Ist ein Misanthrop eigentlich ein psychisch Kranker oder ein Realist?

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Misanthropen sind in erster Linie vorallem streng, kritisch und nicht gleichgültig. Als psychisch krank würde ich einen Misanthropen keineswegs bezeichnen, ich würde mich aber fragen, ob bei dem Philanthropen mit seiner Psyche alles in Ordnung ist, einfach wegen der naiven Sicht/Haltung.

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Was ein Misanthrop ist, ist relativ schnell und leicht erklärt. Doch um deine Frage umfassend zu beantworten, nähere ich mich direkt einer anderen Frage, die weitaus relevanter ist...Welche Beweggründe haben Misanthropen?

Beweggründe können vieles sein:

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Er oder sie hat ein traumatisches Erlebnis im Leben gehabt, bewirkt durch einen anderen Menschen. Als Reaktion drauf entwickelt das Opfer eine Aversion gegen Menschen.

Er oder sie hat einfach zuviele schlechte Erfahrung mit Menschen gemacht.

Er oder sie hat sein/ihr Misanthrophie aus einer gebrochenen Idealismus. Vergleichbar mit Hassliebe.

Er oder sie stellt sehr hohe Anforderungen an sich und andere Menschen, die sich leider nicht mehr der Realität vereinbaren lässt. Die Enttäuschung und Frust daüber entwickelt sich in Misanthropie.

etc.

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Gründe dafür vieles sein, bleibt dann nur die Frage, inwiefern daraus sich die Rechtfertigung zu dieser Haltung ergibt. Da jeder Mensch unterschiedlich empfindet, ist diese Frage kaum zu beantworten. Berühmte Misanthropen waren Arthur Schopenhauer und Mark Twain. Beide sahen den Menschen als eine evolutionäre Fehlentwicklung. Wenn man bedenkt, dass Menschen seit Jahrtausenden sich gegenseitig bekriegen mit unzähligen Millionen von Toten, ihre Umwelt zerstören und gnadenlos schon unzählige Tierarten ausgerottet haben, halte ich den Gedanken für gar nicht mal so Realitätsfern.

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Ein interessantes, niveauvolles und tiefsinniges Forum bezüglich dieser Haltung ist folgendes Forum: http://www.ignoranceisbliss.de/

Dort haben sich mehrere misanthropische Autoren zusammengetan und viele Artikel über interessante Themen unserer Zeit verfasst. Das lesen lohnt sich :-)

goodboy21  20.01.2011, 20:45

Danke dir für den Stern!

Freut mich, dass die Antwort dich überzeugen konnte!

=)

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Dafür müsstest du erstmal Misanthropie definieren.
Gehen wir davon aus, das ein Misanthrop als mehr oder weniger "nur" Menschenfeind einfach nur jemand ist, der sich von einer Gesellschaft abgrenzt weil er den Großteil derselben um ihn herum verabscheut dann wird er für sich Gründe und Argumente haben.
Ähnlich einem Eremiten beispielsweise - womöglich.
Wie weit oder Tief geht für dich Realismus?
Optimisten sind genauso Realisten wie Philanthropen oder eben Misanthropen - nur entscheidet sich jeder für die eine oder andere Vorgehens- oder Lebensweise, oder nicht?
Regards,
Kaoro

punkrockboy 
Fragesteller
 20.01.2011, 11:35

Gute Antwort! DH!

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Ich hatte es bereits mit zwei waschechten Misanthropen zu tun, die seeeeehr darunter gelitten haben, jeder auf seine Weise - besonders durch die dadurch entstandene Einsamkeit. Die Gründe sind genauso vielschichtig und ähnlich, wie bei einem psychisch kranken Menschen. Von daher behaupte ich, sie sind psychisch krank, halten sich jedoch für ausgesprochene Realisten - und das ist absolut falsch. Dahinter steckt ein krankhafter Pessimismus.

Misanthrop2  21.01.2011, 23:14

Du liegst falsch Anna 198. Dahinter steckt kein krankhafter Pessimismus. Deine Ableitung von psychisch kranken Menschen zu Misanthropen erläutert gar nichts. Du hast in Deinen Sätzen keine Information, keine Argumente gebracht. Aber ich kann mir gut vorstellen, dass Deine "waschechten" Misanthropen genau deswegen mit Dir nichts anfangen können und eher auch vor Dir wegrennen in die übrigbleibende Einsamkeit. Haß ist, wenn man getrennt ist, trotz Nähe,Existenz und Willen.

