Guter Übersetzerberuf?

6 Antworten

Hallo,

im Allgemeinen ist mir um den Beruf des Übersetzers nicht bange. Immerhin versucht man schon lange vergeblich einen Blechtrottel dafür zu entwickeln und das wird wohl auch noch lange so bleiben. Wenn es überhaupt je gelingen wird. Wir werden es mit Sicherheit nicht mehr erleben, dass künstliche Intelligenz Übersetzer überflüssig macht.

Auch wenn der Deepl Übersetzer - dessen sich scheints auch Pons inzwischen bedient - der beste Übersetzer sein dürfte, ist auch dieser bzw. sind auch dessen Übersetzungen mit Vorsicht zu genießen, und bleibt derweil der beste Übersetzer immer noch der aus Fleisch und Blut - also der Mensch - denn der Babelfisch (engl. Babel Fish), das fiktive Lebewesen aus dem Roman Per Anhalter durch die Galaxis von Douglas Adams, das man sich ins Ohr einführt, und das dem Träger ein Verständnis aller gesprochenen Sprachen ermöglicht, ist noch nicht entdeckt und/oder erfunden.

Und der populäre Internet-Übersetzungsdienst Babel Fish, der nach diesem Vorbild benannt wurde, reicht - wie andere online Übersetzer – bei weitem nicht an sein Vorbild heran.

Auch die professionelle - sehr teure - Übersetzungssoftware Trados ist von Haus aus erst einmal eine dumme Übersetzungssoftware, die erst einmal gefüttert werden will.

Ist sie dann gefüttert worden, hängt die Qualität der Übersetzungen immer von der Qualität des programmierten und benutzten Translation Memory ab.

Selbstständig dazulernen können weder Trados noch Translation Memories!

Es gibt keine guten on- und offline Text- bzw. Satz-Übersetzer, Text- bzw. Satz-Übersetzer-Apps, Text- bzw. Satz-Übersetzer-Programme usw., weil:

 - Sprache lebendig ist und sich ändert

 - die meisten Wörter mehr als eine Bedeutung haben

 - Wörter je nach Kontext unterschiedliche Bedeutungen haben.

 - maschinelle Übersetzer i.d.R. die am häufigsten vorkommende Übersetzung eines Wortes verwenden

 - maschinelle Übersetzer nicht zwischen den Zeilen lesen können

 - maschinelle Übersetzer weder die Grammatik

 - noch die unterschiedliche Satzstellung im Deutschen und in der Fremdsprache berücksichtigen.

Deshalb können maschinelle Übersetzungen höchstens als Gerüst für eine Übersetzung dienen und müssen immer sorgfältig nachgebessert werden.

Meist geht es schneller, Übersetzungen gleich mit Hilfe eines guten Wörterbuches (Langenscheidt, Pons, Collins, etc.)   oder mit online-Wörterbüchern (pons.com, dict.cc, leo.org, etc.) selbst zu machen. Das setzt aber natürlich ein gewisses Maß an Grundkenntnissen in der jeweiligen Sprache voraus.

Verdienst

Die meisten Übersetzer / Dolmetscher arbeiten freiberuflich und/oder selbstständig. Übersetzer-Agenturen sind für Kunden teuer, die Übersetzer aber, die tatsächlich die Arbeit machen, bekommen maximal 40% des Preises. 

Übersetzer / Dolmetscher ist keine geschützte Berufsbezeichnung und es gibt auch keine Gebührenordnung für Übersetzer / Dolmetscher. 

Tatsache ist, dass der Markt schwer umkämpft ist und die Branche mit Dumpingpreisen zu kämpfen hat. Mit den Einkünften eines selbstständigen Übersetzers / Dolmetschers lässt sich nur schwerlich eine Familie ernähren. 

Auch wissen viele Leute die Arbeit von Übersetzern / Dolmetschern - vor allem wenn es um die Weltsprache Nr. 1 Englisch und um Standardsprachen wie Französisch und Spanisch geht - nicht wirklich zu schätzen. 

Man verlässt sich da lieber auf die eigenen beschränkten Mittel, ungelernte Kräfte und den Google Übelsetzer samt Anhang und erkennt nicht an, dass es für Übersetzungen, neben einer entsprechenden Ausbildung und guten Sprach- und Fachkenntnissen, auch viel Zeit für Recherche, etc. braucht, 

und dass Übersetzungen eben nicht maschinell oder per Computer angefertigt werden können, sondern Hand- und Kopfarbeit sind. 

Dazu kommt, dass man dem Beruf des Übersetzers / Dolmetschers - so man geistig fit bleibt - bis ins hohe Alter von daheim aus nachgehen kann. Somit sind viele Übersetzerstellen auf lange Sicht belegt und der Nachwuchs bekommt nur schwer einen Fuß in die Tür. 

Die besten Chancen hat man, wenn man sich eine Nische (seltene Fachgebiete) sucht und weniger verbreitete und aufstrebende Sprachen beherrscht (Chinesisch, Japanisch, Russisch, Spanisch), aber auch das ist keine Garantie.

