Was ist an "homo oeconomicus" gut und was schlecht?

3 Antworten

Da muss ich Gregorianer widersprechen.

Es handelt sich nicht um ein Menschenbild, sondern ein wissenschaftliches Modell, was vereinfacht die Grundlagen wirtschaftlichen Handelns darstellt. Dieses Ideal ( Ideal= gedankliche Konstruktion, Abbild von Verhaltensannahmen von Wirtschaftssubjekten) zeichnet sich durch ausschließlich rationales Handeln nach dem ökonomischen Prinzip, bzw. Optimalprinzip aus. Also gilt Eigennutzorientierung an der eigenen Nutzenmaximierung.

Kritik und Widersprüche sind beispielsweise, dass Menschen nicht immer rational handeln, sondern auch gesteuert durch Gewohnheit, Emotionen, widersprüchliche Wünsche oder, dass der Markt und Kosten/Nutzen von Entscheidungalternativen auf Grund von vielfältigem, undurchschaubaren Angebot schwer voraussehbar sind oder, dass Nutzen nicht nur monetäre Interessen widerspiegelt, also Geld, sondern auch individuelles Nutzen, wie z.B. das Gefühl etwas Gutes zu tun.

Der homo oeconomicus ist das grundlegende Menschenbild der Ökonomie. Es geht vom rein (zweck-) rationalen Verhalten des Menschen aus. Allerdings wurde es in zahlreichen (z.B. spieltheoretischen) Experimenten falsifiziert.

Es gibt auch Untersuchungen an Menschen, die in nicht wie wir in markt- sondern in tauswirtschaftlichen Gesellschaften leben. Die verhalten sich erst recht nicht rational. Man könnte also sagen, der Homo Oeconomicus ist nicht die Grundlage, sondern die Folge des Wirtschaftssystems.

Will man dieses Modell beibehalten muss man es immer komplizierter gestalten. Dann kommt man schnell zu einer inhaltsleeren Tautologie. Wenn jedes Verhalten rational ist dann ist Rationalität nur ein Synonym für Verhalten. Mutter Theresa handelte also rational, weil sie in den Himmel kommen wollte.

Auch mathematisch gesehen ist der homo oeconomicus ein Problem. Nutzen ist höchstens (es gibt hier abweichende Experimente) ordinal skaliert. Damit sprengen die hübschen Graphen in den BWL-Büchern die Gesetze der Mathematik.

Der homo oeconomicus ist ein Egoist, Gefühle spielen keine Rolle. Sie denken völlig rational. Vorteil: klares, pragmatisches Denken, Nachteile: Gefühlsressistent, meist geht es nur um den "maximalen Gewinn"