Ideenwelt nach Platon?
So wie ich es verstanden habe, gibt es für jede Sache (z.B. Holzstuhl) eine übergeordnete Idee, die sich nicht fassen lässt (Idee des Stuhls). Diese Ideenwelt wird als ewig und vollkommen beschrieben. Wenn es zu allem und jedem, was es gibt und geben wird eine Idee gibt, erscheint mir diese Welt tatsächlich ewig. Doch wenn kein Mensch mehr Existiert, ist die Welt dann nicht endlich, da keiner mehr auf sie zugreifen kann?
3 Antworten
Eine Teil Antwort die ich geben möchte ist: es sind unterschiedliche Dinge wenn man zwischen real existierenden Dingen und "ideen" von Dingen unterscheidet.
Wenn es keinen einzigen Menschen mehr geben sollte, dann sind die real existierenden Dinge immernoch da.
Aber ich sag mal, ohne zu behaupten mich mit Platon gut auszukennen, dass nur weil wir etwas bewusst wahrnehmen, erkennen und/oder benennen können, dies nicht heißt, dass ohne uns, diese Dinge nicht mehr vorhanden sind.
Im menschlichen Sinn, also menschlichen Begriffen und -erleben, könnte man dann aber diskutieren ob unsere Ideen dieser dinge noch Gültigkeit haben.
Folge aus der Ideenwelt Platons - Gegenstück: Hegel
Man kann hieraus Unterschiedliches ableiten - ich möchte mich auf den, für mich, wesentlichen Gedanken beschränken, wie uns die Ideenwelt Platons auch heute noch täglich begegnet und was der (gefährliche) philosophische Gegenentwurf dazu ist. Beide konkurrieren gegeneinander.
Ideenwelt = Sein = methaphysisch nicht direkt zugänglich
Reale Welt = Seiendes = Objektivation des Seins in der Welt
Platon
Von jedem Gegenstand gibt es eine Idee - diese Idee ist in einer Ideenwelt und für den Menschen nicht zugänglich - aber es schlummert im Menschen, damit er sich überhaupt etwas vorstellen kann (heute würde man ggf. sagen Unterbewußtsein).
- Die Idee ist sozusagen das Original - dieses Original ist vollkommen.
Alles was nun real in der Welt existiert, ist eine Nachahmung des Originals - eine Nachahmung kann aber nicht so perfekt sein, wie das Original - daher ist alles was neu ist, eine Verschlechterung - das Nachgemachte wird wieder nachgemacht - weitere Verschlechterung u.s.w.
Folge: Alles Neue ist ein weiterer Verfall von etwas früher Vollkommenen
- Dagegen Hegel (ganz kurz grob umrissen) - er war preußischer Staatsphilosoph
Alles was bisher war und ist, ist schlecht gewesen, führt aber automatisch zu einem Ziel, das vollkommen sein wird (Historizismus) - daher sind alle Wege, die der Zielerreichung der Vervollkommnung dienen, zwangsläufig gut und richtig.
Statt einer Ideenwelt, wie Platon, bediente sich Hegel eines "Weltgeistes"
Fazit
Platon: alles Neue führt zum Verfall einer perfekten Idee
Hegel: alles Neue führt zur Vervollkommnung durch den Weltgeist, der den Weg vorgibt und jeder Weg, dieses Ziel zu erreichen, ist zulässig (ja sogar zwangsweise notwendig).
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Beide konträren Varianten findet man täglich - Beispiele:
- Platons Verfall:
Der berühmte Ausspruch: "Früher war alles besser" = neophobie
Es gab eine reine deutsche Sprache - die Sprache verfällt immer mehr
- Hegels Vervollkommnung
Wir brauchen die Vereinigten Staaten von Europa - daher ist jeder politische Weg richtig, um das Ziel zu erreichen (selbst wenn er undemokratisch wäre).
Der Staat ist die Verwirklichung der Freiheit - das kann nur der preußische Staat sein - daher waren alle Maßnahmen ihn zur errichten, erhalten und zu fördern richtig und die gesamte Geschichte vorher war der Weg zum Ziel, der durch den Weltgeist gezielt gesteuert wurde.
Auf politischem Terrain ist Hegel hoch gefährlich und es wurde und es wird dieser Weg eingeschlagen, um vermeintlich vollkommene Ziele zu erreichen und jede Maßnahme zur Zielerreichung zu rechtfertigen; was daraus entstand, kann man am Nationalsozialismus, der UdSSR, an Rußland, der DDR, China etc. sehen - ebenso an Religionen.
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Arthur Schopenhauer über seinen "Lieblingsfeind" Hegel - auch von ihm genannt: "Der Hanswurstianer":
„Hegel, ein platter, geistloser, ekelhaft-widerlicher, unwissender Scharlatan, der, mit beispielloser Frechheit, Aberwitz und Unsinn zusammenschmierte, ... hat den Verderb einer ganzen gelehrten Generation zur Folge.“
Was da als "übergeordnete Ideenwelt" bezeichnet wird ist doch nichts Anderes als auf menschlicher Wahrnehmung, Interpretation beruhende Abstraktion. Kein Holzwurm hat dieselbe Idee von einem Holzstuhl wie Menschen, Holzwürmer haben eine andere "Idee" bez. Stuhl: Nicht drauf sitzen sondern drinnen Gänge bohren! 😎
Alles eine Sache der Wahrnehmung und der Ziele und damit subjektiv.