Warum können meist ältere Leute nicht verstehen, wie wichtig uns die gendergerechte Sprache ist - was genau ist das Problem?

earnest  21.01.2021, 14:32

Wer ist "uns"?

Starchy 
Fragesteller
 21.01.2021, 14:34

Viele die unter 20 J. sind.

46 Antworten

Nicht nur ältere Menschen. Das Problem ist dass...

  • es so übertrieben wird, dass es lächerlich wird.
  • viele ein Mega Ding draus machen, obwohl es ganz andere Probleme gäbe.

Das führt einfach dazu, dass viele es nicht ernst nehmen oder davon genervt sind.

Was sind für dich ältere Leute?

Natürlich, wenn man eine Person direkt anspricht, dann sollte es schon immer Standart gewesen sein, passend zum Geschlecht oder Wunsch angesprochen zu werden. Aber ich habe kein Problem damit zum Friseur zu gehen auch wenn mich eine Friseurin bedient, oder zum Fleischer auch wenn es womöglich eine Frau ist. Der Bäcker ist auch nur als Oberbegriff usw.

Wenn wir jetzt auch noch anfangen müssen das alles unbenennen zu müssen, dann halte ich das für übertrieben.

Starchy 
Fragesteller
 21.01.2021, 08:43

Ältere ab 30 Jahren. Je älter desto engstirniger (vor allem Männer ab 60)

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ArniD  21.01.2021, 09:34
@Starchy

Wahrscheinlich wissen die "Älteren", dass es wirklich Wichtigeres gibt. Ich als Frau störe mich nicht an der Verallgemeinerung um es sprachlich leichter zu machen.

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wattdennnu2  21.01.2021, 11:59
@Starchy
Je älter desto engstirniger (vor allem Männer ab 60)

Du bist ja ein wahres Vorbild an Vorurteilslosigkeit!

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Thirteeen  05.11.2021, 07:11
@Starchy

Ziemlich pauschalisiert und voller Vorurteile. Und da wundern sich Leute wie du, dass ihr genauso behandelt und über einen Kamm geschoren werdet?

Wo bleibt da der Respekt gegenüber Menschen, die häufig mehr für die Allgemeinheit und die Gesellschaft getan haben, als 20jährige, die oft noch nicht erwachsen sind im Denken? Achja, die sollen euch Youngsters respektieren, weil...ja warum eigentlich?

Ein höfliches respektvolles und achtungsvolles Ansprechen eines Gegenübers ist (und jetzt pauschalisiere ich mal, was auch nicht richtig ist) definitiv mehr auf der Seite der älteren Personen zu finden als bei den jungen. Denn das gehörte noch vor nicht allzu langer Zeit zum "Benimm".

Um das mal abzuschwächen, Menschen deren Eltern bemüht waren, ihren Kindern Benimm und ein soziales Verhalten beizubringen werden in der Regel niemanden ohne Grund beleidigen oder gar verunglimpfen. Aber dieses dauernde Pochen auf gendern gegen Hass etc. vermittelt den Eindruck, ihr wäret alle Opfer und würdet unter den anderen, die nicht gendern leiden.

Und das ist Unsinn.

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ich verstehe es auch nicht, was die leute dagegen haben, jeder solte sein leben so führen, wie er es will, und nicht deswegen "ausgegrenzt" werden

holjan  21.01.2021, 12:02

Niemand hat etwas gegen irgendwelche Menschengruppen. Es geht hier um Sprache und Veränderung dieser und nicht darum Menschengruppen ihre Existenzberechtigung oder Rechte absprechen zu wollen.

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odine  21.01.2021, 14:03

Das kann er doch auch!

