Ist eine Beziehung im Christentum erlaubt?
Guten Abend,
Ich verfüge über ein solides Verständnis des Christentums und der Bibel, dennoch bin ich neugierig auf verschiedene Interpretationen zu diesem Thema. Es steht außer Frage, dass Geschlechtsverkehr vor der Ehe gemäß biblischen Lehren als unangemessen betrachtet wird. Dieses Gebot ist in vielen christlichen Traditionen fest verankert.
In Bezug auf Beziehungen und Intimität vor der Ehe gibt es jedoch unterschiedliche Auffassungen. Einige Gläubige legen Wert darauf, dass körperliche Intimität erst nach der Eheschließung angemessen ist, um die Heiligkeit der Ehe zu bewahren. Sie betonen, dass die Bibel moralische Reinheit und Enthaltsamkeit vor der Ehe betont.
Andere sehen Beziehungen als Möglichkeit, eine tiefere Verbindung aufzubauen und sich gegenseitig besser kennenzulernen, bevor sie den Bund der Ehe eingehen. Sie sind der Ansicht, dass respektvolle und verantwortungsvolle Intimität in einer Beziehung erlaubt sein kann, solange sie im Einklang mit den christlichen Werten steht.
Letztendlich hängt die Frage, wie weit man vor der Ehe intim werden kann, von persönlichen Überzeugungen, moralischen Werten und der jeweiligen Gemeinschaft ab. Ein verantwortungsbewusster Umgang mit Beziehungen und Intimität erfordert eine sorgfältige Abwägung der eigenen Überzeugungen und der biblischen Lehren.
Bitte nennt auch die Verse und Bibelstellen auf die ihr eure Antwort bezieht.
Vielen Dank für die Möglichkeit, verschiedene Standpunkte zu diesem wichtigen Thema zu hören.
5 Antworten
Der Reformator Martin Luther sah die Ehe zu Recht als "weltlich Ding" an. Daraus folgt, daß du auch als Unverheirateter mit deiner Gefährtin Sex haben darfst.
Die "Heiligkeit der Ehe" ist eine Erfindung der katholischen Kirche zur Gängelung ihrer Schäfchen. Da wundert es mich nicht, daß sich immer mehr katholische Paare mit der standesamtlichen Trauung begnügen.
Sogenannte "bibeltreue" Christen lehnen auch Sex vor der Ehe ab. Dort ist es üblich, daß Paare zeitnah zum Kennenlernen und Verlieben schon heiraten, um "es" endlich tun zu können. Da lassen dann Ernüchterung und Enttäuschung nicht lange auf sich warten. Ich las mal von einem Fall aus einer "bibeltreuen" Familie, da wurde die Freundin des jungen Mannes vor der Zeit schwanger. Normale Menschen hätten gesagt: "Was solls, wir wollen sowieso heiraten." Da in diesem Fall Sex vor der Ehe verpönt war, mußte dieser Fauxpas also vor den Eltern vertuscht werden, und so drängte der junge Mann die werdende Mutter tatsächlich zur Abtreibung.
Ich halte von dem Dogma "Kein Sex vor der Ehe" gar nichts, weil es eben solche Auswüchse gibt, die anstatt Liebe und werdendes Leben zu schützen, diese zerstören um des Dogmas willen.
Wüsste nicht, wo Luther diese Folgerung gezogen hätte.
Diese Folgerung ziehe ich aus Luthers Einordnung.
Bin mir ziemlich sicher, dass Luther dir widersprechen würde.
Einige Gläubige legen Wert darauf, dass körperliche Intimität erst nach der Eheschließung angemessen ist, um die Heiligkeit der Ehe zu bewahren. Sie betonen, dass die Bibel moralische Reinheit und Enthaltsamkeit vor der Ehe betont.
Die Bibel kennt weder eine "Heiligkeit der Ehe", noch geht es bei vorehelicher Enthaltsamkeit um "moralische Reinheit". Das zeigt sich schon daran, dass diese Enthaltsamkeit nur für Frauen gilt, nicht für Männer.
