Gibt es einen Zusammenhang zwischen der Berufswahl und psychischen Störungen?

4 Antworten

Vom Fragesteller als hilfreich ausgezeichnet

Hallo,

es gibt ja verschiedene Definitionen von Sadismus. Meistens wird es ja als Gefallen daran, andere zu quälen, ihnen körperliche oder seelische Schmerzen zuzufügen, verstanden. Erich Fromm hingegen beschränkte den Sadismusbegriff auf das Verlangen nach Macht über andere (in: Anatomie der menschlichen Destruktivität). Macht über andere zu haben bedeutet aber auch, in der Position zu sein, ihnen ohne befürchtenswerte Gegenwehr Schmerz zuzufügen. Ich kann mir vorstellen, dass beides sich überschneidet bzw. korreliert.

Sadistische Menschen werden sicher, so denke ich, tendenziell Berufe wählen, in denen sie Macht über andere haben und selbst keiner starken Kontrolle unterliegen. Ich kann mir keinen Beruf vorstellen, in dem das stärker der Fall ist, als als Psychiater, konkret als Oberarzt einer geschlossenen psychiatrischen Station. Man hat über die Diagnose Definitionsmacht über Menschen, kann sie einsperren lassen, ist rechtlich ziemlich gut abgesichert, wenn man sie mit Drogen foltert und die Opfer sind unglaubwürdig, weil sie als geisteskrank etikettiert sind. Außerdem zählt vor Gericht nur, was in der Krankenakte dokumentiert ist, und da kann ein Patient nicht reinschreiben. Damit möchte ich nicht sagen, dass alle Psychiater Sadisten sind! Aber ich bin überzeugt, dass sich dort statistisch mehr Sadisten herumtreiben als in anderen Berufsfeldern.

Sam Vaknin, der sich selbst als Narzisst betitelt, im Rahmen eines Filmprojektes aber eher als psychopathisch eingestuft wurde, hat diverse Videos auf youtube, auf denen er vorstellt, welche Berufe seines Erachtens "Menschen wie er" übermäßig häufig wählen.

Zu Masochismus fällt mir spontan außer Prostitution nichts ein. (Ich weiß, dass Menschen sich aus ganz verschiedenen Gründen bewusst dazu entscheiden oder aus Not in diese Lage geraten, aber man kann sich darin wehtun lassen oder offerieren, sadistische Wünsche zu befriedigen.)

LivingThings 
Fragesteller
 22.12.2013, 02:55

Ich danke dir für deine ausführliche Antwort!

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Ich möchte beide Neigungen nicht als krank titulieren

wenn du diese neigungen nicht als krank titulieren willst, wieso dann in der fragestellung von "psychischen stoerungen" reden?

sadismus und masochismus sind keine psychischen stoerungen und werden in verschiedenen zusammenhaengen unterschiedlich verwendet. wer im bezug auf sexualitaet sadistisch oder masochistisch veranlagt ist, kann irgendeinen beruf ausueben. angeblich findet man gerade bei erfolgreichen geschaeftsmaenner beispielsweise haeufig masochistisch veranlagte, weil diese in ihrem sexualleben das krasse gegenteil ihres alltages bevorzugen und die devote rolle uebernehmen. laesst sich freilich nicht verallgemeinern.

die gern in film und fernsehen plakativ dargestellte sadismus = kz-aufseher variante ist zu einfach gedacht. wer mal was vom stanford-experiment oder noch mehr vom milgram-experiment gehoert hat, weiss, dass jeder das potential hat, lageraufseher zu werden.

LivingThings 
Fragesteller
 22.12.2013, 14:34

Auch dir danke ich für deinen Beitrag.

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Klar und wie. Psychische Abneigungen/Probleme sind der größte Faktor überhaupt bei der Berufswahl. Das sag ich aus Erfahrung.

Wobei ich mich eher auf klassische psychische Probleme wie Schizophrenie, Depression etc. beziehe, bei Sadismus und Masochismus denke ich, wird das eher unabhängig vom Beruf ausgeübt, wobei ich mir schon vorstellen kann, dass Sadisten sich Berufe aussuchen, wo sie Macht über andere haben oder Leuten weh tuen können z.B. Polizei, Armee...

howelljenkins  22.12.2013, 11:50

was ist denn nach deinem wissen ein typischer beruf fuer einen schizophrenen? (interessiert mich, da ich betroffen bin)

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LivingThings 
Fragesteller
 22.12.2013, 14:35
@howelljenkins

Mich würde das auch interessieren. Auch Literatur dazu, falls jemand da was empfehlen kann.

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gangnamschwein  24.12.2013, 02:32
@LivingThings

wie das bei schizophrenen im konkretfall aussieht weiss ich leider nicht, sehr wohl aber bei adhs oder autistisch veranlagten leuten...

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