Begründe, warum die westlichen Alliierten die Entnazifizierung weniger konsequent verfolgten als die Sowjetunion?

2 Antworten

Vom Fragesteller als hilfreich ausgezeichnet

Ist das eine Aufgabe für die Schule? Falls ja, scheint Dein Lehrer nicht begriffen zu haben, dass die Sowjetunion völlig willkürlich vorgegangen ist: Stalin hat Quoten an Festnahmen vorgegeben, weshalb kleine Mitläufer und auch völlig Unschuldige interniert wurden.

Vor allem aber hat die Sowjetunion Jagd auf politische Gegner (Antikommunisten) gemacht und diese auf eine Stufe mit NS-Kriegsverbrechern gestellt. Sie war eben ein genau so totalitäres Regime wie das "Dritte Reich" selbst.

1LeonieS1 
Fragesteller
 08.05.2023, 16:28

Also nazis waren antikomunissten?

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Philippus1990  08.05.2023, 16:33
@1LeonieS1

Nicht nur "Nazis" waren Antikommunisten - auch andere Gruppen wie Konservative, Katholiken, Unternehmer, Bürgerliche usw.

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Adzea  08.05.2023, 16:43
@1LeonieS1

Ja. Aber nicht alle Antikommunisten waren Nazis.

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IanGaepit  08.05.2023, 16:33

Naja, das würde, selbst wenn es so korrekt wäre, immer noch bedeuten, dass die Sowjetunion die deutlich konsequenter entnazifiziert hat, als die Alliierten, die Wort wörtlich Nazis in den Strukturen der neuen Bundesrepublik zugelassen hatten, die letztlich dort auch im normal Fall erst aus Altergründen ausschieden.

Die einzige Übernahme, von Nazis in der SBZ und der DDR war im militärischen Bereich. Und selbst dort wurden die sehr schnell ausgeschlossen.

An der korrekten Grundannahme, dass die Sowjets nun mal deutlich gründlicher Entnazifizierten als die Alliierten, würde dein Argument also nicht mal etwas ändern...

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Philippus1990  08.05.2023, 16:50
@IanGaepit
Naja, das würde, selbst wenn es so korrekt wäre, immer noch bedeuten, dass die Sowjetunion die deutlich konsequenter entnazifiziert hat

Die "DDR" war eine kommunistische Diktatur samt politischer Unterdrückung, Bespitzelung, Mangelwirtschaft und Schießbefehl an der Grenze. Ob sie konsequenter "entnazifiziert" hat, juckt mich da nicht die Bohne. Das ist aber vermutlich ohnehin bloß eine kommunistische Legende (siehe hier und hier).

Die einzige Übernahme, von Nazis in der SBZ und der DDR war im militärischen Bereich.

Das ist schlicht falsch. Siehe Quellen oben sowie hier, hier und hier.

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IanGaepit  08.05.2023, 17:17
@Philippus1990

Hat jetzt etwas gedauert, weil ich deine Artikel erstmal lesen musste.

Die "DDR" war eine kommunistische Diktatur samt politischer Unterdrückung, Bespitzelung, Mangelwirtschaft und Schießbefehl an der Grenze.

Abgesehen vom eher ideologisch geprägten Begriff "Mangelwirtschaft," der im Kern nur die nicht ständige Verfügbarkeit von Wohlstandsgütern beschreibt, der zu einem gewissen grad in westlichen Staaten sowieso nur auf der Ausbeutung des weniger Entwickelten aber nicht sozialistischen Auslands basierte, würd ich da nicht idersprechen. Die DDR war in keinster Weise ein großartiger Staat.

Ob sie konsequenter "entnazifiziert" hat, juckt mich da nicht die Bohne.

Dann Antworte halt nicht auf die Frage, nach der Konsequenz der Entnazifizierung, wenn die dich nicht juckt.

Das ist aber vermutlich ohnehin bloß eine kommunistische Legende (siehe hier und hier).