Der Grund dafür ist weder Reinheit, noch Heiligkeit, sondern schlicht und einfach das Erbrecht. Nur wenn die Gattin als Jungfrau in die Ehe geht und in ihrem Alltag soweit von dem Verdacht des Ehebruchs abgeschottet wird, kann man(n) wirklich sicher sein, dass seine Erben auch wirklich seine sind. Dazu sei noch ergänzt, dass den zehn Geboten zufolge ein Mann die Ehe eines anderen Mannes brechen kann, seine eigene Ehe jedoch nicht. Patriarchat in Reinform.
Letztendlich hängt die Frage, wie weit man vor der Ehe intim werden kann, von persönlichen Überzeugungen, moralischen Werten und der jeweiligen Gemeinschaft ab. Ein verantwortungsbewusster Umgang mit Beziehungen und Intimität erfordert eine sorgfältige Abwägung der eigenen Überzeugungen und der biblischen Lehren.
In einer Gesellschaft die das Patriarchat überwinden will, ein gesetzlich geregeltes Erbrecht hat und zuverlässige Verhütungsmethoden und Vaterschaftstests besitzt, halte ich die Idee "kein Sex vor der Ehe" für überflüssig. Verantwortungsbewusster Umgang mit seinen Beziehungspartner*innen und den gegebenenfalls gezeugten Kindern ist für mich zentral.
Freundschaftliche können sogar segensreich sein. Bei Partnerschaften sollte man genau wissen auf was und wen man sich einlässt, bevor es ernst wird.
Wenn es um Eheversprechen geht, sollte kein Sex vor oder außerhalb der Ehe sein.
Im Christentum ist auch sowas verboten, also nur alles innerhalb Ehe
Jegliche Sexualität vor der Ehe ist Normalität. Zu einer guten Partnerschaft, die auf Liebe, gegenseitigen Vertrauen, einer guten Kommunikationsfähigkeit etc. basiert, gehört auch eine gute Sexualität, egal ob verheiratet oder nicht.
Stelle Dir einmal vor, Du wartest mit der Sexualität bis zur Ehe und stellst dann fest, daß Du mit Deinem Partner/in auf dieser Ebene nicht harmonierst, sei es aus Prüderie, religiösen Fanatismus oder basierend auf einer konservativen Erziehung. Der Streit ist vorprogrammiert.
Wir leben in 2023 und nicht hinter dem Mond!
und stellst dann fest, daß Du mit Deinem Partner/in auf dieser Ebene nicht harmonierst
In der Beziehung gibt es nichts, was nicht durch offene Gespräche geklärt werden kann. Rein Körperlich »passt» ja keine Jungfrau und wird durch Verkehr passend gemacht. Alles andere ist in erster Linie Kopfsache.
sei es aus Prüderie, religiösen Fanatismus oder basierend auf einer konservativen Erziehung
Das soll man nicht merken, wenn man vor der Ehe das Thema anspricht? Da müssen schon beide ziemlich prüde sein …
Diese Meinung teile ich nicht! Möchtest Du mit Deinem Partner/in keine körperliche Intimität, vor der Ehe, genießen? Wenn man sich liebt, gehört das dazu. Um eine eventuelle Gravidität zu unterbinden, gibt es genügend Verhütungsmittel.
Ich lebe mit meinem Partner seit Jahren sehr glücklich zusammen und mit Sicherheit nicht platonisch. Heiraten? Never! Eine Ehe hat mir für immer gereicht. Für eine gute Partnerschaft bedarf es keiner Ehe!
Noch nebenbei bemerkt! Heutzutage gibt es sogar noch Menschen, die homosexuelle Paare nicht akzeptieren/respektieren, sondern eher verachten.
Hier bei GF wurde schon des öfteren geschrieben, ein Gott/Götter hätte die Kompetenz Homosexualität zu heilen. Normalität kann man weder heilen, noch therapieren. Früher gab es dazu sogenannte Konversionstherapien. Diese sind mittlerweile offiziell verboten, zum Glück. Das ist Dir sicher ausreichend bekannt. In diesem Thread allerdings off topic!
