Kann man Menschen mit Trisomie 21 verbieten Kinder zu bekommen?


23.02.2022, 11:47

Ich möchte hier nocheinmal festhalten, da mich einige falsch verstanden haben, ich unterstütze weder Eugenik noch Euthanasie. Ich wollte einfach ein Gespräch über das Thema eröffnen und nicht meine Meinung äussern.

11 Antworten

Also um deine Gedanken mal etwas zu lenken:

Trisomie21 ist ein Sammelbegriff für den gendefekt.

Wie ausgeprägt er bei Betroffenen auftritt ist individuell extrem unterschiedlich...das geht von einer nur leicht ausgeprägten Lidfalte und kaum merkbarer Reifeverzögerung bis hin zu schwersten Beeinträchtigungen im physischen und psychischen Bereich!

Schon deswegen kann man da nicht mit Rundumklatsche urteilen.

Ja, die Gefahr, dass der Nachwuchs den Gendefekt erbt, ist höher. Aber ein Risiko für ein vorbelastetes Kind besteht auch bei so vielen anderen Sachen, dass auch das kein Grund sein kann, gegen die Fortpfanzung Betroffener zu sein.

WENN Zweifel daran besteht, dass ein Elternpaar sich nicht adäquat kümmern könnte, wird das Jugendamt einen Familienhelfer beauftragen, das Paar zu begleiten. Und das reicht in der Regel auch völlig aus.

schoenername669 
Fragesteller
 23.02.2022, 12:43

Okay, das ist ja eine gute Regelung, um den Kinderwunsch umzusetzen. Dass es ein Spektrum gibt, wusste ich, aber darüber, dass das soweit geht, dass man wirklich nur absolut minimal eingeschränkt ist war ich mir nicht im klaren, eine wichtige Information. Danke dass du mir weitergeholfen hast.

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Nordseefan  23.02.2022, 15:46
@schoenername669

Danke dass du den "Mut" hast einzugestehen, dass du nicht ganz richtig gelegen bist. Das kann nicht jeder.

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schoenername669 
Fragesteller
 23.02.2022, 18:22
@Nordseefan

Ich verstehe welchen Eindruck du hast, aber ich vertrete die Meinungen in meinen Denkanstößen nicht, ich gestehe mir nicht ein falsch gelegen zu haben. Ich wollte nie in meiner Frage Tatsachen oder Meinungen kundtun sondern einfach ein Gespräch über das Thema auslösen, an dem ich lernen kann, viele Nutzer haben das nicht verstanden.

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Es gibt kein Gesetz was einer Frau mit Trisomie 21 oder einer anderen Behinderung verbieten könnte Schwanger zu werden.

Das ist auch moralisch und ethisch hoch zweifelhaft.

Und wird es hoffentlich niemals geben für uns in Deutschland wäre das ein großer Rückschritt.

Wir leben in einer Solidargemeinschaft, das bedeutet auch das wir schwächere in der Gemeinschaft unterstützen.

Wo soll es hinführen, wenn wir behinderten das Recht auf Kinder absprechen?

Nur weil diese Eltern mehr Unterstützung brauchen?

Verbieten wir dann demnächst Frauen über 40 Kinder zu bekommen, weil deren Risiko ein Kind mit Trisomie 21 auf sie Welt zu bringen deutlich größer ist als bei jüngeren?

Und was passiert wenn die ältere oder behinderte Frau doch Schwanger wird, Schwangsabtreibung oder sterilisationspflicht?

Oder um den Bogen noch weiter zu spannen, da Kinder von Hartz 4 Empfänger auch häufig Hartz 4Empfänger werden, verbieten wir dennen auch Kinder zu bekommen?

Wolpertinger  23.02.2022, 11:52

PS in anderen Ländern ist es weitaus normaler das Frauen mit Trisomie 21 Kinder bekommen. Sie werden dann begleitet durch eine Art Familienpfleger und erhalten dort Unterstützung wo sie es besuchen.

