Information zum Chow Chow?

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Ja, "eigenständig" ist wohl ihr hervorstehendes Merkmal. Sie denken selbstständig, das wird oft unterschätzt. Diese Rasse ist sehr intelligent. Obwohl die BILD den Chow Chow vor ca. 15 Jahren mal unter den "10 dümmsten Hunderassen" einordnete 😵. Wohl deshalb, weil viele meinen, jeder Hund würde für ein schnödes Leckerlie mit ( zumeist fremden ) Wissenschaftlern gerne irgendwelche "Tests" machen...

Zu diesen Hunden gehört der Chow Chow sicher nicht !

Chow Chows lernen auch sehr schnell. Schneller, als einem oft lieb ist: durch Beobachtung und selbstständiges Denken ( ich würde es durchaus "Einsicht" nennen ). Durch "Drill" und langweilige Übungen eher weniger bis gar nicht.

Wenn ein Chow Chow den Sinn einer "Übung" oder eines "Befehls" nicht einsieht, schaltet er oft auf "schwerhörig". Wenn er sich langweilt, macht er nicht mehr mit. Und auf "Druck" reagiert er, indem er plötzlich "sen Gewicht verdoppelt", oder "sauer" wird - je nach Charakter und der Beziehung zu seinem Menschen.

Früher hat man diese Hunde deshalb auch "stur" genannt, oder "bösartig". In einigen US-Bundesstaaten gilt ( oder galt ? ) diese Rasse als "potentiell gefährlich". Tja, warum kann man sich ausmalen, wenn man mal schaut, wie in den USA Hunde meist gehalten und behandelt werden 😐.

Ein Chow Chow verzeiht nämlich keine Fehler, jedenfalls keine, über die andere Hunde durchaus "hinweg kommen". Sie haben ein enormes Gedächtnis. Über wen sie sich ein mal geärgert haben, den hassen sie bis ans Lebensende. Das mag übertrieben klingen, aber ich habe da mit unserem Tao soo viele Beispiele erlebt....

Auch der Chow Chow-Schäfer-Mix, den ich vor 30 Jahren aus übelster Haltung übernahm, zeigte diese Eigenart. Schäferhunde kannte ich zur Genüge aus meiner Zeit im Polizeihund-Sportverein. Der Chow Chow aber, der sichtbar in diesem Hund steckte, machte ihn zu etwas "ganz Besonderem"...

Dass Chow Chows sich sehr eng an einen Menschen binden ( es können auch mal zwei sein, das ist individuell verschieden ), ist bekannt. Dazu kommt dann, dass er sehr territorial und wachsam ist, und meist auch absolut unbestechlich... Super Wachhunde. Aber, eben sehr schwierig, wenn man öfter Besuch bekommt, oder gerne unter Menschen ist ( und den Hund dann mitnehmen möchte ).

Chow Chows haben etwas "autistisches" an sich: auf Veränderungen reagieren sie wenig flexibel, auf "buntes Treiben" eher allergisch, und auf Menschen, die mit ihnen spielen und schmusen wollen, abweisend.

Bei Welpen und Junghunden sieht man das noch nicht so sehr. Unser Tao war 14 Wochen alt, als wir ihn abholten ( er musste zwei Wochen länger bei der Züchterin bleiben, weil sich bei uns spontan etwas "ereignet" hatte ). Er begrüßte uns freudig. Im Gegensatz zu seinem Bruder, der uns die ganze Zeit anbellte. Er ging das erste Probe-Gassi brav mit, und fuhr auch problemlos im Auto mit uns heim.

Wir waren aber zu dritt, weil ein Freund uns fuhr. Dieser Freund war die ganze Zeit dabei, beim Züchter, und auch während der drei Pausen, die wir auf der Fahrt machten. Trotzdem: als wir zuhause aus dem Auto stiegen, und der Freund ihn noch mal streicheln wollte, drehte Tao den Kopf weg, und ließ ihn "links liegen". Er wusste bereits nach wenigen Stunden, wer seine Menschen waren.

