Ist Equikinetic für ein longiersaures Pferd sinnvoll?

2 Antworten

Hast du´s schon mal im Roundpen versucht? Da gibt´s dann nämlich nicht viele Möglichkeiten, sich anders zu beschäftigen als Pferd und man "muss" mitmachen.

Und ja, longiersaure Pferde sind mir massig bekannt, allerdings ist deine Vorgeschichte eine ganz andere, als dass man auf falsches Handling tippen dürfte.

Du schreibst, dein Schimmel macht gerne einen Abgang, bedeutet wohl, dass er dann einfach nicht mehr mitmacht und geht, oder? Vielleicht mal an der Konzentration und der Abrufbarkeit arbeiten in Form von Clickertraining? Denn eigentlich geht´s ja darum, Leistung abrufen zu können, auch wenn die geforderte Arbeit (in deinem Fall das Longieren) jetzt kein Wunschprogramm vom Pferd ist. Da könntest du ansetzen und das ausbauen, was du bereits erreicht hast.

Die Motivation ist ebenfalls so eine Sache: Verlangt man zu viel, ist es nichts. Hier ruhig und gelassen bleiben und wenns nicht anders geht, in Minischritten weiterarbeiten. Ich weiß, das nervt manchmal tierisch und dann fehlt einem selbst die Motivation und auch mal der Geduldsfaden ist bis auf´s äußerste gespannt... Hilft aber alles nix: Kleine Fortschritte belohnen und feste loben und die Lektion für heute gut sein lassen, wenn er´s gerafft hat. Morgen das gleiche Programm, beim nächsten mal wieder und dann steigern.

Es geht hier auch ein wenig um´s durchsetzen Lycia. Nur weil er nicht mag, lässt du das Longieren bleiben? Du weißt selbst, wie wichtig gute und nachhaltige Longenarbeit ist, hast ja selbst schon so gute Antworten dazu geschrieben. Dranbleiben und weiter machen, bis der Knoten platzt.

Equikinetik ist eine durchaus sinnvolle Sache, aber im Endeffekt noch stressiger in dem Sinne für dein Pferd, weil er auch noch richtig mitdenken muss. Da würde ich ehrlich gesagt vorher nochmal an der Motivation und der Abrufbarkeit arbeiten, was dir auch später wieder im Sattel zugute kommt.

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Woher ich das weiß:Berufserfahrung – Dressur bis Klasse S*, über 30 Jahre Erfahrung
LyciaKarma 
Fragesteller
 20.01.2017, 16:15

Roundpen habe ich versucht. Da ist er aber nicht in Haltung zu kriegen. 




Du schreibst, dein Schimmel macht gerne einen Abgang, bedeutet wohl, dass er dann einfach nicht mehr mitmacht und geht, oder? Vielleicht mal an der Konzentration und der Abrufbarkeit arbeiten in Form von Clickertraining? 

Das heißt, er reißt sich los und verduftet. Man kann ihn aber meistens wieder einfangen und nochmal neu beginnen, was ich bisher auch gemacht habe; nur wirklich effektiv war es leider nicht. 

Clickern kennt er, aber das juckt ihn beim Longieren leider gar nicht, es ist ihm einfach unfassbar zuwider.. Obwohl er sonst mit Futterlob alles macht. 




Es geht hier auch ein wenig um´s durchsetzen Lycia. Nur weil er nicht mag, lässt du das Longieren bleiben? 

Er "mag nicht" ist vielleicht untertrieben. Es setzt ihn sehr unter Stress, wenn er das länger als 2-3 Runden machen muss - und die sind schon über zwei Jahre ausgebaut worden! Also quasi angefangen bei einer viertel Runde. 

Es bereitet ihm so viel Stress, dass er mich ein mal sogar getreten hat, weil er sich nicht anders zu helfen wusste. Und das inklusive dem kopflosen Losstürmen ist für mich ein deutliches Zeichen, dass er das einfach mental nicht kann.




Equikinetik ist eine durchaus sinnvolle Sache, aber im Endeffekt noch stressiger in dem Sinne für dein Pferd, weil er auch noch richtig mitdenken muss.

