Haustür vor Hund schützen?

3 Antworten

Tut mir Leid, aber so ganz ohne keine Tipps zu "Erziehung" (es ist eigentlich kein Erziehungsproblem im Sinne von "der Hund darf das nicht" sondern ein Problem, an das man verhaltenstherapeutisch rangehen sollte) wird es schwer. Warum? Weil Hunde mit Trennungsstress in ihrem Stress oftmals über sich hinauswachsen und Schutzvorkehrungen kaputt machen. Man kann diese natürlich nutzen (dazu gab es ja auch schon Vorschläge), aber ich würde dennoch gerne ein paar Vorschläge dazu machen, wie man die Trennungssituation dem Hund weniger unangenehm machen kann, ohne, dass man aktiv an der Angst arbeiten muss.

Eine Sache aber noch vorweg: Ich weiß nicht, ob schon der Tipp kam, den Hund für die Zeit der Abwesenheit in eine Box zu "sperren". Würde ich nicht machen. Einerseits weil es in Deutschland illegal ist, den Hund ohne guten Grund (zum Beispiel Sicherung im Auto) für längere Zeit in eine Box zu sperren. Box anbieten gerne, aber Tür verschließen darf man nicht. Andererseits weil diese starke Bewegungseinschränkung Frust und Stress verstärken bzw. auslösen kann und ich durchaus Hunde kenne, die die Box zerstört haben und ausgebrochen sind, oder es zumindest versucht haben, was gefährlich sein kann.

Aber hier die Vorschläge, ohne Anspruch auf Vollständigkeit

  • Betreuungsperson finden, die in der Zeit beim Hund bleiben kann
  • Darauf achten, dass vorher wichtige Bedürfnisse erfüllt sind (Lösen, Bewegung, Sozialkontakt, Schnüffeln, Spielen usw.)
  • Sich Zeit nehmen, dem Hund vor dem Gehen dabei zu helfen, sich zu entspannen und ihn nicht in einer "können wir was zusammen machen" Stimmung alleine zu lassen
  • Stressauslösende Rituale wenn möglich vermeiden (zum Beispiel den Schlüssel heimlich holen, die Jacke erst draußen anziehen usw.)
  • Darauf achten, dass in der Zeit vor dem alleine sein möglichst viele Stressoren vermieden werden
  • Darauf achten, dass auch während dem Alleine Sein möglichst viele zusätzliche Stressoren vermieden werden (zum Beispiel durch das Schließen von Rollläden oder das anschalten von Fernseher/Radio um Reize von außen auszublenden)
  • Orte zur Verfügung stellen, die dem Hund bekannt sind und die er mit Ruhe verknüpft hat (Decke, Bett usw.)
  • Es gibt Nahrungsergänzungsmittel die beruhigend wirken können, ebenso gewisse Produkte wie Adaptil und Thundershirts, die man ausprobieren kann. Eine Wirkung ist nicht sicher und es macht immer Sinn, das mit dem Tierarzt zu besprechen
  • Beim Thema Tierarzt: Angstlösende Medikamente, also Psychopharmaka, können eine Möglichkeit sein. Sie werden leider manchmal verteufelt, aber einen Hund leiden zu lassen, obwohl es eine Möglichkeit gäbe, ihm durch diese Zeit zu helfen ist ethisch ziemlich fraglich (und das kommt von jemandem, der selbst Psychopharmaka zu sich nimmt und weiß, wie nötig es ist, bestimmte Symptome abmildern zu können)
  • Beschäftigung zur Verfügung stellen (zum Beispiel Kauartikel, Kongs, Schleckmatten, Spielzeug das aber eher beruhigend wirkt). Gerne auch mehrere Sachen, damit der Hund sich selbst das aussuchen kann, was er möchte, und so Selbstwirksamkeit erleben kann.
  • Man kann den Bewegungsraum auf einen Raum beschränken, damit der Hund nicht in der ganzen Wohnung/im ganzen Haus auf die Suche nach dir geht und sich so noch mehr stresst, der Hund sollte aber dennoch die Möglichkeit haben, sich zu bewegen, da Bewegung Stress abbauen kann

Im Endeffekt würde ich alles machen, was dem Hund irgendwie Erleichterung verschafft. Trennungsangst ist schlimm, für alle Beteiligten, und alle Beteiligten verdienen es, den Stress der mit all dem Verbunden ist so weit wie möglich zu senken

Woher ich das weiß:Berufserfahrung
Elocin2910  20.06.2022, 22:47

Alles super empfohlen, aber bei Psychopharmaka sollte es tatsächlich aufhören, erst Recht wenn darin Acepromazin enthalten ist.

Das lähmt den Hund körperlich, lässt ihn aber leider psychisch alles noch viel mehr mitbekommen, wenn schon Medikamente dann aber doch bitte niemals mit diesem "Wirkstoff", wobei ich für meinen Teil ehrlich gesagt sowieso grundsätzlich gegen Psychopharmaka bin und die selbst in meiner eigenen schlimmsten Zeit nicht angewendet hätte und habe.

