Gibt es Menschen, die bereuen, auf Wunsch früher in Rente gegangen zu sein?

Das Ergebnis basiert auf 14 Abstimmungen

ich bin froh in Rente zu sein, beste Entscheidung 50%
ich kenne jemanden, der zu früh aufgehört hat und zwar... 43%
ich bereue es zu früh gegangen zu sein, weil... 7%

8 Antworten

Ich kenne niemanden persönlich, der es bereut. Meine Mutter und Schwiegermutter haben gerade erst vorletztes Jahr beide ein bisschen früher die Segel gestrichen - und finden es beide spitze!

Bei beiden war es allerdings wirklich eine absolut freie Entscheidung. Beide hatten hochqualifizierte, spannende Jobs, die sie an sich sehr gern gemacht haben. Aber bei beiden war einfach der Punkt erreicht, wo sie komplett freiwillig und gern diesen Schritt raus aus dem Erwerbsleben und rein in die Rente gegangen sind. Ich kann mir vorstellen, dass das bei denen, wo es eher auf Basis äußerer Umstände zu dieser Entscheidung kommt (gesundheitlich oder weil ohnehin der Jobverlust droht, z. B. wegen einem pleite gehenden Unternehmen), das noch mal GANZ anders aussieht...

Beide haben zudem auch vielfältige und zahlreiche Hobbies und Interessen, denen sie jetzt umso intensiver nachgehen können. Und eben auch die dafür notwendige finanziell solide Basis. Auch so zwei Punkte, die in anders gelagerten Fällen sicherlich das Bereuen wesentlich leichter und schneller aufkommen lassen...

ich kenne jemanden, der zu früh aufgehört hat und zwar...

Auf Gutefrage gab es lange Zeit einen User mit mehreren Accounts, dessen Hauptthema es war, dass er es sehr bereue, früher in den Ruhestand gegangen zu sein.

Er hätte es am liebsten rückgängig gemacht, aber das ist ja in der Regel nicht möglich.

Wir wissen alle: Niemand ist unersetzlich und so sehr wird man normalerweise auch nicht vermisst.😉

rotesand  13.09.2023, 12:10

Ich kenne einen, dem das vergönnt ist - ein pensionierter Lehrer, der jetzt 70 wurde und immer noch stundenweise unterrichtet. Er freut sich, aber der Grund ist eigentlich ein tragisches Politikum ... Lehrermangel.

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tanzella  13.09.2023, 12:12
@rotesand

Stundenweise zu unterrichten ist sicherlich eine gute Lösung, man ist willkommen, aber selbst nicht überlastet.👍

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rotesand  13.09.2023, 17:01
@tanzella

So weit ich weiß unterrichtet er jeden Tag, aber nur zwei oder drei Stunden und nur Deutsch und Gemeinschaftskunde. Das waren auch seine Studienfächer.

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ich kenne jemanden, der zu früh aufgehört hat und zwar...

ich kenne mehrere Leute, die vorzeitig in Rente gegangen sind und es gibt davon lediglich eine Person, die damit auch glücklich ist und finanziell gut dasteht - und das ist meine Mutter :) Sie war in Frührente gegangen, um mehr für meinen Vater da zu sein, der 2013 einen Herzinfarkt hatte. Beide genießen jetzt ihren Lebensabend (gut, jetzt wären beide eh in Rente)

Die anderen Beiden bereuen es, eine davon hat in ihrem Leben so gut wie ne gearbeitet und dementsprechend fällt natürlich die Rente aus.

Der andere hatte keine Lust mehr und hatte auch eine gewisse Anzahl von Dienstjahren in seiner Branche erreicht und durfte/konnte/musste aufhören - auch bei ihm reicht die Kohle nicht und ich sehe da leider sehr schwarz für ihn, weil er eigentlich den ganzen Tag nur noch daheim hockt, sich nichts leisten kann, keine Hobbies und keine Familie/Freundin hat.

Tannennadel55 
Fragesteller
 13.09.2023, 10:49

schön dass es deiner Mutter mit der Entscheidung gut geht, wenn man Familie hat ist es auch schön wenn man dann mehr Zeit hat füreinander-man muss es sich halt gut überlegen und auch zur Not noch weiter jobben, warum arbeitet denn dein anderer Bekannter nicht weiter in einem 520 Euro Job?

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Silencer1975  13.09.2023, 10:55
@Tannennadel55

das wird er auf kurz oder lang müssen, weil er sich sonst seine Miete nicht mehr leisten kann. Auch traurig - da reißt man sich sein Leben lang den Po auf und dann kommt man an seinem Lebensabend nicht mal mit der Rente über die Runden.

