Ist unser Schulsystem überhaupt noch Zeitgemäß? Von Grund an verlieren Schüler die Lust am Lernen. Warum unternimmt man nichts?

10 Antworten

Die kreativsten und intelligentesten Schüler werden in diesem Schulsystem zu ahnungslosen, nichtshinterfragenden Robotern erzogen, die völlig veraltetes, irrelevantes lückenhaftes Wissen auf Abruf haben und davon nichts logisch nachvollziehen können... Ich dachte immer, wir haben Bücher, Google, Wikipedia und Co. um Wissen aufzubewahren und die Menschen sollten lernen, wie man dieses Wissen sinnvoll für sich nutzt und erweitert. Das gesamte System und die Art der Wissensvermittlung ist das Problem, und da helfen auch Tablets und Smartboards mit Internetzugang nicht, wenn wir das Internet nicht endlich als eine sinnvolle Möglichkeit sehen, die Schülern zumindest das Auswendiglernen und die Reproduktion von Fakten erspart. Bildung kann man durch das Internet nicht erwerben, reines Wissen, also das, das in den meisten Schulen vermittelt wird, hingegen schon. Wir müssen uns endlich von der absurden Vorstellung verabschieden, dass diese Unterrichtvollzugsanstalten, die wir vollkommen irreführend Schulen nennen, Wissen vermitteln müssten. Alles Wissen der Menschheit kann man heute in sekundenschnelle einsehen. Die Schule sollte Kindern a) Dinge beibringen, die man nicht im Internet nachlesen kann (kritisches Denken schulen, Kreativität fördern, Schüler dazu motivieren, ihre Individualitäten und Stärken in sich zu entdecken, beibringen, woran man seriöse Quellen erkennt etc.) und b) beibringen, wie man Informationen sinnvoll für sich nutzen kann. Zu wissen, wie ein Querschnitt des Auges aussieht oder was vor 5000 Jahren irgendwo in Ägypten passiert ist, bringt, besonders in Zeiten der schnellen Informationsbeschaffung durch das Internet, niemandem irgendwas, und dürfte aufgrund fehlender Verwendungsmöglichkeiten bei den meisten Schülern einfach nur in Bulimielernen ausarten. Es tut mir einfach weh, sehen zu müssen, wie es die Schule schafft, die spannendsten Themen auf das Auswendiglernen von ein paar unnützen Trivialfakten, mit denen man höchstens noch in Quizshows punkten kann, zu reduzieren. Und dann wird sich noch darüber beschwert, die Schüler wären "faul" und "wollten nichts lernen". Kein Wunder, wenn sie im Unterricht nur Probleme lösen, die es ohne ihn gar nicht gäbe und ihnen jede Stunde eingeredet wird, sie wären "zu langsam", wenn sie eine Aufgabe nicht in der vorgegebenen Zeit abgeschlossen haben. Jedes Kind wird mit der Lust am Lernen und Entdecken geboren. Diese für das 21. Jahrhundert unglaublich wichtige Eigenschaft wird ihm jedoch wenn es in die Schule kommt nach und nach ausgetrieben, indem es als Objekt behandelt wird, und das ist pervers. Wann verstehen die Lehrplanersteller, Lehrer und Kultusminister endlich, dass das Gehirn kein Muskel ist, der trainiert werden muss, sondern ein neuronales Netzwerk, bei dem Dinge, die es als nicht wichtig genug empfindet, zum GLÜCK nicht im Langzeitgedächtnis landen? Und dass man in Deutschland auch noch entmündigt und dazu genötigt wird, dieses Schulsystem zu durchlaufen und am Ende dann noch so getan wird, als hätte der Staat den Menschen etwas Gutes getan, ist wirklich das allerletzte und verletzt mich in meiner Würde. Deutschland ist der Bezeichnung freier bzw. demokratischer Staat m. M. n. nicht würdig.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung

Ich glaube, viele verlieren ihr Interesse, weil man ihnen immer vermittelt, dass sie nur mit den allerbesten Noten irgendetwas erreichen können.
Eine schlechte Note kann dann so niederschmetternd sein, dass man einfach aufgibt.
Ein wenig Druck zu machen ist ja nichts schlimmes, aber man macht den Schülern viel zu viel Druck.

Nordseefan  21.11.2017, 21:55

Richtig. Und leider, leider ist das auch so. "Früher" hast du mit dem Quali, ja sogar mir nur Hauptschulabschluss noch gute Chancen auf dem Arbeitsmarkt gehabt. Heute leider so gut wie keine mehr. Da muss es schon mindestens der Realschulabschluss sein. Besser noch Abi. Uns so werden viele Kinder durchs Gymnasim gequält, haben mehr Arbeitspensum als ein Erwachsener. Das kann es doch nicht sein.

wie schön war da meine Schulzeit: Jeden Tag 6 Schulstunden das wars. Ganz selten mal Nachmittagsunterricht.

Die Hausaufgaben waren in einer Stunde (Realschule) gut zu bewältigen.

Heute sind die Kinder nach der Grundschule (das heißt schon mit 10 Jahren!!) oft länger mit der Schule beschäftigt als ein Erwachsener arbeitet. Aber das sagte ich schon.

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Nein, unser komplettes Bildungssystem ist völlig veraltet.

Wir haben zwar qualifiziertes Personal, das tröstet aber nur wenig über das System hinweg.

Sowohl dikdaktisch als von der Gliederung ist das System veraltet (alleine Sprachunterricht ist z.b. völlig gruselig und widerspricht modernen Ansätzen)

Die Menge ist dabei nicht das generelle Problem.

