Ist es dem Notarzt bzw Krankenwagen egal, ob es sich wirklich um Notfall geht, sobald er sein Geld bekommt?

13 Antworten

Nein, dass ist einfach nur nervig, weil es nicht der Auftrag des Rettungsdienstes bzw. der Notfallrettung ist, zu hausärztlichen Angelegenheiten auszurücken, für solche, gibt es den kassenärztlichen Bereitschaftsdienst/Notdienst, bei dem bundesweit Hausärztinnen und Hausärzte an 365 Tagen im Jahr an sieben Wochentagen und rund um die Uhr im Dienst sind, um hausärztliche Angelegenheiten abzuarbeiten, leider ist die Existenz dieses Dienstes vielen Menschen noch gar nicht bekannt, weswegen sie dann den Rettungsdienst verständigen. Indem der Rettungsdienst zu hausärztlichen Angelegenheiten gerufen wird, können jedoch lebensbedrohliche Notfälle nur verzögert abgearbeitet werden, weil das Rettungsmittel blockiert ist und dann ein Rettungswagen von weiter weg zum Notfallort hinfahren muss. Gegenstand und gesetzlicher Auftrag der Notfallrettung, ist einzig und alleine die medizinische Erstversorgung und der fachgerechte Transport von Notfallpatientinnen und Notfallpatienten, dass sind der Definition nach Patienten, bei denen eine Lebensgefahr bereits besteht, zu erwarten oder zumindest nicht auszuschließen ist, weil eine lebensnotwendige Körperfunktion beeinträchtigt ist. So werden die die dementsprechenden Notfallrettungsmittel (Rettungswagen und Notarzteinsatzfahrzeuge) vorgehalten, mit der Anzahl, die an echten Notfallpatienten gerechnet wird und deswegen kann das gesamte System nicht mehr funktionieren, wenn Leute wegen Kleinigkeiten anrufen.

Ums Geld geht es mit Sicherheit niemandem, das Personal erhält einen monatlich festen Gehalt, unabhängig von der Anzahl der geleisteten Notfalleinsätze. Zudem kann im Bereich des nichtärztlichen Rettungsdienstes lediglich die Transportleistung mit der gesetzlichen Krankenversicherung des Patienten abgerechnet werden, nicht aber die medizinische Erstversorgung, dafür, bekommt die Hilfsorganisation die den Rettungsdienst durchführt nicht einen Euro!. Zu medizinischen Kleinigkeiten zu fahren ist also noch ein Verlustgeschäft, weil solche Patienten nicht transportiert sondern vor Ort belassen werden und der Hausarzt des Patienten oder der ärztliche Bereitschaftsdienst hinzugezogen wird. Mit solchen Einsätzen, lässt sich also kein einziger Euro verdienen, im Gegenteil stellen solche Einsätze wie beschrieben ein Verlustgeschäft dar, da das Benzin von der Rettungswache zum Patienten und umgekehrt dennoch Verfahren worden ist, für die Untersuchungen Material verbraucht worden ist aber eben am Ende dafür nicht ein einziger Euro mit der gesetzlichen Krankenversicherung des Patienten abgerechnet werden kann. Ein Notarzt, der kann zwar eine ärztliche Behandlung abrechnen, wird aber wegen einer medizinischen Kleinigkeit mit Sicherheit nicht alarmiert, Notärzte gibt es noch deutlich weniger als Rettungswagen und der Notarzt ist für die wirklich akut lebensbedrohlichen Notfälle vorgehalten, bei denen außerhalb des Krankenhauses bereits eine ärztliche Notfallversorgung erforderlich ist, um akut das Leben eines Notfallpatienten zu retten oder schwere gesundheitliche Folgeschäden durch ärztliche Tätigkeit abzuwenden.

Die Patienten, die aus Unwissenheit bei hausärztlichen Angelegenheiten den Rettungsdienst anrufen, die sind dann oftmals auch enttäuscht, dass sie nicht die Leistung bekommen KÖNNEN, die sie erwartet haben. Dass liegt ganz einfach daran, dass die medizinisch- technische Ausstattung des Fahrzeuges für eben jene echte Notfallpatienten gedacht und daraufhin ausgerichtet ist. Weder ein Rettungswagen noch ein Notarzteinsatzfahrzeug verfügen also über eine hausärztliche Ausstattung sondern ausschließlich über hochwirksame Notfallmedikamente.