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Anna198  25.01.2011, 16:38
@Misanthrop2

Hihihi - typisch Misanthrop, soll ich etwa auch noch so ausführlich antworten, wie Du z.B. - wäre Deine Vorstellung von mir dann anders ausgefallen? - mit der Du Gott sei Dank, komplett falsch liegst.....aber mach Dir nichts draus, Misanthropen fühlen sich dem Realismus so nahe, wie kein Anderer - und man nimmt ihnen das auch ab, bis zu dem Zeitpunkt, wo man ihnen um Einiges näher kommt, was ja schon nicht so einfach ist.....gebe zu, dass ich mich da ein wenig zu kurz gefasst habe ....um darauf überhaupt zu antworten

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Wer als - wirklich - Erwachsener nicht im Regelzustand der "Heiteren Gelassenheit" ist, nicht wirklich - bedingungslos glücklich ist, der ist nicht wirklich gesund.

Die Maßstäbe, die üblicherweise in der zivilisierten Gesellschaft angelegt werden, gehen von falschen Grundwerten bzw. -annahmen aus; gehen nämlich davon aus, dass jemand, der keine Diagnose hat, automatisch wirklich gesund ist. Aber das ist ein tragischer Fehlschluß! Denn die allermeisten Menschen wissen nicht - oder verdrängen - dass die große Mehrheit der Menschen der zivilisierten Gesellschaft an einer - meist unbewußten - gesundheitlichen Störung leidet, die nur deswegen auch den meisten nicht auffällt, weil sie in dieser Gesellschaft normal ist - mehrheitsnormal. Wir leben also in einer kranken Normalität.

Siehe bei Interesse meinen TIPP hier bei GF: "Kollektive Zivilisations-Neurose / Krankheit der Gesellschaft". Diese Störung ist übrigens auch unabhängig vom Kollektiv im Einzelfall jederzeit heilbar.

Misanthrop2  23.01.2011, 00:28

Hi heureka47.

Bis auf Deinen ersten Satz, kann ich mir Deine restliche Aussage als Möglichkeit gut vorstellen. Zu Deinem ersten Satz jedoch: Ich hatte vor über fünf Jahren jemandem gegenüber folgendes formuliert:

Sind nicht DIE Menschen, die heutzutage eine Allergie haben- die eigentlich noch gesunden und natürlichen - echten Menschen?

Auf Deine Antwort würde ich nun sagen:

Sind nicht die Menschen eigentlich gesund, die heutzutage krank sind?

Ich denke also nicht, dass Leute, die nicht gelassen oder bedingungslos glücklich sind krank sind. Es wäre aber krank, wenn man Grund hat unglücklich, bedrückt oder gequält zu sein und es nicht ist. Solche Leute machen mir eher Angst. Und quälen/bedrohen mich widerum. Und DAS ist das Schlimme: Wenn das Kranke als "normal" gehandhabt wird, als selbstverständlich und dann noch spass machen soll, "cool" ist und "gkeil". Das ist pervers. Diese Fähigkeiten verzücken sie und es schickt sich. (Und Wehe man stimmt nicht überein.) Jedoch genau das haben die Menschen drauf. DAS ist menschlich und möglich. Es gehört dazu.

Gruß Misanthrop2

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heureka47  23.01.2011, 11:55
@Misanthrop2

@ Misanthrop:

Krank werden/sein ist eine - im Grunde gesunde Reaktion des Menschen auf schädliche Einflüsse, auf eine Situation von Überforderung, von Mangel.

Und den größten Einfluß dabei hat das insgesamt kranke gesellschaftliche Umfeld, die entartete gesellschaftliche "Normalität".

Das Grundprinzip der Systemtherapie (früher auch: Familientherapie) geht davon aus, dass es in einem gestörten System einzelne Personen gibt, die man Symptomträger nennt und die dann auch mit konkreten Diagnosen versehen werden. Im tieferen Sinne dieses Erklärungsmodells ist aber das ganze System (Familie oder größere Gemeinschaft) interventionsbedürftig gestört.

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Hallo Punkrockboy,

ich definiere MenschenverabscheuerInnen so, dass sie rel. intelligent,gebildet,mutig,offen und realistisch sind, die keine Angst vor der Konsequenz der Schlußfolgerung haben, jedoch unter dem bewusst wahrgenommenen Wahnsinn des Lebensparadoxon regelrecht zerfallen. Sie sind nicht psychisch krank, um Misanthrop zu werden, jedoch könnten sie wegen ihrer Misanthropie psychisch krank werden, bis hin zur Entledigung ihrer selbst, bis zum Suizid.

