Ist das alte Testament für Christen vollständig gültig?

30 Antworten

Ich habe den Eindruck, dass es hier nicht um Altes und Neues Testament geht!

Wenn hardcore-Christen das AT mehrheitlich ablehnen und dann etwas im NT finden, das nicht in ihre Dogmen und eingetrichterten Bibel"wahrheiten" passt bzw. diese von der Entwicklung längst überholt wurden, dann trennt man sich auch schnell vom NT.

Die Bibel und ihre "Ergüsse" wurden über Jahrhunderte hinweg immer wieder der Realität angepasst, umgedeutet, in andere Zusammenhänge gepresst, mehr oder weniger stark betont, hervorgehoben, wenn es gerade passt, weggelassen, wenn es gerade nicht "up to date" war, neu übersetzt! Ansonsten kann man die Vielfalt der Strömungen, die sich alle auf den Wanderprediger aus Nazareth berufen, nicht erklären. Nicht erklärbar sind deswegen auch die mitunter harschen Widersprüche und Zwistigkeiten zwischen diesen Strömungen.

Das ist christlicher Pragmatismus und eigentlich die gesamte Unredlichkeit aller Glaubenskonstrukte (nicht nur der christlichen!):

ihre "Weisheiten" fussen insgesamt auf der durch nichts belegbaren Behauptung "Er existiert" (ohne zu sagen, wie und wer "er"sein soll, und bei dem jeder von den Lämmern und Nachläufern eine andere Vorstellung hat).

Darauf aufbauend kann man alles mögliche konstruieren. Es wird damit allerdings nicht "wahrer"!

Lange war ich auch in diesem gedanklichen Teufelskreis gefangen: Wie "halte ich mich" an das Wort Gottes?

Leider haben sich Religionsgemeinschaften immer darin gefallen "Gesetze" mit scheinbar göttlichem Anspruch aufzustellen und deren Einhaltung zu überwachen.

Wenn man sich aber die Moses-Geschichte vom Dornbusch bis zur Offenbarung der Gebote noch einmal und noch einmal zu Gemüte führt und auf der Zunge zergehen lässt, kommt man (also mir ist es so ergangen) aber zu einem anderen Befund:

Moses fühlt sich angesichts des brennenden Dornbuschs gerufen, erfährt von der GEGENWART Gottes und begibt sich in weiterer Folge auf den Berg. Dort wird er von dieser Gotteserkenntnis ergriffen, erfüllt und verändert.

DER Moses, der vom Berg zurückkehrt, ist nicht derselbe Moses, der auf den Berg hinaufgegangen ist.

Warum?

Gott hat ihn mit dem "Zehnwort" BESCHENKT. Es sind ZUSAGEN, VERHEISSUNGEN, nicht "Gebote", die Moses mitbekommt:

Nicht "Du sollst nicht ...", sondern "Du WIRST nicht ...". Gott fordert nicht die Einhaltung von Geboten, sondern ER beschenkt diejenigen, die sich in seiner Nähe befinden mit dem Eintreffen dieser Zusage: "Du Moses und jeder andere, der sich in meiner Nähe, im Zustand der Gnade, befindet, wirst/d nicht mehr stehlen, morden etc."

Nicht wir Menschen HALTEN die Gebote, nein, GOTT beschenkt uns, Gott hält die Gebote uns gegenüber!

Das macht auch Jesus in seinen zwei "Reformgeboten" deutlich: "Wer liebt, erfüllt die Gebote".

Leider liest ein nicht geringer Teil der Menschen die Bibel in englischer Sprache und da heißen die Gebote "Commandments". Das ist meiner Meinung nach ein grober Fehler. Gott kommandiert nicht, und wer kommandiert, ist nicht Gott.

Als Mensch werde ich nie durch die Einhaltung von Regeln, Vorschriften und Geboten gerechtfertigt werden, sondern nur durch Liebe (wie sie uns auch Jesus vorgelebt hat), und die lässt sich natürlich nicht zählen, messen und wägen.

