Gibt es Unterschiede zwischen einem Dualen Studium Finanzwirt und der zweijährigen Ausbildung zum Finanzwirt?

5 Antworten

Vom Fragesteller als hilfreich ausgezeichnet

Das eine ist ein zweijähriges Anlernen, dass in eine Ausbildung gequetscht wurde.

Das andere ist sein Studium das mit einer Ausbildung verbunden wurde.

anTTraXX hat es schon gesagt. Den gesamten theoretischen Stoff der mD Ausbildung hat man in der gD Ausbildung nach ca. 5-6 Monaten durch.

Der Vergleich mit dem Jurastudium hängt. Du studierst Steuer- und Wirtschaftsrecht; im Bereich des öffentlichen Rechts deckst Du in den drei Jahren den gesamten Bereich des Staats- und Verfassungsrechtes ab, aber natürlich nicht mit dem Tiefgang eines Jurastudiums.

Genauso ist es im Privatrecht; um steuerrechtliche Schlüsse ziehen zu können, muss man Sachverhalte des Privatrechts einordnen können; aber auch wieder nicht in Umfang und Tiefe eines Jurastudiums.

Du hast auch Handels- und Gesellschaftsrecht und ein bisschen VWL und BWL. Im wesentlich hast Du aber Steuerrecht, Steuerrecht und Steuerrecht. Und das hat kein Volljurist außer im Wahlfach und dort nur so ganz grobe Grundlagen.

Lumaya97682 
Fragesteller
 11.07.2023, 14:29

Man hat also in der Ausbildung ein bisschen mehr Zeit um sich den Stoff anzueignen ? Es ist schon ein Unterschied, ob man was nach 6 Monaten können muss oder insgesamt erst nach 2 Jahren beherrschen muss.

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Meandor  11.07.2023, 14:50
@Lumaya97682

Jein, die Ausbildung und das Studium legen den Fokus auf unterschiedliche Bereiche. Und zudem ist das Stoffpensum relativ.

Die Unterrichtsstunden im mD sind nicht weniger voll, als die Vorlesungsstunden im gD. Man nimmt den Stoff auch nicht weniger genau durch, eher in Teilen noch genauer.

Sachverhalte die im mittleren Dienst zu Tode geprüft werden, werden im gD nicht am Rande gestreift, dafür stürzt man sich auf Probleme, die der mD gar nicht kennen lernt.

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Lumaya97682 
Fragesteller
 11.07.2023, 14:54
@Meandor

Man hat im mD ja "nur" 8 Monate Theorie, geteilt in 3 Blöcken. Am Ende eines jeden Theorieblocks finden Klausuren statt.

Ich denke man kann da wie du sagst nur oberflächlich anschneiden. Das ganze Steuerrecht beherrscht man nicht in der kurzen Zeit. Wahrscheinlich muss man recht viel nacharbeiten?

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Meandor  11.07.2023, 15:28
@Lumaya97682

Hält sich in Grenzen.

Ich hab im mD angefangen und die Ausbildung dann auch bestanden.

Knapp zehn Jahre später hab ich das Studium für den gD.

Laut meiner Beurteilungen und meiner Selbsteinschätzung war ich eigentlich gut in meiner Arbeit und auch im Fachwissen. Das dem nicht so ist, hab ich dann nach knapp sechs Monaten Studium erfahren.

Du hast im Steuerrecht meist das Steuergesetz, die Durchführungsverordnung, die Richtlinien und Erlasse und ggf. noch die Hinweise.

Im mD nimmst Du den Gesetzestext zur Kenntnis arbeitest dann aber Deine Aufgaben löst Du mit den Richtlinien. Du wirst also auf die "Verwaltungsmeinung" gedrillt, damit Du nachher schnell und zügig viele Steuererklärungen abarten kannst.

Im gD ist es (zum Teil anders), es gibt Landesfinanzschulen, da zählt auch nur die Verwaltungsmeinung, es gibt aber auch Hochschulen die freier sind. Dort arbeitest Du am Gesetzestext und am Text der Durchführungsverordnungen, denn nur die haben vor Gericht bestand. Die Verwaltungsauffassung in den Richtlinien nimmst Du zur Kenntnis, bzw. sofern sie auf Urteilen fußt nimmst Du sie als Entscheidungshilfe.

Also auch im mD hast Du Einkommensteuer und Umsatzsteuer, sowie das Bilanzsteuerrecht und das öffentliche Recht, sowie die Abgabenordnung doch mit einem gewissen Tiefgang aber halt stark fokussiert auf praktische Umsetzbarkeit.

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Lumaya97682 
Fragesteller
 11.07.2023, 15:49
@Meandor

Wie hast du gelernt im mD? Jeden Tag nach der Schule? Was im Internet steht klingt nach Lernen im Akkord.

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Meandor  11.07.2023, 15:55
@Lumaya97682

Die Frage jetzt zu beantworten ist schwierig. Ich hab weder im mD noch im gD wirklich etwas gelernt, ich hab lediglich im Unterricht aufgepasst und damit hat es mir in den interessanten Fächer auf sehr gut und gut gereicht und in den weniger interessanten Fächer zwischen ausreichend und befriedigend.

