Platon - Idee der Gleichheit?

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Platon versteht Ideen als grundlegend für die Wirklichkeit. Eine Idee (von Platon ἰδέα [idea] oder εἶδος [eidos] genannt, aber auch mit anderen Ausdrücken wiedergegeben) ist etwas Bestimmtes allgemeiner Art. Ideen sind dem Sein/der Existenz und dem Erkennen nach vorausgehend, übergeordnet und vorrangig.

Nach Platons Auffassung sind die Ideen wirklich/wahrhaft Seiendes, etwas in sich selbst Gleiches und Gleichbleibendes. Eine Idee ist etwas Bestimmtes und nur dieses selbst, das Wesen einer Sache und nichts anderes. Eine platonische Idee kann als innere Form einer Sache verstanden werden. Die Idee existiert unabhängig davon, ob irgendein Mensch sie erkennt. 

Platon unterscheidet zwei Bereiche der Wirklichkeit:

1) Bereich der Ideen: Seiendes, unwandelbar/unveränderlich, zeitunabhängig/ewig, unkörperlich und daher nicht durch Sinne wahrnehmbar, sondern durch Denken einsehbar/geistig erfaßbar/von der Vernunft erkennbar

2) Bereich der Erscheinungen: Einzeldinge, empirischer Bereich (Gegenstände der Erfahrung), veränderlich und vergänglich (Werden und Vergehen), durch Sinne wahrnehmbar (Sinneswahrnehmung)

Die Einzeldinge haben zu den Ideen eine Verbindung, die in bildlich-übertragener Ausdrucksweise ein Urbild-Abbild-Verhältnis genannt werden kann (ein Muster/Vorbild und ein Abbild). Platon schreibt von einer Teilhabe der Einzeldinge an den Ideen. Im Einzelding gibt es eine Anwesenheit/Gegenwärtigkeit der Idee. Zwischen Idee und ihr zugehörigem Einzelding gibt es eine Gemeinschaft.

Einzeldinge sind teils Idee, teils Nicht-Idee (etwas, das nicht dem Wesen nach notwendig zu dem bestimmten Etwas, welches die Idee ist, gehört). Bei Stühlen kann die Form (z. B. mit oder ohne Armlehnen), das Material (z. B. Holz oder Metall) oder die Farbe (z. B. braun oder weiß) unterschiedlich sein. Es gibt aber etwas Gemeinsames, in diesem Fall ist die Funktion wesentlich (etwas zum Daraufsitzen), und dieses, wovon alle einzelnen Stühle bestimmt sind, ist die Idee des Stuhles.

Das Schöne ist nach Platons Auffassung das Gute unter dem Gesichtspunkt, sich zu zeigen und hervorzuscheinen. Schönheit bedeutet eine Geordnetheit in einer Einheit, Übereinstimmung der Teile miteinander und in einem Ganzen, es gibt Angemessenheit und passendes Maß.

Farbe, Gestalt und äußere Strukur kann z. B. bei einzelnen schönen Dingen unterschiedlich sein. Es wird an ihnen also auch etwas wahrgenommen, das nicht zur Idee der Schönheit gehört.

Die reine (bloße) Wahrnehmung von schönen Dingen ist auf Einzeldinge bezogen. Sie ist keine Erkenntnis der Idee der Schönheit. Die Erkenntnis der Idee der Schönheit ermöglicht ein Verstehen, was der Schönheit der einzelnen schönen Dingen als Allgemeines zugrundeliegt.

Die schönen Einzeldinge haben an der Idee der Schönheit Anteil, aber bei den schönen Einzeldingen gibt es eine Mischung von Idee und Nicht-Idee.

Bei Platon, Symposion (ein Dialog mit Lobreden auf den Gott Eros) ist Eros ein Begehren, das von sinnlicher Schönheit ausgelöst/entflammt/angetrieben werden kann, aber bis hin zur (geistig/durch Denken/mit der Vernunft erfaßbaren) Idee des Schönen aufsteigt, nach Erkenntnis strebt, die Persönlichkeit nach einem Ideal formt und ein Verlangen hat, im Schönen etwas Dauerhaftes zu schaffen/hervorzubringen.

Es gibt bei dem Aufstieg verschiedene Stufen: das Begehren nach einem einzelnen schönen Körper, nach der körperlichen Schönheit allgemein, nach einer schönen Seele und schönen Handlungen, nach der Schönheit der Erkenntnisse/ der Wissenschaften und nach dem Schönen an sich (Einsicht in die Idee der Schönheit).

Das ist wie Realität vs Erklärungsversuch derselben.

Die Schönheit,die man konzeptuell in Dingen wie z.bsp dem Krieg sehen kann ist eine vollkommen andere als die Wahrnehmung,denn welcher Mensch würde ohne reichlich drüber nachzudenken sagen,dass Krieg etwas schönes ist?

Ebenso verhält es sich aber auch andersherum: So wird der so häufig hochgeschätzte freier Wille für einen Menschen wie Schopenhauer (und er ist ja ein Denker dem Platon nicht ganz unähnlich) zu einem unumgänglichen Gefängnis seiner selbst. ("Von der eigeben Subjektivität kommt kommt man niemals frei")

Endresultat ist dann wieder der alte Grundsatz (frei nach epiktets handbüchlein der Moral): nicht die Dinge beunruhigen uns,sondern unsere meinungen darüber.

asnfiebdj 
Fragesteller
 14.05.2019, 11:27

dennoch kann ja eine person schönheit in einem gebäude sehen, während eine andere dies in demselben gebäude nicht sieht. Dass jemand einen Krieg schön findet, ist eher unrealistisch. Die Idee der Schönheit klingt für mich so, dass prinzipiell jeder dasselbe schön finden muss, da die Idee ja dieselbe sein soll.

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Deldri  14.05.2019, 11:51
@asnfiebdj

Die Schönheit des Krieges (ich weiss klingt ekelhaft) ist in eben durch der Idee der Schönheit und des Nutzens (oder eher Kausalität) gerechtfertigt.

Das Element der Ewigkeit oder wie du in deinem letzte Satz sagst,dass die Idee dieselbe sein muss aber trifft es auf den Punkt,denn die grössten Schönheit ist eben die,dass jeder etwas anderes als schön empfindet. Das hätte ich in der letzten Nachricht ganz vergessen und nur auf Schopenhauer verwiesen.

Um noch kurz meine Aussage eines "schönen Krieges" zu relativieren hier nur der Leitgedanke: ohne Krieg kein frieden,ohne leid kein Glücksempfinden. Und konkret gesagt: hätte Hitler die Juden nicht vergast,dann hätte es bush es nach 9/11 mit den Moslems gemacht, statt "nur" im Irak und co. einzumarschieren..ist natürlich nur eine unbegründete Hypothese,aber ich denke der Gedanke ist rüber gekommen

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asnfiebdj 
Fragesteller
 14.05.2019, 12:03
@Deldri

also würde es heißen, dass der krieg einen Anteil hat in der Idee der Schönheit , wird jedoch von Menschen nicht als schön wahrgenommen, da es eigentlich absurd erscheint. Verstehe ich das richtig?

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Deldri  14.05.2019, 12:22
@asnfiebdj

So in etwa. Nur dass man eigentlich nicht sagen kann,dass gerade das Beispiel des Krieges einen Anteil an der Schönheit hat,sondern in diesem Beispiel der Kern erkennbar ist. Die wahre Schönheit (meist gleichzusetzen mit dem bloßen fakt der Existenz.eines Dinges) ist ungeteilt in allen Dingen gleich stark gegenwärtig,daher absolut,ewig und für jeden gleich. Diese wahre Schönheit wird durch die individuelle Vorstellung von Schönheit "übermalt". Daher auch epiktet: nicht die Dinge beunruhigen uns sondern unsere Vorstellung. Kein Ding ist an und für sich gut oder schlecht, schön oder hässlich. Erst unsere Meinung lässt bes dazu verkommen. Aber jedes Ding ist einfach nur das Ding,ohne jedes Adjektiv hinzuzufügen. Darin liegt die absolute/ewige Schönheit verborgen.

Ich hoffe meine Wirren Worte lassen dennoch etwas von dem eigentlich klaren Gedanken erkennen. Sprache limitiert die besagte Schönheit leider genauso gut wie die Unwahrheit darüber auszusprechen. Hach,ich liebe diese unaussprechliche metaphysischen Bilder leider viel zu sehr...

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asnfiebdj 
Fragesteller
 14.05.2019, 12:48
@Deldri

tut mir leid, aber ich bin jetzt echt verwirrt. Ich dachte, dass die Idee von etwas zur Erkenntnis verhelfen soll & jetzt sagst du, dass ein Ding nur ein Ding ist. Abgesehen von Schönheit gibt es genug andere Ideen wie die Idee der Gerechtigkeit. Was ist damit gemeint? Dass jeder dieselbe Auffasdung von Gerechtigkeit haben soll? Das kommt doch alles auf die Perspektive und Erfahrung an, was hat es mit der Idee zu tun? Wenn Land A & Land B Krieg führen ist die Definition von Gerechtigkeit anders & es wird sicherlich nicht der selbe Nenner gefunden werden.

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nach Platon sind ALLE Ideen ewig

Sie sind uns angeboren, existieren unabhängig vom Menschen