Gute Frage?

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Dazu gibt es unterschiedliche Thesen. Lange glaubte man, die Brüste wären eine Art Popo-Ersatz. Bei vierbeinigen Affen zeigt oft ein Anschwellen der Genital- und Analregion, die sog. Brunftschwellung, die Fortpflanzungsbereitschaft des Weibchens an. Mit steigender Wahrscheinlichkeit des Eisprungs nimmt die Schwellung immer stärker zu. Man glaubte nun, dass mit dem Entstehen des aufrechten Gangs die Brunftschwellung aus dem Blickfeld verschwinden wäre, als Ersatz hätten sich deshalb die Brüste entwickelt. Heute nimmt man an, dass das aber nicht der Grund dafür sein kann. Die Brust macht ja gar nicht das zyklusabhängige An- und Abschwellen mit.

Auch kann ausgeschlossen werden, dass die Brüste die Milchbildung steigern, denn das Brustwachstum wird nicht durch verstärktes Wachstum von Drüsengewebe verursacht, sondern durch Bildung von "nutzlosem" Fettgewebe.

Neuere Hypothesen gehen davon aus, dass die Brustentstehung mit der Veränderung der Gesichtsform zusammenhängt. Bei neugeborenen Affen springt die Gesichtsregion deutlich hervor. Im Lauf der menschlichen Entwicklung wurde der Hirnschädel immer größer, dafür wurde der Gesuchtsschädel immer kleiner. Die Brustwölbung sorgt dafür, dass das Baby Milch trinken und gleichzeitig atmen kann. Wäre die Brust flach wie etwa bei Schimpansen, könnte das Baby kaum atmen und würde beim Säugen ersticken, weil Stirn, Nase und Mund in einer Linie liegen.

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung – Biologiestudium, Universität Leipzig

Dazu gibt es verschiedene Theorien, wobei im Netz oft nur die ursprünglichen Idee steht bei denen einige Dinge noch nicht wirklich überdacht wurden. Hier die von mir bevorzugte Theorie. Die setzt erst einmal im IST-Zustand an.

Man stelle sich vor, dass Verhalten der Menschen wäre heute so wie damals. Dort wählten die Weibchen das "beste" Männchen. Wenn ein Männchen bei den Weibchen nicht anerkannt wurde, würde es sich auch nicht als Anführer lange halten. Ok, ein "wählen" der Weibchen ist etwas übertrieben. Ich wollte damit nur der gängigen Vorstellung Kontrapunktieren, das sich das stärkste (und ggf. brutalste Männchen) durchsetzt und die Weibchen sich dann damit abfinden müssen.

Der Anführer ist für die Fortpflanzung zuständig. Da die Weibchen nur einen/wenige Tage im Zyklus Lust auf Sex haben (und rote Bereiche ihres Hinterns ihn auf sie scharf machen) kann er eine kleine Gruppe von Weibchen 'bedienen'. Die Weibchen wollen aber meist nur den tollsten und besten, den Alpha der Gruppe. Als die Gruppen immer größer wurden - bis hin zu Städten und Staaten - wurde das immer schwieriger bis unmöglich. Eine Männchen an der Spitze einer Gruppe (Stadt, Staat) kann diesen zwar leiten, aber schon aus zeitlichen Gründen nicht für den gesamten Nachwuchs sorgen. Auch sieht man bei Schimpansen, dass bei größer werdenden Gruppen der Unfrieden immer mehr zunimmt. Irgendwann zerbricht die Gruppe - meist hat es dann schon Tote gegen. Auch wird viel Genmaterial verschwendet, wenn nur von einem Männchen Samen weitergegeben werden - und das Problem der Inzucht bleibt ungelöst.

Ohne Verhaltensänderung wären die größeren und erfolgreicheren Gruppen gar nicht möglich geworden. Und so entstanden Liebe, weibliche Eifersucht, Brüste und zyklusübergreifende Lust der weiblichen Individuen.

