Ist die Geschichte von Adam und Eva nicht eigentlich voll frauenfeindlich?

42 Antworten

Nicht wirklich, weil der Punkt ja der war, dass beide wussten, dass es falsch ist.

Liliths Story ist eher so. Sie wollte sich nicht unterordnen, bzw unten liegen beim sex und verließ deshalb den Himmel, oder in anderen Versionen wurde sie rausgeworfen und ging zum Teufel über.

Viel bedenklicher ist ja, dass man immer von einem gütigen gerechten Gott spricht und das nicht im mindesten durch Taten belegt werden kann. Die Erbsünde besteht ja nur daraus, dass die Kinder unter den Taten der Eltern leiden, weil sie in den Augen Gottes mit Schuld sind.

Nicht zu vergessen, dass Jesus Opfer die Erbsünde auslöschen sollte, was die Menschen eigentlich ins Paradis zurückführen sollte. Interessanterweise ging die Erde unter noch bevor der erste seiner Jünger starb. Das heißt streng genommen ist das Christentum bereits als falsch bewiesen worden, da die Welt eben nicht unterging. Ob Jesus mit Weltuntergang und dem Auslöschen der Erbsünde meinte, dass die Menschen mit dem Ende der alten Welt ins Paradies zurückkehren?

Die Geschichte wurde oft frauenfeindlich interpretiert, aber aus anderen Gründen als Du hier darlegst. Die Frau ist hier gleichzeitig Verführte und Verführer, sie ist die, die die Sünde in die Welt gebracht hat, aber auch einzige "Schwachstelle" des Mannes. Oder anders ausgedrückt: Wenn der Teufel einen Mann verführen will, benutzt er eine Frau als Werkzeug.

Deine ersten beiden Kritikpunkte (die Erkundungstour ohne Erlaubnis und die eigene Entscheidung) hab ich ehrlich gesagt noch nirgendwo gefunden. Gibts da irgendwelche Quellen zu?

Kommt immer auf die Interpretation an. Manche Geistlichen behaupten, dass die bloße Erschaffung Evas aus der Rippe Adams ein Zeichen für die Gleichberechtigung von Mann und Frau sei. Dementsprechend hängen da beide gleichermaßen mit drinnen. Trotzdem steht es natürlich außer Frage, dass es leicht ist diese Textstelle als frauenfeindlich zu interpretieren, was gewiss im Laufe der Geschichte zum Nachteil der Frauen Geschehen ist.


Ich kann in der Schilderung dieses Ereignisses eigentlich nichts Frauenfeindliches entdecken.

Warum du? - Es hängt wohl alles davon ab, was man aus der Geschichte machen will.

Es ist sicher eine sinnvolle Kunst, die Genesis frauenfreundlich zu deuten.

Bei mir hinterlässt diese Schöpfungsgeschichte allerdings einen starken Beigeschmack in Richtung Abwertung der Frau, aus folgenden Gründen:

  • Sie ist nicht als Ebenbild Gottes, sondern zur Befriedigung Adams geschaffen worden
  • weil ihm Tiere nicht genügten.
  • Sie wird aus einem unnützen Körperteil Adams geschaffen.
  • Ihre wichtigste Rolle spielt sie als Verführerin, die Adam vom rechten Weg abbringt.
  • Zur Vertreibung aus dem Paradies wird sie mit Schmerzen bestraft.

Mit der Moral von der Geschichte, dass ein Mann, der auf seine Frau hört, sie ernst nimmt und sich mit ihr abspricht, aus dem Paradies vertrieben wird, vom rechten Weg abkommt. Noch heute haben christlich geprägte Männer, und das sind in unserer Kultur fast alle, eine gewisse Panik, auf ihre Frau zu hören. Ihr Wissen, ihre Offenheit, ihre Hingabe, ihre Kraft macht ihnen Angst. Sie bekämpfen immer wieder das Wissen der Frau, die sie aber gerne als Verführerin sehen.

Anders im Koran: Hier werden beide, Adam und Eva, verführt den Apfel zu essen. Mann und Frau werden eher als zwei Hälften gesehen, die sich gegenseitig ergänzen, beraten und Freude schenken sollen. Zwar werden sie auch im Islam aus dem Paradies in die nackte Realität vertrieben, aber das Ganze ähnelt mehr dem Rausschmiss aus einem Nest. Keine verführerische Sünderin wird hier mit Schmerzen bestraft. Denn die Hingabe und Kraft der Mutter findet im Islam mehr Würdigung. Sie wird nicht als Strafe, sondern als Teil von Allahs allumfassender Barmherzigkeit verstanden, die unter den Menschen nur die Mütter erhalten, weswegen sie anders verehrt werden als im Christentum.

earnest  22.05.2017, 10:38

Das war jetzt aber eine nette "Koran-Weißwaschung" - mit dem passenden, missionarischen Schluss.

;-)

Ich deute das anders: In Sure 20, Vers 120f wird Eva nicht einmal namentlich erwähnt, denn in einer Gesellschaft, die NOCH patriarchalischer ist als die Gesellschaft des (oder der) Autoren der Genesis spielen Frauen bestenfalls eine untergeordnete Rolle.