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LynnSo  20.06.2022, 23:07
@Elocin2910

Ich glaube, dass die Frage ob und welches Psychopharmaka sinnvoll ist, lieber Menschen überlassen werden sollen, die sich damit auskennen - also den Ärzt*innen bzw. den tierärztlichen Verhaltensberater*innen (wobei sich da natürlich auch nicht jeder auskennt). Ich wollte es nur erwähnen, weil Menschen oft gar nicht wissen, dass das eine Option ist, und man eben auf Tierärzt*innen zugehen muss. Zu Acepromazin kann ich selbst nicht viel sagen, ich habe nur im Kopf, dass es zum sedieren verwendet werden kann, was ja auch gar nicht unbedingt das Ziel wäre. Der Hund soll das alleine bleiben nicht verschlafen, er soll sich dabei besser fühlen. Psychopharmaka sind unglaublich individuell, nicht alles funktioniert für jeden und Nebenwirkungen/paradoxe Wirkungen können auch ganz unterschiedlich auftreten. Wenn du keine nehmen möchtest - gerne, ist deine Entscheidung und es freut mich, dass du diese schlimmsten Zeiten auch ohne überstanden hast - deshalb anderen grundsätzlich von ihnen abzuraten finde ich aber schwierig. Ich würde ja auch nicht sagen, dass man immer Psychopharmaka verwenden soll, nur weil ich mich dafür entschieden habe und sie mir helfen, ich möchte nur, dass diese Option Menschen bewusst wird und diese Stigmatisierung - egal ob bei Hunden oder Menschen - nicht dazu führt, dass die Verwendung grundsätzlich und immer abgelehnt wird und man so Leid unnötig verlängert. That's all. Man kann es ja gerne erst mit Nahrungsergänzungsmitteln oder DAP oder ähnlichem probieren, und wenn das hilft, dann ist alles super. Aber wenn nicht möchte ich einfach verhindern, dass Halter*innen aufgeben, weil sie glauben, alles versucht zu haben.

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0Keine0Ahnung0 
Fragesteller
 08.07.2022, 12:47

Das Problem ist, das nichts davon hilft. Ich weiß es klingt absurd, aber wir haben jetzt wirklich alles schon ausprobiert (außer tatsächlich das mit den Medikamenten oder irgendwelchen Hormonen). Nicht verschafft abhilfe. Sie legt sich höchstens ins Bett von uns wahrscheinlich wegen dem Duft. Essen und Spielzeug rührt sie nicht an, ob man sie begrüßt oder nicht oder sie vorher auspowert oder generell mit ihr Gassi geht hilft auch nicht. Sie zerstört auch tatsächlich nur die Tür, wahrscheinlich weil sie mir hinterher will, aber es geht halt manchmal nicht wegen Arzt oder so zum beispiel. Bin langsam schon am verzweifelt, weil die Tür schon endgültig im arsch ist und auch ziemlich viel splittert und bröselt. Hundesitter kann ich mir leider nicht leisten, und ich kenne leider auch niemanden der tagsüber ab und zu Zeit hat auf den hund aufzupassen, wegen arbeit und so. Hatten es auch schon mit einem hundetrainer versucht und nicht mal der konnte helfen 😪😪 Haben auch schon versucht die Tür mit verschiedenen Sachen zu blockieren, aber egal was oder wie, dieser Hund findet einfach immer einen weg. :( Ich weiß, dass sie unter starken verlustängsten leidet und ich würde ihr auch echt gerne helfen, aber zum arzt darf man sie leider nicht mitnehmen. :(

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LynnSo  08.07.2022, 14:35
@0Keine0Ahnung0

Es gibt Hunde, für die alleine bleiben immer schlimm bleiben wird, für die tatsächlich die typischen Maßnahmen keine Abhilfe schaffen. Ihr habt ja schon wirklich viel probiert und wenn all das nicht mehr hilft, schlage ich in der Regel zwei Sachen vor. Es mit Medikamenten versuchen, oder sich überlegen, ob dir derzeitige Lebenssituation für den Hund passend ist. Ich weiß, letzteres ist schwer, und kein Mensch möchte sich gerne die Frage stellen, ob der eigene Hund, den man liebt, in einer anderen Familie besser aufgehoben wäre. Und gerade, da euer Hund ja eh Verlustängste hat, könnte sie eine Trennung von euch und den Umzug in eine neues Zuhause, ein neues Umfeld, eine neue Familie, sehr stressen. Deswegen würde ich euch, wärt ihr meine Kunden, sehr ans Herz legen, mal bei einem Tierarzt vorbeizuschauen, der sich mit Verhaltenstherapie und medikamentösen Behandlungen von Ängsten auskennt. Einfach mal nachfragen, die Möglichkeiten kennen lernen, sich informieren und wissen, welche Optionen es gibt. Ihr müsst ja weder sofort eine Entscheidung zur medikamentösen Behandlung noch eine Entscheidung zu der Art der Medikation sofort treffen. Und ihr könnt euch auch immer noch dagegen entscheiden. Ich kenne Hunde, bei denen erst Medikation ein arbeiten an bzw. ein managen der Trennungsangst möglich gemacht hat.

Ich will euch hier auf keinen Fall unter Druck setzen, so nach dem Motto "Medikamente oder Hund abgeben". Am Ende vom Tag könnt ihr besser einschätzen, wie sehr euer Hund leidet und wie ihr ihm helfen könnt. Mir ist es nur wichtig, meinen Kund*innen mitzuteilen, dass es die medikamentöse Möglichkeit gibt, und dass dieses Stigma, was um das Thema besteht, leider oft dazu führt, dass man Medikamente gar nicht erst in Betracht zieht. Nun seid ihr natürlich nicht meine Kunden, aber dennoch wollte ich das nur nochmal los werden.

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Man könnte innen um den Haustürbereich so etwas wie ein Gitter aufstellen, dass der Hund weder umwerfen noch sich drin verheddern kann. Und davor eine Matte oder Decke für ihn hinlegen, wo er auf euch warten kann.

Evtl. käme auch etwas in Betracht, was ihr direkt innen an der Haustür anbringen könnte, damit er nicht an die Tür rankommt. Aber ohne Löcher zu bohren wird das sicher schwierig, oder gibt es so starke Saugnäpfe?

Woher ich das weiß:Berufserfahrung – Verkauf von Hundetransportsystemen