'Hast du keine Feinde, dann hast du keinen Charakter' - was ist dran?

8 Antworten

Nein, solche Sprüche sind extrem sinnbefreit und redundant. 

Ein Mensch der nur zuhause rumsitzt, Bücher liest und sich nur mit Freunden umgibt hat auch keine Feinde, oder keine Menschen die ihn nicht mögen, da sie ihn gar nicht kennen. Und trotzdem hat er Charakter. Oder Menschen die sich immer so geben dass die meisten sie mögen, die sind sehr gerissen und geben sich immer so, dass man sie mögen muss, die sind alles andere als charakterlos, aber naja.

Feinde zu haben ist keine Vorraussetzung für einen Charakter. Jeder Mensch hat einen Charakter. Er kann ehrlich oder unehrlich sein, freundlich oder unfreundlich, aufgeschlossen oder schüchtern usw.

Zum Charakter zählen auch die Eigenschaften, die auch andere haben. Warum sollte eine Eigenschaft nur dann zählen, wenn sie anderen entgegengesetzt ist? Zählt nur das, was andere nicht sind oder nicht wollen? Das wäre blindes Trotzdenken.

Wenn man Glück hat, ist man von vielen Menschen umgeben, die Toleranz gegenüber Charakteren üben, die ihnen nicht liegen. Charaktereigenschaften können für einen Menschen unnachvollziehbar sein, dewegen kann er den anderen trotzdem mögen. Meine besten Freunde haben in vielen Dingen eine andere Meinung als ich und wir können auch darüber debattieren oder uns aufregen. Aber wir würden uns deshalb nicht weniger mögen, denn Freundschaft bedeutet, Treue, Loyalität und Toleranz,und....mehr als alles andere: Ehrlichkeit und die Erlaubnis, ehrlich sein zu dürfen.

Es ist wohl so, dass Menschen, die aktiv sind, also die Macher und die, die nicht durch die Blume reden sondern klare Worte verwenden, im allgemeinen unbeliebt sind. Denn offene Worte sind manchmal verletzend, meist weil der andere den Nagel auf den Kopf getroffen hat.

Ein diplomatischer Mensch hat die Fähigkeit, klaren Worten auszuweichen, ohne seinem Gegenüber nach dem Mund zu reden.

Ich verurteile nichts von beidem.

Was ich als Feind bezeichne, ist ein Mensch, der wissentlich und böswillig die Unwahrheit sagt, um das eigene Ego zu stärken oder um zu übervorteilen. Der zu jedem freundlich ist, weil er nur seinen eigenen Vorteil im Fokus hat.

Niemand braucht Feinde, man kann auch ein guter Mensch werden, ohne dass man Feinde hat. Ein guter Mensch kann man auch durch gute Freunde, durch das richtige Umfeld und durch Warmherzigkeit werden.

Jeder ist anders, also kann dich nicht jeder mögen.

Honeybeee99 
Fragesteller
 26.06.2016, 17:48

Das ist mir durchaus klar, aber muss man unbedingt Feinde haben?

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JuOnTheGrudge  26.06.2016, 17:49
@Honeybeee99

Nur wenn diese Leute dich besser kennenlernen und das zwangmäßig, obwohl sie das nicht wollen, wie z.B bei der Arbeit. Ob das dann gleich Feinde sind, sei mal so dahingestellt.

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Ich finde Feindschaft zu anderen setzt eine militante Haltung voraus. Und die muss nicht jeder haben.

Man kann auch einfach nicht übereinstimmen; ganz ohne Feindschaft. Also ist meiner Meinung nach nix dran ;-)