Ist Unterhaltung nur Ablenkung, damit man sich nicht mit sich selbst beschäftigt?

8 Antworten

Ich bin Soto-Zen-Buddhist und sehe das so:

Wir sind es nicht gewöhnt, lediglich unser "Sein" zu erfahren, jeden Moment als unmittelbare Erfahrung zu erleben, der uns vollständig ausfüllt und genügt.

Tatsächlich ist der Mensch vermutlich das einzige Tier mit Zukunftsangst, das Verträge, Rente, Versicherungen, Patientenverfügungen und Testamente plant.

Diese Zukunfstangst ist verbunden mit der Angst vor dem Unbekannten und damit auch mit Vergänglichkeit und Tod, dessen Erfahrung wir nur einmal machen

Daher ist Zerstreuung, Unterhaltung, Vergnügen, auch eine gewisse Ablenkung von der Beschäftigung mit der Vergänglichkeit oder einer Sinnsuche im Leben.

Allerdings kann eine "unproduktive" Tätigkeit, wie Singen, Tanzen, oder das Erzählen von Witzen auch Ausdruck spontaner, unmittelbarer Lebensfreude sein.

Es gibt bekannte buddhistische Lehrer der Vergangenheit, die z.B. wann immer möglich mit Kindern spielten, oder auf einem Grashalm Melodien pfiffen.

Ich würde also niemandem verbieten, sich Unterhaltungssendungen anzusehen - aber spätestens wenn wir unsere Zufriedenheit davon abhängig machen, wird es kritisch.

Du hast doch ganz sicher schon Leute mit einer amüsanten Geschichte unterhalten. Hast du deshalb deine Geschichte erzählt, weil du sie "unten halten" wolltest, oder weil es dir Freude gemacht hat?

Unterhaltung fühlt sich einfach gut an, weil das Gehirn beschäftigt ist. Es so konstruiert, dass es ständig Nahrung braucht. Aus diesem Grund kam früher auch die Religion so gut an. Die Leute hatten ja keine Filme und keine Bücher, mit denen sie sich ablenken konnten und so haben sie den lieben, langen Tag über das angebliche Leben nach dem Tod nachgedacht. Das war auch eine Form der Unterhaltung, wenn auch eine sehr gefährliche.

Mit "unten halten" hatte das tatsächlich etwas zu tun. Aber heutige Unterhaltung ist vollkommen anders. Eine Quiz Sendung ist ja vollkommen anders aufgebaut.

Als ich das Wort "Unterhaltung" gelesen habe, habe ich sofort an eine Unterhaltung mit einem oder mehreren anderen Menschen gedacht, überhaupt nicht an "sich berieseln Lassen"!

DAS ist für mich Unterhaltung. Was du als Beispiel(e) anführst ist für mich Ablenkung vom Wesentlchen.

Unterhaltung hat nichts mit "unten halten" zu tun.

Man kann sich unterhalten, man kann sich ablenken und/oder berieseln lassen, auch unterhalten lassen.

Alles was du tust ist Ablenkung davon das dein Leben begrenzt ist. Versuch dich mal irgendwo hinzusetzen und bleib so lange sitzen wie es dir möglich ist. Das was dich ganz am Ende drängt irgendetwas zu tun ist Angst. Wobei es scheinbar ausnahmen gibt - Menschen die sich in tiefste Meditation begeben. Oder der Fall des vietnamesischen Mönchs (Thích Quảng Đức) welcher sich aus Protest auf offener Straße selbst angezündet hat, dabei keine Miene verzogen hat und komplett verbrannte. Es scheint Bewusstseinszustände zu geben von denen in unseren Breitengrade so gut wie niemand weiß das sie existieren da wir extrem konsumorientiert sind. Können wir nicht mehr konsumieren drehen die meisten irgendwann durch, denn das haben wir von klein auf gelernt. Leben in einer Gesellschaft aus süchtigen.