo principem posueris.' Hac igitur, qua diximus, aetate cum patre in Hispaniam profectus est.

[3, 1] Cuius post obitum, Hasdrubale imperatore suffecto, equitatui omni praefuit. Hoc quoque interfecto exercitus summam imperii ad eum detulit. Id Carthaginem delatum publice comprobatum est. [3, 2] Sic Hannibal, minor V et XX annis natus imperator factus, proximo triennio omnes gentes Hispaniae bello subegit; Saguntum, foederatam civitatem, vi expugnavit; tres exercitus maximos comparavit.

Cornelius Nepos. Lateinisch-deutsch herausgegeben von Gerhard Wirth. Amsterdam : Hakkert, 1994, S. 257/259:

„2.

Um von Philipp ganz zu schweigen, den er zum Feind der Römer machte, vermochte er sogar Antiochos, den mächtigsten König jener Zeit, zu solcher Kriegslust anzustacheln, daß er es unternahm, mit einer Streitmacht aus Völkern bis zum Persischen Golf hin Italien anzugreifen. Zu ihm kamen einmal römische Gesandte, welche seine Absichten auskundschaften und in heimlichen Zusammentreffen sich bemühen sollten, Hannibal in schiefes Licht zu bringen, als habe dieser, von ihnen bestochen, seine Meinung geändert. Als sie damit bereits erste Erfolge hatten, dies aber auch Hannibal nicht entging, der sich von den Besprechungen im Kreis um den König ausgeschlossen sah, begab er sich, sobald eine Zeit vereinbart werden konnte, zu Antiochos, sprach eindringlich zu ihm von von seiner Zuverlässigkeit und seinem Haß gegen die Römer und fügte dann hinzu: „Als ich noch ein Kind war – ich zählte damals nicht mehr als neun Jahre – hat mein Vater Hamilkar unserem Gott, dem erhabensten und gnädigsten aller Götter, ein Opfer gebracht, als er nach Spanien aufbrach. Während dieser heiligen Handlung fragte er mich, ob ich nicht mit ihm ins Feld ziehen wolle. Ich sagte gerne ja und bat ihn, er möge mich mitnehmen. Da sprach er “Das werde ich tun, aber du mußt mir den Eid schwören, den ich von dir verlange“. Und dabei führte er mich an den Altar, auf welchem er zu opfern begonnen hatte, wobei alle anderen zurücktreten mußten. Er ließ mich diesen mit der Hand berühren und schwören, daß ich niemals ein Freund der Römer sein würde. Diesen Eid nun, den ich meinem Vater gab, habe ich bis zum heutigen Tag gehalten, und zwar so, daß niemand daran zu zweifeln braucht, daß ich in Zukunft meine Haltung ändern werde. Wenn du daher im Sinn hast, mit den Römern Freundschaft zu schließen, dann tust du klug daran, mich aus dem Spiel zu lassen. Hast du aber vor, mit den Römern Krieg zu führen, dann betrügst du dich nur selbst, wenn du mich für diesen nicht zum Befehlshaber deiner Truppen machst.“

3.

Im oben erwähnten Alter nun war er zusammen mit seinem Vater nach Spanien aufgebrochen. Als dieser gefallen und Hasdrubal sein Nachfolger geworden war, übernahm er den Oberbefehl über die gesamte Reiterei. Nach Hasdrubals Ermordung übertrug ihm das Heer den Oberbefehl, eine Handlung, die nach Karthago gemeldet und dort offiziell bestätigt wurde, und so konnte Hannibal, noch nicht 25 Jahre alt, in den folgenden drei Jahren alle spanischen Volksstämme unterwerfen. Er nahm Sagunt, eine mit Rom verbündete Stadt, und stellte drei riesige Heere auf.“

Cornelius Nepos, Kurzbiographien und Fragmente. Lateinisch und deutsch herausgegeben von Hans Färber. München : Heimeran, 1952 (Tusculum-Bücherei), S. 243/245:

