Kaninchen Vergesellschaftung – Warum hat Rammler panische Angst vor freundlicher Häsin?
Ich versuche gerade, zwei Kaninchen (Paul und Ella) miteinander zu vergesellschaften. Beide sind etwa 7 Jahre alt und passen charakterlich eigentlich gut zusammen. Paul ist alteingesessen und Ella aus dem Tierheim. Paul ist auf einem Auge blind und hört schlecht, ist aber sonst fit.
Die Erstbegegnung war auf neutralem Gebiet im Tierheim und lief recht gut. Sie hat ihn anfangs kurz gejagt, dann sind beide stundenlang nur rumgesessen. Die Heimfahrt in der Box lief auch friedlich ab. Problematisch wurde es zuhause im Stall. Paul bekam plötzlich extrem panische Angst vor Ella, obwohl sie nicht aggressiv war, sondern sich ihm neugierig und freundlich näherte. Sobald sie aber in seine Richtung hoppelte, rannte er wie ein Irrer grunzend weg. Am Stall kann es nicht liegen, da dieser mit 1,20x1,60m groß genug und außerdem nagelneu ist; er kann also niemandes Revier sein. Die erste Nacht hab ich sie dann trennen müssen, weil er sonst vielleicht einen Herzinfarkt bekommen hätte. Den zweiten Vergesellschaftungsversuch konnte ich wetterbedingt erst zwei Tage später starten – der lief allerdings auch nicht besser ab.
Ich hatte sie den ganzen Tag über in einem Außengehege sitzen und Ella hat Paul anfangs wieder gejagt, aber in völlig normalen Maß. Es ist nicht mal Fell rumgeflogen. Nur reagiert Paul jedes Mal – auch wenn sie ihn nur beschnüffeln will – mit absoluter Panik. Abends im Stall wurde es nicht besser: Obwohl sie ihn mittlerweile ignorierte, ist er immer wieder panisch im Kreis gerannt, sobald sie sich irgendwie bewegt hat.
Mangels anderer Ideen hab ich sie dann zusammen für zwei Stunden in eine Transportbox gesetzt, wo Paul wieder total friedlich war und keinerlei Anzeichen von Angst vor ihr gezeigt hat. Im Stall ging es aber wieder los. Das ist jetzt drei Tage her und ich hab sie seither nicht getrennt. Paul ist zwar ruhiger geworden, er hat allerdings immer noch Angst vor ihr und rennt grunzend weg, sobald sie sich nähert. Die Leute vom Tierheim, die ja schon unzählige Vergesellschaftungen durchgeführt haben, haben eine solche offenbar grundlose Panikreaktion auch noch nie gesehen. Für Paul ist es nicht die erste Vergesellschaftung, sondern mittlerweile die dritte, nachdem seine ersten beiden Partnerinnen leider verstorben sind. Das Kennenlernen und Zusammenleben mit diesen beiden lief allerdings problemlos ab.
Das Problem ist nun, dass ich befürchte, Ella könnte irgendwann aggressiv werden und ihn angreifen, weil sie Paul für nicht ganz dicht hält; heute Morgen lag auch erstmals etwas Fell von Paul im Stall rum. Ich kann mir seine Reaktion absolut nicht erklären, zumal er jetzt lange genug mit ihr zusammensitzt, um zu merken, dass sie ihm nichts tut, sondern eigentlich nur kuscheln will. Hängt das vielleicht mit seinen Handicaps zusammen? Und hat hier jemand eine Idee, wie die Vergesellschaftung doch noch klappen könnte? Ich würde sie nur ungern wieder trennen, da ich mir nicht vorstellen kann, dass er auf andere Kaninchen besser reagiert.
3 Antworten
ich frage mich immer wieder, warum dieses bewegungsfreudigen Tiere in so kleine Käfige gesperrt werden. Nein dein Stall ist zu klein, ein Kaninchen sollte schon mindestens 3 qm Platz haben. Obwohl auch dies zu eng bemessen ist , denn auch hier können sie nicht rennen, Haken schlagen etc. Die Tiere haben ja überhaupt keine Möglichkeit, sich aus dem Weg zu gehen.
wenn sie draussen viel Platz haben ist es gut, der Wechsel aber in einen derart engen Stall stresst die Tiere. Aber die Vergesellschaftung braucht eben Zeit.
