Kann man auch alleine studieren?

12 Antworten

Das gilt für den Teil des Studiums, der über Vorlesungen erfolgt. Alle anderen Bereiche (Übungen, Tutorien, Seminare, Hausarbeiten, Praktika, Kolloquien usw.) sind so jedoch nicht zu ersetzen.

Du müsstest halt wissen, welche Teile welcher Lehrmaterialien durchgenommen werden (ich hab bisher nur sehr wenige Veranstaltungen besucht, die 1:1 irgendwelchen Büchern entsprochen haben - und das waren dann meist Bücher, die von den Professoren genau zu diesem Zweck selbst geschrieben wurden)

Was dann aber fehlt sind die praktischen Versuche, Seminare, Labore, Vorträge und die zusätzlichen Erklärungen in Vorlesungen und Tutorien. Bei den meisten Büchern fehlen auch Übungsaufgaben...

Was außerdem fehlt: Prüfungen, dh: Der Beweis, dass man den gelernten Stoff auch unter Druck anwenden kann.

Andererseits gehen viele Bücher auch tiefer als der reine Vorlesungsstoff...

Ich lehne mich mal aus dem Fenster und sage: Nein, das geht nicht. Und zwar nicht nur in den Naturwissenschaften, wo es neben reinem Buchwissen auch noch eine Menge an eigenständig kaum durchführbaren Experimenten und ähnlichem gibt, sondern in praktisch allen Studienbereichen.

Die Bücher sind natürlich verfügbar und auf den Internetseiten der Hochschulen gibt es zum Teil sehr ausführliche Beschreibungen der Studieninhalte.

Ein Studium damit privat zu rekonstruieren würde also wahrscheinlich irgendwie schon funktionieren.

Das Problem sehe ich allerdings auf zwei Seiten: 1. Die fehlenden Strukturen und damit das Fehlen einer langfristigen (jahrelangen!) Motivation. 2. Der fehlende wissenschaftliche Austauch und das Fehlen eines Korrektivs.

zu 1.: Ich halte es für extrem unwahrscheinlich, dass man sich über mehrere Jahre hinweg motivieren kann, sich täglich mehrere Stunden mit einem Stoff zu befassen, ohne ein konkretes Ziel vor Augen zu haben. Der Besuch von Veranstaltungen und das Ablegen von Prüfungen gibt dem Lernen eine Struktur, die man sich im Selbststudium nicht dauerhaft schaffen kann. Es geht hier immerhin um Jahre. Du kannst ja mal überlegen, was du vor vier Jahren um diese Zeit gemacht hast und dich fragen, ob du es tatsächlich geschafft hättest, von damals bis heute kontinuierlich an einem Wissensgebiet zu arbeiten.

zu 2.: In einer Hochschule bekommt man nicht nur den Stoff eingetrichtert, sondern man begibt sich ganz unbewusst in den Austausch mit anderen Wissenschaftlern und Studenten. Das geschieht ganz nebenbei. Etwa dadurch, dass der Professor in seiner Vorlesung dieses oder jenes Interessante einstreut, was vielleicht so nachher nicht im Skript steht oder dadurch, dass du mit Studenten über bestimmte fachliche Themen diskutierst. In jedem Fall wird man so auf neue Ideen gebracht, erhält Denkanstöße und ist gezwungen, sich mit verschiedenen Standpunkten auseinanderzusetzen. Das fehlt, wenn du nur zu Hause über deinen Büchern sitzt - aber erst an diesem Punkt setzt das kritische Denken und damit der Beginn der Wissenschaftlichkeit ein.

Ich könnte noch mehr schreiben, aber ich denke mein Punkt ist klar geworden. Inhaltlich würde man ein "privates"  Studium mit den heute zur Verfügung stehenden Mitteln schon irgendwie hinbekommen. Für tatsächlich sinnvoll halte ich das nicht.



Kristall08  09.03.2017, 14:28

Wenn ich an die über zwanzigseitige Literaturliste meiner Magisterarbeit denke (und man beachte, das war NUR für die Arbeit), dann wäre ich dabei arm geworden. ;)

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Das Faktenwissen, wirst du dir evtl. selber beibringen können, aber studieren besteht nicht aus bloßem Auswendiglernen.


Bevarian  09.03.2017, 15:08

Medizin-Studium?!?  ;)))

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tryanswer  09.03.2017, 15:18
@Bevarian

Wenn es insgesamt auf intellektuellem Gebiet weniger anspruchsvoll ist, ein paar andere Dinge (und sei es nur der Schnippelkurs) macht man auch dort.

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Eigentlich ja. so eine Art homeschooling. Aber ob du dann wirklich das geballte Wissen hast ... da muß man sich genau über die Inhalte informieren. Du wirst ja auch gewisse "Scheine" machen müssen.

Wenn Du einen Abschluß haben willst, könntest Du Dich einschreiben und einfach nicht hingehen, nur zu den Prüfungen.