Nach meiner Definition hat Misanthropie nichts mit den ersten beiden Punkten von goodboy21 zu tun. Keine Enttäuschungen oder brechende Erlebnisse lassen eine echte Misanthropie aufkommen. Das können zwar geschundene und zerstörte, hassende Menschen vorbringen, jedoch auf Grund von Schlagseite. Also einfach nur Pech gehabt. Hat auch nichts mit einer Gesellschaft zu tun.Das wären Gesellschaftshasser, die jedoch an eine mögliche Version eines realistischen Auskommens glauben, jedoch die "Umgebung" zufälliger Weise nicht entsprechend passt. Misanthropie hat eher mit der globalen, genetisch phänomenalen allgemeinen Menschheit zu tun. Da gibt es kein entkommen, unabhängig davon wie man geprägt ist, und was man erlebt hat. Das hat was mit Bedeutung zu tun, mit Werten und Betrachtungsweisen zum Verhalten von uns Viechern, mit einer Bewertung. Daraus ergibt sich eine Beurteilung, und daraus eine Verurteilung. Sprich: ein genetisch angelegtes Compliance - Vergehen, das widerum nötig ist, um Leben überhaubt zu schaffen. Verhaltensästhetik = Ethik.

Also eher in Richtung Punkt drei und vier von goodboy21.

Obwohl seine Frage nicht richtig gestellt worden ist: Welchen Beweggrund/Gründe(besser: Ursachen) gibt es in die Misanthropie zu fallen? Oder: Welche Beweggründe haben Misanthropen, um WAS (zu tun)? Unschlüssig und fraktal formulierte goodboy21 jedoch: "Welche Beweggründe haben Misanthropen?" Es gibt auch keine Rechtfertigung zu dieser Haltung, denn sie unterliegt keiner Entscheidung. Es wurde nur ein Wort für einen Zustand entwickelt. Aber es gibt eine Erklärung. Eine Veranschaulichung. Ich kann auch keine evolutionäre Fehlentwicklung erkennen. Ich denke die Menschen passen genau dazu, zum Fressen und Gefressenwerden. Da ist kein Fehler. Es wird nur von einigen als bestürzend und fassungslos erlebt.Es gefällt nicht. Aber keine Fehlentwicklung, sondern einfach nur Entwicklung. Es soll so sein. Misanthropen sind keine Opfer von bestimmten Menschen oder Erlebnissen.(Das käme dann nur in einigen Fällen nebenbei dazu). Sie erkennen aber ihre unumgängliche Opfersituation des Lebens- der Existenz. Das erkennen sie auch für alle anderen. Für das ganze (miese) System.


"Denn täte er das nicht wäre er unweigerlich nicht davor gefeit auch sich selbst Pure Boshaftigkeit zu attestieren - was, wie ich finde, unweigerlich zu Psychischer Erkrankung führen würde."

Stimmt genau , Karo.


"Logisch gesehen hast Du recht. Aber weltanschaulich nicht. Der Misantroph ist eben ein Menschenfeind, wobei er - wie jeder andere auch - NATÜRLICH davon ausgeht, daß er selbst gut ist..."

Faslch Wapit 64!


"Mh...nun könnte man so weit gehen zu Behaupten das eine Weltanschauung an sich nicht mit Mensch vereinbar wäre".

Mit "Leben" Karo. Oder "Wunschmensch" Aber gut.Bist nah dran.


"denn man beugt und bricht jede Weltanschauung über und mit seinem eigenen Charakter."

Besser formuliert wäre Karo: Man beugt und bricht seinen Charakter und sein Herz mit vorhandener Weltanschauung/ Erkenntnis. Was bleibt ist absolute Hoffnungslosigkeit, Traurigkeit und Schrecken. Die letzte Konsequenz: Es nicht zu wollen. Also Ablehnung, Verabscheuung, Feindlichkeit und Haß. Ein zur Existenz verdammtes Individuum- zwischen all den ignoranten Heuchlern und Selbstverzückern. Und ganz einfach: zwischen Naiven und Dummen. Nun ja- "Ignorance is bliss"...........


So wundere ich mich überaupt über Deine Frage Punkrockboy, denn bei GUTEfrageNET wurde genug der Begriff Misanthropie erläutert. (Z.B von mir.)Auch die Idee mit einer psychischen Krankheit als "Ursache". Was hat Dich zu einer Neuauflage dieser Frage bewegt? Wolltest Du eigenständig nochmal beliefert werden?

