Hat studieren früher gekostet?

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Das eigentliche Studium war an den staatlichen Hochschulen und Universitäten in Deutschland schon in den 1960er und 1970er Jahren kostenlos (nur eine kleine Semestergebühr für irgendwelche Verwaltungskosten). Die Aussage, dass damals nur Kinder reicher Familien studieren konnten, ist schlichtweg gelogen. Meine Eltern studierten beide in dieser Zeit. Meine Grosseltern waren keine reichen Leute.

Die Probleme für Kinder aus armen Familien beim Thema Studium waren damals die gleichen wie heute:

  • Im Studium bekommt man kein Geld. Die Lebenshaltungskosten müssen aber bezahlt werden. Komplett mit Nebenjobs finanzieren? Das schaffen nur wenige. Die Eltern bezahlen alles? Da hast Du den wunden Punkt! BAFöG? Gab es mal mehr, mal weniger. Das allein hat meistens nicht gereicht.
  • Den Kindern aus armen Familien fehlt zum Studium meistens nicht in erster Linie das Geld - in erster Linie fehlt Ihnen meist die praktische Unterstützung für das Studium und das Vorbild von zu Hause, wenn die Eltern selbst nicht studiert haben.
bikingmone  30.09.2023, 09:08

Das lässt sich immer so einfach sagen, kommt aber auch viel auf die Kindheit und das eigene Selbstbewusstsein an. Meine Eltern haben die Stelle bereits für mich ausgewählt, als ich 14 Jahre alt war! Unsere Hausärztin hat sie darauf angesprochen, mir einen Ausbildungsplatz zu stellen, weil ich sehr geeignet dafür schien. Es war damals schlichtweg nicht so, dass an den Schulen eine Möglichkeit gegeben war über die man dann schauen konnte, was man beruflich machen möchte. Ich hätte immer so gern etwas mit Tieren gemacht, traute mich aber nicht zu widersprechen (sehr schwierige Verhältnisse!). Ich hatte schon immer große Probleme mich dauerhaft zu konzentrieren, konnte unmöglich später noch meine Wohnung finanzieren und nebenbei umschulen oder studieren. Psychologische Hilfe wäre damals schon nötig gewesen, war aber absolut nicht gefragt. Heute, mit inzwischen 55 J, den 2. heftigen Burnout, viele körperliche Erkrankungen, OP´s etc.... Sorry, aber ich hatte eben damals nicht die Möglichkeiten, bin in einem normalen Arbeiterverhältnis aufgewachsen, in dem auch die Mutter 3x/Woche arbeiten ging, als wir noch ganz klein waren, weil es nicht anders zu finanzieren war. Ich versuche trotzdem noch heute mich beruflich zu verändern, nur leider ist daran in meinem Alter (55) Niemand mehr interessiert, obwohl ich noch 11 Jahre arbeiten muss (37 VZ-Jahre ohne Pause habe ich schon, aber leider falle ich aus der 45J-VZ-Klausel raus, weil mein Jahrgang nicht passt)

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Klar war das früher nur den reichen vorbehalten. Nur die konnten sich leisten das ihre Kinder nicht direkt arbeiten gehen mussten.

Dampfschiff  14.08.2023, 09:49

Zwischen arm und reich gibt es noch eine ganze Menge Zwischenstufen. Insofern finde ich die Aussage etwas schräg, dass sich nur reiche Leute sowas leisten konnten. Wir reden hier über die Zeit zwischen 1960 und 1980, nicht über die Zeit zwischen 1200 und 1700!

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Wenn man an einer staatlichen (Fach)hochschule oder Uni studiert hat, war der gröößte Posten die Lebenshaltungskosten (Zimmer, Essen, evtl. noch Bücher und was man sonst noch für ein bescheidenes Leben braucht.

In Deutschland gab es auch in den 70er Jahren Bafög für Studierende, deren Eltern nicht so viel Geld hatten. Man hatte damals auch nicht so hohe Ansprüche wie heute. Viele hatten zumindest einen kleinen Job, was auch für die persönliche Entwicklung nicht verkehrt war. Und Studiengebühren gab es auch früher nicht - nur die ASTA-Beiträge.

Bis Mitte des 20. Jahrhundert kostete das Gymnasium noch Schulgeld.

Das war nicht unbedingt nur für wirklich Reiche möglich.

Der jüngste Bruder meiner Mutter studierte auch, obwohl meine Großeltern nicht so wohlhabend waren. Zu der Zeit gab es noch das Schulgeld.

Leider waren viele Eltern damals der Meinung, dass ein Mädchen gar keine Ausbildung bräuchte, und daher hielten sie eine höhere Schulbildung für Mädchen unnötig, obwohl es sich die meisten hätten leisten können.

Meine Eltern sagten mir immer wieder mal, dass ich, wenn ich ein Junge gewesen wäre, schon aufs Gymnasium hätte gehen dürfen.

Diese Haltung änderte sich wahrscheinlich mit den 68ern.