Grüße

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung – Rettungsdienst🚑, sehr großes Interesse an Notfallmedizin.

Rollerfreake  25.09.2020, 16:46

Man muss allerdings sagen, dass niemand vom Rettungsdienst dem Patienten böse sein wird, weil er angerufen hat in dem festen Glauben, den Rettungsdienst zu benötigen und in Lebensgefahr zu schweben. Ist es dann doch nur halb so schlimm wie angenommen, dann ist niemand deswegen böse, der Laie kann mangels medizinischer Ausbildung ja gar keine genaue Einschätzung treffen, ob nun Lebensgefahr besteht oder nicht. Es gibt einfach Leute, die haben seit drei Wochen Rückenschmerzen und rufen dann ganz plötzlich mitten in der Nacht um drei Uhr den Rettungsdienst an oder sie wollen ein Rezept für ihre Dauermedikation haben (was der Rettungsdienst gar nicht ausstellen kann), von soetwas, ist man dann genervt.

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Das kommt auf das System. Die Angestellten bekommen ihr Gehalt so oder so, egal wie viele Einsätze sie machen. dann ist jeder unnötige Einsatz nur ärgerlich.

Andererseits gibt es auch Systeme wo der Arzt zB. Einsatzpauschalen bekommt. Dann ist es dem NA evtl. sogar ganz recht wenn er viele Einsätze hat egal mit welcher notwendigkeit.

Woher ich das weiß:Berufserfahrung – Seit über 10 Jahren RA/NFS beim DRK

Slothd3mon  25.09.2020, 12:05

Naja, viele fahren das tatsächlich wegen der Abwechslung. Wenn du Geld verdienen willst musst du KvB fahren. Notarzt bekommt ca 70-90€ und KvB 120€-160€

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Hi,

aus finanzieller Sicht? Ja. Warum? Der Rettungsdienst selbst kann nur den Transport einer Person abrechnen, eine Hilfeleistung vor Ort oder eine Fehlfahrt bringt dem Leistungserbringer kein Geld bzw. nur eine geringe Unkostenpauschale.

Das Personal selbst profitiert aus finanzieller Sicht überhaupt nicht davon. Dementsprechend ist es aus dieser Sicht egal, ob ein Notfallpatient, ein Nicht-Notfallpatient oder eben niemand transportiert wird.

Interessanter ist aber die einsatztaktische bzw. die persönliche Sicht.

Der Rettungsdienst - ob mit oder ohne Notarzt - ist schlicht und ergreifend für die fachgerechte Versorgung von Notfallpatienten zuständig, klassischerweise auch für den qualifizierten Krankentransport (sprich: mit medizinischer Ausstattung und Betreuung).

Alles andere ist einfach nicht das Aufgabengebiet des Rettungsdienstes und liegt i.d.R. auch nicht innerhalb des gesetzlichen Auftrags.

Und ja, man ärgert sich, wenn man nachts um 3 wegen einer offensichtlichen Lappalie aus dem Schlaf gerissen wird. Ja, man ärgert sich, wenn man eine offensichtliche Lappalie fährt, während ringsherum die Welt am "brennen" ist. Man ärgert sich, wenn man zu spät zum echten Notfall eintrifft, weil ein anderer der eingewachsene Zehnagel seit drei Wochen als dringlicher empfunden hat. Man ärgert sich, wenn Leute einfach zu faul (sorry) sind, um zum Hausarzt zu gehen. Man ärgert sich über die Leute, die ein Krankenhaus als 24-Stunden-Premium-Arztpraxis sehen und sich noch lauthals beschweren, dass sie mal ne halbe Stunde warten müssen, wenn die Notaufnahme proppenvoll ist.

Aus persönlicher Sicht ärgert man sich natürlich, wenn man schlicht und ergreifend "missbraucht" wird - während diejenigen, die wirklich die Hilfe des Rettungsdienstes benötigen, zu oft auf der Strecke bleiben.

Und da geht es nicht um die Fälle, wo sich ein medizinischer Laie unsicher war und guten Glaubens den Rettungsdienst gerufen hat, sondern um diejenigen, die es absichtlich und mit Kalkül betreiben.

LG

Woher ich das weiß:Berufserfahrung – Notfallsanitäter, Blogger, Medizinstudent

Nein, es ist nicht egal.

Rein finanziell ist es uns egal. Das Gehalt pro Stunde bzw. pro Schicht ist festgelegt; ob wir in den 12h nun 10 Transporte durchführen oder gar keinen, ändert nicht einen Cent am Gehalt. Das heißt, es hat auf unserer Seite niemand einen finanziellen Schaden davon, wenn er jemandem sagt "machen Sie sich keine Sorgen, es ist alles gut" und eine Fehlfahrt schreibt, die er nicht abrechnen kann.

Trotzdem mögen wir Bagatelleinsätze nicht.

Einmal, weil wir dafür tatsächlich nicht ausgebildet sind: Man lernt in der Rettungsdienstschule, wie man schwerst verletzte Patienten noch irgendwie lebendig in die Klinik bekommt, aber eben nicht was man bei "leichte Bauchschmerzen seit drei Tagen" macht. Als junger Rettungsdienstler, der noch nicht hier und da ein Bisschen aufgeschnappt hat, steht man dann durchaus mal da und weiß nicht, was man nun machen soll. Und, die Aufgabe des Rettungswagens besteht darin, Menschen ins Krankenhaus zu transportieren - das heißt, sobald der Mensch nicht ins Krankenhaus will und dort eigentlich auch nicht hingehört, wird es kompliziert und man begibt sich leider auch rechtlich ziemlich schnell auf dünnes Eis.

Außerdem spricht man ja durchaus mit Kollegen - und da stellt man dann durchaus auch mal fest, dass nur ein paar Straßen weiter ein echter Notfall gewesen wäre - man dort aber nicht hingeschickt werden konnte, weil man gerade so einem Lappen erklären musste, dass man keine Kopfschmerztabletten im Rettungswagen hat. Und deshalb musste der Herzinfarkt, schwere Unfall oder gar der Herzstillstand länger auf Hilfe warten. Das sind die Momente, in denen der Job so gar keinen Spaß macht. Ja, wir nehmen es Menschen durchaus übel, wenn sie den Rettungsdienst wegen etwas anrufen, mit dem jeder normale Mensch auch selbst klarkommen würde... weil wir in dieser Zeit unsere Kernaufgabe (weshalb wir den Job überhaupt machen), nicht ausüben können: Leben retten.

Zumal diese Menschen, die eigentlich selbst wissen dass sie kein Fall für den Rettungsdienst sind, oft ziemlich unangenehme Gesprächspartner sind. Die scheinen zu glauben, dass sie nur großkotzig und rechthaberisch genug rüberkommen müssen, dass man für sie Dinge tut die man weder kann noch darf. Was meinst du, wie oft mir schon Leute sagten "wozu gibt es dich Vollspasten denn?", weil ich jemandem sagte dass ich ihn nicht wegen einer Kleinigkeit (z.B. Fäden ziehen) als dringenden Notfall in der Klinik anmelden kann.

Womit sehr wenige Kollegen ein Problem haben, ist wenn sich jemand wirklich unsicher war. Wenn man z.B. im Erste-Hilfe-Kurs gelernt hat, dass man bei Brustschmerzen die 112 rufen soll... und es stellt sich als harmlose Kleinigkeit heraus. Das nimmt niemand jemandem übel. Ich finde solche Fälle sogar ganz angenehm: Man hatte ein Bisschen Action, aber niemandem geht es schlecht. Man kann auf dem Rückweg beim Döner vorbeifahren oder einkaufen gehen... unterwegs ein Bisschen die Sonne genießen... Eigentlich ganz angenehm.

Das geht auf Rechnung, man weis es also nie im Moment, da es sich ja um ein Notfall handelt und dieser nicht planbar ist.

Ausserdem sind das Angestellte, sie verdienen Ihr Lohn, egal ob man bezahlt oder nicht.

Ob es dem Arzt selbst egal ist ist unterschiedlich nach Meinung oder Ansichtsache.


wurzlsepp668  25.09.2020, 12:32

nicht jeder Notarzt ist in der Klinik angestellt

bei uns fährt mindestens ein niedergelassener Arzt den Notarzt-Dienst (Rendevous-System), im Nachbar-Kreisverband sind es mindestens 3

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