Hitler und seine Spendern?

4 Antworten

Vom Fragesteller als hilfreich ausgezeichnet
Wer Hitler wirklich bezahlt hat

Veröffentlicht am 29.04.2007 | Lesedauer: 4 Minuten

Von Adam Tooze

Der Historiker Adam Tooze analysiert in seinem Buch, dass die Entscheidungen des Diktators viel stärker als bisher bekannt wirtschaftlich motiviert waren. Ein exklusiver Vorabdruck

Der Zeit des Nationalsozialismus neue Perspektiven hinzuzufügen, ist keine leichte Sache. Dem britischen Historiker Adam Tooze ist das mit seinem Werk "Ökonomie der Zerstörung" gelungen. Tooze belegt schlüssig, dass alle Entscheidungen Hitlers auch ökonomisch motiviert gewesen seien. Im folgenden Auszug beschreibt er, wie deutsche Industriekapitäne von Anfang an willens waren, das Werk des Diktators zu finanzieren.

"Am Montag, dem 20. Februar 1933, um 18 Uhr, erschien eine Gruppe von etwa 25 Industriellen im Amtssitz von Hermann Göring, der nun Reichsminister ohne Geschäftsbereich und kommissarischer Innenminister Preußens war. Reichskanzler Hitler wollte den Herren bei diesem Geheimtreffen seine Politik offenbaren. Es war eine eigenartig zusammengewürfelte Schar: Neben einer Reihe von eindeutig zweitrangigen Akteuren waren unter den Geladenen so illustre Industriekapitäne wie der IG-Farben-Vorstand Georg von Schnitzler, Gustav Krupp von Bohlen und Halbach, (...) Chef des Krupp'schen Eisen- und Stahlkonzerns und außerdem Vorsitzender des Reichsverbands der Deutschen Industrie, und Albert Vögler, Vorstandsvorsitzender der Vereinigten Stahlwerke AG, (...) des zweitgrößten Stahlkonzerns der Welt.

Begrüßt wurden die Unternehmer von Göring und Schacht. Hitler erschien erst nach beträchtlicher Wartezeit. Aber wenn die Industriellen ein Gespräch über die kommende Wirtschaftspolitik erwartet hatten, dann wurden sie enttäuscht. Hitler zog es vor, ihnen einen Vortrag über die allgemeine politische Lage zu halten. (...) Die Erfahrung der vergangenen 14 Jahre habe gelehrt, dass sich die Privatwirtschaft im Zeitalter der Demokratie nicht behaupten könne, da sie sich vor allem auf Persönlichkeit und individuelle Führungsstärke gründe, Demokratie und Liberalismus aber unweigerlich zu Sozialdemokratie und Kommunismus führten. Nach 14 Jahren des Verfalls sei nun der Moment gekommen, der verhängnisvollen politischen Spaltung Deutschlands ein Ende zu setzen. (...) Die Partei brauchte nur 33 weitere Mandate im Reichstag, dann wären alle Aktionen gegen die Bolschewisten verfassungsrechtlich gedeckt. Doch egal wie die Wahl auch ausgehen werde - einen Rückzug werde es nicht mehr geben. Wenn auf diese Weise keine Entscheidung herbeigeführt werden könne, dann müsse das Urteil eben anders vollstreckt werden.

Fragen nahm Hitler von den versammelten Unternehmern ebenso wenig entgegen, wie er ihnen darlegte, was er eigentlich von ihnen erwartete. Er war nicht erschienen, um mit ihnen zu verhandeln. Er war gekommen, um sie von seinen Absichten in Kenntnis zu setzen. Und in dieser Hinsicht können bei seinen Zuhörern wahrlich keine Fragen offen geblieben sein.

Der neue Reichskanzler plante, der parlamentarischen Demokratie den Garaus zu machen. Er wollte die Linke vernichten und war mehr als bereit, dafür physische Gewalt einzusetzen. Zumindest aus den uns vorliegenden Unterlagen dieses Treffens geht hervor, dass es Hitler wie Göring an diesem 20. Februar letztlich tatsächlich nur um den Konflikt zwischen Rechts und Links gegangen war. Es fiel weder ein Wort über ihre Pläne im Hinblick auf das Judentum noch über irgendwelche Eroberungszüge.

Hitler überließ es schließlich Göring, den eigentlichen Grund des Treffens zu enthüllen: Der Führer habe mit seinen Einlassungen bewiesen, dass das deutsche Unternehmertum großes Interesse an der Bekämpfung der Linken haben müsse, also sollte es auch einen angemessenen finanziellen Beitrag dazu leisten. Solche Opfer, sagte Göring, seien gewiss für die Industrie sehr viel leichter zu ertragen, wenn sie sich bewusst machen würde, dass die Wahlen am 5. März mit Sicherheit die letzten in den kommenden zehn, ja vielleicht sogar in den kommenden hundert Jahren seien. Krupp, der zum Sprecher der Industriellengruppe erkoren worden war, hatte ausführliche Notizen für ein eingehendes Gespräch über wirtschaftspolitische Fragen vorbereitet, besann sich angesichts dieses dreisten Appells jedoch eines Besseren und verzichtete auf ermüdende Details. Lieber beschränkte er sich auf die Aussage, dass sich gewiss alle Anwesenden der Notwendigkeit einer schnellstmöglichen Lösung der politischen Lage einig seien. Die Privatwirtschaft stehe voll hinter dem Ziel, eine Regierung ins Amt zu heben, die im Interesse des deutschen Volkes handeln würde. Nur in einem starken und unabhängigen Staat könnten Wirtschaft und Industrie blühen und gedeihen.

