Kann eine Aspergerkind eine Belastung für die Eltern sein?

8 Antworten

Wenn das alles so stimmt, ist es nachvollziehbar dass es anstrengend ist. Warum auch nicht? Kinder sind oft sehr pflegeintensiv. Erst recht Kinder, die Beeinträchtigungen haben.

Ich hoffe aber, die Mutter sieht das Kind nicht als Belastung, sondern die Krankheit. Für beide Seiten, Kind und Mutter. Das ist bei vielen Krankheiten der Fall. Sie sind belastend. Nicht der Mensch.

Ich wüsste ja zu gerne, was du den lieben langen Tag machst, dass du so gut über den Jungen Bescheid weißt.

Es geht dich herzlich wenig an, ob er noch bei seiner Mutter schläft und sie ihm das gewährt.

Entweder unterstützt du sie, wann immer du kannst oder du kümmerst dich um deine eigenen Angelegenheiten.

Übrigens gibt es auch Mütter mit neurotypischen Kindern, die es ab und an anstrengend finden, sich um ihre Kinder zu kümmern.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – ASS-Diagnose mit 50 / über 20 Jahren im Thema

Die falschen Eltern bzw. das falsche Umfeld können genausogut eine Belastung für das autistische Kind sein - Das darf man nicht vergessen. Schlussendlich haben sich die Eltern für das Kind entschieden. Immer nur darauf zu schielen, wie schwer es die Eltern und die Gesellschaft doch mit Autisten und anderen neurodiversen Menschen/Menschen mit einer Behinderung hat, anstatt auch mal zu realisieren, wie schwer es neurodiverse/behinderte Menschen in dieser Welt und mit unempathischen, verständnislosen Leuten in ihrem Umfeld haben und was man tun kann, um dies zu ändern, ohne dabei die Person "weniger autistisch" machen zu wollen, ist Ableismus in Reinform.

Das war meine Antwort auf den Titel. Jetzt lese ich mir die eigentliche Frage durch. (Sollte ich vielleicht generell vorher machen.)

Wenn er nicht will muss ihn die Mitter anziehen, duschen und Zähneputzen( obwohl er es kann)

Haaaalt stop, Momentchen mal! Woher weißt du, dass er das kann? Woher weißt du, ob er nicht motorische Probleme damit hat? Sensorische? Wie ist es um seine Exekutiven Funktionen bestellt? Du kannst ihm nicht vorwerfen, er würde es können und nur nicht wollen. Du kannst nicht in sein Gehirn reinschauen und seine Mutter auch nicht. Ich auch nicht, obwohl ich auch Autistin bin.

Ich habe auch länger gebraucht, bis ich mich alleine anziehen konnte und in meiner frühen Jugend brauchte ich auch noch Hilfe beim Zähneputzen. Weshalb? Weil es sensorisch sehr ungenehm für mich war (bzw. noch immer ist) und weil ich motorische Schwierigkeiten habe (bzw. noch immer habe). Und weshalb? Wegen meinem Autismus.

Er summt dann führt Selbstgespräche

Stimming. Sagt dir was? Ist sehr wichtig für Autisten. Nur selbst- oder fremdverletzendes Stimming sollte in positives Stimming umgeleitet werden. Schadet niemandem und Selbstgespräche führen auch viele neurotypische Menschen.

und tritt gegen die Mutter

Das ist natürlich nicht gut. Die Frage ist: Was ist davor vorgefallen? Was ist das hier? Ist das ein autistischer Meltdown (kein Trotzanfall o.Ä!) bzw. die Vorstufe? Wenn ja: Wie kann man diesen eliminieren? Was löste diesen aus? Möchte er versuchen, zu kommunizieren, weil er sich gerade verbal nicht äußern kann? (Hat er Mittel und Wege, wie er sich mitteilen kann, wenn er gerade "non-verbal" ist?) Was möchte er sagen?

Also ich denke, das liegt halt auch an der Mutter, zu schauen, was man da machen kann und nicht an dir.

Außerdem: Was denkst du bitteschön, wie viele neurotypische Kinder ihre Eltern treten?

Und denkst du etwa, alle autistischen Kinder treten ihre Eltern?

Siehste? Tretende Kinder gibt's überall. (Ich weiß ja nicht, wie alt der Sohn ist.)