Das ist eben das, wo ich dachte, dass ich mir das zunutze machen könnte. Weil er nicht ständig überlegt "Soll ich abdampfen oder gehts noch.. oder doch weg? Oh, Stellung, okay.. Jetzt weg?" 

Ich erhoffe mir eben, dass er da konzentrierter mitarbeitet, eben weil es anstrengender ist. Weißt du, wie ich das meine? Da reicht ja auch eine Runde, meinetwegen auch eine halbe, aber ich könnte mir vorstellen, dass es helfen könnte und leichter als Basis wäre. 

Dann hätte er eine genau Anleitung, was ich will und es wäre leichter umzusetzen -> leichterer Erfolg usw. 

Er will ja arbeiten, ich glaube nur, dass er an der Longe das "Wie" noch nicht verstanden hat..


Wegen dem Kurs: Das weiß ich noch nicht, das muss ich mal sehen. Vielleicht gibt es ja hier Leute, die mir was empfehlen können. 

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kaltblueterin  20.01.2017, 16:32
@LyciaKarma

Deine Logik kann aufgehen, ich fürchte allerdings wirklich die Überbelastung, dass es ihm zu viel wird.

Du kennst deinen Murph aber sicher besser als ich und spürst das frühzeitig, wenn´s zu arg wird, darum: warum nicht?

Wenn´s ihm keine Freude macht, hat man´s probiert.

Wie ist er denn bei Bodenarbeit, Fahren vom Boden aus usw? Ist er da auch so gestresst und bricht ab wenn er es für richtig hält oder wirklich nur beim Longieren? 

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Erfahrung also in Form eines besuchten Kurses habe ich leider nicht, kann sich aber noch ändern.

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LyciaKarma 
Fragesteller
 20.01.2017, 16:37
@kaltblueterin

Bodenarbeit ist nicht so sehr sein, je nachdem, was man macht. Ich habe da den Eindruck, dass es ihm schnell zu fad wird. 

Fahren vom Boden liebt er. Anfangs hat er da auch mal etwas gesponnen, das war aber aus Übermut. 

Bei ihm ist das immer eine Gratwanderung, ob es ihn zu sehr langweilt oder überfordert.. 

So wirklich extrem, dass ich es auch in all der Zeit nicht in den Griff gekriegt habe, ist es nur beim Longieren.

Ich denke, ich versuch es mal. 

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Hm, Babette arbeitet ja auch nah am Pferd und erst mal mit Begrenzungen und baut die dann langsam ab. Insofern ist die Equikinetik - soweit ich sie bisher kennengelernt habe - keine Rad-Neuerfindung, sondern im Prinzip dasselbe in grün. Nein, nicht in grün, sondern in blau-gelb. Ich sehe die Unterschiede in der Arbeitsweise nicht, außer dass ich sehe, dass die Carrées, die die Leut verwenden viel zu klein sind für Pferde, die Shetty- oder maximal Welsh-A-Größe überschritten haben.

Wir hatten bereits einige Equikinetiker im Stall und ich habe versucht, deren Aufbauten zu reiten. Reell mit sauberer Fußung nicht zu machen. Unsere Pferde kennen enges Wenden über Vor-, Mittel- und Hinterhand, damit kann man sie da rum bescheißen.

Was die Leut fachlich so sprechen, wenn man sich mit ihnen drüber unterhält, ergibt für mich auch keinen trainierenden Sinn, das klingt mir alles sehr nach blau-gelbem Marketing und Menschenbeschäftigung. Vielleicht wurde es ihnen einfach nicht gut erklärt, aber sie waren alle beim Entwickler persönlich, die ich gesprochen habe. Also für mich gibt es keinen neuen Sinn im Vergleich zu den bisherigen Möglichkeiten, die da sind: Pferd auf der Koppel lassen, Pferd reiten, Pferd am Boden arbeiten, sodass es lernt, seine Füße auf meinen Wunsch hin wohin zu stellen und Pferd longieren. Das heißt, wäre ich an Deiner Stelle würde ich mir die Investition in den Kurs sparen und eben auf die anderen Möglichkeiten zurückgreifen oder eben, wenn Du nach Babettes Lehre longierst, noch länger bei den Begrenzungen bleiben, das Pferd mehr begleiten.

