Ist Meditation im Buddhismus was für einen Christen das Gebet ist?

7 Antworten

Buddhistische Meditation und das christliche "innere Gebet" sind im Prinzip das Gleiche. Bloß das wird in der christlichen Kirche kaum noch gelehrt.

Interessant ist in diesem Zusammenhang das Büchlein: Die Wolke des Nichtwissens. Das stellt eine Meditationsanleitung dar, die um 1390 n.Chr. in England von einem Karthäuser-Mönch verfasst wurde. Siehe ...

https://de.wikipedia.org/wiki/Die_Wolke_des_Nichtwissens

Die Grenzen sind hier fließend.
Streng genommen gibt es keinen (Schöpfungs-)Gott im Buddhismus. Aber historisch gesehen haben, z.B. in Tibet, Verschmelzungen zwischen bereits bestehenden Naturreligionen (mit Vorstellungen von Göttern) und eigentlichem budhhistischen Gedankengut stattgefunden, so dass es durchaus auch buddhistische Meditationen gibt, wo die innere Ausrichtung auf eine Gottheit hin erfolgt (auch wenn diese strenggenommen als quasi symbolisch dargelegt wird).

Und auch die Christen haben ja keine einheitliche Vorstellung von dem, was ein 'Gebet' ist - da gibt es erhebliche Unterschiede, im Extrem zum Beispiel die Vorstellung von christlichen Mystikern im Unterschied zu Christen, die 'Gott' als eine Art Wunscherfüllungsgehilfe im Gebet ansprechen.

Von daher - und nach meinen praktischen Erfahrungen sowohl das Christentum wie den Buddhismus betreffend (der seinerseits recht unterschiedlich ausfallen kann - lässt sich die Frage NICHT mit einem einfachen "ja" oder "nein" beantworten.

Sei gegrüßt,

wie bereits hier von anderer Seite erwähnt, ist eine einfache Antwort auf deine Frage nicht möglich, da es zu viele unterschiedliche Richtungen in beiden Religionen gibt und innerhalb dieser wiederum zu viele verschiedene Ansätze. Ich würde aber gerne ein paar Teilaspekte beleuchten, vor allem vor dem Hintergrund des Theravāda-Buddhisms, also dem frühen Buddhismus.

Der historische Buddha lehrte zwei Hauptansätze der Meditation (Pāli u.a.: bhāvanā): samatha- und vipassanā-Meditation (Ruhe- und Einsichtsmeditation). Die Vipassanā-Meditation ist das Hauptunterscheidungsmerkmal mit Hinsicht auf andere religiöse und philosophische Systeme. Dabei liegt der Fokus auf der Reifung von Weisheit (Pāli: paññā), das Erkennen der sogenannten drei Daseinsmerkmale (Pāli: tilakkhaṇa): Vergänglichkeit (Pāli: anicca), Leidhaftigkeit (Pāli: dukkha) und Nicht-Selbst (Pāli: anatta). Der Buddha lehrte als einziger bis auf den heutigen Tag, dass alle Phänomene letztendlich vergänglich sind. Er lehrte demnach keinen ewiglich andauernden Wesenskern oder keine ewige Seele--nur sich gegenseitig bedingende körperliche und geistige Formationen. Auf dieser Ebene sind Meditation und Gebet folglich unzweifelhaft verschieden.

Viele Parallelen gibt es jedoch auf der Ebene der samatha- oder Ruhemeditation. Vor allem hinsichtlich der Lehren christlich mystischer Kreise (innerhalb der Griechisch- und Russisch-Orthodoxen Kirchen, auch der katholischen Kirche), finden sich viele Gemeinsamkeiten. Der Buddha lehrte hier ein achtstufiges System der Meditation, meist mit den Begriffen jhāna (geistige Vertiefung) oder samādhi (geistige Sammlung) beschrieben. Merkmale sind hier ein äußerst ruhiges, unzerstreutes und glückseliges Bewusstsein. Einige Autoren haben sich daran gemacht, diese acht Stufen mit vergeistigten Erfahrungen christlicher Mystiker zu vergleichen und fanden oft bemerkenswerte Übereinstimmungen. Meister Eckehart, einer der tiefsten Mystiker des Abendlandes, war Gegenstand vieler Untersuchungen, beispielsweise derer von Dr. Hellmuth Hecker in seinem Buch: Meister Eckehart und die Lehre des Buddha, im Internet unter: http://www.klang-stille.de/Hecker+MEISTER+ECKEHART+DER+TIEFSTE+MYSTIKER+DES+ABENDSLANDES+UND+DIE+LEHRE+DES+BUDDHA.htm Unter den im Buddhismus traditionell gelehrten 40 Meditationsobjetken sticht hier in der Ähnlichkeit zum Christentum besonders heraus die Kontemplation der (glückseligen, aber vergänglichen) Gottheiten (Pāli: devānussati).

Auf dieser Ebene der Herzens- oder Geistesruhe wie vom historischen Buddha gelehrt, finden sich also viele Parallelen zu mystischen Erfahrungen vieler Christen. Das Gebiet der Weisheitsentwicklung lässt beide Wege aber auf unterschiedlicher Bahn verlaufen. Auch das letztendliche Ziel ist ein gänzlich anderes und Meditation und Gebet sind mit einem solchen Ziel ja auch aufs innigste Verbunden.

Ich hoffe, die Antwort war hilfreich für dich.

Nein. Es gibt auch im Buddhismus eigene Gebete, die an verschiedene Buddhas oder Ahnen gerichtet werden. Die Meditation ist eher nach innen gerichtet, auf sich selbst um mit sich und der Welt in Einklang zu kommen.

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung – Recherchen und Forschungen

Ich kann Dir das nur aus nichiren-Buddhistischer Sicht beantworten - und dies mit einem klaren JA insofern, als es für "uns" i. Wstl. die selben Funktionen erfüllt wie bei den Christen das Gebet:

  • Einkehr
  • Sammlung
  • Krafttanken
  • Bewusstwerdung
  • Dialog mit - nun nicht mit Gott, sondern mit seiner eigenen Buddhaschaft
  • Vereinigung - nun nicht mit Gott, sondern mit dem Universum