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ArturoVega  21.01.2021, 16:14

Diejenigen, die für sich in Anspruch nehmen eine besondere Menschengruppe zu sein, grenzen sich doch selbst aus

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Ich selbst bin keiner der „Alten“. Dennoch gibt es meiner Meinung nach sehr viele Gründe dafür, das Gendern ganz schnell wieder sein zu lassen. Hier eine Auswahl meiner Top-Gründe gegen das Gendern:

  • Das Gendern findet auch nach fast 50 Jahren (es ist ja schon seit den 70er Jahren in der Diskussion) immer noch keine demokratische Legitimation. Erst jüngst hat sich in einer Umfrage im Auftrag der WELT erneut eine Mehrheit von 65 % gegen das Gendern ausgesprochen (Link). Vor einem Jahr waren es noch 56 % (Link). Der Widerstand gegen das Gendern wird also immer größer.
  • Auch unter Frauen wird das Gendern mehrheitlich abgelehnt. Laut der o. g. Umfrage der WELT lehnen 59 % der Frauen Gendersprache ab. Dass Gendersprache nicht einmal unter Frauen eine Mehrheit findet, sollte zu denken geben.
  • Es gibt noch immer keine einheitlichen Regeln für das Gendern. Manche gendern mit dem Binnen-I („SchülerInnen“), manche mit dem Gendersternchen („Schüler*innen“), manch andere mit dem Gendergap („Schüler_innen“), wiederum andere mit dem Genderdoppelpunkt („Schüler:innen“), andere mit dem Schrägstrich („Schüler/innen“), ...
  • Erst im März noch hat der Rat für deutsche Rechtschreibung erneut von der Genderschreibweise abgeraten (Link). Sie ist also Stand heute normwidrig.
  • Ich persönlich (und auch viele andere) nehmen Gendersprache als sprachlichenStolperstein wahr.
  • Die konsequente Verwendung von Gendersprache führt zu fragwürdigen Formen, wie bspw. Bürger*innenmeister*innenkandidat*innen oder Bürger*innensteig oder Führer*innenschein.
  • Gendersprache sorgt für Verwirrung. Insbesondere dann, wenn die Genderpause bei schnellem Sprechen (wie es ja im Alltag oftmals üblich ist) „überlesen“ wird. Da hätten wir dann die Form des sog. „generischen Femininums“, welche sowohl ausgrenzend, als auch normwidrig ist.
  • Auch Alternativen zur Genderschreibweise sind fragwürdig, so z. B. bei dem (mittlerweile gut etablierten Wort) „Studierende“. Das Wort „Studierende“ ist nämlich grammatikalisch gesehen ein Partizip, welches die Tätigkeit beschreibt, die von der Person gerade ausgeführt wird. Eine Person kann allerdings bspw. nicht gleichzeitig schlafen und studieren. Das ergibt keinen Sinn.
  • Es wird immer argumentiert, das generische Maskulinum würde zuerst männliche Assoziationen schaffen. Das ist meiner Meinung nach allerdings Unsinn. Im Kindergarten haben wird auch immer von „Erziehern“ geredet. Würde heute jemand sagen „Die Erzieher sind da“ würde ich zuerst an weibliche Erzieher denken, da ich unter diesem Wort meistens Frauen verstanden habe.
  • Gender-Befürworter argumentieren häufig damit, dass Sprache sich wandle. Damit haben sie recht. Heute sprechen wir anders als vor 100 Jahren (bspw. nicht mehr so gediegen und direkter, mit Einfluss von (Schein-)Anglizismen, ...). Dieser Unterschied ging aber immer aus der Mitte der Gesellschaft hervor, und es hat sich immer das durchgesetzt, was am einfachsten auszusprechen ist. Was wir heute allerdings beobachten ist, dass Gendersprache von oben diktiert wird. In Universitäten und Behörden werden Mitarbeiter und Studenten dazu gedrängt, eine Schreibweise zu übernehmen, die nicht nur normwidrig, sondern auch unästhetisch ist. Dass bei Verstößen sogar Punkte abgezogen werden können, löst bei mir Fassungslosigkeit aus. Was gibt Professoren das Recht, die Qualität einer Hausarbeit danach zu bemessen, ob eine Person Gendersprache benutzt hat oder nicht?
  • geschlechtsneutrale Sprache trägt nicht unbedingt dazu bei, dass die Gleichstellung der Geschlechter besser wird. So kennt bspw. weder die türkische noch die englische Sprache ein grammatikalisches Geschlecht, es wird dort also schon die ganze Zeit „geschlechtergerecht“ kommuniziert. Trotzdem lässt sich nicht wirklich sagen, dass in diesen Ländern die Gleichstellung zwischen Mann und Frau weiter fortgeschritten sei, als in Deutschland.
  • Gendersprache ist abgehoben. Ich persönlich kenne keine einzige Person, die im alltäglichen Sprachgebrauch aktiv gendert. Lediglich Professoren, Journalisten und ein paar Politiker wenden Gendersprache aktiv an. Es zeigt also, dass Gendersprache ein Phänomen der wohlhabenden Akademikerschicht ist, die völlig an den Lebensrealitäten der meisten Menschen vorbeigeht.
  • Gendersprache ist kompliziert und erschwert Menschen den Zugang zur deutschen Sprache. Wie soll ich bspw. einem Amerikaner erklären, dass das Wort „follower“ im Deutschen „Follower*innen“ oder das Wort „students“ im Deutschen „Student*innen“ heißt?
  • Gendersprache verhindert ein „Überfliegen“ von Texten. Bei vielen (vor allem kurzen) Texten ist es häufig am einfachsten den Text zunächst kurz zu „überfliegen“, um sich einen Überblick über den Inhalt zu verschaffen. Jeder, der das schonmal mit konsequent durchgegenderten Texten versucht hat, weiß, dass das schlichtweg unmöglich ist, da durch das Sternchen / den Doppelpunkt jedes Mal eine Lücke entsteht, die man so auf dem ersten Blick nicht einordnen kann.
  • Das Geschlecht wird sprachlich unnötigerweise betont und hervorgehoben. In einer idealen Welt sollte das Geschlecht doch überhaupt keine Rolle spielen. Denn was sagt dieses denn schon über uns aus? Ob wir mit einem P*nis oder einer V*gina geboren wurden, sollte heutzutage doch überhaupt keine Rolle mehr spielen. Mensch ist Mensch - und das unabhängig vom Geschlecht. Es gibt keinen Grund Menschen sprachlich nach ihrem Geschlecht in „Schubladen zu stecken“.

