Haben Buddhisten auch 'ne Art Bibel?

9 Antworten

Als "'ne Art Bibel" könnte man den Pali-Kanon bezeichnen.

Dieser enthält aber keine direkten oder indirekten "Worte Gottes" sondern ist eine (rel. spät aufgezeichnete) Sammlung der Lehrreden (und Ordensregeln) des MENSCHEN Siddhartha Gautama, unseres historischen Buddhas, die über einen Zeitraum von etwa 40 Jahren entstanden sind.

Es gibt alte buddhistische Schriften und diese dienen effektiv als Grundlage für die einzelnen buddhistischen Zweige. Man kann das durchaus mit einer Bibel vergleichen, zumal das neue Testament der Bibel ebenfalls eine Sammlung an alten Texten ist, ähnlich wie z.B. die Tripitaka im Theravada. Darunter gibt es die Suttapitaka, Lehrreden Buddhas.

Hoffentlich hilft dir das und gerne kannst du dir den Link mal anschauen:

http://www.palikanon.com/

Im Grunde lesen sie ja die Worte von Buddha. Diese sind aber nicht in dem Sinn heilig, weil sie ja nur auf etwas hinweisen. Worte, Schriften und Bücher sind in gewisser Weise Symbole, Metaphern, Gleichnisse oder in Erklärungen gefassteE rkenntniss. Wenn du ein Buch über die Tatsache und die Biologie eines Baumes liest, dann ist das Gelesene weder der Baum, noch ersetzt es die Tatsache der Biologie an sich. Diesen Umstand macht Buddha ganz klar, wenn er auf etwas verweist, das er meint. Er forschte ausschließlich in der Psyche des denkenden Geistes vom Menschen. Er entdeckte, dass alles, was der Mensch hierin mit sich rumträgt nur Produkte dieser Denkvorgänge und Erinnerungen sind. Er verwies aber auch auf einen "Geist" jenseits dieser "Software". Das ist der, der nicht durch mentales Denken am Leben gehalten wird. Es ist mit Bewusstheit einigermaßen umschrieben. Wer dieses Bewusstsein/Bewusstheit in sich "erweckt", erkennt, dass jedwede Form von Glauben und Illusion das Selbe sind. Anders ausgedrückt: Auch Leid, Ängste, visualisierte Hoffnung. Habgier, Egoismus, Neid, Heuchelei, und dergleichen sind nichts anderes, als Bestandteile des menschlichen ICHs. Das ICH selbst ist wiederum eine Ansammlung dieser Emotionen, Gefühlen, Erinnerungen, Schmerzerfahrungen und Ängsten. Das zu erkennen und loszulassen ist die grundsätzliche Lehre von Buddha. Es ist nicht die Leugnung von einem möglichen Gott, sondern eher das Gegenteil. Erst wenn alles, was eigentlich nicht Gott, Liebe, Güte, Demut etc. sein kann (weil es ja durch eigene Gedanken "erzeugt" wurde) ist der Mensch frei davon. Sein Worte sind natürlich anders gewählt, er hatte damals bestimmte Begriffe nicht parat, weil es sie schlichtweg im Sprachgebrauch nicht gab. Das gleiche sollte auch in anderen Schriften eigentlich immer beachtet werden, wird es aber nicht immer, so dass z.B. der Begriff des HL. Geistes immer als Idee von etwas Höherem gesehen wird; da diese Vorstellung allerdings innerhalb des ICHs verstanden wird, ist er somit nur eine andere Anmaßung des EGOs. Was ist damit gemeint`? Wenn ich z.B. glaube, dass ich demütig bin, beruht diese Demut auf dem Glauben, dieser Glaube ist aber ein Produkt des denkenden ICHs, ergo ist Demut nur eine "Selbsterhöhung" des Egos. Demut ist aber der vollkommen Verzicht auf dieses Ego. Verstehst du das?

Ich schreib das, denn deine Frage könnte auch limitiert einfach mit Nein, oder Vielleicht, oder Ja beantwortet werden, wie alle. Doch was nützt es?

Bedenke auch, dass Buddha hunderte Jahre vor Jesus gelebt, sich erforscht und gewisse geistige Tatsachen eruiert hat.

Wenn du nur einen alternativen Glauben suchst, wirst du ihn wohl auch unter dem Namen Buddhismus finden. Aber Buddha selbst wollte und hat keinen Glauben etabliert. Er wusste, dass er u.U. von der Suche nach Wahrheit ablenkt; denn wenn ich glaube hab ich eine vorgefertigte Meinung. Und die ist wie alle Religionen nun mal nicht geeignet, etwas darüber hinaus zu erfahren. Der Unterschied zwischen Glauben und Erkenntnis ist die unmittelbare Erfahrung. Les ich als Blinder ein Buch über Farben, kann ich die Beschreibung der Farben ja durchaus glauben, aber ich hab keine Erfahrung, was Farben wirklich sind. Doch wenn ich selbst sehe, brauch ich das Buch nicht. Buddha hat in Worten versucht zu erklären, wie man selbst dazu kommt, zu sehen. Vielleicht meint Jesus das selbe. Aber eben nicht die Gläubigen, die ja glauben, Jesus (oder Buddha) hätte für sie alle Erfahrungen gemachte, es ist nicht nötig, sich selbst um Einsicht in die Weisheit, Erkenntnis und Wahrheit zu bemühen. Erkennst du einen wesentlichen Unterschied? ;-)

"ne Art" ... ja!

Palikanon ist es für viele. ... wahrscheinlich die meisten

Das Lotos Sutra für die Nichiren-Buddhisten.

Der entscheidende Unterschied zur Bibel bleibt: Buddha war Mensch und nicht Gott, seine Weisheit ist nicht göttlich, sondern menschlich!


Goldlaub  20.11.2021, 17:05

Und angenommen die Menschen die Buddha verehren, aber nicht wirklich verstehen, was er lehrt, sagen deshalb, das was er meint und tat ist für mich nicht möglich. Und da ich Mensch bin, auch für alle nicht (welch eine Anmaßung!). Also kann er auch kein Mensch sein! Verstehst du die Tiefe der Frage?

Gilt für alle "Gottessöhne", ob Jesus, einst Herkules, Adonis, Thor usw.

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AlfredKubin  23.11.2021, 16:19
@Goldlaub

Wenn es so wäre, wie Du sagst, wäre ich mit Dir einverstanden - ABer alle meine Buddhi-Freunde und ich sagen andersrum: Buddha hat gelehrt, dass JEDER aus eigener Kraft zur Buddhaschaft kommen kann - und somit bleibt er für uns Mensch;)

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