„Um zu schweigen von Philipp, den er von Italien aus zum Feind der Römer machte, sogar in Antiochos, dem mächtigsten König jener Zeit, entzündete er derartige Kriegslust, daß er bis vom Roten Meer aus einen Waffengang mit Italien wagte. Römische Gesandte kamen zu ihm seine Absichten auszumachen und nach Möglichkeit Hannibal mit heimlichen Ränken beim König zu verdächtigen: von ihnen bestochen, habe er seine Einstellung geändert. Ihr Vorgehen hatte Erfolg, aber Hannibal erfuhr davon und, als er sich vom Geheimen Staatsrat ausgeschlossen sah, suchte er bei erster Gelegenheit um eine Audienz nach. Nach längeren Ausführungen über seinen zuverlässigen Haß gegen Rom fuhr er fort: ,,Als ich noch ein kleiner Knabe knappe neun Jahre alt war, brachte mein Vater, im Begriffe als Feldherr von Karthago nach Spanien abzugehen, Baal, dem Allmächtigen und und Allgütigen, ein Opfer dar. Mitten unter der heiligen Handlung fragte er mich plötzlich, ob ich Lust hätte ihn ins Feldlager zu begleiten. Freudig stimmte ich zu und bestürmte ihn mich unbedenklich mitzunehmen. 'Das tu ich, ' sagte er, 'wenn Du mir den Eid leistest, den ich nun von Dir verlange'; und er führte mich zum Altar, wo er sein Opfer begonnen hatte - alle anderen mußten zurücktreten und hieß mich mit der Hand auf dem Heiligtum jegliche Freundschaft mit den Römern auf ewig abschwören. Dieses eidliche Versprechen an meinen Vater habe ich bis zum heutigen Tage gehalten, und ich verbitte mir allen Zweifel an der gleichen Einstellung auch in alle Zukunft. Hast Du also irgendwelche freundschaftliche Beziehungen mit Rom vor, so tust Du klug daran, mir gegenüber dies zu verbergen. Denkst Du aber an Krieg, dann betrügst Du Dich selbst, falls Du mich von der Leitung ausschließen solltest.“ - In dem genannten Alter zog er also mit seinem Vater nach Spanien. Nach dessen Tod wurde Hasdrubal als Nachfolger gewählt und Hannibal erhielt das Kommando der Reiterei. Nach Hasdrubals Ermordung übertrug ihm das Heer den Oberbefehl; die Anzeige wurde in Karthago öffentlich bestätigt. Auf diese Weise, noch nicht fünfundzwanzig Jahre alt, zum Oberkommandierenden gemacht, unterwarf Hannibal in den nächsten drei Jahren alle Stämme Spaniens seinen Waffen. Sagunt wurde trotz des Bünndisses mit den Römern im Sturm genommen.“

der Abschnitt auch in einer anderen zweisprachigen Ausgabe auf einer Internetseite:

https://www.gottwein.de/Lat/nepos/hann01.php

Livius, Ab urbe condita 21, 1, 4:

Fama est etiam Hannibalem annorum ferme novem, pueriliter blandientem patri Hamilcari ut duceretur in Hispaniam, cum perfecto Africo bello exercitum eo traiecturus sacrificaret, altaribus admotum tactis sacris iure iurando adactum se cum primum posset hostem fore populo Romano.

T. Livius, Römische Geschichte : lateinisch und deutsch. Buch 21/23. Herausgegeben von Josef Feix. 4. Auflage. Düsseldorf ; Zürich : Artemis & Winkler, 1991 (Sammlung Tusculum), S. 7:

„Man erzählt sich auch, Hannibal habe als neunjähriger Junge seinem Vater Hamilkar - wie Kinder es können - das Versprechen abgeschmeichelt, ihn mit nach Spanien zu nehmen, als er nach Beendigung des afrikanischen Krieges ein Opfer darbrachte, um dann dorthin überzusetzen. Bei dieser Gelegenheit habe er den Knaben zum Altar geführt, ihn das Opfer berühren und schwören lassen, so bald wie möglich als Feind des römischen Volkes aufzutreten.“

Livius, Ab urbe condita 35, 19

[1] Hannibal non adhibitus est in consilium, propter conloquia cum Villio suspectus regi et in nullo postea honore habitus. [2] primo eam contumeliam tacitus tulit; deinde melius esse ratus et percunctari causam repentinae alienationis et purgare se, tempore apto quaesita simpliciter iracundiae causa auditaque [3] 'pater Hamilcar' inquit, 'Antioche, paruum admodum me, cum sacrificaret, altaribus admotum iureiurando adegit nunquam amicum fore populi Romani. [4] sub hoc sacramento sex et triginta annos militavi, hoc me in pace patria mea expulit, hoc patria extorrem in tuam regiam adduxit: hoc duce, si tu spem meam destitueris, ubicumque vires, ubi arma esse sciam veniam, toto orbe terrarum quaerens aliquos Romanis hostes. [5] itaque si quibus tuorum meis criminibus apud te crescere libet, aliam materiam crescendi ex me quaerant. [6] odi odioque sum Romanis. id me verum dicere pater Hamilcar et di testes sunt. proinde cum de bello Romano cogitabis, inter primos amicos Hannibalem habeto: si qua res te ad pacem compellet, in id consilium alium cum quo deliberes quaerito.' [7] non movit modo talis oratio regem sed etiam reconciliavit Hannibali. ex consilio ita discessum est ut bellum gereretur.