Ein Weibchen, dass fest mit einem anderen Männchen zusammen ist, darf auch nicht vom Chef der Gruppe begattet werden. Aber was wäre, wenn das Weibchens des Chefs nur an einem oder wenigen Tagen im Zyklus bereit und attraktiv wäre? dann wäre es vorprogrammiert, dass das attraktive Supermännchen (der Chef) sich in der Zwischenzeit andere sucht. Das Prinzip der Monogamie würde nicht funktionieren. Wenn er sich aber das für sich attraktivste Weibchen heraussucht und dieses auch jenseits des Eisprungs attraktiv bleibt, dann kann der Friede bestehen bleiben.

Dazu benötigte es ein Attraktor-Organ, dass die rote Gesäßschwellung ablöste. Etwas was dann nur die Weibchen besitzen. Da die Brustwarzen schon existierten - beim Männchen viel kleiner und rudimentär- boten sich evolutionär diese an. Ähnlich wie bei den Männchen bei den Pfauen (die die Weibchen schön wuschig machen) ist das dann bei den "Weibchen" bei uns Menschen. Unsere "Männchen" mögen verschiedene Stellen des weiblichen Körpers, aber alle die Brüste. Sie regen die sexuellen Wunschvorstellungen an.

Nun ist das häufig lästig für die Frau, wenn auch für sie nicht attraktive Kerle darauf anspringen und bei ihrem Anblick "immer nur an das eine Denken". Aber die Alternative ohne Attraktor-Organ wäre im Extremfall "nie an das eine Denken" bei den Männern. Und erste setzen sich evolutionär natürlich durch, denn letztere kämen nicht zur Fortpflanzung.

So haben Frauen (im entsprechenden Alter) den Vorteil, ziemlich problemlos an Sex zu kommen, wenn sie es denn wollen. Aber eben auch den Nachteil, dass die Kerle um sie herum auch lästig (oder gar belästigend) werden können, in ihrem durch den weiblichen Körper ausgelösten Wunsch nach Sex. Und die Brüste spielen dabei eine wichtige Rolle und stellen einen Selektionsvorteil gegenüber anderen Frauen mit weniger attraktiven Brüsten da.

Das spiegelt sich auch in der regionalen Selektion wieder. Man stelle sich eine Region vor, indem Pfaue nur 3 oder 4 kleinere, schöne Federn haben. Dann kann an mit 4 oder gar 5 Federn mächtig beeindrucken - mehr ist nicht nötig. In einer Region mit der (üblichen) riesigen Federtracht hätte man aber selbst mit 5 oder ein paar mehr Federn keine Chance. In Regionen mit durchschnittlich sehr großen Brüsten haben das mehr oder weniger alle. Chinesinnen haben im Schnitt weitaus weniger "Holz vor der Hütte". Aber das ist auch nicht nötig, da sie ja auch keine entsprechende Konkurrenz besitzen.

Zusammengefasst: Brüste dienen der (sexuellen) Attraktion von "Männchen" über den gesamte Zyklus hinweg, was durch die Umstellung des Verhaltens auf Monogamie notwendig wurde - auch wenn die Umstellung (noch) nicht komplett ist und "Weibchen" wie "Männchen" bei uns auch noch die alten Interessen und Auswahlkriterien zeigen.

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung – Abgeschlossenes Studium als Diplom Biologe

Du kannst die heutigen Menschenaffen nicht mit dem Menschen vergleichen. Die heutigen Menschenaffen sind den Menschen weniger ähnlich als sie es waren, als die Urmenschen die Bäume verlassen haben. Die damaligen Menschenaffen, die sich entschieden haben nicht zu Bodenbewohnern zu werden, haben sich quasi vom Menschen wegentwickelt und das könnte ein Grund sein, warum heutige Menschenaffenweibchen keinen großen Busen haben. Man darf auch nicht vergessen, dass ein großer Busen den Körperschwerpunkt und Körperumfang verändert und das kann für ein Leben in den Bäumen, wo man sich viel bewegen und klettern muss, nachteilig sein.

Menschen /=/ Affen

Nur weil wir viele Gemeinsamkeiten mit Menschenaffen haben, heißt das nicht das sie unsere haarigen Geschwister geworden sind. Da gibt es schon Unterschiede :')