So wie Support-Klara ja bemerkt hat.

Alles Gute für Dein Weiteres an Erleuchtung Punkrockboy!!!!

Gruß Misanthrop2

Kaoro  22.01.2011, 19:33

Bliebe doch aber immernoch die Frage - wenn der Misanthrop an sich Erkennt - oder die Meinung vertritt - Opfer eigener Existenz zu sein - und damit der Konsequenzen die er mit erlebt, ansieht und erfährt - warum er dann nicht die Folgende Konsequenz wahrmacht, das Nicht-Existenz für ihn selbst das Problem löste?
Und ich denke da kommt wieder das "Mensch" ins Spiel. Hoffnung, obwohl oft Negiert, die am Leben hält.

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Misanthrop2  22.01.2011, 23:42
@Kaoro

Sehr gut Kaoro- vielen Dank!!!!

Jedoch frage ich mich, wie Du darauf kommst, dass (alle?) Misanthropen grundsätzlich die folgende Konsequenz NICHT wahrmachen? Suizide gibt es jeden Tag genug. Sind zwar nicht alle Misanthropen- die Wenigsten wahrscheinlich- jedoch schaffen es einige von ihnen (uns) sicher. Ich denke, es ist eine Frage der Zeit, wie lange es Misanthropen aushalten (müssen), bis sie fähig sind den Schritt einzuleiten, wenn überhaupt.- Verdammt Kaoro, ich muß Dir jetzt an dieser Stelle sagen, dass ich schon einen Antworttext formuliert hatte, doch durch "STRG plus R" mir meinen guten vollendeten Text ins Nirwana geschickt. Anstatt der Linie, wie im normalen Antwortmodus, kam das Bild VOR dem Öffnen des Kommentareditors. Nur ohne meinen Kommentar. Alles weg. Ich bin gerade fix und fertig, das blockiert mich und macht mich hilflos. Eigentlich habe ich keine Kraft nochmal von vorne anzufangen. Auch das Wissen, dass ich das gleiche (Gute) nicht hinbekomme verdrängt mich und widerspricht/widerstrebt mir. Und einen gequälten, aus der Nase gedrückten Text will ich Dir eigentlich nicht liefern. Was mache ich nun? Nicht mehr weiterschreiben? Dir erst gar nicht mehr antworten? Das wäre auch schlimm. Doch wenn ich es jetzt nicht tue, dann tue ich es nie. Aber wenn ich es tue, dann kommt wahrscheinlich nur noch Schrott heraus. Dabei wollte ich Dir doch ein Zugeständnis machen. "Dir" "danken", "dass es Dich gibt". Und Dich beliefern. Das Gefühl zu haben, jemanden vielleicht noch etwas "Sinnvolles" zu bringen. Sich platzieren zu können. Einen Platz zu haben? Einen echten Platz? Zu fließen. Für einen Moment. Obwohl ich weiß, dass es keine Bedeutung hat. Ein Spiel in meinem Kopf. Siehst Du Kaoro- und schon sind wir mitten in meiner Misanthropie- mitten in der Philosophie, mitten im Leben. Vielleicht sagt diese Situation mehr aus als meine vorrausgegangenen, vergessenen und nie entdeckten Worte.

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Misanthrop2  22.01.2011, 23:43
@Kaoro

Vielleicht aber auch überhaupt nicht. Und es langweilt nur. Wie groß dieser Erklärungstext nun mittlerweile geworden ist. Anstatt meine alten, eigentlichen Gedanken wieder aufzugreifen und es noch einmal zu versuchen. Aber etwas in mir weigert sich. Schlägt mich. Genau so wie der Gedanke es nicht zu tun. Was macht nun einen Sinn (für mich)? Wie reagiere ich ? Wie kann ich mich aus dieser schlimmen, hilflosen Situation wieder rausholen? Es wegwerfen und verdrängen? Abschneiden? So tun, als wäre es nie da gewesen, und von vorne anfangen? Ohne Dich Kaoro und Gute Frage Net? Irgendwann formuliert man jemand anderem gegenüber dann doch diese Worte. Oder auch nicht. Nie wieder. Ach Kaoro- mit meiner ganzen Persönlichkeit stehe ich nun vor Dir da- jedoch nicht im Stande mich Dir zu übergeben. Blockiert. Was für ein Riesentext nun- außerhalb vom Thema, und doch gleichzeitig mittendrin. Dabei möchte ich absolut nicht eine Forumsdiskussion daraus machen. Doch ich weiß: Wenn ich JETZT aufhöre daran weiterzuarbeiten (an Dir) und ins Bett gehe- ich werde mich hüten, noch mal anzufangen. Ich würde diesen Ort meiden. Mein Stigmata meiner Unfähigkeit. Schlimm nicht wahr?

also weiter (und nochmal):

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Misanthrop2  22.01.2011, 23:46
@Kaoro

Sehr gut Kaoro- vielen Dank!!!!

