Inwiefern war Schiller ein Vertreter des Sturm und Drang?

2 Antworten

Vom Fragesteller als hilfreich ausgezeichnet

Die Literaturepoche Sturm und Drang ist eine Strömung der deutschen Literatur, die von 1765 bis 1785 anhielt. Die Leitbegriffe dieser Epoche waren Freiheit, Natur, Genie und Gefühl. Die Autoren dieser Zeit rebellierten gegen die Rationalität der Aufklärung, gegen Fürstenwillkür, Standesschranken und Untertanenmentalität. Der Protest der Jugend äußert sich aber nur literarisch, nicht in revolutionären Aktionen. Außerdem protestierten sie gegen die steife Verwendung der Sprache, indem sie Emotionalität in ihre Werke einfließen ließen.

Dem Weltbild dieser Zeit entsprechend ist die Sprache ekstatisch und emotional. Es wird eine ausdrucksvolle Sprache gewählt. Übersteigerte Gefühlsausbrüche, in leidenschaftliche Sprache geformt, sind an der Tagesordnung. Häufig verwendete sprachliche Mittel sind: Ausruf, Hyperbel, Lautmalerei, Metaphern und schlichte volkstümliche Ausdrücke. Das größte Vorbild der damaligen Autoren war Shakespeare mit seiner offenen Dramenform (also keine Bindung des Dramas an die vorgegebenen Formen des aristotelischen Dramas (Einheit von Raum, Zeit und Handlung).

Schiller ist – neben Goethe – der Hauptvertreter. Seine herausragenden Stücke sind „Die Räuber“ und „Kabale und Liebe“.

Gleich im 1. Akt, 2. Szene der „Räuber“ wird deutlich, dass es sich um ein typisches Sturm-Drang-Drama handelt (zu erkennen an der übersteigerten Sprache und der emotionalen Entschlüsse):

Karl Moor blieb nichts anderes übrig, als Hauptmann einer Räuberbande zu werden. Schiller hat diesen spontanen Entschluss Karls durch eine Vielzahl charakteristischer Worte und Sätze verdeutlicht. Immer wieder benutzt er, um den Entschluss Karls glaubhaft zu machen, als Stilmittel Kurzsätze, Ausrufe, abgebrochene Teilsätze, Hyperbeln und übersteigerte Metaphern: z.B. „O ich möchte den Ozean vergiften, dass sie den Tod aus allen Quellen saufen!“ (S. 26, Z. 12ff.) oder „Steine hätten Tränen vergossen, die wilde Bestie wär’ in Mitleid zerschmolzen“ (S. 26, Z. 18 ff.) oder „o dass ich durch die ganze Natur das Horn des Aufruhrs blasen könnte, Luft, Erde und Meer wider das Hyänengezücht ins Treffen zu führen!“ (S. 26, Z. 22 ff.); oder ...“ein Schwert...., dieser Otterbrut eine brennende Wunde zu versetzen!“ (S. 26, Z. 31 ff.). Eine Hyperbel auch und gleichzeitig eine Ellipse ist der abgebrochene Satz “ich hätte tausend Leben für ihn…..” - Wer sich derart vom Rausch der Gefühle antreiben lässt, neigt zu spontanen Entschlüssen. Und in der Tat: Karl Moor lässt sich zu seinem schicksalhaften Entschluss hinreißen, wieder in der Form einer Hyperbel bzw. einer übersteigerten Metapher und mit vielen Ausrufesätzen: “Ja, bei dem tausendarmigen Tod! Das wollen wir! Das müssen wir! Der Gedanke verdient Vergötterung - Räuber und Mörder! - So wahr meine Seele lebt, ich bin euer Hauptmann!“ (S. 227, Z. 1 ff.). Der von Bruder Franz gefälschte Brief hat Karl so in Rage versetzt. Statt Vergebung muss er die (angebliche) Verstoßung des Vaters entgegennehmen.

Karl rebelliert gegen die unnatürliche (angebliche) Verstoßung durch den Vater, obwohl er ihn doch wegen seiner Schuldenmacherei um Verzeihung gebeten hatte. Nicht nur diese Unnatur bringt ihn in Rage, auch die als unnatürlich empfundene feudale Gesellschaftsordnung; sie und ihre Vertreter bekämpft er, während er den Armen, Unterdrückten hilft, was für seinen menschlichen, hochherzigen Charakter spricht. Andererseits schießt er weit über das Ziel hinaus, indem er eine ganze Stadt in Schutt und Asche legen lässt, um einen Kumpel zu befreien; auch diese Übertreibung ist typisch für den Sturm und Drang.

Woher ich das weiß:Recherche
Avani179 
Fragesteller
 18.11.2021, 20:26

Danke dir für die ausführliche Antwort !

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faress1987  05.01.2023, 20:03
@Avani179

Schiller gehört laut Matthias Luserke -Jaqui nicht zum Sturm und Drang :D

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Haldor  05.01.2023, 20:53
@faress1987

"Die Räuber" sind ein typisches Sturm-und Drang-Drama, desgleichen "Kabale und Liebe". Deine Auffassung steht im Gegensatz zu allen Autoren, die bei Wikipedia über Schiller geschrieben haben.

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Das stimmt so nicht ganz, zumal dieses Schubladen-Sortieren (NICHT von dir !) in einzelne Literatur-Epochen blanker Unsinn ist - ganz abgesehen davon, dass viele Schriftsteller mehrere Epochen "durchlaufen".

Der Sturm und Drang ist geprägt von Gefühl(süberschwang), Sehnsucht nach individueller Freiheit und zig anderen Kriterien.

BRAINSTORMING:

Der Held Karl als "edler Verbrecher" / Angriff auf die Zustände am Hof / ein Auf und Ab von Natur und Kultur, Gefühl und Konvention; das ICH contra Gesellschaft, Idealismus contra mainstream.................................

Lies etwas über S & D, und dir wird klar. dass Schillers Erstling nur so trieft von dieser Epoche.

Dessen ungeachtet war Schiller SPÄTER ein Hauptvertreter der Weimarer Klassik.

Woher ich das weiß:Berufserfahrung
paulklaus  19.11.2021, 15:52

Bitte ! Keine Ursache !

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