Ist es schlimmer gegen einen Baum zu fahren als gegen ein Auto?

10 Antworten

Das ist Situationsabhängig, wobei ich aber davon ausgehe,
dass die meisten dann kaum noch überlegt handeln.

Ein Baum am Straßenrand, der nicht erst wenige Jahre alt ist,
der bleibt auch dort stehen, wenn Du mit 150 dran fährst.

Bei einem entgegenkommenden Auto kommt es darauf an, wie groß die Geschwindigkeiten und die Gewichtsunterschiede zwischen den Fahrzeugen sind.

Theoretisch bist Du bei Geschwindigkeiten von mehr als 50km/h also besser dran,
wenn Du den Baum wählst. Fährst Du aber ein schweres Fahrzeug und Dir kommt ein Kleinwagen entgegen, dürfte es sogar bei 80Km/h für Dich weniger schwer ausfallen, wenn Du auf den Kleinwagen, anstatt auf den Baum triffst.

ich würde den Baum nehmen, erstens verletzte ich dann keine anderen und zweitens bewegt der sich nicht noch auf mich zu. Aber das Auto hat halt Verformungen, die die Energie abbauen, das hat der Baum nicht. Ein stehendes Auto ist also besser als ein Baum.

Das hängt doch ganz stark davon ab

  • wie schnell das entgegenkommende Auto ist
  • wie stark das Abbremsen vo dem Aufprall ist
  • und vor allem: Welche Teile des Fahrzeugs pallen auf

Bei einem illegalen Rennen Anfang der 90er Jahre geriet ein 5er BMW ins Schleudern, prallte mit einer hohen Restgeschwindigkeit frontal gegen einen Baum. Der Baum taf auf der Beifarerseite, eine Bekannte von mir sass dort und starb noch an der Unfallstelle. Der Fahrer überlebte jedoch relativ leicht verletzt.

Das verdeutlicht wie unterschiedlich die Unfallfolgen ausfallen können.

Bei einem Zusammenprall von PKW ist die ideale Konstellation, wenn die Fahrzeugfronten sich möglichst auf der ganzen Fahrzeugbreite überdecken. Da diese Konstellation jedoch relativ selten vorkommt (instinktiv machen die Fahrer Ausweichbewegungen), ist der Regelfall der so genannte Offset-Crash, der auch im NCAP-Crashtest mit ewa einem Drittel Überdeckung durchgeführt wird.

Besonders gefährlich ist hierbei, wenn die Fahrzeuge sich nur minimal, d.h. etwa auf der Breite ihrer Scheinwerfer berühren. Dann können sie u.U. wie Messer ineinender schneiden statt wie bei größerer Überdeckung viel Aufprallenergie auf zu nehmen. Da dieser Fall der geringen Überdeckung im NCAP-Crashtest nicht geprüft wird, sind die heutigen PKW einseitig auf den Crash mit höherer Überdeckung hin optimiert.

Dennoch können moderne Fahrzeugfronten aufgrund der umfangreichen Entwicklungsabeit und der relativ langen vorderen Verformungszone (je kleiner der Motor desto besser) heute sehr viel Energie abbauen. Das verdeutlicht das unerwartete Ergebnis bei einem simulierten Crash zwischen einem alten, großen Volvo mit einem damals modernen Kleinwagen, dem Renault Modus:

https://www.youtube.com/watch?v=HCecdOBCFjI

Das gilt jedoch nicht in gleichem Masse für die Fahreugseiten. Der absolute Horror-Crash wäre daher, die Kontrolle über das Fahrzeug zu verlieren und mit der Fahrerseite auf einen Baum auf zu prallen, weil hier nur wenig Verformungsweg zur Verfügung steht. Hier besteht ein Zielkonflikt zwischen einer steifen Fahrgastzelle und der Notwendigkeit die Bescheunigungskräfte für die Insassen möglichst niedrig zu halten.

bei einem gespräch über autos und ihre sicherheit hat mir ein ingenieur mal gesagt: sag mir welchen unfall du haben willst, dann sage ich dir, was du dir einbauen musst, um dich am besten zu schützen.

ein freund von mir hatte in einem citroen 2cv (der alten ente) einen unfall, ein anderes auto ist ihm in die fahrerseite gekracht. die ente war danach total zerstört, auf der fahrerseite, er aber hat nichts abgekriegt, er sass danach auf der beifahrerseite - weil er nicht angeschnallt war.

ich würde sagen, bei so ziemlich jedem anderen unfall wäre es ihm angeschnallt besser ergangen.

was ich damit erklären möchte: es sind so viele faktoren beteiligt, wenn du einen unfall hast, dass du absolut nicht sagen kannst, was gerade besser ist. streifst du den baum nur und dein auto gerät in eine drehbewegung, passiert nicht viel. erwischst du den baum mit der mitte deines autos ist es heftig. ein stehendes hindernis, in das du mit 50km/h fährst, zerstört dich mit deiner bewegungsenergie, ein entgegen kommendes auto bringt zusätzliche kinetische energie mit in den aufprall, und zerstört dich mit deiner und seiner bewegungsenergie. auch wenn doppelt soviel knautschzone im spiel ist.

in welche richtung die resultierenden all dieser kräfte wirken, kann keiner ernsthaft voraussagen. selbst die crashtests, bei denen ein auto gegen ein stehendes hindernis gefahren wird, werden dadurch erschwert, dass nur eine seite deines autos dagegenprallt. so kommst du vielleicht drum herum, aber auch nur deine halbe knautschzone wirkt. da ist viel ausprobieren dabei.

interessanter ist es eigentlich, sich in so einem moment zu überlegen, in die lücke zu zielen. ein auto ist ca 2,0m breit, die fahrspur einer landstraße mindestens 3,5m, also 7 - 12m insgesamt, da ist die chance gar nicht mal so schlecht, zwischen baum und entgegenkommendem auto eine lücke von 3m zu finden - durch die du durchpasst.

leider neigt der mensch aber dazu, starr (vor schreck) auf das hindernis oder die gefahr zu schauen - und auch genau dort hin zu fahren. in fahrsicherheitstrainings wid geübt, nicht auf das hindernis, sondern am hindernis vorbei auf die lücke zu zielen.

sehr zu empfehlen!