Es gibt dabei viele Lehrer die engagiert sind und versuchen da Brücken zu schlagen, aber auch hier ist das Bildungssystem nicht förderlich und nimmt auch vielen Lehrpersonen den Spaß am Beruf

Eine Änderung ist natürlich aufwendig und bietet das Risiko das auch mitunter erstmal einiges schief läuft und sich erst einpendeln muss (obgleich kleinere Verbesserungen sicher auch jetzt bereits problemlos möglich sind)

Viele Probleme habe ich bereits mit politischen Verantwortlichen diskutiert;  als erste Antwort kam "dafür ist kein Geld da".

Als ich daraufhin entgegnete wie man damit sogar Geld sparen kann kam nur ein "wir werden mal darüber diskutieren" und das Ganze ist nun einige Jährchen her und passiert ist nicht viel.

Hooks  21.11.2017, 20:21

Vor allem ist unser Bildungssystem diesen Namen nicht mehr wert. Denn es hat alles andere im Sinn als die Bildung. Das Hauptziel ist die Integration in die Gruppe - damit sie alle schön den Mund halten und diejenigen rausmobben, die ihren Mund aufmachen.

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kayo1548  21.11.2017, 20:27
@Hooks

"damit sie alle schön den Mund halten und diejenigen rausmobben, die ihren Mund aufmachen."

das ist etwas, das ich bisher noch nicht kennengelernt habe.

Das individuelle Lernstrategien und Neigungen nicht so zur Geltung kommen können (was auch an den völlig überfüllten Klassen liegt) ist allerdings richtig.

Z.t. läuft es tatsächlich einfach nur auf auswendig lernen und nachplappern raus, so z.b. im Geschichtsunterricht.

Mit universtitären Geschichte wo das gar keine Rolle spielt sondern es um Bewertung der Quellen und wissenschafltiches Arbeiten geht hat das Ganze wenig zu tun.

Weniger und dafür mehr Freiraum um besser und intensiver arbeiten zu können wäre da z.t sicher besser

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GuteAntwort2021  24.03.2021, 22:12
@Hooks

Alter Verwalter, das geht ja schon in Richtung Querdenker-Propaganda.

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GuteAntwort2021  24.03.2021, 22:21
@kayo1548
Z.t. läuft es tatsächlich einfach nur auf auswendig lernen und nachplappern raus, so z.b. im Geschichtsunterricht.

Was will man im Geschichtsunterricht auch anders machen, mal ernsthaft. Geschichte ist geschrieben, sie kann (und sollte!!!) nicht mehr verändert werden. Ergo kann man vielleicht hier und da Interpretationen abfragen "Was denkst du, bewegte ihn/sie zu dieser Entscheidung", aber viel Spielraum außerhalb des Auswendiglernens gibt es meiner Meinung nach nicht.

Auch alle Fächer die Fakten-basiert sind, dazu gehören z.B. alle naturwissenschaftliche Fächer, fördern nur bedingt eigenständiges Lernen. Man kann versuchen Matheformeln von den Schülern herleiten zu lassen, aber viele haben schon Probleme die Formeln auf Textaufgaben anzuwenden, denkst du wirklich sie wären in der Lage komplizierte Formeln zu verstehen oder gar zu beweisen. Wie denkst du also, man könnte hier lernen individueller gestalten?

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Diamono002 
Fragesteller
 21.11.2017, 21:02

das Geld ist nicht das problem. Wenn man das Schulsystem wirklich verändern möchte, gibt es eine ganz einfache Geldlösung: Jeder Mensch in Deutschland(der Kinder hat) bekommt das selbe Kindergeld. Dabei gibt es eine Anzahl an Personen, die das Kindergeld brauchen, das ist aber eine konzentrierte Minderheit. Denn die meisten Menschen brauchen kein Kindergeld. Es für diese personen ganz zu streichen ist ja verboten, aber wenn man für die "nicht bedürftigen" das Kindergeld auf 10 Euro streichen würde, würden wir Milliarden einnehmen! Und das wäre eine Geldlösung.

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Alleine der Fakt, dass man Musik und Kunst hat, aber nicht eine Sache, die irgendetwas mit moderner Technologie zu tun hat, sagt doch alles oder nicht?

Was soll man da unternehmen? Wenn Schüler keine Lust haben zu lernen, dann ist es ihr Pech, dann sollen die sich später auch nicht beschweren, dass ihr Leben doch so blöd ist und dass sie nicht zufrieden mit ihrem Job sind.

Hooks  21.11.2017, 20:19

Es wird ja gezielt so gemacht. Und frag mal beim Bildungsministerium nach, die Bildung ist keineswegs mehr das Hauptziel der Schule.

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kayo1548  21.11.2017, 20:28

Man kann Schüler aber durchaus fördern um mehr Lust zu haben, denn letztendlich hat jeder Gebiete die ihn interessieren.

Und ein guter Job hängt leider (auch wenn es schön wäre) nicht nur von der Schulbildung ab

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Hooks  21.11.2017, 20:42
@kayo1548

Ich kenne sehr viele Homeschooler, und die haben durch die Bank gute Erfahrungen mit dem Job, auch wenn sie meistens weder Zeugnisse noch Schulabschlüsse haben.

Wie willst Du Schüler fördern, wenn du 25-30 Kinder in der Klasse hast, die einen Geräuschpegel verursachen, bei dem Lernen kaum noch möglich ist? Mal abgesehen von dem mangelnden Respekt Lehrern und anderen Älteren gegenüber.

Jeder lernt anders, jeder hat andere Interessen, jeder möchte gerne ein anderes Thema vertiefen... wie soll das bloß gehen?

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