T. Livius, Römische Geschichte : lateinisch und deutsch. Buch 35/38. Herausgegeben von Hans Jürgen Hillen. Düsseldorf ; Zürich : Artemis & Winkler, 1982 (Tusculum-Bücherei), S. 41/43:

„Hannibal wurde zu der Versammlung nicht hinzugezogen; denn er war dem König wegen der Gespräche mit Villius verdächtig, und danach wurde ihm keine Ehre mehr zuteil. Zuerst trug er diese Schmach schweigend. Dann glaubte er, es sei besser, die Ursache für die plötzliche Entfremdung zu ergründen und sich zu rechtfertigen, und als er zu geeigneter Zeit geradeheraus nach der Ursache des Zornes gefragt und sie erfahren hatte, sagte er: „Antiochos, mein Vater Hamilcar hat mich als ganz kleinen Jungen, als er ein Opfer darbrachte, an den Altar geführt und von mir den Eid gefordert, daß ich niemals ein Freund des römischen Volkes sein würde. Unter diesem Fahneneid bin ich 36 Jahre Soldat gewesen. Dieser Eid hat mich im Frieden aus meiner Vaterstadt vertrieben. Er hat mich, als ich aus meiner Vaterstadt verbannt war, an deinen Königshof geführt. Unter seiner Führung werde ich, wenn du meine Hoffnung enttäuschst, hinkommen, wo nur immer ich Streitkräfte und Waffen weiß und werde auf dem ganzen Erdkreis nach Menschen suchen, die Feinde der Römer sind. Wenn deshalb einige deiner Leute durch Anschuldigungen gegen mich hochkommen möchten, sollen sie sich etwas anderes aussuchen. Ich hasse die Römer, und die Römer hassen mich. Daß ich damit die Wahrheit sage, dafür sind mein Vater Hamilcar und die Götter Zeuge. Wenn du daher an einen Krieg mit den Römern denkst, sollst du Hannibal zu deinen besten Freunden zählen; wenn aber irgendein Umstand dich zum Frieden drängt, sollst du dir für diesen Plan einen anderen suchen, mit dem du das berätst.“ Diese Rede machte nicht nur Eindruck auf den König, sondern gewann ihn auch wieder für Hannibal.“

Albrecht  29.01.2024, 08:06

Valerius Maximus, Facta et dicta memorabilia 9, 3 exempla externa 3:

E quibus Hannibal mature adeo patria uestigia subsecutus est, ut eo exercitum in Hispaniam traiecturo et ob id sacrificante viiii annorum natu altaria tenens iuraret se, cum primum per aetatem potuisset, acerrimum hostem populi Romani futurum, <et> pertinacissimis precibus instantis belli commilitium exprimeret. idem significare cupiens quanto inter se odio Karthago et Roma dissiderent, inflicto in terram pede suscitatoque puluere, tunc inter eas finem fore belli dixit, cum alterutra [pars] in habitum pulueris esset redacta.

Valerius Maximus, Sammlung merkwürdiger Reden und Thaten. Übersetzt von Friedrich Hoffmann. Fünftes Bändchen. Stuttgart : Metzler'sche Buchhandlung, 1829 (Römische Prosaiker in neuen Übersetzungen ; vierzigstes Bändchen), S. 571 – 572:

„Hannibal, einer diesen Knaben, trat so frühe in die Fußstapfen seines Vaters, daß er, als Dieser im Begriffe stand, sein Heer nach Spanien überzusetzen, und deshalb opferte, als neunjähriges Kind, die Hand auf den Altar gelegt, schwur, er werde, sobald es ihm das Alter erlaube, der bitterste Feind der Römer werden. Durch anhaltendes Bitten nöthigte er hierauf seinem Vater die Erlaubniß ab, ihn auf seinem Feldzuge begleiten zu dürfen. Einst wollte er die Stärke des Hasses zwischen Karthago und Rom bezeichnen, stampfte mit dem Fuß auf die Erde, und sagte, der Krieg zwischen beiden Städten werde nicht aufhören, als bis eine derselben in Staub verwandelt wäre.“

