Ist die geschlechtergerechte Sprache ein akademisches Glasperlenspiel, das die Gesamtgesellschaft und Bildungsbürgertum trennt?
Die Diskussion ist gerade hochgekommen weil Feministen sich beharrlich Olaf Scholz als Bundeskanzlerin bezeichnen, um Kritiker der geschlechtergerechten Sprache vermeintlich einen Spiegel vorzuhalten. Allerdings hält der Großteil meines Bekanntenkreises gar nichts von der geschlechtergerechten Sprache. Sie ist unhandlich, verkomplizierend, stört dem sprachlichen Duktus und vor allem will sich niemand vorschreiben lassen wie er zu reden hat. Derweil ist die akademische Bildungselite dabei noch politisch korrektere Sprachregelungen zu entwerfen um auch alle diversen Geschlechter einzubinden (Statt ein guter Lehrer einx gutx Lehrx)
Entfernt sich nun das Bildungsbürgertum und die akademische Elite vollkommen von den faktischen Sprachgebrauch der deutschen Sprache und will einen Sprachduktus vorschreiben, dessen Sinn wohl die Mehrheit der Sprecher nicht nachvollziehen kann?
4 Antworten
Long story short: nein.
Die Diskussion ist gerade hochgekommen weil Feministen sich beharrlich Olaf Scholz als Bundeskanzlerin bezeichnen, um Kritiker der geschlechtergerechten Sprache vermeintlich einen Spiegel vorzuhalten.
Nicht mehr als ein rhetorisches Mittel.
Allerdings hält der Großteil meines Bekanntenkreises gar nichts von der geschlechtergerechten Sprache.
Mein Bekanntenkreis ist das genaue Gegenteil. Was schließen wir daraus? Aus persönlichen Erfahrungen keine allgemeinen Schlüsse ziehen.
Sie ist unhandlich,
Jede sprachliche Regelung ist "unhandlich", wenn sie ungewohnt ist.
verkomplizierend,
Wie misst man das?
stört dem sprachlichen Duktus
Sehe ich nicht so, ist aber ebenfalls eine subjektive Angelegenheit.
und vor allem will sich niemand vorschreiben lassen wie er zu reden hat.
Deswegen verbieten erste Konserven auch bereits die Nutzung gendersensibler Sprache, verstehe.
Derweil ist die akademische Bildungselite dabei noch politisch korrektere Sprachregelungen zu entwerfen um auch alle diversen Geschlechter einzubinden (Statt ein guter Lehrer einx gutx Lehrx)
Pauschalisierung. Es gibt Menschen, die an so etwas arbeiten, ja. Aber das betrifft sicherlich nicht die gesamte "akademische Bildungselite".
> Wie misst man das?
indem man sich geschlechtergerechte Regeln anschaut und zum Ergebnis kommt, dass Grundformen durch das generische Maskulinum nicht verändert wird
> Mein Bekanntenkreis ist das genaue Gegenteil.
vielleicht weil Sie Teil dieses beschriebenen akademischen Bildungsbürgertum sind. Während ich keine Studie hab, die dies objektiv bestätigt, zeigt bspw die mehrheitliche Ablehnung auf gutefrage diese Tendenz deutlich. Falls Sie Studien haben, die dies widerlegen - ich will jetzt nicht die Beweislast auf Sie verlagern, nur wenn Sie in dem Bereich schon akademisch arbeiten, sind Sie sicherlich bewanderter - gerne kommentieren; würde mich interessieren.
> Jede sprachliche Regelung ist "unhandlich", wenn sie ungewohnt ist.
Es bleibt aber fraglich ob so ein invasiver Eingriff in den Sprachgebrauch, der sich nicht natürlich entwickelt hat sondern von oben herabdiktiert wird es rechtfertigt, sich umzugewöhnen.
> Deswegen verbieten erste Konserven auch bereits die Nutzung gendersensibler Sprache, verstehe.