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Tannennadel55 
Fragesteller
 13.09.2023, 10:59
@Silencer1975

wahrscheinlich ist es auch nicht so sinnvoll, früher zu gehen, nur weil man keine Lust mehr hat...man muss ja irgendwie eine Alternative als Lebensentwurf entwickeln, nur passiv zu sein ist sehr ungesund...

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ich kenne jemanden, der zu früh aufgehört hat und zwar...

Ich kenne einen, der so ein Angebot angenommen hat und dann mit 58 daheim war - er war immer ein klassischer "Schaffer", der immer alles gemacht hat. Familie ist vorhanden, er hatte sogar damals schon zwei Enkel. Er hat es nach wenigen Monaten schon bereut, weil ihm langweilig wurde und er rutschte sogar in Depressionen. Jetzt müsste er so 65 sein und übt einige Nebenjobs aus, damit er was zu tun hat.

Tannennadel55 
Fragesteller
 13.09.2023, 10:35

aber er hat sich am Anfang total gefreut aufgehört zu haben oder?

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rotesand  13.09.2023, 10:37
@Tannennadel55

Nicht so richtig. Ich habe das damals mitverfolgt, weil ich mit der Familie bekannt war - der Mann dachte damals, er als Betriebsrat macht es halt als Vorbildfunktion und geht daher vorzeitig in Rente, damit ein anderer nicht entlassen werden muss (das war damals so eine versteckte Entlassungsaktion, wo Leute an die 60 in Rente geschickt wurden; für jeden Senior, der blieb hätte ein Junger entlassen werden müssen), aber überzeugt war er auch nicht. Das war aber auch eine sch...-Firma, von der man nur Schlechtes hörte; mein Bruder hat da gelernt und wurde rangenommen, bis er psychisch am Ende war und der Weg ins Drogenproblem nicht mehr weit war. Alles klar.

Andererseits wurde ein damaliger Nachbar von mir in der selben Aktion mit 60 in Rente geschickt, dem lief das grad rein. Der hörte den ganzen Tag Musik und lachte, schaute Fernsehen, trank Kaffee, stand um neun Uhr auf, lief in der Gegend rum, ging ins Café und ausgedehnt wandern, unternahm was mit seiner Frau und ging in Urlaub - aber der war auch nie so ein "Schaffer", der hatte im Gegensatz zu dem anderen schon immer Hobbys.

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Hayns  13.09.2023, 17:30

@ rotesand,

auch ich war ein "Schaffer", wie Du es nennst.

Pro Firma, pro Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Ich an letzter Stelle... nicht ganz; mein Motto: Ist meine Crew zufrieden, kann ich auch zufrieden sein.

Das ging jahrelang gut, aber am Ende war da doch ein Defizit und der Druck von oben wurde größer. Mein "Schaffen" wurde ausgenutzt. Das erkannte ich zu spät.

Ich hatte (habe noch immer) Familie, ich hatte Hobbys, war immer für andere da und der Fels in der Brandung.

Nach ~ 18 Jahren, in denen ich "funktionierte", begann ein schleichender Prozess, der nach etwa drei weiteren Jahren in einem Burnout gipfelte.

Nie mehr konnte ich in meinen Beruf zurück, nie mehr mit diesen Vorgesetzten arbeiten - so dachte / fühlte ich. Zwei Jahre war ich krank - raus aus der Firma.

Ich ließ mir helfen - ich kämpfte mich zurück. Innerhalb der Firma wechselte ich und bekam eine Stelle, die mal meinen Wunschvorstellungen entsprach.

Es war fantastisch - ich konnte wieder arbeiten, was ich während meines Burnout für völlig ausgeschlossen hielt. Es machte mehr Spaß als je zuvor.

PENG!

Meine Frau bekam Krebs. OP, Chemo- und Strahlentherapie. Eine Belastung, die nur jemand versteht, der eigene Erlebnisse hat.

Für mich war sofort klar, ich höre auf zu arbeiten, ich will bei meiner Frau sein, ihr helfen so gut ich es konnte.

Die vorzeitige Rente um 2012 ging dank meiner Ärzte, die mich krankschrieben, weil ich ihnen die Wahrheit schilderte, schnell über die Bühne.

Ich hörte also auf zu arbeiten, als mir die Arbeit den allergrößten Spaß bereitete. Die Entscheidung habe ich nie bereut.

Es war kein Opfer. Meine Frau ist gesund (der Krebs ist weg, Probleme, die geblieben sind, sind erträglich).

Ich habe meine Frau, meine Familie und meine Hobbys.

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