Kann man auch unter der Transsexualität an sich leiden?

8 Antworten

Grundsätzlich leidet niemand unter der Transgeschlechtlichkeit an sich, außer man wird deshalb von anderen Diskriminiert etc. Aber das ist dann nicht die Schuld der Trans* Person sondern der Menschen, die sie diskriminieren.

Ansonsten entsteht im Zusammenhang mit Transgeschlechtlichkeit eigentlich nur durch Dysphorie ein Leiden.

emyness 
Fragesteller
 16.11.2022, 15:13

Aber wenn man darunter leidet, dass man trans ist, das trans sein also hasst, nicht durch das Umfeld, leidet man dann nicht unter der Transsexualität an sich? Weil das gehört ja doch eigentlich nicht zur Dysphorie.

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tippsforqueers  16.11.2022, 17:50
@emyness

Da hast du theoretisch Recht, aber wenn jemand das Transsein hasst, kommt dieser Hass vermutlich auch von außen. Transphobie kommt ja meistens aus dem Umfeld und Kinder, die damit groß werden gewöhnen es sich dann häufig auch an weil sie nichts anderes Kennen. Dann hasst die Person ihre eigene Transgeschlechtlichkeit, weil ihr beigebracht wurde, dass es etwas schlechtes ist aber in diesem Fall wäre es auch nicht ihre Schuld.

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emyness 
Fragesteller
 16.11.2022, 17:56
@tippsforqueers

Bei mir ist es halt so, dass ich von meinem Umfeld akzeptiert und unterstützt werde, aber dennoch hasse ich es im Moment trans zu sein.

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Ich find schon. Bei vielen kommt da nämlich noch ein anderer Gedanke dazu als nur die Dysphorie.

Dysphorie ist ja im wesentlichen darauf basiert, dass das biologische Geschlecht nicht zum Gehirn passt. Also, darauf, dass man sein inneres Geschlecht hat, aber der Körper passt dazu nicht. Du als Transfrau hast das dann halt als "Ich möchte einen biologisch weiblichen Körper"

Und dann gibt es da diese andere Sache noch, von "Warum kann nicht einfach mein inneres Geschlecht zu meinem Körper passen?" Du als Transfrau hättest das dann so in die Richtung von "Ich wünschte, ich könnte als Cismann leben".

Im wesentlichen ist ja beides der Wunsch, Cis zu sein und ein einfaches Leben zu haben - nur eben in entgegen gesetzte Richtungen. Je nachdem, was man als den 'Fehler' betrachtet.

Davon abgesehen ist da natürlich noch das Problem dessen, in einer Gesellschaft zu leben, für die Transidentität immer noch als zu exotisch um drüber zu reden gilt.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Bin bisexuell und nichtbinär & kenne viele andere 'Queere'.
emyness 
Fragesteller
 16.11.2022, 19:29
"Warum kann nicht einfach mein inneres Geschlecht zu meinem Körper passen?" Du als Transfrau hättest das dann so in die Richtung von "Ich wünschte, ich könnte als Cismann leben".

Ähm nein? Wenn, dann umgekehrt. Ich wünsche mir nicht ein cis Mann zu sein, da ich ja eine trans Frau bin, sondern eine cis Frau.

Dysphorie ist ja im wesentlichen darauf basiert, dass das biologische Geschlecht nicht zum Gehirn passt. Also, darauf, dass man sein inneres Geschlecht hat, aber der Körper passt dazu nicht. Du als Transfrau hast das dann halt als "Ich möchte einen biologisch weiblichen Körper"

Das ist nicht Dysphorie. Diysphorie bezeichnet die den Leidensdruck gegenüber/wegen den Primären und sekundären Geschlechtsmerkmale. Ich habe zum Beispiel also Dysphorie gegenüber meinen männlichen Geschlechtsmerkmalen. Natürlich wünsche ich mir cis und dadurch einen biologisch weiblichen Körper zu haben, aber das ist nicht Dysphorie.

Bei mir ist es aktuell so, dass ich im Moment neben der Dysphorie mit meinem trans sein kämpfe und es eben hasse trans zu sein. Und das obwohl ich von meinem Umfeld akzeptiert und unterstützt werde.

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Seraphiel0  16.11.2022, 20:03
@emyness

Naja, ich hab das halt doch schon von mehreren Leuten gehört, dass das auch durchaus etwas ist, mit dem sie kämpfen müssen. Natürlich ist das eher ein untergeordneter Aspekt, der Gedanke von "Ich wäre gerne Cis, egal wie rum, nur hauptsache nicht trans". ZB, weil es echt viel Arbeit ist, trans zu sein. Selbst, wenn alle es akzeptieren und man gut an seine Termine kommt, muss man trotzdem ständig wieder das Thema anfangen und überhaupt Termine haben. Cis sein ist einfacher als Trans sein, so einfach ist das.