Naja, selbst der Artikel des MDR, der sicherlich sehr kritisch mit der Entnazifizierung in der DDR umgeht gesteht halt ein:

In publikumswirksamen Schauprozessen wurden mehr oder minder NS-Belastete vorgeführt und abgeurteilt. Jedoch weiß man heute, dass sich unter den hart bestraften Verurteilten zahlreiche Mitläufer und sogar Unschuldige befanden. Dennoch: Die DDR hat in dieser Phase erwiesenermaßen mehr NS-Verbrecher zu Recht verurteilt, als es die Bundesrepublik getan hat. Die Entnazifizierung von Polizei, Justiz und innerer Verwaltung wurde sehr erfolgreich betrieben. Das wusste die DDR im Kalten Krieg auch zu nutzen. In zahlreichen Kampagnen gegen die Bundesrepublik wurde genau dieses Wissen ausgenutzt, um zu diffamieren, aufzudecken und sich letztlich als den besseren der beiden deutschen Staaten zu präsentieren. Aber was ist dran am "besseren Deutschland" DDR? Wie ernst wurde der antifaschistische Anspruch bei der juristischen Strafverfolgung von NS-Tätern in der DDR genommen?

Sicherlich ist das Framing kritisch, nach welchem schon fast impliziert wird, die DDR hätte nur konsequenter entnazifiziert als der Westen um es als Munition im Kalten Krieg zu nutzen. Der Grundtenor, dass die DDR allerdings grundsätzlich konsequenter entnazifiziert wird halt nicht mal in dem Artikel bestritten.

Der Welt Arikel bringt solche Themen gar nicht erst auf. Aber die Welt ist letztlich eine konservativ-liberale Zeitung, die nun wirklich gar kein Interesse an einem sachlichen Umgang mit dem Thema haben kann.

Ganz generell hier eine deutlich neutraler Quelle, die du weiter unten selbst verwendest:

In der sowjetischen Besatzungszone wurde die Entnazifizierung am konsequentesten durchgeführt und am schnellsten abgeschlossen. Die Entnazifizierung erfolgte hier im Zusammenhang mit der "antifaschistisch-demokratischen Umwälzung". Die Entfernung der ehemaligen NSDAP-Mitglieder aus allen wichtigen Stellungen war Bestandteil dieser politischen und sozialen Neustrukturierung, die unter dem Schlagwort "Auseinandersetzung zwischen der Arbeiterklasse und der Monopolbourgeoisie" die SED als bestimmende Kraft durchsetzen sollte.

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Das ist schlicht falsch. Siehe Quellen oben sowie hier und hier.

Ich bezog mich oben in erster Linie auf staatliche Institutionen, wie die im MDR Artikel erwähnte Verwaltung, Polizei usw. Die Partei an sich hatte ich da nicht bedacht. Muss ich meinen Fehler eingestehen. Wobei die SED da prozentual gesehen besser da steht, als insbesondere Konservative und Liberale Parteien in der BRD.

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Philippus1990  08.05.2023, 18:05
@IanGaepit
Abgesehen vom eher ideologisch geprägten Begriff "Mangelwirtschaft," der im Kern nur die nicht ständige Verfügbarkeit von Wohlstandsgütern beschreibt, der zu einem gewissen grad in westlichen Staaten sowieso nur auf der Ausbeutung des weniger Entwickelten aber nicht sozialistischen Auslands basierte, würd ich da nicht idersprechen.

Wieso ist für Kommunisten eigentlich jede Form von Handel "Ausbeutung"? XD

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IanGaepit  08.05.2023, 18:14
@Philippus1990
Wieso ist für Kommunisten eigentlich jede Form von Handel "Ausbeutung"? XD

Ist es nicht. Aber, wenn man halt die ganzen schönen Rohstoffe für die tollen Luxusgüter, aus Staaten bezieht, in denen die westlichen Großmächten an deren Rockzipfel man hängt, grade wieder ne fschistoide Militärdiktatur installiert haben, die den ganzen Arbeitsschutz der geputschten linken Regierung zerstört, weil die Rohstoffe und damit Luxusgüter dann teurer werden würden, ja dann kann man halt schon von Ausbeutung reden. ;D

Aber nur so, dass dir zum Teil deine eigenen Quellen widersprechen, da hast jetzt nix zu zu sagen?

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