Bis heute dürfen ihn selbst gute Freunde nur dann streicheln, wenn er das "erlaubt". Nur Menschen aus der Familie ( die Oma, oder meine kleinen Enkel ) liebt er so sehr, dass er sich sofort - und sehr geduldig - "knuddeln" lässt.

Wenn Fremde ihn anfassen wollen, weicht er aus. Wenn sich jemand dann "hinhockt", die Hand ausstreckt, oder ihm gar ein Leckerlie anbietet, wird er misstrauisch. Dann geht gar nichts mehr !

Leckerlies interessieren ihn wenig ( außer die abendlichen von uns ). Wenn draußen etwas herumliegt, egal, was: er schaut es nicht mal an. ABER: wenn er ein Kaninchen, eine Katze, oder ( am schlimmsten ) ein Reh sieht, dreht er durch ! Dann kann man ihn nur noch mit viel Mühe halten.

Das Gleiche, wenn ihm ein Hund begegnet, der ihn bereits ein mal bedroht hat... Er wurde so oft gebissen, ohne jeden Anlass, vor allem in den ersten 18 Monaten. Und seit dem auch zwei mal schwer verletzt... Ableinen ist, seit dem er anderthalb, zwei Jahre alt ist, nur ganz selten möglich. Seit er so alt ist, setzt er sich zur Wehr. Und: er merkt sich jeden Hund !

Neulich hat er den Metallring aus seinem Ledergeschirr gerissen, und ist auf den Hund los, der ihn seit Jahren immer nur im Vorbeigehen anknurrt und anmacht.

Sch... Denn, entweder laufen Menschen mit Hunden rum, oder die Gegend ist so abgelegen, dass man mit Wild rechnen muss. Ihn abzuleinen ist also so gut wie gar nicht mehr möglich.

Damit zu deinen Fragen nach der "Bewegung" und der "Auslastung":

Obwohl Chow Chows sehr ruhige Hunde sind ( in Haus und Garten bemerkt man sie kaum ), sind es keine "Couch-Potatos". Sie wollen raus und laufen, nur eben meist nicht im "gestreckten Galopp", und auch ganz sicher nicht "am Fahrrad" ( viel zu langweilig ). Sie sind in der Regel aber ausdauernd, und vor allem interessiert an der Umgebung...

Mit "Apportieren" o.ä. kann man einen Junghund noch beschäftigen. Unser Hund hat aber mit ca. 8 Monaten das Interesse daran verloren. Such-Spiele findet er schon besser. Er hat eine sehr gute Nase, und interessiert sich auch für Dinge, die er suchen und finden kann.

NUR: man kann nicht davon ausgehen, dass er das auch zuverlässig tut. Wenn er nicht will, dann will er nicht. Da helfen dann weder Leckerlies, noch "Spiele zur Belohnung". Er spielt eh sehr wenig, seit er erwachsen ist. Wenn er ( kurz ) spielen mag, dann meist dann, wenn er gerade sehr "glücklich" ist: nach einer besonders leckeren Mahlzeit, oder, wenn jemand kommt, den er sehr mag. Dann dauert das Spiel zwei Minuten. Und, dann hat er genug.

Ich hatte ja wirklich schon sehr viele Hunde ( Tao ist mein 31.igster ). Daher ist mir bei ihm ein Unterschied zwischen den Rassen besonders aufgefallen: Ein Chow Chow wird ( meist so mit 3 Jahren ) erwachsen. Während fast alle andere Rassen ihr Leben lang "kindlich" bleiben. Das wurde ja durch Jahrtausende lange Zuchtauswahl auch so selektiert. Chow Chows haben diese Selektion aber nicht mitgemacht. Zudem wurden ergaben neue Gen-Analysen, dass keine andere Rasse ( außer den "Wolfs hybriden ) noch so viel "Wolfsblut" in sich trägt.

So verwundert der starke Jagdtrieb, die Intelligenz, der "Eigensinn", die enge Bindung an einen Menschen ( oder "sein Rudel" ), das Misstrauen gegen Fremde, die Territorialität, die Unverträglichkeit mit Artgenossen, und der im Alter wenig ausgeprägte Spiel- und Kuschel-trieb kaum.