Ich hab ja auch nicht gesagt, das Dysphorie ist, dass der Körper nicht zum Kopf passt, das ist mir schon klar. Dysphorie ist die Folge davon, nicht der Fakt an sich. Das habe ich so auch gesagt.

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Meine Ansicht nach gibt es zwei Arten von Dysphorie. Die Körperliche, die meist gemeint ist, aber auch die Soziale. Also der Leidensdruck wenn man missgendert wird.

Aber ich glaube das meinst du nicht, oder?
Ich hasse es nicht trans zu sein. Klar, ich habe mir schon oft gewünscht ich könnte mein Leben noch mal neu anfangen, dieses mal als cis-Junge, oder dass ich eines Tages in einem cis-männlichen Körper aufwachen würde. Aber solang ich mein Leben leben kann und weder körperliche noch soziale Dyphorie erleiden muss, weil alles insgesamt irgendwie okay ist, komme ich auch damit zurecht, trans zu sein.

Nur weils mir nicht so geht wie dir, heißt das ja aber nicht, dass es nicht valide ist, was du fühlst. Wenn du unter der Transsexualität an sich leidest, dann ist das offensichtlich möglich.

Aber meinst du nicht, dass dieser Hass aufs Trans-sein nicht durch Dysphorie entsteht? Glaubst du nicht, du könntest Frieden mit dem Trans-sein schließen, wenn du dich mit deinem Körper und sozial okay fühlen könntest?

emyness 
Fragesteller
 27.11.2022, 14:15

Sehr schwierig. In letzter Zeit fühle ich mich einfach vermehrt unwohl und habe dann so einen Kloss im Hals, der sehr präsent ist und manchmal so ein Unwohlsein im Bauch. Ich wünschte einfach, das ganze würde schneller voran gehen, auch was die Fettumverteilung betrifft. Hinzu kommt noch die berufliche Lage (und der berufliche Stress), die ziemlich belastend ist.

Und nein, das erste was du sagtest meinte ich nicht.

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Genderdysphorie hat im DSM-5 zwei Diagnosekriterien:

  • Deutliche Inkongruenz zwischen dem angeborenen Geschlecht und gefühlter Geschlechtsidentität (Cross-Gender-Identifikation), die für ≥ 6 Monate vorhanden gewesen ist.
  • Klinisch bedeutendes Leiden oder Funktionsbeeinträchtigung resultieren aus dieser Inkongruenz.

Demnach fällt alles aus der Transsexualität resultierende Leiden unter Genderdysphorie.

Was du beschreibst könnte man spezifischer als Ichdystonie der Geschlechtsidentität oder sexuellen Orientierung (F66.1) bezeichnen.

Dieser Code wurde allerdings aus dem ICD Katalog gestrichen, da er verwendet wurde um Homosexualität zu verschlüsseln, nachdem diese Paraphilie ebenfalls gestrichen worden war.

emyness 
Fragesteller
 17.11.2022, 07:49

Das heisst es gibt es auch nicht in der neuen ICD-11?

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Onesimus  17.11.2022, 08:07
@emyness

Genau. Den Begriff gibt es natürlich, aber keinen ICD-11 Code dazu. Es würde dann allgemein als Anpassungsstörung, soziale Belastung etc. verschlüsselt.

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Ich weis jetzt nicht, wie genau du das meinst. Hab zwei Interpretationen

  1. Du hasst es einfach, dass du mit der Dysphorie zu kämpfen hast, dass du dich, wenn du "passen" willst, mehr bemühen musst oder einfach allgemein, dass gerade dir diese Sache mit "im falschen Körper geboren" passiert. In dem Fall denk ich, dass du dich selbst einfach noch nicht ganz akzeptieren kannst, bzw. du dich selber noch sehr fertig deswegen und dir viel Druck machst und dich noch nicht richtig lieben gelernt hast. Ich weis ja nicht, in wie fern du eine Transition machen möchtest oder schon gemacht hast, aber ich denke, dass du dir im Laufe der Zeit Selbstbewusstsein wirst aufbauen können.
  2. Du hast irgendwie ein Problem damit "nur" eine trans Person deines Geschlechts zu sein oder allgemein damit, "eine von diesen Transen" zu sein. Das könnte in dem Fall internalisierte Transphobie zu sein. Weil du vielleicht einfach im Laufe deines Lebens eingetrichtert bekommen hast, dass z. B. trans Frauen keine "richtigen" Frauen oder trans Männer keine "richtigen" Männer wären oder "diese Transen" doch einfach nur verdreht seien. Vielleicht täte es dir hier gut, dir eine Gruppe zu suchen, die dir volle Akzeptanz und Affirmations entgegenbringt (lokale Queer- oder Trans-Gruppen vielleicht). Könnte auch im ersten Fall helfen, indem es dir aufzeigt, wie lebendig und schön Trans sein kann.
Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Queer a. f.
emyness 
Fragesteller
 31.01.2023, 14:52

Steht doch in der Frage wie/was ich/es meine.

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