Wir haben ein Pferd, das auf alle Entfernungen gut arbeitet und eins, das drauf wartet, dass man sich entfernt, weil es dann bestimmt nicht mehr viel machen muss. Bei dem muss ich immer relativ nah bleiben, dass er mal anständig mitmacht. Sonst kommt mir der einfach auf den Schoß geklettert und versucht, mit lieb schauen einen Keks aus meiner Tasche zu starren - egal, was ich versuche. Das ist fast das Gegenteil von Deinem. Deiner entzieht sich nach außen, unserer nach innen ;-) So lang ich gut begleite und maximal die Gertenlänge weg bin, läuft er super. Ihn longiere ich jetzt nicht mehr so oft. Da seh ich meinen Ehrgeiz eher in den anderen Möglichkeiten, mit ihm zu arbeiten, da wir an der Longe nicht die Fortschritte machen, die ich mir vorstelle. Dabei war für mich immer die Longe die Vorbereitung auf jede einzelne Lektion, die ich irgendwann reiten wollte. Aber wenn ein Pferd da einfach nicht sooo mitspielt, kann das auch hinderlich sein. Ich mag ihm ja nicht die Übung verderben, indem ich sie mit der ihm offenbar langweiligen  und überflüssigen Longiererei kopple. Roundpen ist übrigens auch für ihn tolle Arbeit, wo er am nächsten Tag dann freudig angerannt kommt, wenn man in den Stall geht.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Durchgenend Pferdeerfahrung seit 1981
LyciaKarma 
Fragesteller
 20.01.2017, 16:42

Ich sehe deine Kritik, ich habe/hatte ja ähnliche Bedenken. 

Wie gesagt, nach Babette hat es nicht geklappt, egal, was ich gemacht hab, es war doof. 

Das Problem ist bei uns auch, dass ich er dann so plusminus ein halbes oder dreiviertel Jahr Auszeit gehabt haben wird und ich ja irgendwie wieder anfangen muss.

Spazieren gehen ist eher schwierig mit einem Pferd, das dazu neigt, sich loszureißen und deswegen dachte ich an effektive Longenarbeit auf dem Platz, bis ich wieder reiten kann. 

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Baroque  20.01.2017, 16:46
@LyciaKarma

Also, auch auf die Gefahr hin, dass ich jetzt gerupft werd, weil es sicher nicht optimal ist, aber man kann sie auch unterm Sattel wieder antrainieren. Da muss man dann halt mit dem Sattler mal eine Übergangslösung besprechen, dass man nicht den Sattel zweimal komplett umbauen muss. Vielleicht lässt sich mit einem Pad arbeiten in der Zeit.

Und dann eben die Einheiten gut auf den aktuellen Zustand des Pferdes abstimmen, seine Befindlichkeiten beachten, aber schon auch fordern.

Wenn er sich aber beim Spazieren gehen auch los reißt, dann ist das Problem ja nicht das Longieren an sich, sondern eher ein allgemeines Bodenarbeitsproblem ... oder täusch ich mich?

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LyciaKarma 
Fragesteller
 20.01.2017, 16:54
@Baroque

Ich hätte da jetzt nicht allzusehr Bauchweh, weil ich einen Lederbaumsattel habe, aber trotzdem wäre mir der vorherige Muskelaufbau lieber.. so im Grunde. 

Das Problem, das er hat, liegt darin, dass er gelernt hat, dass der Mensch bei Gefahr nicht auf ihn aufpasst und er dann lieber selbst entscheidet, wann er flüchten muss. 

Das ist mittlerweile schon sehr viel besser geworden, sitzt aber tief. 

Bei der Vorbesitzerin kam beim Spazieren gehen wohl mal von hinten ein Traktor, der die beiden erst sehr spät gesehen hat. Er hat sich losgerissen und lief auf eine Straße, was das Ganze natürlich nicht besser machte. 

Seit dem hat er ein Problem damit, wenn er weiß, dass das andere Ende der Leine für ihn Sorge tragen soll. 

Weißt du, wie ich das meine? 

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