AstridDerPu 

PS: Der Fairness halber will ich dir hier aber nicht den Kommentar eines Nutzers auf einen meiner Beiträge zum Thema Zukunftsaussichten für Übersetzer vorenthalten:

... Professionelle Übersetzer sollten sich darauf einstellen, dass die Qualität der Übersetzungsprogramme mit zunehmender "künstlicher Intelligenz" sich enorm verbessern wird. Zudem sind natürlich auch menschliche Übersetzer keineswegs vor Fehlern gefeit. Es stimmt, dass die meisten heute verfügbaren Übersetzungsprogramme noch sehr mangelhaft sind. Es ist aber ebenso eine Tatsache, dass sich die Qualität dieser maschinellen Übersetzungen in den letzten fünf Jahren gewaltig verbessert hat und eine Ende dieser Entwicklung nicht abzusehen ist. Der Übersetzerberuf, wie er heute existiert, wird sich komplett verändern. In wenigen Jahren wird sich die Rolle des Menschen auf jene eines Lektors beschränken und selbst in dieser Rolle werden die Maschinen aufholen. Es wird irgendwann so weit sein, dass nur noch sehr wichtige Texte, die entweder für die Publikation bestimmt oder bei denen Missverständnisse zu erheblichen Problemen führen könnten, überhaupt von Menschen lektoriert werden. Für die Rohübersetzung werden für die häufigen Sprachkombinationen wie Deutsch-Englisch oder Französisch schon in nicht allzu ferner Zukunft zu über 90% Maschinen zum Einsatz kommen. Wer sich nicht heute auf diese Entwicklung einstellt, der wird abgehängt werden und wird sich beim Arbeitsamt anstellen müssen. Die Hochschulen tun gut daran, nur noch sehr wenige Übersetzer auszubilden und diese auf ihre neue Rolle als Lektoren und Informatiker vorzubereiten. Alles andere ist verantwortungslos.

Bellefraise  16.05.2021, 09:33

vielen dank für deine ausführliche stellungnahme. wann, ob in 10 oder 20 jahren weiss ich nicht aber die entwicklung der überstzungssysteme wird den beruf des dolmetschers oder übersetzers dramatisch verändern. vlt zunächst nicht ganz überflüssig machen aber das wird nur eine frage der zeit sein. ja, problematisch sind übersetzungen, in denen z.b. verdeckte transaktionen verarbeitet werden müssen...aber denken wir einmal an gehirn-maschine schnittstellen, welche heute zumindest in ansätzen bereits erprobt werden, dann werden sich vollkommen neue qualitäten der maschinenübersetzung auftun.

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Merkur112  16.05.2021, 20:42

Man muss zudem auch anerkennen, dass es sehr viele professionelle Dolmetscher gibt, die überhaupt nicht richtig übersetzen.

Was die Qualität der Übersetzung angeht, hast Du eine Sache noch außer Acht gelassen. Und zwar die Bestrebungen der Standardisierten Sprache. Die Luft wird für Übersetzer nicht nur durch die Systeme dünner, die besser werden, sondern man passt auch - zumindest in der Technik - die Sprache an leichtere Übersetzbarkeit an. So werden gerade in der technischen Dokumentation viele Terme, die schlecht übersetzbar sind, durch CLC Systeme (Controlled Language Checker) gezielt unterbunden oder entsprechende Alternativen angeboten.

Gerade TMS (Translation Memory Systeme), die ganz gezielt alles Neue nach bereits übersetztem prüfen, machen es Übersetzern schwer.

Alles in allem ein schweres Feld und es ist schade, dass es so ist, wie es ist.

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Von Experte earnest bestätigt

Ja, habe ich durchaus. Das ist ein schweres Berufsfeld geworden. Gerade die Dokumentenübersetzung ist durch modulare Redaktionssysteme, Wiederverwendung und elektronisch-automatischer Übersetzungssysteme enorm unter Druck geraten.

Häufig leisten sich Unternehmen gar keine Übersetzer mehr, sondern haben den Bereich ausgelagert- und zwar an so Laberköppe-Tec-Unternehmen, wo alle den Chef "duzen" dürfen. Und der beschäftgt nur auf 450Euro Basis bi- oder polyglotte Studenten fürn Hungerlohn.

Also wie gesagt. Übersetzung ist ein hartes Pflaster, vor allem, weil auch die elektronische Übersetzung (allen voran DeepL) immer besser werden - zwar noch nicht perfekt, aber schon verdammt gut.

Bellefraise  16.05.2021, 09:12

ja, neine tochte hat Dolmetscherein und Überstzen studiert, arbeitet derzeit im Umfeld der europ. Kommission im Rechtsbereich. Also, selbst da, wo es auf jedes Wort ankommt, sind die elektr. Übersetzungssysteme immer mehr im Einsatz und sind, wie du richtig sagst, verdammt gut.

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Ähem...mit B2 sprichst du kein perfektes Englisch. Ich habe die C2 Prüfung bestanden, betrachte mich aber ehrlicherweise vom perfekten Englisch noch weit entfernt. Leider!

Sulfurmatch 
Fragesteller
 16.05.2021, 20:09

An meiner Schule wurde bis b2 angeboten, deswegen

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B2 ist von der perfekten Sprachbeherrschung w - e - i - t entfernt.

Was die Berufsaussichten betrifft, teile ich die Skepsis von Merkur.

Gruß, earnest

Sulfurmatch 
Fragesteller
 16.05.2021, 20:10

Danke, meine Schule hat bis b2 angeboten, deswegen

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earnest  16.05.2021, 20:26
@Sulfurmatch

Dir ist aber klar, dass es ein Riesenschritt ist - von B2 zu C2?

Und selbst das ist keine Perfektion, sondern "nur" Annäherung an muttersprachliches Niveau...

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wenn du in dem Feld bleiben willst, geht kein weg an einem studium und auslandsaufenthalt vorbei. dann evtl noch spezialisierung auf z.b. recht oder finanzen. aber, wie auch schon angeführt .... ein harter job, besonders als selbständiger. .... in 10 jahren wird über künstl. intelligenz die konkurrenz der elektronischen übersetzer erdrückend werden