Martialis, Epigrammata 9, 43, 9 (mit Bezug auf Hercules [der phönizische Gott Melkart/Melqart ist als dieser gedeutet worden]):

Hunc puer ad Libycas iuraverat Hannibal aras;

M. Valerius Martialis, Epigramme : lateinisch-deutsch. Herausgegeben und übersetzt von Paul Barié und Winfried Schindler. 3., vollständig überarbeitete Auflage. Berlin : Akademieverlag, 2013 (Sammlung Tusculum)S. 631:

„bei diesem hatte Hannibal als Knabe am lybischen Altar geschworen;“

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Albrecht  29.01.2024, 08:06

Silius Italicus, Punica 70 - 139 (epische Dichtung, Szene sehr ausgeschmückt und eindrucksvoll)

https://www.hs-augsburg.de/~harsch/Chronologia/Lspost01/Silius/sil_pu01.html

Des Cajus Silius Italicus punischer Krieg: Oder, Hannibal, Berichtigt, verdeutscht und erklärt von F. H. Bothe = Friedrich Heinrich Bothe]. Erstes Bändchen. Verlag der J. B. Metzler'schen Buchhandlung, 1855 (Römische Dichter in neuen metrischen Uebersetzungen ; zweiundsechzigstes Bändchen), S. 16 – 20:

„Solche Wuth zu italischem Kampf in Saturnus' Gefilden

Hatte gepflanzt in des Knaben Herz der rasende Vater.

Aus uraltem Sarranerstamm entsprossen des Barkas,

Zählt' er die Ahnen zu Belus hinauf: denn, der gattenberaubten

Dido gesellt, entflohe vordem dem geknechteten Tyrus,

Fürchtend des grausen Tyrannen Stahl, der belidische Jüngling

Und war stets ihr getreu in der Schickungen Wechsel geblieben.

Herrlich ob solchem Geschlecht und durch Tapferkeit, säet' Hamilkar,

Als zu lallen begann und das erste Wort zu erwidern

Hannibal, Römerkrieg in der Kinderseele des Sohnes.

Mitten stand in der Stadt, geweiht der Ahnin Elissa,

Und vom Tyriervolke verehrt mit verehrt mit heiligem Schauer,

Hinter Taxus verborgen und schwarzumschattet von Fichten,

Welche des Himmels Lichte den Durchblick wehrten, ein Tempel.

Diesen Ort besuchte, so sagt man, sterbliche Sorgen

Fliehend die Königin oft. Viel trauernde Marmorbilder

Stehn allda des Belus und aller von Belus entspross'nen

Enkel in langer Reihe, der Ruhm des Geschlechtes Agenor

Auch, und, der Namen dem Lande verlieh, langdauernden, Phönix;

Dann sie selbst, auf ewig anizt mit Sychäus vereinigt,

Ihr zu Füßen das phrygische Schwert. Auch stehen geordnet

Rings der Himmelsgötter Altäre des Schattenbeherrschers.

Wenn ihn, fliegendes Haars, in schwarzem Gewande, wenn Enna's

Göttin zugleich und den Höllenstrom die Priesterin anruft,

Bebt das Land, furchtbares Gezisch durchbricht die Umschattung.

Und den Altären entlodern unangezündete Feuer.

Dann mit magischem Sange durchfliegen das Leer die erregten

Manen, und Schweiß entträufelt den Marmorgliedern Elissa's.

Hannibal, wie es der Vater gebeut, naht diesem Geheimort.

Blick und Geberdung schau't des Erscheinenden prüfend Hamilkar:

Und nicht macht der Massylerin Zorn den Knaben erbleichen, 

Nicht des Tempels grauser Gebrauch, die von Blute befleckten

Schwellen und, aufgerufen vom Lied, entlodernde Flammen.

Streichelnd des Knaben Haupt umfängt der Erzeuger ihn herzend,

Steigert den Muth ermahnend und füllt ihm die Seele mit Rachlust:

„Des kadmeischen Stammes Entsprossene drückt das erneu'te

Phrygiervolk unmäßig durch Bündnisse. Wehrt das Verhängniß

Unserem Arm, die Schmach von dem Vaterlande zu wenden,

Sei doch der Wille dein Ruhm, o Sohn! Auf! Kriege, verderblich

Den laurentischen Völkern, ersinne dir! Deine Geburt schon

Schrecke die römische Männerschaar, und, Mutter zu werden,

Weigre sich, weil du, Knab', erstehst, die latinische Jungfrau.