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schoenername669 
Fragesteller
 23.02.2022, 11:59
@Wolpertinger

Finde ich einen guten Ansatz, für so einen Wunsch schon feste Strukturen zu haben, mit extra dafür ausgebildeten Menschen, um die Umsetzung von einem Kinderwunsch für alle Parteien (Kind und Eltern) so reibungslos und einfach wie möglich zu machen. Man weiss ja, wie schwer es in Deutschland oft ist Medizinische Bedürfnisse mit Krankenkassen und allen möglichen Behandlungsorganen zu koordinieren und durchzuführen

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Wolpertinger  23.02.2022, 12:01
@schoenername669

Wieso gehst du eigentlich allen Anschein davon aus, daß Trisomie 21 Betroffene alle schwerst kognitiv beeinträchtigt sind und sich nicht um sich selber kümmern können?

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schoenername669 
Fragesteller
 23.02.2022, 12:10
@Wolpertinger

Das ist das, was ich bisher so erfahren habe, ich meine nicht, dass es grundsätzlich allen Menschen mit trisomie 21 unmöglich ist einen Alltag zu bewältigen. Aber es ist schlicht und wertfrei so, dass mit dem Downsysndrom ein IQ um 50 einhergeht und eine Behinderung vorliegt.

https://www.grin.com/document/95825

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Wolpertinger  23.02.2022, 12:17
@schoenername669

Du solltest von deiner eigenen Wahrnehmung nicht auf alle Schließen.

Es gibt mittlerweile sehr viele Menschen mit Trisomie 21 die ein selbständiges und selbstbestimmtes Leben führen.

Wir leben nicht mehr in den 50zigern, mit richtiger und frühzeitiger Förderung ist vieles Möglich.

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schoenername669 
Fragesteller
 23.02.2022, 12:35
@Wolpertinger

Ich verneine nicht, dass das nicht möglich ist, die Frage ist aber weniger ob Menschen mit Trisomie 21 die ein selbständiges und selbstbestimmtes Leben führen können, sondern in wie weit sich um ein Kind angemessen gekümmert werden kann, hast du zu diesem Thema Erfahrungen? Es ist mir schwer gefallen dazu was zu finden. Ich spreche nicht von Zuneigung und Liebe, sonder viel mehr von den anderen üblichen Aufgaben von Eltern.

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Wolpertinger  23.02.2022, 12:39
@schoenername669

Naja in einer Seminararbeit aus dem Jahr 95 wirst du dazu wohl nichts finden.

Wie weiter oben schonmal gesagt ist es in unseren Nachbarländern verbreiteter das Menschen mit Trisomie 21 Kinder bekommen.

Ich denke du wirst in der englischsprachigen Literatur suchen müssen.

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schoenername669 
Fragesteller
 23.02.2022, 11:56

Ja, ich gebe dir Recht, die Frage, wo aufhören und wo weiter machen ist extrem schwierig, viele Aspekte, die unter so einer Ideologie zum Ausschluss von der Möglichkeit Kinder zu bekommen führen würden sind höchst Fragwürdig. Kinder können genau so gut ein gutes Leben haben, wenn die Mutter 60 oder die Eltern sozial schwach sind. Man darf solche Ansätze in unserer Gesellschaft nicht durchdringen lassen.

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Ich denke nicht, dass man jemandem verbieten kann, Kinder zu bekommen. Ich könnte deinen Gedanken nur ansatzweise folgen, wenn sich das Leben mit Menschen mit Trisomie 21 vor allem als Belastung für andere darstellen würde. Das ist aber nach meiner Erfahrung nicht der Fall. Ich erlebe vielmehr, dass Menschen, die gemeinsam mit Trisomie-21-Menschen leben, diese meist in ihr Herz geschlossen haben und sie nicht missen möchten.

schoenername669 
Fragesteller
 23.02.2022, 11:52

Ich habe auch schon Menschen mit Trisomie 21 kennen gelernt und war einfach überwältigt wie unfassbar offen und Lebensfroh sie waren. Und dass sie, wie jeder andere Mensch Liebe geben und empfangen wollen steht ausser Frage. In Sachen Gefühlswelt stehen sie niemanden in absolut gar nichts nach und haben auch vielen Menschen viel voraus, um ganz ehrlich zu sein. Man muss aber auf der anderen Seite auch sehen, dass sie in vielen Bereichen erhebliche Lernschwächen haben und schlicht Probleme haben Zusammenhänge und Gefahren richtig einschätzen zu können, Dinge die man einfach als Elternteil braucht.

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filmfan69  23.02.2022, 14:22
@schoenername669

Dass sie mitunter bestimmte Dinge nicht können, die man als Eltern besser können sollte, das ist wohl so. Gleichzeitig sind wir alle keine perfekten Eltern. Es gibt viele Leute, die bei den meisten als völlig unauffällig gelten, die aber zahlreiche Dinge nicht können, die man als Eltern besser können sollte: Geborgenheit und emotionale Stabilität geben, zuverlässig sein, Vorbild sein....manche Eltern schlagen sogar ihre Kinder. Wenn man den einen, die nicht alles können, verbietet, Eltern zu werden, müsste man es eigentlich allen verbieten. Und wer entscheidet dann? Und sollte man sich nicht eher der Einsicht stellen, dass es mehr als zwei Elternteile braucht, um ein Kind aufzuzuziehen? Sehr viele Kinder haben zum Glück noch weitere Erwachsene als nur ihre Eltern an der Seite, die sie beim Aufwachsen begleiten.

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schoenername669 
Fragesteller
 23.02.2022, 18:20
@filmfan69

Ja, damit hast du natürlich Recht, für mich ist es selbstverständlich, dass Menschen mit t21 Geborgenheit und emotionale Stabilität geben können, zuverlässig und Vorbild sein, sind auch keine Probleme, ich denke die Schwierigkeiten liegen eher in anderen Aspekten des Eltern seins, wie Organisationsfähigkeit und auch ein gewisser Erzieherischer Weitblick, solchen Problemen kann man aber Abhilfe schaffen, indem man, wie ein anderer Nutzer mir mitgeteilt hat vom Jugendamt unterstützendes Personal zugewiesen bekommt, welches diese Aufgaben übernimmt. Das gilt natürlich auch für alle anderen Eltern, die Probleme haben, welche das "erfolgreiche" heranziehen von Kindern nicht schaffen.

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Nein! Menschen mit Behinderungen (zu denen ja auch das Down-Syndrom zählt) haben das Recht auf Aufklärung, Fruchtbarkeit, Heirat und Familiengründung. Kinder dürfen nicht aus ihren Familien gerissen werden, nur weil die Eltern/ein Elternteil oder die Kinder selber eine Behinderung haben.

Ihnen das zu verbieten würde gegen die UN-Behindertenrechtskonvention sprechen, welche in Deutschland gilt!
Diese listet die Rechte behinderter Menschen auf. Viele Rechte sind für nicht-behinderte Menschen selbstverständlich und dessen Gültigkeit stellt niemand infrage. Bei behinderten Menschen müssen diese jedoch detailliert festgehalten werden, damit auch Menschen mit Behinderungen das Recht auf ein freies, selbstbestimmtes Leben haben dürfen.