Mir geht das pauschale Verbot eher zu weit, nur natürlich wird es als Angriff auf die eigene Sprache gesehen wenn nun der Duden ausdrücklich das generische Maskulinum nicht mehr anerkennt und formelle Nachrichten sich vom allgemeinen Sprachgebrauch in nicht nachvollziehbarer Weise entfernt. Es vermittelt die Erwartung, sich dieser Entwicklung unterzuordnen um in einer Diskussion ernst genommen zu werden
indem man sich geschlechtergerechte Regeln anschaut und zum Ergebnis kommt, dass Grundformen durch das generische Maskulinum nicht verändert wird
Ja, ne. Ich meinte das schon ganz konkret: Wer eine solche Behauptung aufstellt, sollte schon Argumente vorbringen können. Sonst ist das nicht mehr als ein "mir als Person ist das persönlich zu kompliziert", das man nicht verallgemeinern sollte.
vielleicht weil Sie Teil dieses beschriebenen akademischen Bildungsbürgertum sind.
Weitere Spekulationen und Vorurteile.
Während ich keine Studie hab, die dies objektiv bestätigt, zeigt bspw die mehrheitliche Ablehnung auf gutefrage diese Tendenz deutlich.
Stichwort: Repräsentativität.
Falls Sie Studien haben, die dies widerlegen
Es gibt meines Wissens nach keine Studie oder repräsentative Umfrage, die dieses Thema ausreichend beleuchtet.
Es bleibt aber fraglich [...]
Ja, das bliebe es, wäre es denn so: In den wenigsten Kontexten wird eine gendersensiblere Sprache "von oben herabdiktiert"; dort wo es der Fall ist, i.d.R. nicht durch "neue" Formen.
natürlich wird es als Angriff auf die eigene Sprache gesehen wenn nun der Duden ausdrücklich das generische Maskulinum nicht mehr anerkennt
Wieso? Sprechen Menschen sonst immer nach den Regeln des Dudens? Das wäre mir doch gänzlich neu.
und formelle Nachrichten sich vom allgemeinen Sprachgebrauch in nicht nachvollziehbarer Weise entfernt
Niemand, wirklich niemand, spricht persönlich so wie etwa die Tagesschau.
Ist die geschlechtergerechte Sprache ein akademisches Glasperlenspiel, das die Gesamtgesellschaft und Bildungsbürgertum trennt?
Nein.
Die Diskussion ist gerade hochgekommen weil Feministen sich beharrlich Olaf Scholz als Bundeskanzlerin bezeichnen, um Kritiker der geschlechtergerechten Sprache vermeintlich einen Spiegel vorzuhalten.
Ja, sowas ist natürlich lächerlich, umgekehrt ist normal. Weil?
Wo soll das nochmal passiert sein?
und vor allem will sich niemand vorschreiben lassen wie er zu reden hat.
Tut man ja sonst nicht. Wir können "du" sagen, wenn wir "ich" meinen, und "Käse", wenn wir "Wurst" meinen. ALLES in der Sprache folgt irgendwelchen Vorschriften. Das fängt schon bei der Reihenfolge der Wörter an.
Aber das Beste ist: Niemand schreibt dir eine geschlechtergerechte Sprache vor und du beschwerst dich TROTZDEM. Find ich lustig.
Derweil ist die akademische Bildungselite dabei noch politisch korrektere Sprachregelungen zu entwerfen um auch alle diversen Geschlechter einzubinden (Statt ein guter Lehrer einx gutx Lehrx)
Nein, das existiert in dieser Form nicht.
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Es gibt Gott sei Dank genug Menschen, die keiner "Elite" angehören, und es trotzdem verstanden haben.
> Ja, sowas ist natürlich lächerlich, umgekehrt ist normal. Weil?
traditioneller Sprachgebrauch, generisches Maskulinum
> Aber das Beste ist: Niemand schreibt dir eine geschlechtergerechte Sprache vor und du beschwerst dich TROTZDEM. Find ich lustig.
Das stimmt nicht: im akademischen Kontext wird es erwartet, der Duden hat das generische Maskulinum mittlerweile als falsch bezeichnet, Nachrichtensender definieren es zum neuen formalen Standard. Die zwanghafte Benutzung von oben erzwingt eine Sprachentwicklung, die letztendlich es zum gesellschaftlichen Standard erhebt zu gendern, wenn man sich formal äußern will.
