Ist Toleranz nicht auch Ignoranz?

11 Antworten

Toleranz und Ignoranz müssen nicht zwangsläufig miteinander einhergehen.

Um etwas zu tolerieren, was schlicht einer Duldung gleichkommt, muss ich um den Gegenstand wissen, den ich toleriere. Ich muss ihn betrachten und seine Existenz akzeptieren*. Wenn ich mich jedoch an der Stelle ignorant verhalte, also ihn nicht beachte und vielleicht sogar die Existenz dessen leugne, entziehe ich der Toleranz die Grundlage, da ich die Existenz des Gegenstands nicht akzeptiere.

*Im Sinne von "annehmen", nicht "gutheißen"

Toleranz und Ignoranz schließen sich also eher aus, als dass sie per se ein Zusammenspiel bilden.

Allerdings besteht die Möglichkeit, sich teilen eines Gegenstandes gegenüber Ignorant zu Verhalten, um das Übrige zu tolerieren. Man kann dementsprechend schwerwiegende Aspekte "ausblenden" oder "verleugnen", um daraufhin Toleranz walten lassen zu können.

An der Stelle wird die Toleranz zur Pflicht erhoben und die Ignoranz ein Mittel zum Zweck.

Wenn ich allem gegenüber tolerant sein muss respektive möchte, dann stoße ich irgendwann an persönliche Grenzen. Diese Grenzen sind individuell abgesteckt aber es ist ein Faktum, dass jeder solche hat. Um diese Grenzen zu umgehen, verhält man sich ignorant gegenüber allem, was die Grenzen überschreitet. Somit bleibt alles im eignen "Toleranzspielraum" und kann von einem toleriert werden.

Alles würde man dann dementsprechend auch nicht tolerieren, nur blendet man mit den Mitteln der Ignoranz alles aus, was sich nicht tolerieren lässt von einem selbst. 

Aus welchen Gründen man die Toleranz auch mit solchen Mitteln "durchdrücken" möchte, ist unterschiedlich. Allerdings, so meine Beobachtungen, ist die Intoleranz mittlerweile derart negativ besetzt, dass man schon fast von einer Dämonisierung sprechen könnte. Das scheint Ängste zu schüren. Ängste davor, für seine Haltung kritisiert zu werden oder mit Gruppierungen gleichgestellt zu werden, mit denen man doch eigentlich nichts gemein haben möchte. Diesem geht man mithilfe der "totale Toleranz" aus dem Weg.

Kurzum - Die Dämonisierung der Intoleranz, ist der Nährboden für Ignoranz.
Ignoranz und Toleranz schließen sich eigentlich gegenseitig aus aber genau das, kann man sich zunutze machen. Die Ignoranz wird als Mittel zum Zweck der Toleranz verwendet, indem sie es ermöglicht alles "aus dem Blickfeld" schwinden zu lassen, was man womöglich nicht tolerieren könnte - so kann man den gesamten Rest tolerieren, ohne intolerant zu sein.

Liebe Grüße.

Ich finde Deine Frage sehr gut...

Toleranz in Form von Gleichgültigkeit hat einen schalen Beigeschmack, lässt sich allerdings leicht erkennen...

 Toleranz die gütiger Natur ist, ist nie ignorierend, sondern bloss akzeptierend...

Nicht zwingend.

Ich z. B. neige dazu viele Dinge zu ignorieren. Aber es gibt auch Dinge die ich schon schon bemerke, als eher negativ bewerte, aber toleriere, weil es im Rahmen der Gesetze/Vorschriften liegt.

Für mich kann Toleranz zwei seiten haben: die Akzeptanz und die Ignoranz.

Wenn man etwas toleriert weil man es Akzeptiert hat, dann hat die Toleranz etwas positives. Man hat sich mit dem Thema außeinander gesetzt und sich eine Meinung dazu gebildet. Und letztenendes hat man das Thema akzeptiert, ob man es nun positiv oder negativ bewertet hat. Diese Art der Akzeptanz kann letztendlich etwas mit dem Respekt vor anderen Menschen zu tun haben.

Dagegen ist die Toleranz eines Themas das man Ignoriert nicht so positiv. Hier Interessiert einen das Thema so wenig das man sich erst gar nicht die Mühe macht sich damit außeinander zu setzten, geschweigedenn sich eine Meinung dazu zu Bilden. Man nimmt es einfach hin weil es halt so ist.

Ich finde, das Ignoranz unbetroffener ist. Jemand, der ignoriert, schenkt keine Beachtung. Jemand der toleriert, hat fortwährend das Tolerierte vor Augen.

Etwas zu tolerieren heißt, etwas eigentlich nicht gut zu heißen, aber bevor man reagiert, die Schwelle noch nicht überschritten ist.
Ignoranz sagt nichts darüber aus, ob man etwas gut heißt.