Ist Reitsport Tierquälerei?

Reitsport - (Sport, Tiere, Pferd) Reitsport  - (Sport, Tiere, Pferd)

21 Antworten

Kommt drauf an.

Es gibt sehr viele tolle Reiter und Pferdehalter die sich viele Gedanken darum machen wie man das Pferd zu freiwilliger Mitarbeit motiviert, wie man gesunderhaltend und schonend reitet (oder auch fährt) und die sehr sensibel mit den Pferden umgehen. Manche machen das unter dem "Banner" des Horsemanship falls du dich dort mal einlesen willst, aber für die meisten ist das einfach ein natürliches Verständis vom Umgang mit dem Pferd.

Leider, leider gehören die allermeisten Leute die man auf den üblichen Tunieren hier in Deutschland sieht nicht zu den erstgenannten Menschen. Oft auch leider noch nichtmal die Leute die im Richterturm sitzen, wo man es ja erwarten würde, was ich überaus schade finde. Dem gesamten Tuniersport täte es durchaus gut etwas mehr vom Pferd und etwas weniger vom Reiter oder eher den Zuschauern aus zu denken.

Woher ich das weiß:Hobby – Ü20 Jahre Reit und Pferdeerfahrung, Haltung eigener Pferde
Luminou  25.08.2019, 17:54

Grundsätzlich stimme ich dir zu, allerdings klingt dein Beitrag v.a. für Nichtreiter danach, als wäre Horsemanship immer gut, was leider nicht alles, was sich so nennt, auch ist.

Das sich im Turniersport etwas ändern muss, lässt sich, denke ich, nicht mehr wegdiskutieren. Wenn man sich so die Weltrangliste der Dressur anschaut, wer da so vorne mit dabei sind. Glücklicherweise gibt es da aber auch top Reiter, die wirklich schön reiten und auf das Wohl des Pferdes achten.

2
GillyDi  25.08.2019, 18:23
@Luminou

Ja auch gerade gemerkt, nein natürlich ist auch Horsemanship (nicht zu verwechseln mit Natural Horsemanship, das ist was anderes) nicht ohne Schatten, nur den Gedanken dahinter empfinde ich erstmal als wesentlich pferdefreundlicher. Was der einzelne daraus macht, ist wieder ein anderes Thema.

Ich muss sagen die Top-Reiter interessieren mich viel weniger. Davon gibts nämlich nicht so viele. Von den "normalen" Tunierreitern die auf den Dorftunieren rumspringen gibts viel mehr- und genau hier passiert auch der größte Mist. Natürlich gibts sowohl unter denen als auch unter den Top-Reitern tolle Pferdemenschen. Aber in beiden Gruppierungen gibt es m. M. nach viel, viel mehr Leute die eher hätten Tennis spielen sollten.

0

Das kommt ganz darauf an. Wenn das Tier sonst immer im Stall ist, dann sicher, ja. Wenn es auch ohne von jemandem geritten zu werden, draussen sein kann und genügen Auslauf hat (fehlt sicher schonmal bei den meisten), dann nicht.

Dann zum Springen: Auch das muss nicht unbedingt sein, aber da es ja meist darum geht, immer höher zu werden, wird es sicherlich viele geben, die dann eben das Wohl des Tieres hinter den Rekord stellen.

Es ist also davon abhängig, wie man es macht. Bei Wettbewerben neigen sicherlich viele/die meisten (?) dazu, eben eine möglichst hohe Leistung zu fordern, und dann ist es sicher nicht mehr im Interesse des Tieres.

Es kann Tierquälerei sein, ja. Aber es muss es nicht sein.

Die Peitschen sind nicht dafür da, ein Pferd zu schlagen, sondern sie dienen als verlängerter Arm und als Unterstützung für die Kommandos mit dem Bein. Man touchiert ein Pferd mit der Gerte, das ist ein wenig mehr als eine Fliege auf dem Fell. Das würde dir auch nicht weh tun, wenn ich dich touchiere.