Sie kann dann nichts anderes nebenbei machen.

Nach dem eventuellen Auslöser suchen? Vielleicht herausfinden, was bei ihm dieses Verhalten auslöst? Ob das wirklich nur reinster Trotz ist, oder ob es nicht doch viel eher mit seinem Autismus zusammenhängt?

Er redet überhaupt den ganzen Tag wie ein Wasserfall zu zu seien Interessen.

Ich suche nach dem Problem. *Lupe auspack* ... Ne, ich finde es nicht. *Mikroskop auspack* ... Immer noch nicht, hm.

Es ist doch toll, wenn er sich so sehr für etwas begeistern kann. Davon sollte man sich eine Scheibe abschneiden. (Bitte nicht wörtlich nehmen!)

Es ist aber kein Gepräch sondern ein Monolog.

Info-Dumping. Kennste? Sagt's dir was? Im Zusammenhang mit Autismus? Meine Güte, ja, das kann vielleicht für Außenstehende anstrengend sein, aber 1. man kann das auch direkt sagen und 2. nochmal: man hat sich für das Kind entschieden. Und wenn man sich für das Kind entscheidet, entscheidet man sich automatisch auch für ein autistisches Kind. Ein behindertes Kind.

Übrigens: Was denkst du, wie viele Autisten täglich damit kämpfen, nicht ins Info-Dumping zu verfallen? Nicht zu wenige. Und weißt du, wie anstrengend das sein kann? Sehr. Es ist sogar etwas Positives, dass er bei seiner Mutter über all das reden kann. Denn weißt du was? Das heißt, er fühlt sich bei ihr sicher. Das ist doch gut.

Ich führe auch oft Monologe mit meiner Mutter. Das ist dann halt so. Sie versteht das schon. Wahrscheinlich, weil sie selber Autistin ist. Hmmm ... Es ist schon ein Wunder, wie zwei autistische Personen die autistischen Merkmale des jeweils anderen, die die Gesellschaft im Allgemeinen eher als "anstrengend" und "nervig" bezeichnet, akzeptieren und sogar genießen können ... Fast so als wäre das Problem nicht der Autismus, sondern die Tatsache, dass neurotypische und neurodiverse Menschen nun einmal unterschiedliche Gehirne haben und diese daher auch unterschiedlich funktionieren ... Hmmmm, ich glaube, ich bin da etwas ganz Heißem auf der Spur.

Und damit will ich nicht sagen, dass ich für meine Mutter nicht auch anstrengend war (und noch immer bin). Insbesondere natürlich vor meiner und vor ihrer Diagnose. (Ich bekam meine mit 9, sie circa 4 Jahre später, mit 50.)

Aber ich kann dir versprechen, dass einige Leute außerhalb es nicht gerade besser machten.

Freunde hattet nicht und dadurch Ostsee auch nicht so wie bei Gleichaltrigen, dass er Nachmittags einfach mal ein paar Stunden mir Freunden unterwegs ist.

Deutsch? Sorry, ich kapier' die Aussage nicht so ganz. Also du sagst, er hat keine Freunde. Woher weißt du das? Bist du 24/7 bei ihm? Und woher weißt du, ob er nicht vielleicht sogar glücklich damit ist? Und was ist, wenn er tatsächlich Freunde haben möchte, aber er nicht weiß, wie? Er zu viel Angst vor Ablehnung hat? Und weshalb muss er unbedingt mit Gleichaltrigen befreundet sein? Ist er 12 und hängt nur mit 30-Jährigen ab? Weil wenn ja, dann würden bei mir auch alle Alarmglocken schrillen, doch irgendetwas sagt mir, das ist nicht der Fall. Außerdem benötigen viele von uns Autisten nun einmal sehr viel Zeit für uns und sehr viel Zeit mit unseren Spezialinteressen. Der Tag hat nur 24 Stunden. Soziale Interaktionen sind extrem anstrengend - Ganz besonders für Autisten.

