Ist Vegetarismus umsonst?

7 Antworten

Denn ich habe trotzdem Käse & Joghurt von Kühen aus Massentierhaltung gegessen

Wieso hast Du keine Produkte vom demeter Hof gegessen? Dort drüfen Tiere art- und wesensgerecht leben. Und je mehr Leute diese Produkte kaufen, desto mehr Bauern stellen um und desto mehr Tiere haben ein gutes Leben.

Ich habe Eier gegessen von Hühnern, dessen Nutzraum den Anbau von Pflanzen verhindert

Was hätte man denn auf der Wiese anbauen sollen, auf der die Hühner picken? Hätte man wirklich die Wiese, die als Lebensraum für tausende von Tierarten dient platt machen sollen und stattdessen eine riesige Monokulutr mit Soja anlegen sollen?

Welchem Tier wäre damit geholfen? Sicher nicht den vielen hunderttausend Tieren pro ha, deren Lebensraum man dadurch zerstört hätte.

War Vegetarismus selber also umsonst & ich hätte genau so gut Fleisch essen können?

Das hängt von Deiner Zielsetzung ab.

Alex

Ich denke nicht, dass es umsonst war. Denn wie du selbst sagst, bist du dadurch erst zum Veganismus gekommen.

Und klar wäre es besser gewesen, wenn du keine Milchprodukte und Eier aus Massentierhaltung gegessen hättest, aber Fleisch essen wäre, das sagen Studien, und ist auch meine Meinung, zum Beispiel aus Umweltsicht, noch schlimmer gewesen.

SalomeLeyla 
Fragesteller
 26.04.2021, 11:08
aber Fleisch essen wäre, das sagen Studien, und ist auch meine Meinung, zum Beispiel aus Umweltsicht, noch schlimmer gewesen.

Genau das ist der Kern meiner Frage. Warum wäre es schlimmer gewesen?

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JohnnyB1991  26.04.2021, 11:17
@SalomeLeyla

Es kommt natürlich darauf an wie viele tierische Produkte du verzehrt hast, aber im Allgemeinen ist Fleisch essen noch umweltschädlicher, da für die Produktion von zum Beispiel ein Kilogramm Rindfleisch Unmengen an Wasser verbraucht werden. Aus welchem Grund ernährst du dich vegetarisch bzw. jetzt vegan? Geht es dir hauptsächlich darum Tierleid zu vermeiden? In dem Fall ist es natürlich nicht gut, wenn du Produkte aus Massentierhaltung konsumiert hast. Und leider sterben auch für Eier und Milch Tiere, da für Eier zum Beispiel die männlichen Küken getötet werden. Zum Glück ist das nicht mehr überall so.

Trotzdem hast du mit einer vegetarischen Ernährung vermutlich weniger Tierleid verursacht als mit einer Ernährung, die auch viel Fleisch beinhaltet. Denn dadurch sterben logischerweise direkt Tiere.

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Ich denke nicht, dass es umsonst war. Meiner Meinung nach zählt jeder Schritt, der von den derzeitigen Zuständen wegführt. Beginnend damit seinen Konsum an Fleisch und Tierprodukten zu reduzieren und auf Haltung und Herkunft zu achten, über pescetarische und vegetarische Ernährung bis hin zu veganer Ernährung.

Jeder sollte das tun, was ihm persönlich möglich ist. Es ist ja nicht so, dass Vegan der einzig richtige Weg ist, es ist eben nur eine Möglichkeit etwas zu verändern. Und ich sehe das eher als einen Idealzustand an, dem man sich- so weit möglich- annähern kann. Mit einer rein veganen Ernährung kommt auch nicht jeder zurecht. Deshalb ist es aber immer noch besser, sein Verhalten wenigstens in den Bereichen zu ändern, in denen das möglich ist.

Jeder glaubt heute, dass er allein die Welt retten kann oder jeden anderen dazu zwingen muss...