Der mD war aber eher klassisch schulisch aufgebaut. Es gab Arbeitsblätter und auch Hausaufgaben. Die mussten halt gemacht werden. Schwach erinnere ich mich an den Ablauf:

  • Schule bis ca. 12:30
  • Mittagessen bis ca. 13:30
  • "Verdauungspause" bis ca. 14:00
  • Hausaufgaben bis ca. 16:30
  • Ggf. dem Zimmernachbarn bei den Hausi helfen oder sich helfen lassen. Lösung austauschen oder einfach was abschreiben bis ca. 17:00
  • Irgendwie mit den Nachbarn die Zeit totschlagen
  • Abendessen war glaub 17:45 bis 18:30

Wir hatten damals noch wochenweise Küchendienst. Wenn Du dann mittags in der Stadt warst, musstest Du die Hausis dann abends machen.

Und abends dann entweder gemütliches Beisamensein auf dem Stock, oder in die Stadt, und damals gab es nicht weit von der Schule noch eine Rockerkneipe in der wir gern gesehen waren und in der das Alter nicht interessierte.

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Lumaya97682 
Fragesteller
 11.07.2023, 16:28
@Meandor

Wie hoch schätzt du denn die Durchfallquote ein? Ich höre was von 20-30 % und woran liegt das deiner Meinung nach?

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Meandor  12.07.2023, 10:01
@Lumaya97682

Beim mD war damals die Durchfallquote nicht hoch, aber dafür gab es eine Übernahmequote.

In meinem gD vor ca. 10 Jahren hatten wir rund 10% Abgang während des Studiums und ca. 15% haben die Prüfungen nicht im ersten Anlauf geschafft. Endgültig durchgefallen sind dann weniger als 10%.

Inzwischen hab sehe ich es relativ oft, dass bei der Zwischenprüfung am Anfang bereits viele scheitern. Warum? Ich sag mal vorsichtig, dass Steuerrecht dann einfach nichts für die Personen ist. Mit auswendig lernen kommst Du nicht weit, denn es wird erwartet, dass Du rechtlich arbeitest. Wir haben kein US-Recht bei dem Du einfach irgendwelche Musterfälle runterbetest, sondern Du musst mit Deinem Gesetz den Sachverhalt auflösen.

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Bei der Ausbildung zum Finanzwirt handelt es sich um eine Laufbahnausbildung für den mittleren Dienst in der Steuerverwaltung der Länder. Diese dauert 2 Jahre.

Bei dem dualen Studium zum Diplom Finanzwirt (FH), handelt es sich um eine dreijährige Laufbahnausbildung für den gehobenen Dienst in der Steuerverwaltung der Länder [oder der Finanzverwaltung des Bundes (Zoll)].

Im wesentlichen unterscheiden sich die Laufbahnausbildungen an der Menge des Stoffes. Das, was die Steuersekretäranwärter (Amtsbezeichnung der Anwärter für den mD) in den zwei Jahren des gesamten Vorbereitungsdienstes lernen, bekommen die Steuerinspektoranwärter (Amtsbezeichnung der Anwärter für den gD) nahezu alles innerhalb des ersten Studienabschnitts (erste 6 Monate bis zur Zwischenprüfung) eingetrichtert.

Die Körperschaftssteuer z.B. ist eines, was im ersten Studienabschnitt noch nicht dran kommt, die Anwärter im mD dennoch in den 2 Jahren gelernt haben.

Die Zwischenprüfung im dualen Studium umfasst folgende Gebiete:

  • Einkommensteuer
  • Umsatzsteuer
  • Bilanzsteuerrecht
  • Abgabenordnung
  • öffentliches Recht (Staatsrecht, Grundrechte, Verfassungsbeschwerde, Finanzverfassung und ggf. Beamtenrecht)

Dazu kommen im ersten Studienabschnitt noch Privatrecht und Erbschaftssteuer.

Der Vergleich mit einem Jurastudium hängt. Das Studium der Finanzverwaltung ist aufs Steuerrecht begrenzt, und lehrt die Grundlagen des Privat- und öffentlichen Rechts.

Die meisten Studiengänge im öffentlichen Dienst, egal ob im Finanzamt, bei der Polizei, der allgemeinen Verwaltung oder in der Sozialversicherung, haben sich auf ein Rechtsgebiet innerhalb des öffentlichen Rechts spezialisiert, und tauchen dort tiefer ein als im Jurastudium.

In den anderen Bereichen werden lediglich nur Grundlagen vermittelt, um ein Verständnis für die Materie zu bekommen. Hier ist ein Jurastudium genauer.

Das einzige, was dem Jurastudium am nächsten kommt, ist das Rechtspflegerstudium für gehobenen Justizdienst. Hier kann es einem durchaus 3x so viel wie ein Jurastudium vorkommen, was daran liegt, dass die Rechtspflegeranwärter gerade mal 21 Monate Theorie im Vergleich zu 5 Jahren Theorie im Jurastudium haben.

