Warum gehört Werther in die Epoche Sturm und Drang und nicht Empfindsamkeit?

1 Antwort

Beide Literaturströmungen könnte man mit dem Spruch "Gefühl ist alles" charakterisieren. Und für den Werther gilt das in besonderem Maße.

Vereinfacht gesagt, ist der Unterschied aber der:

Während der Empfindsame seine Gefühle entdeckt und seinem eigenen Gefühl nachspürt, will der Stürmer und Dränger, dass die Welt sich so verändert, dass sie zu seinem Gefühl passt.

Werther schwelgt in seinen Gefühlen (insofern gehört das Buch zur Empfindsamkeit), aber er lehnt die vorhandenen Welt mit ihren festen Regeln ab. Insofern gehört er in Sturm und Drang. - Bedenke, dass Goethe vor dem Werther "Götz von Berlichingen" geschrieben hat. Und wenn du von dem nur ein Zitat kennst: Dass das Stück nicht gefühlig ist, sondern einiges an Aggression enthält, kannst du dir denken.

Und wenn du dann noch Zeittafeln zu Epochen liest: Empfindsamkeit 1740-1790, Sturm und Drang 1765-1790, dann kannst du Sturm und Drang einfach als einen Teil des Zeitalters der Empfindsamkeit verstehen, freilich als einen, der sich deutlich von anderen Werken der Zeit abhebt. Und dass der Ritter mit der eisernen Hand besonders empfindsam gewesen wäre, dafür spricht weder das bekannte Zitat noch seine eiserne Hand.