Und richtig, ein Pferd will nicht unbedingt geritten werden. Meins jedenfalls nicht. Es ist natürlich lieber auf der Weide. Aber es hat auch nichts dagegen. Es hat gelernt, dass ihm das Geritten werden nicht wehtut. Es gibt moderne Sportpferde, denen tut man nichts Gutes an, wenn man sie nur auf der Weide hält. Dort langweilen sie sich zu Tode. Wir haben ja hier nicht Montana oder Wyoming, auch keine Pumas, die ab und zu ein Pferd reißen.
Es gibt Springpferde, die wollen in der Tat springen. Und Rennpferde wollen rennen. Das Fliegengewicht von Jockey auf ihren Rücken spüren die gar nicht.
Ich habe kein schlechtes Gewissen, wenn ich mein Pferd reite. Ich versuche aber auch, es anständig zu reiten. Es hat gelernt, mich auf eine Art zu tragen, die ihm nicht wehtut.
Und ehrlich gesagt, sehr Viele unter uns sind auch lieber am Strand oder wandern im Gebirge als dass sie im Büro sitzen. Trotzdem empfinden sie das Büro nicht als Quälerei. Ich denke, so geht es gut gehaltenen Pferden auch. Das erste Foto mit dem dunklen Pferd über dem Sprung ist übrigens ein schönes Foto eines nicht gequälten Pferdes.
Und dann wollen wir doch mal ehrlich sein. Wenn die Pferde nicht geritten würden, hätten sie keine Aufgabe mehr. Sie würden dann vermutlich der Fleischgewinnung dienen. Mit allen Quälereien, die das mit sich bringt. Ich glaube, dass die meisten Rinder oder Schweine alles dafür geben würden, ein paar Tage so ein paradiesisches Leben führen zu dürfen wie ein Pferd.

Was gibt es nicht alles für Tierschutzvorschriften für Pferdehaltung. Man darf z.b. ein Pferd nicht alleine halten, weil es ja ein Herdentier ist. Es gibt Auflagen, wie die Ställe aussehen müssen, etc.... Wenn man dagegen manche Schweineställe oder Rinderställe sieht.... im Vergleich dazu lebt ein Pferd in Versailles als König.

Das Pferd ist der König der Nutztiere. Es wird in der Regel gehegt und gepflegt, geliebt und verhätschelt. Ein Schwein dagegen?

Wenn eine Organisation wie Peta das Reiten verbieten will, dann heißt das leider, dass den Pferden dasselbe Schicksal droht wie den Schweinen und Rindern. Tierschutz? Eher nicht.

Tanzistleben  26.08.2019, 00:44

Das ist eine super tolle Antwort mit Herz, Hirn und viel Sachverstand! Kompliment und Chapeau!

0

Es gibt Fälle, da kann man das Reiten als Tierquälerei ansehen. Nämlich dann, wenn ein unsicherer Reiter ohne gefestigten Sitz mit Sporen und Kandare o.ä. hantiert oder wenn tatsächlich Rollkur geritten wird (und damit meine ich nicht, dass das Pferd mal hinter die Senkrechte kommt). Aber nicht nur im Sport läuft einiges schief: Der Freizeitreiter, der dauerhaft ohne Sattel im Wald auf einem auf der Vorhand dahinlatschenden Pferd reitet . Oder auch der Sonntagsreiter, der das Pferd einmal die Woche zum spritzigen Galoppausritt rauszerrt und es den Rest der Woche auf einer Wiese verfetten lässt. Oder die Ostwinselse, die der Meinung ist, dass es am pferdefreundlichsten ist, wenn man dem Pferd mit einem Halsring die Luft abschnürrt und es dann durch komplett Kontrollverlust in Freiheit in ein Auto laufen lässt.

Das alles ist Tierleid.

Wenn ich mein Pferd nun aber gesunderhaltend reiten möchte, dann braucht es Gymnastizierung, welche ich durch Dressur erreiche. Wenn man ein Pferd schonend anreitet, dann haben die meisten damit auch gar kein Problem. Es ist alles eine Sache der Gewöhnung.

Zum Gebiss: Manche Pferde bevorzugen gebisslos, andere laufen besser mit Trense.

Und zum Springen: Muss man es ? - Ein klares nein. Kann man es? - Definitiv ja. Hast du schon mal ein Pferd gesehen, das gerne springt? Die gespitzen Ohren, energisches Galoppieren in Richtung des Hindernisses. Du merkst, wenn ein Pferd das mag. Wenn ein Pferd nach ein paar Versuchen da gar nicht von zu begeistern ist, dann muss man sich überlegen, ob das überhaupt Sinn macht, das Pferd noch weiter zum Springen zu überreden.

Das macht man übrigens auch im Sport. Mag ein Pferd nicht, dann mag es nicht. Ein Pferd, das freiwillig nicht springt, hat auch im Sport keine große Aussicht auf Erfolg.

Außerdem: Eben WEIL Pferde im Sport auch Geld bringen sollen, kosten ja auch ordentlich, werden die Tiere gut gehalten. Kein Geschäftsmann will, dass seine Geldanlage keine Leistung mehr bringt, also wird er das Tier auch so behandeln.

Selbstverständlich gibt es auch Ausnahmen und da muss sich im Turniersport einiges ändern und das Reglement stärker durchgesetzt werden, auch auf den Abreiteplätzen.