Wölfe, die von Menschen aufgezogen wurden, verhalten sich ( sobald sie erwachsen sind ) ähnlich - zum Glück ist der Chow Chow aber noch "Hund genug", um auch im Alter noch "händelbar" zu sein.

Nur eben: diese "Händelbarkeit" muss man sich hart erarbeiten. Die allermeisten Anfänger schaffen das nicht. Oder, sie machen Fehler, die sich dann nach zwei, drei, vier Jahren "rächen".

Und, dann stell dir mal so ein Kraftpaket vor, was "auf jeden Hund losgehen" will ! Oder so einen "süßen Teddy", der sich von seinem Menschen nicht mehr ( gründlich: also auch an "heiklen" Stellen ) bürsten lassen mag ! Oder einen, der zwar die Kinder der eigenen Familie akzeptiert, deren Freunde aber bedroht ! ...😲

Noch etwas ( das hatte ich ja neulich schon zur Frage nach der "Zwingerhaltung" beantwortet ): so "unabhängig" ein Chow Chow auch sein mag = er braucht dringend einen sehr engen, verlässlichen Kontakt zu seinem Menschen ! auf tägliches Alleinsein, Weggesperrt-Werden, oder "wechselnde Sozialkontakte" wird er mit "Abwendung" reagieren = die Bindung ist weg.

Absolutes VERTRAUEN ist das "Zauberwort". Das, womit man einen Chow Chow am besten "händeln" ( an sich binden und glücklich machen ) kann. Allerdings: ist dieses Vertrauen ein mal zerstört ( in seinen Augen ), dann gewinnt man es vielleicht nie wieder zurück.

Auch das spricht für: "Nichts für Anfänger". Man muss sich eben bewusst sein, dass man mit der Übernahme eines solchen Hundes eine gewaltige Verantwortung auf seine Schultern lädt ! Ähnlich wie die für ein Kind. Ja, ok., da machen sich viele auch keine Gedanken drüber 😢, aber, das ist ja kein Argument, oder ?!

Ich muss zugeben, ich finde unseren Hund TOLL ! Er ist extrem faszinierend, unfassbar klug und liebenswert. Aber, er ist auch sehr anstrengend. Hätte ich nicht schon vor ihm so viele, und teils auch schwierige Hunde gehabt: ich wäre mit seinen Eigenarten, Macken und besonderen Ansprüchen wohl nicht fertig geworden.

Es darf aber nur "nichts passieren". Wir sind zu zweit, aber beide nicht mehr jung. Wenn wir beide "ausfallen" sollten: was würde aus Tao ? ...

Nun ja, er wird Ende des Monats elf Jahre alt. Wir werden also alle gemeinsam alt. Und, hoffentlich wird nie der Fall eintreten, dass er uns beide verliert ! Denn, wenn, dann denke ich, würde er sterben - egal, wie liebevoll sich dann noch ein Fremder um ihn bemüht 😪.

DAS alles sollte man "einberechnen", wenn man sich für einen Chow Chow entscheidet. Entweder: man schafft es, den "Hund für sich zu gewinnen" ( Super, dann bleibt er für immer ). Oder aber, man schafft es nicht ( Sch..., dann hat man einen "ungenießbaren" Hund, der wahrscheinlich auch nicht mehr "vermittelbar" wäre )...

Ich hoffe, was ich schrieb, klang nicht zu negativ oder zu pathetisch ?!

Liebe Grüße: Manu

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Woher ich das weiß:eigene Erfahrung
 - (Tiere, Hund, Haustiere)
SiberianDog 
Fragesteller
 13.09.2022, 16:02

Danke für diese Antwort. Ich hätte nur noch eine Frage. Du sagtest, dass ihm Fahrrad fahren zu langweilig wäre. Aber im Internet steht, dass sie Schlittenhunde seien 🤔. Müssten die dann Fahrrad fahren nicht mögen?