Noch viel mehr, wenn Masking angewandt wird. Und weshalb müssen so viele Autisten sich maskieren? Kann ich dir sagen: Weil einige neurotypische Menschen so anstrengend sind und uns Autisten nicht voll und ganz akzeptieren wollen. (Oder nur diejenigen, die sich gut anpassen können.) Masking führt zu Angst, Stress, Schlaflosigkeit, zum autistischen Burnout, zum Identitätsverlust, zur Erschöpfung, bishin zur Depression und gar zur Suizidalität. Ich hoffe, mein Punkt kommt rüber.

Ist es normal, dass die Mutter das anstrengend findet?

Selbstverständlich ist das normal. Und das ist auch verständlich. Ich will ja nicht sagen, dass es nicht verständlich ist. Mir ist es nur sehr wichtig, die andere Seite zu beleuchten, da diese viel zu oft eben nicht beleuchtet wird. Ich hab dieses "Aber die armen Eltern"-Geheule schon zu oft gelesen. Der Mist wird alt und trotzdem stinkt er nicht weniger. Besonders, weil damit selbst in jüngster Vergangenheit Missbrauch an neurodiversen/behinderten Kindern/Menschen versucht wird, zu relativieren.

Der Junge ist toll keine Frage.

Das kam in deiner Frage aber ganz anders rüber.

Schau, weshalb ist er denn toll? Wegen seinem Autismus oder trotz seines Autismus? Weil er intelligent ist? Ich will dir keine falschen Wörter in den Mund legen, aber das klingt so, als wären alle Autisten, die nicht so intelligent wären wie er und dazu soziale Schwierigkeiten haben (Autismus besteht übrigens aus soooooo viel mehr) nicht toll.

Also ... Was ich hier lese ist eine Person, die provozieren will, gegen eine Personengruppe hetzt und sich in eine Angelegenheit einmischt, die sie nichts angeht. Außerdem eine Person, die von einem Autisten auf alle Autisten schließt.

Ich weiß auch nicht, was ich dazu noch großartig schreiben soll.

Edit: Er ist 8. Upps. Hab ich überlesen.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Ich bin diagnostizierte Autistin (Keine Selbstdiagnose)👽
HououinKyouma42  14.06.2023, 21:52

Wie immer ein sehr guter Beitrag!

Die Briese Sarkassmus was sehr amüsant.

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cafibone  30.12.2023, 11:39

Super Beitrag

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Ja, natürlich ist das anstrengend. Die Frage für mich wäre: was würde denn passieren, wenn sie ihn nicht anzieht etc? Oder wenn sie sich weigert abends neben ihm zu sitzen und sich schlagen zu lassen?

Dass es dann viel Theater gibt, ist mir schon klar, aber auch ein Kind mit Aspergerautismus kann lernen, dass sein Verhalten logische Konsequenzen hat. Wer sich nicht anzieht, steht im Schlafanzug in der Schule (erst mit Lehrern besprechen). Wer schlägt, muß halt alleine ins Bett gehen. Auch Mütter müssen sich nicht schlagen lassen….

kiniro  26.04.2023, 13:35
Wer schlägt, muß halt alleine ins Bett gehen.

Also lieber gleich bestrafen, statt zu schauen, was der Auslöser dafür gewesen sein könnte.

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Pausenraum  27.04.2023, 01:05
@kiniro

Das hat nichts mit Bestrafung zu tun. Es ist eine schlichte Konsequenz des eigenen Handelns. Auch autistische Kinder sind Kinder. Dazu gehört auch, dass man Grenzen austestet. Und auch autistische Kinder müssen lernen welche Auswirkungen ihr Verhalten haben. Da es für sie schwerer ist Emotionen bei anderen Menschen zu lesen und zu verstehen, ist klares und vorhersehbares Verhalten für sie hilfreicher. Dazu gehört eben auch, dass sie lernen: wenn ich jemanden schlage, möchte der nicht neben mir sitzen bleiben.

Klar ist das vielleicht nicht das, was sie mit dem Schlagen erreichen möchten, aber es geht doch nicht darum sie in ihrem unerwünschten Verhalten zu bestätigen.

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wilees  29.04.2023, 16:28
@kiniro

Was heißt bestrafen, wenn ich ein Kind die Konsequenzen seines Fehlverhaltens zu spüren gebe.

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HououinKyouma42  14.06.2023, 21:42
@wilees

Es ist nicht gut, dass das Kind schlägt, dass ist klar.