Möchtest Du mit Deinem Partner/in keine körperliche Intimität, vor der Ehe, genießen?
Wir haben bis zur Ehe gewartet.
Wir nicht. Natürlich hat es vor der Ehe auch einige feste Beziehungen gegeben. Man muß ja schließlich nicht den ersten Partner heiraten. Meine Beziehungen sind an meinem Beruf gescheitert. Nicht jeder Mann hat Verständnis dafür, wenn die Partnerin am Wochenende Dienst hat, egal ob Weihnachten oder Ostern. 24 Stunden Dienste in der NA waren Normalität.
So viel zum Thema »Wenn man vorher schon alles ausprobiert, klappt es besser in der Ehe«,
Blödsinn! Da stimme ich absolut nicht zu.
Meine Ehe war die Hölle, aber das lag mit Sicherheit nicht an sexuellen Problemen. Die Gründe schreibe ich nicht in der Öffentlichkeit! Ich bin auch nicht geschieden, da mein Mann schon sehr jung verstarb, an einem Ösophagus Karzinom, mit Metastasen in Pulmo, Leber und Peritoneum. Ich hatte anderes im Kopf als Sex, nämlich die Pflege und ärztliche Betreuung meines Mannes, rund um die Uhr.
In meiner jetzigen Partnerschaft stimmt alles, Liebe, gegenseitiges Vertrauen, gute Kommunikationsfähigkeit, eine gute Sexualität.
Was meinst Du mit alles ausprobieren?? In einer guten Partnerschaft ist alles erlaubt, wenn beide Partner damit einverstanden sind. Fremd gehen gehört für uns allerdings nicht dazu, da wir das nicht nötig haben.
Meine Ehe war die Hölle, aber das lag mit Sicherheit nicht an sexuellen Problemen.
Ich hab auch nicht gemeint oder angedeutet, dass die an sexuellen Problemen gescheitert wäre. Ich hab ja schon ganz am Anfang unseres Austauschs gesagt, dass der Sex kaum der Grund ist, warum eine Ehe scheitert.
da mein Mann schon sehr jung verstarb, an einem Ösophagus Karzinom
Da hab ich dich wirklich falsch verstanden, tut mir leid.
Was meinst Du mit alles ausprobieren??
Insbesondere Sex, um zu sehen ob »man zusammenpasst«.
Man sollte in einer guten Partnerschaft auch auf sexueller Ebene gut zusammen passen. Einige Erfahrungen, die man auf diesem Gebiet gemacht hat, schaden nicht. Das heißt natürlich nicht, daß man mit jedem guten Bekannten in die Kiste steigt.
Alles Gute für Dich! Auf jeden Fall war unsere Diskussion interessant!
Einige Erfahrungen, die man auf diesem Gebiet gemacht hat, schaden nicht.
Zuweilen schon.
»Unverbraucht« in die Ehe zu gehen schadet nicht. Nur wenn man das Thema vor der Hochzeit ganz ausklammert, ist das nicht gut.
Wüsste nicht, wo Luther diese Folgerung gezogen hätte.
Kommt darauf an, was damit gemeint ist.
Hbr 13,4 Die Ehe soll bei allen in Ehren gehalten werden; es darf zwischen Mann und Frau keinerlei Untreue geben. Denn wer unmoralisch lebt oder Ehebruch begeht, den wird Gott richten.
1.Ts 4,4 Jeder von euch Männern soll lernen, mit seiner Frau so zusammenzuleben (w.: sie zu gewinnen), wie es Gott und den Menschen gefällt. 5 Ihr sollt nicht blind eurer Leidenschaft folgen, wie die Menschen, die Gott nicht kennen.
Also nicht nur in der Ehe, sondern auch bei der Eheanbahnung soll es anständig zugehen und man nicht einfach der Leidenschaft folgen.
Das ist das was mir als Nichtkatholik zum Thema „Heiligkeit der Ehe” einfällt.
Eine größere Sünde zu begehen, um eine kleinere zu vertuschen, ist Heuchelei.