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Buddhismus  13.09.2022, 16:08
@SiberianDog

Nein, das sind keine "Schlittenhunde", wie wir das verstehen. Du kannst einen kräftigen Chow Chow vor einen Wagen oder Schlitten spannen. Aber, du musst neben her gehen... Er wird dich sicher nicht kilometerweit ziehen, einfach so, ohne zwischendurch Pipi zu machen, oder irgendwo zu schnuppern....

So etwas wie "am Fahrrad laufen" findet ein Chow Chow öde, langweilig, zu "schnell, was er am Weg zu tun hat"....

WARUM sollte er die ganze Zeit laufen und ziehen ? ER will etwas anderes, oder mehr.

Deshalb frage ich mich, wo jemand schreibt, das wären "Schlittenhunde"

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SiberianDog 
Fragesteller
 13.09.2022, 16:13
@Buddhismus

Achso ok.

Wenn ich Google "Für was wurde chow chow gezüchtet", kommt das:

Der Hund des Volkes wurde, wie der ihm verwandte Laika, in den nördlichen Provinzen als Schlittenhund und zur Jagd verwendet. Auch als Hütehund beschäftigte man ihn. 1880 kam er nach Europa, 1887 begann in England die Zucht, und 1894 wurde er vom britischen Kennel Club anerkannt.

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Buddhismus  13.09.2022, 16:25
@SiberianDog

Ja, Google mal wieder. Die HAUPT-Aufgabe ( das merkst du den Hunden noch an ) war das Bewachen. Und, wenn sie vor einen Schlitten gespannt wurden, dann sicher nicht im Gespann, und nicht für hunderte von Kilometern.

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Ich glaube da solltest du mal den User Buddhismus anschreiben^^ Er hat einen Chowchow. Er wird dir helfen können!

Ich weiß eben auch nur dass es sehr eigenständige Hunde sind. Ich würde sagen dass es wie alle Hunde von Urtyp zusammen mit den meisten HSH die kompliziertesten Hunde sind... Einfach weil wenn ich hier an meinen HSH denke und mir vorstelle dass auch diese Hunde so absolut gar keine Lust auf Zusammenarbeit mit dem Menschen haben *KÖNNEN*, es echt sehr und frustrierend sein kann.

Zumindest von dem was ich so höre. Aber definitiv interessante Hunde! Habe allerdings auch schon Bilder von Chow Chows beim Agility gesehen - ich denke also dass die Hunde sicher auch je nach Individuum evtl etwas mehr Will-to-please bzw Motivation generell mitbeingen können.

Soviel mal meinerseits.

LG :)

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung

Was" Buddhismus" geschrieben hat, passt zu 90 % auch auf meine Chow Chows. Wir haben zwei. Ein Männchen und ein Weibchen. Nala 7 Jahre alt, Balu 6 Jahre.

Was ich noch dazu sagen könnte, dass um so älter bzw. erwachsener sie werden, um so sturer. Und wenn du zwei von denen hast und mit denen spazieren gehst und auf einmal der eine links und der andere rechts will, da hast du ein Problem. Diese Hunde haben so eine wahnsinnige Kraft. Sie stemmen sich regelrecht in den Boden und du bekommst sie nicht weg vom Platz.

Das einzige was hilft, außer natürlich dein sehr gutes Verhältnis zum Hund, du musst ihn überlisten. Und das kannst du nur, wenn du die Schwächen deines Hundes gut kennst, sie aber nur im Falle eines Falles für dich nutzt und niemals ausnutzt.

In keinem Falle ein Anfängerhund. Und kein Familienhund. Überhaupt nicht. Ein Chow Chow braucht seine 20 Stunden Schlaf bwz. Dösen. Und das ohne Störungen.

Aber für mich gibt es keine bessere Hunderasse. Außerdem Sigmund Freud hatte Chow Chows.

Es ist kein anfängerhund.. da er sehr selbstständig denkt, ist das was dür fortgeschrittene,

meist konzentriert er sich auf eine Person, deshalb kann er Probleme mit Kindern haben…

auch ist er ein guter Wachhund , das muss man gut in den Griff bekommen