Du hast in der Zeit kein Fleisch von Tieren gegessen, auch keines von Tieren aus Massentierhaltung. Zusammen mit vielen anderen hast du also dazu beigetragen, dass es mehr Fleischersatzprodukte und mehr vegetarische Kochbücher gibt und dass das Fleisch aus Massentierhaltung mangels Nachfrage ein bisschen zurückgefahren wird und viele Menschen überlegen, ob sie lieber Fleisch von besser gehaltenen Tieren essen. Es wird heute im Gegensatz zu vor 10 Jahren schon empfohlen, wenn man ein Ei pur essen möchte (also als Spiegelei, Rührei, Frühstücksei, nicht im Kuchen verbacken) sollte man unbedingt aus gesundheitlichen Gründen ein Bioei nehmen. Da ist also schon etwas angekommen, wenn auch die Argumentation nicht Tierleid ist, das vor 10 Jahren undenkbar war!

Du wirst allerdings NIEMALS völlig "schuldfrei" leben, du wirst IMMER irgendetwas tun, das sich auf andere in irgendeiner Weise negative auswirkt, seien es Tiere, Verkäufer, Kinder, Angestellte bei Herstellern, Insekten etc. Irgendeine Entscheidung wird immer auf Kosten von jemandem gehen, dem es besser gehen sollte.

Allerdings ist das zur Zeit das System und jeder kann nur seinen Teil dazu beitragen es zu ändern. Welcher Teil das ist hängt von den persönlichen Lebensumständen ab.

Stelle dir Langzeitarbeitslose oder Geringverdiener oder Menschen, die aus anderen Gründen hierzulande arm sind, vor. Die können sich oft Veganismus gar nicht leisten, weil bspw. Milchersatzprodukte deutlich teurer als Billigmilch sind (im Extrem ca. 60 bis 70 Cent vs. ca. 3 €). Nicht jeder weiß, wie er Hafermilch - das Einzige, das sich Ärmere leisten könnten - zu Hause selbst herstellen kann. Und dann hat man durch seine Situation so viele Probleme und Hindernisse im Leben, dass man nicht noch beim Einkaufen auf alles Mögliche achten kann.

Man sollte sich auch immer überlegen, ob man wirklich für andere lebt oder für sich selbst und ob man sich da eventuell etwas vormacht. Also ob es etwas bringt, sich wirklich zu kasteien, falls man eigentlich anders leben wollen würde, in der Hoffnung ein kleines Rädchen in der angestrebten Veränderung zu sein. Wenn jetzt die billige Kuhmilch wegfiele, würde das aktuell bedeuten, dass sich viele Menschen keine Milch mehr leisten könnten, denn selbst die an sich günstig herzustellende Hafermilch kostet oder 2 bis 3 € pro Liter! Einige Menschen KÖNNEN sich nur Essen vom Discounter erlauben. Möchte man jetzt alle Produkte (Bio etc.) so verteuern, dass die nur noch wenige Grundnahrungsmittel überhaupt kaufen können?

Also, dein vegetarisches Leben war nicht umsonst, du hattest das gute Gefühl, für dich das Richtige zu tun und hast an der Veränderung eines System mitgearbeitet. Und man sollte NIE die Entscheidungen, die in der Vergangenheit richtig waren in der Gegenwart, aus anderer Warte heraus, verurteilen! Die Welt ändert sich, die Weltsicht ändert sich, man verändert seine Prioritäten, man lernt dazu und bekommt einen erweiterten Horizont. Das sollte man wertschätzen und nicht verdammen! Keiner ist von Geburt an perfekt und was gestern ein erstrebenswerter Wert war (z.B. bis in die 2000er Jahre hinein das Rauchen) kann morgen ein absolutes Tabu sein, etwas, auf das alle nur noch beschämt zurückschauen. Dafür finden sich viele Beispiele.

Diese bedeuten aber nicht, dass jeder in der Vergangenheit "falsch" gelebt hat, sondern dass sich Möglichkeiten, Werte, Wissen und Haltungen verändert haben!

JohnnyB1991  26.04.2021, 11:21

Ich muss sage, sehr gute Antwort!

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Ganz umsonst war es nicht, wenn man sich beispielsweise den ökologischen Fußabdruck von Vegetariern ansieht, der etwas niedriger ist, als der von Fleischessern. (https://www.mein-fussabdruck.at/)

Isst man als Vegetarier viel Käse und Butter, könnte sich der ökologische Fußabdruck und der Ausstoß von Treibhausgasen aber sogar verschlechtern im Vergleich zu einem „bewussten Fleischesser“.

Zudem werden für Vegetarier auch massenhaft Tiere getötet (männliche Küken aus der Hühnerzucht und auch Kälber aus der Milchindustrie die direkt getötet oder ins Ausland verschifft werden).

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung