Ich habe aus Versehen jemanden misgendered. Ich habe mich entschuldigt, aber was kann ich noch tun?

8 Antworten

Vom Fragesteller als hilfreich ausgezeichnet

solang man sich entschuldigt, und von nun an die richtigen pronouns verwendet, ist alles okay. die person findet das ganz sicher nicht schlimm, jeder macht mal fehler, und da du es aus dem deutschen auch nicht wirklich anders gewohnt bist, konntest du dafür auch nichts - ist einfach angewohnheit

um sowas zu vermeiden, benutze ich auf twitter eigentlich immer nur they/them, wenn ich mit oder über jemanden rede, so kann man nichts falsch machen. viele accounts haben ihre pronouns auch in ihrem account stehen (in der bio oder dem standort) also kannst du das nächste mal auch einfach da rein schauen, und ansonsten they/them benutzen :)

Der Sinn von Personalpronomen ist, dass man weiß, wer gemeint ist. Anhand des Kontext also das für einen selbst am logischsten scheinende zu wählen ist also genau richtig.

Entweder man fragt, verwendet einfach they - oder man macht einfach eine Vermutung.

Und abseits davon hat man in meinen Augen den Bezug zur Realität verloren, wenn man sich dadurch verletzt fühlt, dass jemand nicht das Personalpronomen der eigenen Wahl verwendet. Auch ich wurde schon mit sie angesprochen, obwohl ich männlich bin - passiert halt einfach - aber dann fühle ich mich bestimmt vieles, aber nicht verletzt.

Ich wurde schon so oft misgendered und habe das nie als schlimme Beleidigung empfunden. Wenn du dich bereits mehrfach entschuldigt hast, sollte das eindeutig reichen. Wenn die Person sieht, dass es keine Absicht war und keine bösen Gedanken dahinter stehen, sollte die Person deine Entschuldigung auch akzeptieren.

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung – Doktor der Englischen Sprachwissenschaft

Du hast dich doch entschuldigt. Dann ist doch alles gut. Zumal es ja kein absichtliches Misgendering war.

Mehr als entschuldigen kannst du dich nicht. Und musst du auch gar nicht.

Ja, du hast Recht, Misgendering ist nicht in Ordnung, wenn es absichtlich passiert. Bei dir war es unabsichtlich, da du die richtigen Pronomen nicht kanntest - und außerdem hast du dich aufrichtig entschuldigt, sogar 3 mal. Das ist doch dann okay.

Ich bin selbst nichtbinär - und wenn jemand mich unabsichtlich misgendert, dann denke ich mir dabei im Normalfall gar nichts. Wenn die Person sich noch dazu entschuldigt, ist für mich die Sache erst recht vom Tisch.

Also mach dir kein unnötig schlechtes Gewissen. Du hast dich korrekt verhalten - und mehr kannst und musst du nicht tun.

Die Gender-Frage ist in den letzten Jahr in den Medien sehr präsent und die Stimmung ist so, dass die "politische Korrektheit", insbesondere das richtige Gendern einen großen Stellenwert bekommt.

Hierbei muss man klar unterscheiden zwischen Menschen, die biologisch nicht eindeutig einem Geschlecht zugeordnet werden können, und Menschen, die ein biologisch eindeutiges Geschlecht haben, von der Persönlichkeit her sich aber dem anderen Geschlecht zugehörig fühlen.

Bei den Menschen mit biologisch uneindeutigem Geschlecht kann ich es sehr gut nachvollziehen, dass das Thema Geschlecht in ihrem Leben eine große Rolle spielt, und dass sie auf eine gewisse sprachliche Korrektheit bestehen, da weder "er" noch "sie" auf sie zutrifft.

Bei den Menschen mit biologisch eindeutigem Geschlecht kann ich die Denkweise aber überhaupt nicht nachvollziehen. Das Problem ist doch: Die Gesellschaft hat gewisse Verhaltensnormen etabliert und erwartet von einem biologischen Mann gewisse Verhaltensweisen (Stärke, Mut usw.), genauso auch von einer biologischen Frau (Weichheit, Zurückhaltung usw.).

Jetzt zeigt eine biologische Frau zum Beispiel eher die Verhaltensweise eines Mannes und merkt, dass das von der Gesellschaft nicht akzeptiert wird. Sie ist verständlicherweise verärgert darüber, dass sie so, wie sie ist, nicht akzeptiert wird. Also was macht sie? Statt zu fordern, dass die Gesellschaft ihre Verhaltensnormen für Frauen aufweicht, sodass sie also als Frau ihr männliches Verhalten ausleben kann, fordert sie, dass sie nicht mehr Frau genannt werden darf. Dabei sieht sie sich als Kämpfer*in für die Rechte von Minderheiten.

Und das kann ich ehrlich gesagt überhaupt nicht mehr nachvollziehen. Statt dafür zu kämpfen, dass das Geschlecht aufs Biologische reduziert wird und keine Erwartungen an irgendwelche Verhaltensweisen daran geknüpft werden, sodass jeder Mensch unabhängig vom Geschlecht sich so verhalten kann, wie er will, ohne kritisch beäugt zu werden, erhebt man das Geschlecht umgekehrt zu einem sozialen Konstrukt, losgelöst vom biologischen Geschlecht, und verlangt für sich selbst eine ganz besondere Kategorie (eine von den vielen, die sich hinter "divers" verberegen). Dafür gibt es zurecht Kritik von allen Seiten, weil da wieder wer die Extrawurst haben will, also kann man sich erhobenen Hauptes beleidigt in die Ecke stellen.

Und da muss ich ganz ehrlich sagen, meine Bereitschaft bei diesem Gender-Wahnsinn mitzumachen, hält sich wirklich in sehr engen Grenzen. Ich finde es gut und richtig, Menschen mit uneindeutigem biologischem Geschlecht nicht in eine der beiden Kategorien "männlich" bzw. "weiblich" zu stecken. Und ich finde es gut und richtig, Menschen unabhängig von ihrem biologischen Geschlecht und ihrem Verhalten zu akzeptieren und nicht irgendwelches geschlechtstypische Verhalten einzufordern. Aber wenn ein Teenager-Mädchen sagt, sie will nicht als "sie" bezeichnet werden, weil sie sich nicht mit dem weiblichen Geschlecht identifiziert, dann will ich bei so einem Spielchen nicht mitmachen.

Und der von dir beschriebene Fall klingt für mich ganz genau nach so einer Situation, nämlich als würde da jemand nur nach einem Anlass suchen auf beleidigt tun zu dürfen und jemanden dazu bringen zu können sich entschuldigen zu müssen. Den Gefallen würde ich ihr aber nicht tun. Wenn sie unbedingt als "es" bezeichnet werden möchte, dann bezeichne sie als "es". Aber wenn sie nicht gerade mit einem dicken Marker auf ihrer Stirn geschrieben hat, dass sie als "es" bezeichnet werden will, gab es für dich keine Möglichkeit zu wissen, was sie für Vorstellungen hat, also gibt es auch nichts, wofür du dich entschuldigen solltest.


Luftwaffe1990  30.09.2020, 17:31

Da bin ich ganz deiner Meinung... Richtig nervig, dieser Genderwahn!

1