Ist unsere Deutsche Sprache noch zu retten?

Das Ergebnis basiert auf 7 Abstimmungen

Ja 57%
Nein 43%

6 Antworten

Schon vor langer Zeit wollte man in Italien Englisch als Schulsprache in der Grundschule einführen, um den Vorteil der "native speakers" von Englischsprachigen bei internationaler Kommunikation zu beseitigen. Es ist nichts daraus geworden.

In Norwegen und Schweden spricht fast jeder perfekt Englisch. Trotzdem gibt es sogar zwei norwegische Wikipedias: Norsk bokmal und Niewnorsk. In Schweden ist bei Duolingo Schwedisch die meistgelernte Fremdsprache, offenbar, weil Schweden keinen Sprachunterricht brauchen, um Schwedisch zu lernen. Trotzdem sprechen Schweden nur dann Englisch, wenn man sie mit mangelhaftem Akzent anspricht.

In Belgien antwortete mir ein Belgier, nachdem ich ihn etwas auf Französisch gefragt hatte, auf Deutsch. So ist es bei Flamen, die, wenn man sie in gutem Französisch anspricht, so tun, als ob sie nichts verstehen würden. Wallonen antworten auf Französisch, wenn man sie auf Flämisch anspricht. Allerdings auch dann, wenn man nur unzureichend Französisch sprechen kann.

Aber es gibt natürlich Ausnahmen. Es gibt viele sprachbegabte Wallonen und viele wenig sprachbegabte Flamen. Aber fast alle würden sich hüten, Englisch zu sprechen, um sich mit einem Angehörigen der anderen Sprachgruppe zu verständigen, uns das obwohl die Sprache der anderen Sprachgruppe gut verstehen. So wichtig ist ihnen, dass ihre Muttersprache ihnen nicht verloren geht.

Auch wenn Milliarden Chinesen Esperanto sprechen könnten, würden englische Muttersprachler kaum in Esperanto wechseln. Schließlich gibt es bald mehr Inder, die Englisch sprechen als chinesische Staatsbürger, die Mandarin sprechen.

Fontanefan  16.10.2023, 19:11

Dass "Schweden keinen Sprachunterricht brauchen, um Schwedisch zu lernen", wäre banal. Ich wollte schreiben: Schweden keinen Sprachunterricht brauchen, um Englisch zu lernen.

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salikulo  17.10.2023, 11:36

Ich unterrichte gerade für den Londoner Esperanto Klub eine Gruppe in Esperanto. Viele Briten und US-Amerikaner lernen Esperanto, weil sie festgestellt haben, dass sie im Ausland mit Englisch nicht wirklich weiterkommen, sofern sie länger als 5 Minuten mit jemandem reden möchten.

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Fontanefan  17.10.2023, 23:03
@salikulo

Ich glaube gern, dass es viele sind, aber was sind viele unter viele Millionen? Eifrige Esperantisten habe ich in Deutschland nur sehr wenige getroffen. Dabei habe ich einen Freund der Esperanto unterrichtet, und habe meinerseits auch ein paar Wikipediaartikel in Esperanto geschrieben.

Die meisten Engländer haben noch weniger Grund als Deutsche, Esperanto zu lernen. Mir berichtete ein englischer Wissenschaftler, der Deutsch sprach, er komme bei Kongressen nicht dazu, sein Deutsch anzuwenden, weil alle Deutschen Englisch sprächen. Kein Wunder, wenn heutzutage deutsche Professoren, in Naturwissenschaften Vorlesungen auf Englisch halten und Diplomarbeiten in solchen Fächern auf Englisch geschrieben werden. (Mein Sohn, der gut Englisch kann, hat dann das Englisch solcher Arbeiten korrigiert.)

Ich hoffe sehr, dass sich das inzwischen ändert und Esperanto allgemeinere Verbreitung findet; denn Chinesen werden nicht in so großem Stil Englisch lernen wollen, dass ihre Sprache nicht früher oder später an die Stelle von Englisch tritt. Zum Glück werde ich das nicht mehr erleben.

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Nur wenn wir uns ernsthaft bemühen - aber sollten wir das wirklich wollen, frag das mal.

Überlege folgendes - wenn das Projekt der Moderne eine Entsprechung des Turmbaus zu Babel ist, sollten wir dann nicht bemüht sein, die Sprachverwirrung von damals so gut es geht zu heilen um ein zweites Drama zu vermeiden?

Ja

Ich neige zu "Ja, aber..." Aber nur, wenn wieder mehr Sprachpflege in die Schulen kommt. Wenn zum Beispiel jeder zweite Satz unbedingt ein englisches Wort enthalten muss, aber der Konjunktiv II nicht mehr richtig benutzt werden kann, dann sehe ich schwarz.

Insgesamt wäre mehr Sprachbewusstsein wünschenswert. Und mehr Wissen an Stelle von Bauchgefühl und Vorurteil. Englisch ist Weltsprache? Seht doch bitte im Internet nach (Lösung: ca. 80% der Weltbevölkerung sprechen nicht Englisch). Alle in der EU sprechen Englisch? Lest doch bitte, was die EU-Kommission dazu schreibt. (Lösung: 23% der EU-Bürger beherrschen eine Fremdsprache, nicht unbedingt Englisch, auf B2-Niveau.) Ich habe 60 Jahre Englischunterricht erlebt. Eine Reform folgte der anderen, ohne dass die Ergebnisse des Unterrichts bessere Resultate zeigten.

In allen möglichen Lebensbereichen wird nach der einfachsten, praktischsten Lösung gesucht. Warum nicht, wenn es um Sprachbeherrschung und internationale Kontakte geht?

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung
Ja

Der Deutschunterricht in der Schule muss anders werden. Weniger Formalismen (Grammatik), statt dessen lernen, wie man mit der Sprache umgeht. Ich habe als Politiker gearbeitet und Jahrzehnte als Dozent. Das wäre ohne Beherrschung der deutschen Sprache nicht möglich gewesen

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung
salikulo  17.10.2023, 11:41

Weniger Grammatik??? In meiner Schulzeit meinte man, nur Menschen könnten bewusst handeln, Tier lebten nur ihren Instinkten entsprechend. Heute sagt man, dass der einzige prinzipielle Unterschied zwischen menschlicher und tierischer Kommunikation der ist, dass Menschen Grammatik benutzen können.

Menschen können komplizierte Gedanken denken. Möchte man diese ausdrücken, braucht man entsprechende sprachliche Instrumente: einen guten Wortschatz und die Regeln der Grammatik.

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Was heißt retten? Die deutsche Sprache läuft keine Gefahr auszusterben. Sie entwickelt sich weiter, aber das war auch immer schon so