Es ist aber keine Seltenheit, dass Jurastudenten, die in einen Studiengang im öD gewechselt haben, einige Probleme haben.

Das konnte ich während meines Studiums beim Zoll feststellen, genau wie meine Cousine im Finanzamt, Bekannte in der Sozialversicherung sowie schon meine Mutter Ende der 90er und auch einige Bekannten in der Justiz.

Woher ich das weiß:Berufserfahrung – Zollbeamtin / Beamtin im gehobenen Zolldienst

Einer ist schnell in der Praxis und studiert nötiges dazu !

Der andere Theoretiker muß erst noch den Betrieb finden der ihn braucht ?

Ja, der Stoffumfang ist beim Studium um einiges größer als der in der Ausbildung. Teilweise hast du auch andere Fächer als in der Ausbildung.

Nach 4-6 Monaten wird je nach Bundesland eine Zwischenprüfung abgelegt. Dort wird im Großen und Ganzen das abgefragt, was man am Ende der zweijährigen Ausbildung können muss.

Dass der Stoff 3x so viel sein soll wie ein Jurastudium, ist Quatsch. Ich finde eher, dass Jurastudenten sogar etwas mehr haben als ein Finanzanwärter. Wenig ist es trotzdem nicht - es bleibt ein Studium.

Den Stoff aus dem Unterricht sollte man möglichst zeitnah nachbereiten und gerade während Klausurphasen oder in Prüfungsphasen ist es noch stressiger, weil man einerseits laufenden Stoff aus dem Unterricht wiederholen muss und andererseits auch mit Klausuren lernt (Das hast du aber auch in der Ausbildung).

Je nachdem sitzt man dann auch mal so 3-5h (je nach Lerntyp) nachmittags/abends zum lernen. Klingt erstmal viel, aber irgendwann gewöhnt man sich dran.

Lumaya97682 
Fragesteller
 11.07.2023, 14:34

Aber die Ausbildung sollte man trotzdem nicht auf die leichte Schulter nehmen?

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Giota210  11.07.2023, 14:46
@Lumaya97682

Nein. Trotzdem ist die Ausbildung natürlich „einfacher“ als das duale Studium.

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Der Diplom Finanzwirt hat seinen Abschluss durch ein Studium erhalten, der andere Finanzwirt hat nur eine Ausbildung gemacht.

Das was der Steueranwärter in seiner Ausbildung lernt (Inhalt der Theorie) muss der Finanzanwärter bereits mit Ablegen der Zwischenprüfung können. Der danach folgende Inhalt im Studium findet im Großen und Ganzen während der Ausbildung des Steueranwärters nicht statt.

Lumaya97682 
Fragesteller
 11.07.2023, 13:31

Ich habe mich trotz Abi bewusst für die Ausbildung entschieden, weil ich mir bezüglich des Studiums zu unsicher war. Weil ich einige kennen, die sagen, man muss sich das Studium so vorstellen, dass es vom Niveau her, dreimal so viel wie ein Jurastudium sei.

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Lumaya97682 
Fragesteller
 11.07.2023, 13:37
@turnmami

aber es ist eine ganz andere Hausnummer als eine Ausbildung.

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turnmami  11.07.2023, 13:39
@Lumaya97682

So wie jedes Studium. Da muss man eben viel lernen. Aber es ist gut machbar. Meine Tochter hatte so gute Noten, dass sie sogar Probezeitverkürzung bekommen hat

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Lumaya97682 
Fragesteller
 11.07.2023, 13:40
@turnmami

Ich höre 2-3 Stunden Lernen pro Tag für das Studium/Ausbildung in der Theoriephase ist mehr oder weniger Pflicht, wenn man bestehen möchte.

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turnmami  11.07.2023, 13:42
@Lumaya97682

Och nö. So lang sass meine nie. Und sie hatte das gesamte Studium nur in Eigenstudium und etwas Online Vorlesungen wg Corona

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Lumaya97682 
Fragesteller
 11.07.2023, 13:43
@turnmami

Hatte sie Vorkenntnisse? Zum Beispiel vorher schon mal ne Ausbildung im Bereich Steuern/Verwaltung gemacht?

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turnmami  11.07.2023, 13:43
@Lumaya97682

Nein. Sie kam direkt vom Abi. Aber sie war schon immer sehr gut in der Schule

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anTTraXX  11.07.2023, 13:50
@Lumaya97682

Es hängt von jedem selber ab, jeder ist und lernt anders.
Aber das Jurastudium ist mit Sicherheit noch mal ne andere Hausnummer

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Lumaya97682 
Fragesteller
 11.07.2023, 14:40
@anTTraXX

Klingt so als sei eine Ausbildung weitaus "chilliger" (ich nenne es mal so) als ein Studium zum Finanzwirt)?

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turnmami  12.07.2023, 08:37
@Lumaya97682

Es ist nichts davon "chillig". Und die Gehaltsunterschiede hinterher gross...

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