Verdrehe bitte nicht Texte für deine Zwecke - so wie du das hier gerade getan hast.

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Christine Keidel-Joura  22.05.2017, 17:35
@earnest

Ich bin keine Muslima, und ich begegne dem Islam eher kritisch.

Mir ist als Frau dennoch die islamische Version der Genesis lieber als die biblische.

Ich mag es, wenn Frauen und Männer sich gegenseitig wertschätzen und beraten können. Im Koran werden sie immerhin dazu aufgefordert. In der Bibel nicht. Da fängt es mit einer bestraften Verführerin an. Es gibt bessere Arten, Frauen wahrzunehmen.

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earnest  22.05.2017, 19:52
@Christine Keidel-Joura

Ich mag es auch, wenn Frauen und Männer einander wertschätzen. Im von dir angeführten Korantext steht davon aber nichts.

Und, um ein anderes Beispiel zu nennen, in Sure 4, Vers 34 auch nicht:

"Die Männer sind den Weibern überlegen wegen dessen, was Allah den einen vor den anderen gegeben hat und weil sie von ihrem Geld (für die Weiber) auslegen...

Diejenigen (Frauen, meine Ergänzung, earnest) aber, für deren Widerspenstigkeit ihr fürchtet, warnet sie, verbannet sie in die Schlafgemächer und schlagt sie..."

(Übersetzung Henning)

Ist DAS für dich gegeneitige Wertschätzung?

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Christine Keidel-Joura  23.05.2017, 08:38
@earnest

Was du beschreibst, ist ist die sehr einseitige, allgemein propagierte, westliche Sicht auf den Koran - die gezielt krank aussehende Stellen beleuchtet, während sie den gesunden Körper nicht sehen will.

Diese Sicht ist mir seit Jahrzehnten bekannt.

Sie hat mit Wertschätzung null zu tun. Viel mehr schürt sie Feindbilder. Deine unterstellende, verdrehende und herabwürdigende Art der Argumentation verrät außerdem, wie schwach es um deine Fähigkeit zur Wertschätzung bestellt ist.

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AngelaHoppe  22.05.2017, 15:50
  • Gott plant Eva als eine Hilfe zu machen, die Adam entspricht. D.h. Sie bekommt die selbe Gottes-Ebenbildlichkeit. 
  • dem Adam fehlt etwas - schon bevor ihm die Rippe entnommen wird.
  • Adam wurde aus Staub und Erde geschaffen. Eva aus einer Rippe, Staub und Erde. Adam singt ein faszinierendes Loblied als er Eva erblickt: „Die ist nun Bein von meinem Bein und Fleisch von meinem Fleisch; man wird sie Männin nennen, weil sie vom Manne genommen ist. Darum wird ein Mann seinen Vater und seine Mutter verlassen und seiner Frau anhangen, und sie werden sein ein Fleisch.“
  • Dann scheint Adam derjenige zu sein, der Eva über das Gebot Gottes unterrichtet. Im Gespräch mit der Schlange ist dieses Gebot um einen Zusatz erweitert. (Was Eva nicht wissen kann) Aber ihr Adam steht daneben...  und kriegt den Mund nur zum Essen auf (1 Mose 3,6). 
  • Dafür hat er dann einen echten Heldenauftritt, als Gott in den Garten kommt und ihn ruft: „Die Frau, die du mir beigesellt hast, sie hat mir von dem Baum gegeben und so habe ich gegessen.“
  • Die Frau weiß nichts von dem verfälschten Gebot. Sie schiebt es „nur“ auf die Schlange weiter „Die Schlange hat mich verführt und so habe ich gegessen. “
  • Wenn Gott allwissend ist - meinst du er durchschaut das Spiel nicht?

Jeder trägt in Folge seine Stafe. Die Strafe der Schlange enthält die erste Weissagung auf das Kommen Jesu Christi (

1 Mose 3,15

)

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verreisterNutzer  23.05.2017, 07:49

@M.Giovanni,

1. Es heißt aber: "Lasst und Menschen (Mehrzahl) machen in unserem Bilde, gemäß unserem Gleichnis..." (1.Mo.1:26)

2.da Gott alle Tiere paarweise erschaffen hatte, läßt das durchaus die Schlußfolgerung zu, daß er das ebenso bzw. grade auch mit dem Menschen vorhatte.

Man könnte jetzt drüber diskutieren, weshalb er gewartet hat. Vielleicht sollte Adam erst gewisse Erfahrungen machen, bevor Eva auftauchte?

3.Alle Körperteile des Menschen haben einen Nutzen.

4.Adam hat sich "verführen" lassen. Er hat ebenfalls gesündigt.

5.Beide werden bestraft (1.Mose 3:16-19)

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AngelaHoppe  23.05.2017, 08:55
@verreisterNutzer

Adam wird von Gott als erster angeredet, als er im Busch sitzt.

Er beschuldigt sie. Sie beschuldigt Schlange.

Die Bestrafung erfolgt in einer rhetorischen Reihenfolge - Das beste zu Letzt. Er war der, der nicht zu seiner Schuld stehen wollte. 

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