Ist ein normaler 9-5 Job wirklich so schlimm?

10 Antworten

Das hängt eben davon ab wie Menschen ticken, als auch wie das Unternehmen ist, wo man arbeitet.

Es gibt Leute die können zur Arbeit gehen, geben ihr Hirn am Eingang ab, machen wofür sie bezahlt werden, ohne das zu hinterfragen oder da eine emotionale Bindung zu haben und Herzblut reinzustecken, machen Feierabend und fangen dann mit ihrem Leben an.

Und es gibt Leute, die brennen für ihren Bereich. Die wollen sich, als auch Abläufe im Unternehmen verbessern. Fühlen sich klein gehalten durch Vorgaben vom Chef, sind frustriert von kurzsichtigen Entscheidungen, die z.B. für aktuelle Jahresboni getroffen werden oder von Aussagen wie, haben wir immer schon so gemacht.

Und natürlich gibt es Leute die würden sich ihre Zeit gerne selbst einteilen. Hier mal mehr arbeiten, da mal weniger, andere Prioritäten setzen und vor allem auch ein Feedback in Form von Geld haben.

Als Angestellter wirst du eben bezahlt für deine Zeit. Natürlich musst du ein Mindestmaß leisten aber ob du nun gemessen am Durchschnitt im Betrieb 33% gibst oder 300%, das macht meist keinen Unterschied, lässt sich auch häufig nicht wirklich messen. In einer Selbstständigkeit verbesserst du was und kriegst mehr Geld, verschlechterst was und kriegst weniger Geld.

Natürlich muss man sich aber auch bewusst machen, dass da wesentlich mehr hinter steckt. Je nach Bereich brauch es eine gewisse Infrastruktur, von Räumlichkeiten über Maschinen, Lizenzen oder Mitarbeitern.

Und selbst bei digitalen Gütern und Solo-Selbstständigkeiten gehen die Anforderungen natürlich über das Fachliche hinaus. Das ich ein guter Softwareentwickler bin und gute Software schreiben kann, heißt nicht dass ich ein Ass im Bereich Marketing und Vertrieb bin oder mich gut mit der Buchhaltung auskenne aber auch solche Themen sind dann erst einmal mein täglich Brot, bis ich dafür jemand bezahlen könnte.

Also ob ein 9-5 schlimm ist, hängt dann eben ganz von dir ab. Ich könnte gerne drauf verzichten. Für mich fühlt sich das letztlich an als verkaufe ich 5 von 7 Tagen die Woche für ein paar Euro, während der ich relativ unzufrieden bin. Brauche vermutlich einen Tag zum runterkommen und für persönliche Pflichten und habe gefühlt dann 1 Tag die Woche in Summe für mich, meine Interessen und wirkliche "Lebenszeit".

Der Rest ist eben schlafen gehen, obwohl man noch nicht müde ist, weil man aufstehen muss, obwohl man noch nicht ausgeschlafen hat, zur Arbeit fahren, obwohl draußen sche.. Wetter ist, um dort mit Leuten seinen Tag zu verbringen, mit denen man ansonsten nicht seinen Tag verbringen wollen würde, dann stehen ein paar Sachen an ala Einkaufen, Futter machen, Haushalt etc. pp. und von vorn.

Ist das schlimm? Keine Ahnung. Andere Menschen hungern, schlafen auf der Straße, leben in Kriegsgebieten, verlieren geliebte Menschen oder Gliedmaßen. Am Ende ist es Meckern auf hohem Niveau. Kann aber durchaus nachvollziehen, dass sich jemand damit sehr unzufrieden fühlt.

Woher ich das weiß:Berufserfahrung – Softwareentwickler/Projektleiter seit 2012

Das sind schöne Seifenblasen, die ganz schnell zerplatzen.
Die Menschen, die in den Branchen arbeiten, die Du im Auge hast, sind auch ganz schnell wieder weg vom Fenster, wenn sie denn überhaupt so weit kommen. Und anschließend landen sie dann in irgendwelchen schlecht bezahlten Jobs, wenn sie nichts Vernünftiges gelernt haben. Dazu gibt es ja etliche Beispiele.

Ich hab so einen "9-5" Job (eher 7-4) und bin froh, dass ich nach der Arbeit den Laptop zuklappe und mir nicht Gedanken um zukünftige Projekte etc. machen muss - da darf sich der Arbeitgeber drum kümmern.

In der Regel arbeitet man als Selbstständiger aber mit Sicherheit nicht weniger.

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung – Masterstudium Elektrotechnik, Schwerpunkt Embedded Systems

Die meisten bevorzugen die Sicherheit die ein normaler Job mit sich bringt...wenn du darauf verzichten kannst, dann gehe deinen Weg...

Ich habe die Schule besucht, studiert, als Angestellter gearbeitet, eine Führungsposition innegehabt, den Job und Arbeitgeber gewechselt, keine Führungsposition mehr, überlegt, in die Selbstständigkeit zu gehen, im Angestelltenverhältnis geblieben. Bis heute. Ich sehe nicht, warum ich das ändern sollte.

Alle ... reden davon, wie froh sie sind mit ihrer Kunst o.ä. selbstständig zu sein und dass sie niemals wieder einen normalen Job haben wollen.

Was heißt hier "alle"? Das sind einige wenige. Wir haben hier 80 Millionen Bürger in Deutschland. Davon sind gut die Hälfte erwerbstätig. Selbstständig in sogenannten freien Berufen sind ungefähr 1,5 Millionen. Wie viele davon sind nun

Rapper, YouTuber, Streamer, Influencer etc.

? Wie viele davon können von dem, was sie da machen, tatsächlich leben? Das sind nur einige wenige. Hier stehen also höchstens einige Hundert Personen gegenüber 40 Millionen Erwerbstätige in einem Angestelltenverhältnis.

Man merkt hier, wie einige Medien die Wahrnehmung verzerren können.

Ich denk mir immer, ich will lieber etwas Selbstständiges machen, um nicht auf einen Chef oder Arbeitszeiten angewiesen zu sein.

Du bist dann selbst Dein Chef, hast vielleicht sogar Verantwortung für andere. Wenn Du keine Aufträge bekommst, kommt auch kein Geld rein. Laufende Kosten hast Du trotzdem. Du bist also für alles verantwortlich, musst die Aufträge einwerben und abarbeiten. Im Angestellten-Verhältnis arbeitest Du die Auftrage nur ab, für das Einwerben hast Du Kollegen. Du hast dann keinen 9-5-Job wie Du ihn nennst, sondern einen 9-9-Job. Arbeitszeiten werden ggf. vom Kunden vorgegeben. So kann das laufen.