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Nach diesem Austausch nationalistischer Gemeinplätze verließen Hitler und Göring den Raum. Hjalmar Schacht (...) schlug vor, einen Wahlfonds von drei Millionen Mark für die NSDAP und ihre deutschnationalen Koalitionsparteien einzurichten. Tatsächlich erhielt er im Laufe der nächsten drei Wochen Beiträge von 17 Wirtschaftsgruppen. Die größten Einzelspenden kamen von der IG Farben (400 000 Reichsmark) und der Deutschen Bank (200 000 Mark). Die Wirtschaftsgruppe Bergbau hatte 400 000 Mark überwiesen.

Zu den anderen Großspendern zählten die Organisatoren der Berliner Automobilausstellung (100 000 Mark) und diverse Unternehmen aus der Elektrobranche wie Telefunken, AEG oder die Akkumulatorenfabrik AFA. In den kommenden Jahren sollte diese "Adolf-Hitler-Spende der deutschen Wirtschaft", die dem Reichskanzler zur persönlichen Verfügung stand, zu einer Institution werden. Faktisch aber waren es die Spenden vom Februar und März 1933, die einen entscheidenden Beitrag leisteten. Denn sie waren für die Partei just in dem Moment eine kräftige Finanzspritze, als diese knapp bei Kasse war und, wie Göring vorausgesagt hatte, vor der "letzten Wahl ihrer Geschichte stand."

https://www.welt.de/wams_print/article840593/Wer-Hitler-wirklich-bezahlt-hat.html

Udavu  24.11.2022, 19:30

⭐Danke

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https://de.wikipedia.org/wiki/Adolf-Hitler-Spende_der_deutschen_Wirtschaft

Villa Hügel z. B. stellvertretend fuer die gesamten Waffenhersteller, das waren seine Geldgeber, ansonsten wurde alles unter eine Verschuldung gemacht, wie wir sie Moment, weitab von der schwarzen Null, auch wieder machen. Sein Heftchen ist dagegen Peanuts, schon das du dir dabei etwas ausgerechnet hast zeigt, das du die Dimension dieser Kosten nicht erkannt hast, die dann spaeter von den überfallenden Staaten zurückgezahlt werden sollten.

https://de.wikipedia.org/wiki/25-Punkte-Programm

Das stimmt so nicht.

  1. Mein Kampf hat sich erst nach der Machtübernahme verkauft. Vorher hat kein Mensch für den Schwachsinn interessiert. Nach der Machtergreifung auch nicht, da gehörte es nur zum guten Ton, dass ein Exemplar im Bücherregal stand. Wahrscheinlich wurden nur sehr wenige davon gelesen.
  2. Nicht in den USA und der Schweiz hatte er die großen Spender, sondern in der Deutschen Industrie. Die witterten nämlich Geschäfte nach der Machergreifung. Von dort kam das meiste Geld. https://de.wikipedia.org/wiki/Großindustrie_und_Aufstieg_der_NSDAP#Industrie_und_Nationalsozialismus_vor_1930
  3. Ein großer Unterstützer der Nazis in den USA war allerdings Henry Ford https://de.wikipedia.org/wiki/Henry_Ford#Henry_Ford_und_der_Nationalsozialismus
  4. Schweizer Banken haben während des 2. Weltkrieges viele Geschäfte mit den Nazis gemacht. Sie haben beispielsweise sogenannte „Entartete Kunst“ für die Nazis verkauft und Devisen beschafft. Gleichzeitig haben sie jüdische Vermögen verwahrt und nach der Ermordung der Eigentümer behalten.

Hi,

Ob der Erlös aus dem Buch einen großen Teil ausgemacht hat, kann ich mir ehrlich gesagt nicht vorstellen. Vielleicht war das ein Startkapital aber das wird sicherlich nicht ausgereicht haben.

Es gibt ein Buch über Hitler und die Wallstreet:

https://www.erziehungskunst.de/artikel/medien/wall-street-und-der-aufstieg-hitlers/

(Den link habe ich einfach nur rausgesucht)

Das Geld muss irgendwoher gekommen sein, das stimmt schon. Was mit Schweiz war, weiß ich nicht genau. Nur das diese ganzen Verflechtungen damals wohl doch komplexer waren, als allgemein angenommen.