Also reizt' er das Kind, und nicht ist milder die Antwort:

„Römervolk will in Land und Meer mit Feuer und Schwert ich

Künftig, ein Mann, verfolgen und Troja's Schickung erneuern.

Nicht die Götter und nicht den Krieg einhemmendes Bündniß,

Soll mir wehren, noch Alpenhöh'n und tarpejische Felsen.

Diesen Entschluß beschwör ich bei unserem Mars, dem Gewalt'gen,

Bei der Königin Geist." Der dreigestaltigen Göttin

Blutet ein schwarzes Opfer darauf und, Kunde begehrend,

Oeffnet die Priesterin stracks mit dem Schwert ihm athmende Glieder,

Und befragt die dem Eingeweid' entfliehende Seele.

Als sie, spähend nach alter Kunft Vorschrift, die Beschlüsse

Himmlischer Götter erkannt im Geist, da redet sie also:

,,Ringsum schau' ich mit Kriegern bedeckt ätolische Fluren;

Schaue, wie überflutet der See von idäischem Blute.

Welches Gebäu auf Felsengeklipp entsteigt zu den Sternen?

Weß ist der luftige Gipfel, von dem dein Lager herabhängt?

Jezt von den Höhen entrafft wird das Heer; die erschrockenen Städte

Rauchen, und jenes Land, das zum Abendhimmel sich hinstreckt,

Leuchtet von Tyrierflammen. Eridanus, siehe, wie blutig

Fließt er! Mit trotzigem Blick liegt dort auf Waffen und Männern

Er, der die dritte Beute dem Donnerer prangend geheiligt!

Ha, welch düsterer Sturm mit plötzlichen Regenergüssen

Wüthet anizt! von Flammen erglänzt der zerissene Himmel!

Großes bereiten die Götter! Olympische Festen erdonnern;

Juppiter kriegt; ich schau' es!" Noch mehr zukünftigen Schicksals

Wehrt ihr Juno zu wissen: verstummt sind plötzlich des Opfers

Fibern; der Schickungen Wechsel und lange Betrebungen deckt Nacht.“

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Albrecht  29.01.2024, 08:08

Appian(os), Iberike 9 [34]:

ἐλέγετο δὲ καὶ παῖς ὢν ἔτι ὑπὸ τοῦ πατρὸς ὁρκωθῆναι ἐπὶ ἐμπύρων ἄσπειστος ἐχθρὸς ἔσεσθαι Ῥωμαίοις, ὅτε ἐς πολιτείαν παρέλθοι.

Appian(os), Annibaike 3 [10]:

ὑπολαβὼν δʼ, ὥσπερ ἦν, τὸ Ῥωμαίοις ἐπιχειρῆσαι χρόνιόν τε Καρχηδονίοις ἔσεσθαι, καὶ μεγάλην αὐτῷ δόξαν, εἰ καὶ τύχοι πταίσας, τό γε ἐγχείρημα οἴσειν, λεγόμενος δὲ καὶ ὑπὸ τοῦ πατρὸς ἐπὶ βωμῶν ἔτι παῖς ὁρκωθῆναι Ῥωμαίοις ἐπιβουλεύων οὔ ποτʼ ἐκλείψειν, ἐπενόει παρὰ τὰς σπονδὰς τὸν Ἴβηρα διαβῆναι, καὶ παρεσκεύαζέ τινας ἐς πρόφασιν κατηγορεῖν Ζακανθαίων.

Appian von Alexandria. Römische Geschichte. Übersetzt von Otto Veh. Durchgesehen, eingeleitet und erläutert von Kai Brodersen. Erster Teil: Die römische Reichsbildung. Stuttgart : Hiersemann, 1987 (Bibliothek der griechischen Literatur ; Band 23), S. 69:

„Man erzählt sich auch, daß er noch als Knabe von seinem Vater beim Brandopfer eidlich verpflichtet worden sei, wenn er ins öffentliche Leben eintrete, ein unversöhnlicher Feind Roms zu sein."

S. 124:

„Außerdem geht die Rede, er sei schon als Knabe von seinem Vater vor dem Altar eidlich verpflichtet worden, unaufhörlich die Römer zu bedrohen. So beschloß er denn, unter Bruch des Vertrags den Iber zu überschreiten, und veranlaßte, um sich einen Vorwand zu verschaffen, einige Personen, Anklagen gegen die Saguntiner vorzubringen.“

Florus 2, 6, 2:

Hinc ultionem puer Annibal ad aram patri iuraverat, nec morabatur.