"Die Vertragsstaaten treffen wirksame und geeignete Maßnahmen zur Beseitigung der Diskriminierung von Menschen mit Behinderungen auf der Grundlage der Gleichberechtigung mit anderen in allen Fragen, die Ehe, Familie, Elternschaft und Partnerschaften betreffen, um zu gewährleisten, dass

1. das Recht aller Menschen mit Behinderungen im heiratsfähigen Alter, auf der Grundlage des freien und vollen Einverständnisses der künftigen Ehegatten eine Ehe zu schließen und eine Familie zu gründen, anerkannt wird;

2. das Recht von Menschen mit Behinderungen auf freie und verantwortungsbewusste Entscheidung über die Anzahl ihrer Kinder und die Geburtenabstände sowie auf Zugang zu altersgemäßer Information sowie Aufklärung über Fortpflanzung und Familienplanung anerkannt wird und ihnen die notwendigen Mittel zur Ausübung dieser Rechte zur Verfügung gestellt werden;

3. Menschen mit Behinderungen, einschließlich Kindern, gleichberechtigt mit anderen ihre Fruchtbarkeit behalten." (UN-BRK Artikel 23 Punkt 1)

Warum die so detailliert aufgelistet werden müssen, zeigt sich erneut an Fragen wie dieser! Wenn Familienleben von behinderten Menschen so selbstverständlich wären wie für nicht-behinderte Menschen, dann würde sich die oben gestellte Frage gar nicht ergeben!

Woher ich das weiß:Berufserfahrung
schoenername669 
Fragesteller
 01.03.2022, 10:18

Danke für den Überblick, aber mit der Gesetzeslage bin ich vertraut, deshalb habe ich auch direkt in der Frage geschrieben, dass es mir eher um Moralische und Ethische Standpunkte geht, nicht um den gesetzlichen Rahmen.

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Selkiade  01.03.2022, 17:06
@schoenername669

Auch moralisch und ethnisch finde ich es höchst zweifelhaft. Damit wird einer bestimmten Menschengruppe weniger Verantwortung zugestanden als anderen (unabhängig davon, ob die Behinderung wirklich vererbt wird oder nicht).

Und nur weil die Behinderung vererbt werden KANN, wäre ein Verbot dennoch ein eindeutiger Rückschritt. Das würde ja bedeuten, dass die Gesellschaft in lebenwürdiges und lebensunwürdiges Leben unterteilt.
Und wo soll das noch hinführen, wenn die Gesellschaft über solch elementare Dinge entscheiden darf? Zumal wir das schon mal hatten...

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schoenername669 
Fragesteller
 01.03.2022, 18:13
@Selkiade

Ja, die Unterteilung in Lebenswürdig und Unwürdig sehe ich auch als sehr gefährlich an, soweit darf es nicht nochmal kommen. Aber zu deiner ersten Aussage, ich finde es schwierig zu sagen, dass man Menschen mit t21 pauschal die gleiche Fähigkeit Verantwortung zu übernehmen zuspricht, es ist durchaus ein Spektrum, und manche sind weniger stark eingeschränkt als andere. Aber grundsätzlich kann man sagen dass man im Einzelfall entscheiden muss, wie viel Verantwortung über welche Bereiche man welchem Menschen mit Trisomie 21 zutrauen kann. Würdest du dein Kind beruhigt in eine Kindergarten Gruppe schicken, in welcher eine Person mit t21 Stundenlang alleine die Aufsicht führt?

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Selkiade  01.03.2022, 21:09
@schoenername669

Natürlich muss da immer im Einzelfall geschaut werden, aber genau das ist ja auch ein Punkt, warum man auch kein pauschales Verbot erlassen darf.

Zu deiner Frage: Wenn ich weiß, dass die Person mit T21 das alleine gut hinbekommt, dann definitiv ja. Ist halt immer eine individuelle Entscheidung.

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Nein! Mit welchem Recht sollte man das tun?

Außerdem streben wir in Deutschland eine inklusive Gesellschaft an, heißt eine Person mit Gendefekt ist nicht weniger Wert als eine Person ohne.

schoenername669 
Fragesteller
 23.02.2022, 12:46

Eine wichtiger Punkt, darüber zu Urteilen, wie viel Wert ein Leben hat darf sich nie mehr wiederholen.

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