> Nein, das existiert in dieser Form nicht.
doch, google halt
traditioneller Sprachgebrauch, generisches Maskulinum
"Haben wir schon immer so gemacht" war noch ein gültiges Argument (SCNR)
Dieser Male-Bias – also dass Wörter im generischen Maskulinum eher männliche Bilder im Kopf erzeugen – gilt nicht nur für Berufe, die stereotyp männlich besetzt sind, wie etwa Physiker. Selbst bei stereotyp weiblich besetzten Berufen wie Kosmetiker, Kassierer oder Tänzer denken Leute in Experimenten eher an Männer.
Das Fazit aus diesen Studien lautet deshalb: Das generische Maskulinum ist nicht generisch, es erzeugt vor allem männliche Bilder im Kopf. Und somit, so die Kritik, stellt es die Welt nicht so divers dar, wie sie heute ist. Seit den 1970er -Jahren gibt es deshalb Diskussionen darüber, dass die Sprache geschlechtergerechter werden muss.
Das ist ein Argument; eines von vielen.
Nein, das ist kein Scheinargument, es ist vollkommen valide dass eine Änderung eines bestehenden Systems besonders gerechtfertigt wird. Darüberhinaus ist die Studie eine Auswirkung des generischen Maskulinums. Es ist allerdings fraglich ob ein so massiver Eingriff in die Sprache durch diese Erkenntnis gerechtfertigt ist, da sich Sprache natürlich entwickeln sollte und nicht von oben herab diktiert werden sollte
Alles in allem: Ja. Du hast mit all deinen Punkten vollkommen recht. Mehr kann ich dazu gar nicht sagen.
Ich lehne dieses Gender-Gequatsche und die Verballhornung der deutschen Sprache ganz grundlegend ab. Du hast die richtigen Argumente genannt.
Ist schon länger so, dass die sich "entfernt" haben - und da ihre eigene Sprache sprechen, die nur von ihnen gewollt ist.
Am Ende nützt es gar nix, wenn die Normalbürger nicht mal die Unterschiede im Detail kennen - hätte ich mich nicht näher damit befasst, weil in Diskussionen/Streits zu sowas unterwegs ... würd ich auch heute noch denken, dass das Sternchen nur als Abtrennung dienst, ähnlich wie der Schrägstrich. (Die Erfinder davon sehen es aber als ne Art Wildcard und meinen, dass das noch mehr andere Gender erfasst, während Schrägstrich nur Mann/Frau einbezieht. Muss man auch erst mal drauf kommen, als jemand der nich in dieser Szene aktiv ist.)
Als "gendergerecht" würde ich es auch nicht bezeichnen. Es ist ja nicht gerechter als andere Varianten. Es wird künstlich als gerecht angesehen von dern Erfindern/Verwendern. Dadurch sprechen sie aber erst anderen Varianten (klassischer Schreibung) diese Gerechtigkeit ab, während Normalsprecher das nicht tun - und mit dem generischen Maskulinum z. B. weiter jeden mit einbeziehen.
Scholz als Kanzlerin zu bezeichnen hat mit Gerechtigkeit dann sowieso nix mehr zu tun. Eher zu doof für korrekte Sprache.
Damit schafft man sich nur Feinde und Leute die einem noch mehr ablehnen - Gegenteil von dem was man wollte ist erreicht.
Als "gendergerecht" würde ich es auch nicht bezeichnen. Es ist ja nicht gerechter als andere Varianten. Es wird künstlich als gerecht angesehen von dern Erfindern/Verwendern. Dadurch sprechen sie aber erst anderen Varianten (klassischer Schreibung) diese Gerechtigkeit ab, während Normalsprecher das nicht tun - und mit dem generischen Maskulinum z. B. weiter jeden mit einbeziehen.
Daran ist nichts künstlich und nichts wird "einfach so" die "Gerechtigkeit" abgesprochen. Das sind Bewertungen, die sich aus empirischen Studienergebnissen ergeben.
An ihre Sprecherschaft - so viel Zeit muss sein.
Hier ging es aber auch schlichtweg darum, dass das Problem des generischen Maskulinums "künstlicher" Natur sei. Dem ist nicht so, entsprechend mein Hinweis zu besagten Ergebnissen.
Begründung bitte