Ich bin keiner von den „Alten", aber ich halte trotzdem nichts davon.

Tatsache ist, dass wir bereits seit langer Zeit eine funktionierende Sprache haben, welche auch ohne dieses unnuetze „gendern" auskommt.

Wenn man fuer ein Wort keine „weibliche Form" verwendet, dann aus dem Grund, dass besagtes Wort schlichtweg geschlechtsneutral zu verstehen ist, wie z.B. Doktor.

Wuerde ich jetzt hingehen und Doktor zu Doktor*innen umformen, waere das Ergebnis schlichtweg falsch, weil es fuer diesen Fall bereits eine Loesung gibt. Man sagt ganz einfach Herr Doktor oder Frau Doktor.

Das gleiche gilt beispielsweise auch fuer das Wort Arbeiter. Man sagt maennliche Arbeiter und weibliche Arbeiter.

Meiner Meinung nach ist das Einbeziehen einer ,weiblichen Wortform", welche es garnicht gibt ueberfluessig. Darueber hinaus ist es absolut sinnfrei eine bereits bestehende Loesung komplett ueber den Haufen zu werfen, nur weil man scheinbar nichts Besseres zu tun hat. Ausserdem erachte ich es als ueberaus dreist, sich anzumassen, in den Sprachgebrauch anderer Leute einzugreifen.

Hoffe ich konnte helfen.

Starchy 
Fragesteller
 11.05.2021, 10:26

Danke für die Antwort.. ich hatte mir "damals" den ein oder anderen Scherz hier erlaubt - vom Gender-Neusprech halte ich absolut nichts :)

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