Heart4Horse11  30.05.2021, 21:44

Ich bin wahrscheinlich etwas spät, aber:

In der ersten Hälfte deiner Antwort bin ich voll einverstanden, ab der anderen nicht mehr ganz...

Ich glaube, es kann sein, dass ein Pferd das Springen mag, höchstwahrscheinlich, will es aber vor allem seinem Reiter gefallen.

Man kann zur Abwechslung sicher mal mit seinem Pferd springen, es sollte aber nicht die einzige Aktivität des Pferdes sein.

Und zum Geld: Meiner Meinung nach sollte bei Tieren NIE Geld mit im Spiel sein. Das gilt zum Beispiel auch für die Tierindustrie. Wenn mit Tieren Geld verdient wird, kann das dem Tier fast nur schaden. Klar wird vorallem im Sport viel Geld in die Pferde investiert, der „Geschäftsmann“ will ja das sein Pferd schön viel Geld einbringt. Doch das teure Pferd darf dann natürlich nur in einer „gaaaanz“ grossen Box leben, dann kann es sich nicht verletzen. Jedoch kann es dann aber auch nicht mit anderen Pferden spielen etc.

Ist das ein schönes Leben?

0
Luminou  31.05.2021, 17:01
@Heart4Horse11

Ich habe nie behauptet, dass man Pferde NUR springen soll. Sicherlich gibt es auch Pferde, die nur springen um dem Reiter zu gefallen. Genauso gibts aber auch Pferde, die echt springgeil sind. Ist ja beim Menschen auch so. Der eine läuft super gern, der andere läuft zwar, muss sich aber eher dazu zwingen.

Und ohne, dass mit Tieren Geld verdient wird, gibts bald gar keine Tierhaltung mehr. Wo denkst du denn, wo anatomisch korrekte Pferde, die klar im Kopf und gesund sind, herkommen? Nicht von Willi um die Ecke, der seinen Mixhengst über seine überbaute Mixstute rutschen lässt. Dazu brauchts gute Zucht und das geht nicht ohne, dass irgendwer damit Geld verdient.

Und dass teure Pferde nicht auf die Koppel dürfen ist ein ziemlich ausgelutschtes Argument. Ja, es gibt Reiter und Höfe, bei denen das Pferd 23 Stunden in der Box steht und Artgenossen nur unter dem Reiter und durch Gitterstäbe kennt. Solche Leute sind aber egoistische A***********.

Die meisten Pferdemenschen achten durchaus auf ihre Tiere und auch dass es ihnen sowohl physisch als auch psychisch gut geht. Das wird tatsächlich immer mehr. Leider ist es eben auch so, dass z.B. ein Aktivstall viel Platz braucht, was in der heutigen Zeit oft nicht mehr möglich ist. Die meisten top ausgestatteten Reitanlagen haben Boxenhaltung. Die guten achten auf viel Weidegang, die schlechten ignorieren die Bedürfnisse der Pferde. Das heißt aber eben nicht, dass nur weil mit Tieren Geld verdient wird, die Tiere schlecht gehalten werden. Tierhaltung braucht viel Zeit. Da bleibt bei einigen keine Zeit mehr für einen Job, demnach muss der Tierberuf hauptberuflich sein, ergo wird mit Tieren Geld verdient.

0

Die Vorfahren unserer heutigen Reitpferde stammen im wesentlichen aus den Grassteppen Afrikas. Sie sind dort gelaufen (u.U. auch sehr schnell bei der Flucht vor einem Feind) aber über hohe Hürden sind sie nicht gesprungen. Es sind außerdem Tiere, die von Natur aus in einer Herde leben. Hieraus ergeben sich grundlegende Eigenschaften, die trotz aller Zucht noch in vielen Bereichen vorhanden sind. Kein Reitsport ist für Pferde ideal aber Einzelstallhaltung, Dressurreiten und Springsport sind ziemlich eindeutig Tierquälerei. Ich bin sicher, dass jetzt viele protestieren werden, weil es ja für viele Menschen ästhetisch schön aussieht, wenn Pferde kontrolliert komplexe Figuren ausführen oder über hohe Gatter springen. Aber man sollte hier ehrlich sein: Kein Pferd würde so etwas (ohne Dressur) freiwillig tun.

Shiraunddati  26.08.2019, 14:09

Dressur dient der Gesunderhaltung des Pferdes wo soll das bitte Tierquälerei sein? Und Springpferde haben das springen I'm Blut, die würden dafür gezüchtet. Mein Pony würde niemals freiwillig über einen Sprung, er ist auch kein springpferd. Die Springpferde bei uns am Stall ziehen freiwillig zum sprung

0