„Diese Rache hatte der Knabe Hannibal am Altar seinem Vater geschworen und er schob sie auch nicht auf."

Orosius 4, 14, 3:

exinde odio Romani nominis, quod patri Hamilcari, cum esset novem annos natus, fidelissime alias infidelissimus ante aras iuraverat, P. Cornelio Scipione et P. Sempronio Longo consulibus Pyrenaeos montes transgressus inter ferocissimas Gallorum gentes ferro Viam aperuit et nono demum die a Pyrenaeo ad Alpes pervenit;

„Daher überschritt er [Hannibal] aus Hass auf den römischen Ruhm, den er seinem Vater Hamilkar, als er 9 Jahre alt war, äußerst getreu, sonst äußerst ungetreu, vor Altären geschworen hatte, während des Konsulats von Publius Cornelius Scipio und Publius Sempronius Longus die Pyrenäenberge, öffnete mit dem Schwert einen Weg zwischen äußerst wilden Stämmen der Gallier und gelangte schließlich am neunten Tag vom Pyrenäengebirge zu den Alpen;“

Zonaras 8, 21

ὁ δ ̓ ̓Αννίβας οὗτος παῖς τοῦ ̓Αμίλκου τοῦ Βαρχίδου ἐγένετο, καὶ ἐκ παίδων εὐθὺς ἐπὶ τοὺς Ῥωμαίους ἠσκήθη. πάντας γὰρ τοὺς υἱεῖς ὁ ̓Αμίλκας ὥσπερ τινὰς σκύμνους ἐπ ̓ αὐτοὺς τρέφειν ἔλεγεν, ἐκεῖνον δὲ πολὺ τῇ φύσει προφέροντα ὁρῶν καὶ ὥρκωσε πολεμήσειν αὐτοῖς καὶ διὰ τοῦτο τά τε ἄλλα καὶ τὰ πολέμια ἔτι μᾶλλον αὐτὸν ἐξεδίδασκε πεντεκαιδεκαέτη ὄντα.

„Dieser Hannibal aber war Sohn des Barkiden Hamilkar, und sofort seit seiner Kindheit wurde er gegen die Römer eingeübt. Denn Hamilkar sagte, alle seine Söhne wie irgendwelche Welpen gegen sie zu nähren, als er aber sah, dass jener aufgunnd seiner Naturanlage weit hervorragte, ließ er ihn schwören, Krieg gegen sie zu führen, und deshalb lehrte er ihn anderes und noch mehr die Kriegsangelegenheiten, als er 15 Jahre alt war.“

 

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Der genaue Wortlaut von Hannibals Schwur im Jahr 237 v. Chr. ist nicht überliefert.

Er schwörte als neunjähriger Knabe hierbei aber wohl den Römern ewige Feindschaft. Vermutlich war er zu diesem Zeitpunkt mit seinem Vater auf der Iberischen Halbinsel. Das Thema wurde häufige in der Kunst aufgegriffen und einige Bilder zeigen eine Vorstellung von diesem Ritual. Bspw. "Hannibal jurant haine aus Romain" von Claudio Francesco Beaumont, 1730.

Titus Livius (59 v. Chr.-17 n. Chr.) überliefert in seinem Geschichtswerk 'Ab urbe condita' (Vom Ursprung der Stadt an) - zu Anfang seiner Schilderung des zweiten Punischen Krieges - , dass am Altar des Kriegsgottes der neunjährige Hannibal (146-82 v. Chr.) in Gegenwart seines Vaters Hamilkar und der Einwohner Karthagos den Römern Feinschaft schwor (Livius, Ab urbe condita, XXI, 1).).

....fama est etiam Hannibalem annorum ferme novem, pueriliter blandientem patri Hamilcari ut duceretur in Hispaniam, cum perfecto Africo bello exercitum eo traiecturus sacrificaret, altaribus admotum tactis sacris iure iurando adactum se cum primum posset hostem fore populo Romano....

Auch erzählt man, Hamilkar habe, als er nach Beendigung des afrikanischen Krieges schon im Begriff war, ein Heer nach Spanien überzusetzen, und den Göttern opferte, den beinahe neunjährigen Hannibal, der den Vater kindlich schmeichelnd bat, ihn mitzunehmen, zum Altar treten lassen, und ihn unter Berührung des Opfers eidlich verpflichtet, sobald er könne, als Feind der Römer aufzutreten.

Quelle https://www.gottwein.de/Lat/liv/liv02101.php

Der genaue Text wurde aber nicht überliefert.

Woher ich das weiß:Hobby