1,20 x 1,60 ist nicht groß genug, das Mindestmaß sind 4m² Grundfläche. Wenn es keinen täglichen Freilauf gibt, sollen mindestens 3m² Grundfläche pro Tier - also für zwei Kaninchen 6m² - dauerhaft rund um die Uhr zur Verfügung stehen.
Verfolgungsjagden und fliegende Fellbüschel gehören zu einer Vergesellschaftung dazu, das muss man als Kaninchenbesitzer aushalten können.
Du musst allerdings dafür sorgen, dass
- genug Platz vorhanden ist!
- es Verstecke und Rückzugsmöglichkeiten gibt. Pappkartons mit mehreren Eingangslöchern haben sich dafür gut bewährt.
- keine Sackgassen im Gehege sind, keine Häuschen oder Etagen mit nur einem Eingang, sondern alles immer mit Fluchtwegen.
- auch das unterlegene Tier mehrmals täglich etwas frisst.
Zwischendurch trennen oder über Nacht trennen ist schlecht, das macht die Vergesellschaftung nur sehr viel schwieriger.
Vergesellschaftungen brauchen Zeit, 2 Wochen muss man schon einkalkulieren.
In dem Stall sind sie normalerweise nur nachts. Tagsüber sind sie frei im Garten unterwegs, haben also rund 100m2 Platz mit genügend Versteckmöglichkeiten. Ich halte auch schon seit über 15 Jahren Kaninchen und hab schon etliche Vergesellschaften erfolgreich durchgeführt. Nur derartige Panikreaktionen wie diesmal bei Paul sind mir noch nie untergekommen. Wenn Ella aggressiv wäre und ihn angreifen würde, wäre das ja verständlich, aber sie ist eben total lieb und friedfertig. Bisher hat bei mir auch keine Vergesellschaftung so lange gedauert, sondern höchstens 2-3 Tage. Jetzt haben wir aber schon Tag 5 und er rennt immer noch weg.
Hat Paul denn immer Fluchtwege und genug Platz? Panikreaktionen kommen häufig dann vor, wenn ein Kaninchen sich in eine Ecke, Etage oder ein Häuschen zurückgezogen hat, das nur einen Eingang hat. Dann fühlt sich das Kaninchen in der Falle und flieht panisch nach vorn, statt in aller Ruhe nach hinten.
@Corinna2015 Ja, hat er. Im Garten kann er sich frei bewegen und im Stall hat er ein Häuschen mit zwei Eingängen.
Hast du auch im Garten Panikreaktionen beobachtet (also echte Panik, nicht normales Weglaufen oder eine normale Vergesellschaftungs-Verfolgungsjagd) oder nur im Stall?
Richtig heftige Panikattacken hat er v. a. im Stall, im Garten rennt er eher mit einem Affenzahn so weit weg wie möglich. Beides hat sich mittlerweile gebessert, aber nicht in dem Maß, wie es nach mehreren Tagen zu erwarten wäre. Normales Weglaufen ist letzteres allerdings nicht, dafür ist es viel zu hektisch. Gejagt hat sie ihn nur am Anfang ganz kurz, wie das eben so ist bei Vergesellschaftungen. Seither hoppelt sie eher freundlich in seine Richtung und er haut halt trotzdem ab.
Also mein Ratschlag ist: mehr Platz. Die Vergesellschaftung läuft nicht so gut, deshalb kann man davon ausgehen, dass sie 2-3 Wochen dauern wird statt nur ein paar Tage. Ein Vergesellschaftungsgehege soll am besten auch deutlich mehr Platz bieten als das normale Minimum von 4 oder 6 m² Grundfläche, vor allem bei schwierigen Vergesellschaftungen wie dieser, damit genug Ausweichraum vorhanden ist.
Kannst du vielleicht in deinem Wohnzimmer die Raumtemperatur senken, alle Gefahrenquellen beseitigen und die Kaninchen für drei Wochen dort vergesellschaften?
Ich habe nur ein drittel gelesen.
Witzig ist, das der Mann Angst vor der Frau hat... Wie im rixhtigen Leben.
Auch Kanin sollten kastriert und geimpft sein. 50 Euro beimTA.
Sie müssen sich aneinander gewöhnen.
Mario
In meinem Kommentar zur ersten Antwort kannst du lesen, dass sie nur nachts in diesem Stall sind und tagsüber gut 100 Quadratmeter Platz haben.