Doch wissen wir nicht, ob die Erzählung des OPs auch wirklich alles sind...

...daraus folgt, dass "konsequenzen" nicht immer das richtige Mittel ist.

Denn wir wissen ja nicht, wie die Situation wirklich war, weil wir waren nicht dabei...

Des weiteren sollte man nur sehr bedenklich klassische Erziehungsmethoden nutzen. - Das gilt auch für neurotypische Kinder.

Nicht nur das Kind muss eine Belastung für die Eltern sein. Die Eltern können auch eine Belastung für das Kind darstellen.

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Zitruseulchen  05.06.2023, 09:26

Das sehr große Problem, welches du leider nicht zu sehen scheinst, ist doch Folgendes: Schlagen kann bei autistischen Kindern (und theoretisch auch bei autistischen Erwachsenen) ein Zeichen für einen Meltdown sein! Weißt du aus eigener Erfahrung, an dir selbst, wie ein Meltdown sich anfühlt? Ich weiß es. Aber nun gut. Jedenfalls fragen wir uns dann, warum ein Meltdown entstehen kann. Kann ich dir auch sagen: Aufgrund von einem Sensory Overload, oder auch z.B. aufgrund von ungeplanten, unvorhersehbaren Änderungen, oder weil wir starke Angst haben.

Und noch viel wichtiger: Wenn ein autistisches Kind schlagen muss, ist es schon viel zu spät. Wenn es einen Meltdown (oder Shutdown) hat, ist es viel zu spät. Da muss man sich als Elternteil mal zurücknehmen und fragen, wie man seinem Kind sowas antun kann. Denn es gibt Voranzeichen, die vor einem Meltdown/Shutdown zu erkennen sind. Wenn ein Meltdown stattfindet, wurden bereits mehrere Grenzen vom Kind überschritten.

Schlagen ist in diesem Fall eins: KOMMUNIKATION! Das letzte Mittel dieser! Wie kann man ein autistisches Kind dafür bestrafen? Das ist sehr empathielos. Tut mir leid, das so direkt sagen zu müssen.
Wenn die einzige Möglichkeit, wie das Kind noch versuchen kann, seine Bedürfnisse zu kommunizieren, Schlagen ist, tut mir das Kind einfach nur noch leid - Und zwar nur das Kind.

Es ist etwas anderes, wenn zu 100% ausgeschlossen werden kann, dass es sich dabei um einen Meltdown handelte. Dann stimme ich dir größtenteils zu. Auch wir Autisten können selbstverständlich nicht Leute schlagen. Das ist klar. Aber du gehst sofort davon aus, dass das autistische Kind es mutwillig getan hat, dass das Absicht war. Du beschreibst es als "Theater". Ein autistischer Meltdown ist KEIN Theater! Ein Meltdown ist unkontrollierbar, anstrengend, kräftezehrend und kann absolut beängstigend sein und zwar vor allem für den Autisten/die Autistin. Das ist kein Theater. Das ist das Kind und sein allerletzter Versuch, zu sagen "Mir wird das alles viel zu viel, bitte, ich will jetzt gehen" oder "bitte mach das weg/aus". Es sollte immer erst der Auslöser bei Meltdowns gefunden werden, und keine Bestrafungen.

Das hat auch nichts mit "unerwünschtes Verhalten bestätigen" zu tun. Weißt du, was viel besser wäre? Es gar nicht erst dazu kommen lassen! Höre auf dein Kind, bzw. das Kind. Achte auf seine individuellen Bedürfnisse, die von den Bedürfnissen von neurotypischen Leuten selbstverständlich abweichen werden. Halte seine eigenen Grenzen ein, die es selbst gesetzt hat. Achte auf die Voranzeichen. Kenne die möglichen Trigger und versuche schon im Voraus, diese zu vermeiden. Oder wenn es gar nicht anders geht: Biete deinem/dem Kind verschiedene Hilfsmittel an. Da gibt's ja auch einiges.

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Natürlich ist es anstrengend, wenn man sein ganzes Leben und seine ganze Zeit in ein Kind investieren muss und darunter die eigenen Bedürfnisse zu kurz kommen.

HououinKyouma42  01.07.2023, 14:32

Aber man hat sich ja für das Kind entschieden...

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