Jedoch frage ich mich, wie Du darauf kommst, dass (alle?) Misanthropen grundsätzlich die folgende Konsequenz NICHT wahrmachen? Suizide gibt es jeden Tag genug. Sind zwar nicht alle Misanthropen- die Wenigsten wahrscheinlich- jedoch schaffen es einige von ihnen (uns) sicher. Ich denke, es ist eine Frage der Zeit, wie lange es Misanthropen aushalten (müssen), bis sie fähig sind den Schritt einzuleiten, wenn überhaupt. Bis sie aus dem Schock herausgefunden haben, um dann klaren Verstandes, konsequent durchziehen. Oder nicht unterwegs im Erleben sich von sich selbst abspalten, bis gar wahnsinnig werden. Eine weitere Möglichkeit sehe ich auch, als geistig/emotional demontiertes Wesen sich zum biologisch noch funktionierenden Zombie zu entwickeln. Weil wir Menschen meist dem Überlebensmechanismus unterlegen sind. Aber vielleicht kann der Eine oder die Andere den kurzen Moment erhaschen- die Gelegenheit nutzen der Lebensergereifenden Hand zu entkommen. Auszusteigen. Wenn dieser Moment wahrgenommen wird und man rasch und ohne Zögern reagiert. Ziel verpasst. Chance verpasst. Lebensleidenschaft, Lebenstrieb waren auch noch Worte in meinem ersten, eigentlichen Text. Aber das bekomme ich nicht mehr hin, jetzt. Und erinnere mich dafür, dass ich vergessen hatte auch Todesangst als Hemmer zur "Problemlösung" einzubringen. Auch Dein "das "Mensch" im Spiel" hatte ich gut aufgegriffen und erläutert. Dass es nicht "wieder" ins Spiel käme, sondern dauernd anwesend sei. Ich schreibe, als würde ich den Inhalt eines Buches rezitieren, dass ich selbst nicht dabei habe. Und ich mich nur schlecht an den Inhalt erinnere. Grotesk.

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Misanthrop2  22.01.2011, 23:50
@Kaoro

Und Hoffnung? Nicht ist es unbedingt "Hoffnung", die einen zurückhält. Denn der Zustand der Hoffnung setzt vorraus eine Vision/Version zu haben, dass das Leben eine akzeptable Grundlage hätte. Worum es sich dann wieder zu kämpfen lohnte und realistisch wäre. Bei einem "echten" Misanthropen jedoch setzte dies eine Skepsis zu seinem eigenen Faktenstand vorraus. Was natürlich auch sein kann- mit der Gefahr einer verschwämmenden Zielorientierung. Das Anzweifeln, ob man überhaupt richtig sieht. Oder dass man zu treudoof-gläubig sei, den wissenschaftspublikationen gegenüber. Weltbilder. Menschenbilder. Phänomenologie. Kommt man jedoch "nicht darum herum", und Menschsein bestürzt einen Menschen, hat man keine Hoffnung. Und evt. trotzdem den Schmerz und die Trauer der Nichtexistenz, trotz logischer Schlußfolgerung. (Ob das ein geistiger Reifestand ist, noch nicht bis am Anschlag angekommen?) Dass ist wohl eher der Bereich des Begriffes "Sehnsucht". Oder gar "Anhaftung", wie Siddharta Gautama formuliert hatte. Nicht der Erste übrigens in der Reihe.

Und mit folgendem spanischen Sprichwort wollte ich den ersten Text durch eine Linie trennend schließen, einer Linie, die nie kam- und ich auch empfehlen würde nie "ctrl+R" im Kommentareditor anzuwenden:

"Wer in Hoffnung lebt, stirbt an Enttäuschung".

Somit beende ich mit einer billigen Abspeckvariante und mit Qualitätsverlust meinen zweiten Anlauf eines riesenlangen Kommentares, der dreimal so lang ist wie der urspr. Text.

Man möge es mir verzeihen. Und Kaoro- Du wirst mich schon verstanden haben......

Erschöpft und kapitulierend gehe ich nun ins Bett.

Misanthrop2

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