P.S.: Mir fallen in diesem Zusammenhang immer folgenden drei Beispiele ein:

• Ein guter Autofahrer wird sich sicher an die Straßenverkehrsordnung halten, aber umgekehrt zu sagen: "Ich halte mich strikt an die StVO, daher bin ich ein guter Autofahrer", das geht so gar nicht.

• Ein Musiker wird sicher versuchen, das ihm vorliegende Notenmaterial bestmöglich in Töne zu verwandeln, aber umgekehrt zu sagen: "Ich exekutiere jede Note völlig textgetreu", das macht noch keine Musik daraus.

• Ein Kochrezept ist eine gute Richtschnur für Mengenangaben der Zutaten und die grundlegenden Verfahrensschritte. Aber die blinde Einhaltung und "Erfüllung" des Rezeptes muss nicht immer zum besten Ergebnis führen.

So ist es auch mit der "Schrift", dem "Gesetz" und den "Geboten".

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung

Sehe ich genauso wie du. Entweder man entscheidet sich für Christus oder gegen ihn - ohne Ausnahmen oder Klammern. 

Zicke52  25.05.2018, 08:22

Das geht nicht, dazu gibt es in der Bibel zuviele Widersprüche. Man kann nicht ein Ding tun und sein Gegenteil.

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Bei Johannes 7 ging es auch darum, dass Jesus an einem Sabbat geheilt hat. Ich verstehe das nun so: es ist nicht schlecht, den Sabbat zu halten, aber wenn einem Menschen geholfen werden muss, so hat das auch am Sabbat Vorrang.

" was zürnt ihr dann mir, weil ich am Sabbat den ganzen Menschen gesund gemacht habe? 24 Richtet nicht nach dem, was vor Augen ist, sondern richtet gerecht."

Das Gesetz ist also nicht schlecht, aber man sollte es mit Sinn und Verstand anwenden (und menschenfreundlich), nicht nur dem Buchstaben nach.

Was jetzt? Römerbrief? Evangelium?

Du mußt beachten, daß diese beiden verschiedene Adressaten haben.

  • Jesus spricht zu Juden (und hier muß man auch immer noch beachten, ob er zu seinen Nachfolgern spricht oder zum "Volk" - das "ihr" hat dann jeweils ein anderes Gewicht)
  • Paulus spricht (schreibt) zu Menschen, die den Heiligen Geist haben und wiedergeboren sind. Egal, ob ursprünglich Juden oder Heiden.

Jesus sagte selbst:

Joh 16,12 Noch vieles hätte ich euch zu sagen; aber ihr könnt es jetzt nicht ertragen.

13 Wenn aber jener kommt, der Geist der Wahrheit, so wird er euch in die ganze Wahrheit leiten; denn er wird nicht aus sich selbst reden, sondern was er hören wird, das wird er reden, und was zukünftig ist, wird er euch verkündigen.

14 Er wird mich verherrlichen; denn von dem Meinen wird er nehmen und euch verkündigen.

Diese Zeit war noch nicht da, als Jesus mit seinen Jüngern sprach.

Joh 16,7 + 5 Jetzt aber gehe ich hin zu dem, der mich gesandt hat [...] Doch ich sage euch die Wahrheit: Es ist euch nützlich, dass ich weggehe, denn wenn ich nicht weggehe, wird der Beistand nicht zu euch kommen; wenn ich aber hingehe, werde ich ihn zu euch senden.

Paulus hatte den Juden(christen) viele neue Dinge zu offenbaren (Geheimnisse), die Jesus vorher nicht besprochen hat. Sie wurden auch nich tim AT als Prophetie genannt. Sonst wäre es ja kein Geheimnis gewesen.

Erst jetzt, mit dem Heiligen Geist als Lehrer, konnten sie Paulus verstehen.

So gibt es viele Dinge in den Evangelien, die überholt sind.